II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 270

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ruene Kakadu
Der
9.3. J. Jeeanuna
und zu ballen, lockerte er und faltete auseinander. Er
wundert. Aber der fliehende, schleppende Gang auf
vermehrte die „Natürlichkeit“ um Spielnuancen
den Ballen, mit nach außen gedrückten Knieen sagt
(Nägelputzen des Jean), statt sie um ihre letzten An¬
nichts mehr. Der Ton, dünn, flach, unintensiv, ist
deutungen zu bringen. Er gab Einfälle, statt Grund¬
Manier. Tilla Durieux' Konversation barst nicht von zu¬
idee. Belebungen statt Vergeistigung.
rückgedrängten Energien. Ihr Händespreizen deutete
Der erste Ton, der erste Schritt des zuerst auf¬
keine innere Spannung an. Die Szenen waren nicht
tretenden Schauspielers können den Charakter der
angelegt, nicht gebaut, nicht gezielt, nicht gerichtet.
Vorstellung bestimmen. Als Herr Klöpfer hurtig als
Weder Regisseur, noch Schauspieler wußten um den
Jean auftrat und nebenbei zu reden anfing, war das
geheimen Willen der Auftritte, um ihr Tempo, um
Schicksal der Aufführung entschieden. Man wußte,
ihre Tendenz.
daß kein rhythmisches Ohr den Dialog, kein rhythmi¬
„Fräulein Julie“ läßt sich hart, gemeißelt, ruhig,
sches Auge die Körper geleitet hatte. Herr Klöpfer
ohne realistische Zwischentöne, ohne sprachliche Ver¬
hatte viel für den Jean: seine Brutalität und seine
wischung geben. Jeder Zufall der Wirklichkeit muß
Schwäche, sein Aufbegehren und seine Eitelkeit, seine
entfernt und das Stück auf einem neutralen Schau¬
Rauheit und seine Talmieleganz. Aber er hatte nicht
platz aus Licht und Dunkel geschaffen werden. (Zwei
seinen Darstellungsstil. Er, der am besten ist, wenn er
Sätze des Vorworts, mit denen Strindberg die Not¬
schwer, zäh, sparsam, gedrängt spielt, zerfloß und zer¬
wendigkeit des impressionistischen Darstellungsstils für
rann. Er gab, vom Regisseur irregeführt, die banale
„Fräulein Julie“ beweisen will, beweisen das Gegen¬
Wirklichkeit eines Bedienten, aber nicht die dämonische
teil. Strindberg verlangt eine Dekoration, die sich
Unwirklichkeit des Jean. Wie er in der ersten Sene
seitwärts ohne Türen und Fenster im Raum verliert
mit der Grüning sprach, hörte man „Die Dienstboten“.
und nimmt expressionistische Experimente vorweg. Er
von Benedix (und bedauerte, daß die Akteure nicht
lehnt das verwirrende Rampenlicht ab und fordert die
Vollmer und Schramm hießen).
konzentrierende, also die Realität aufhebende Reflek¬
Aber Herr Klöpfer hatte wenigstens Momente, die
torenbeleuchtung.) Wenn der Einakter als konzentrier¬
Flammen hergaben. Frau Durieux hatte nicht einmal
ter Einakter gegeben wird, wird, was bei Strindberg
Momente. Eine Erkältung, mit der sie spürbar
Experiment ist, in die Unerbittlichkeit der Gestaltung
kämpfte, abgezogen — was ist aus dieser Schau¬
hineingerissen. Und Requisit und Ort werden das, was
spielerin geworden? Ich habe Frau Durieux oft be¬ sie im Grunde schon sind: Verankerung der Vision.
Niemals hat Barnowsky für
quenz verlangen, Schärfe und Ge#
lers „Grüner Kakadu“ hätte i
dessen Beweglichkeit nur Unruhen
digkeit aber führt sich auf die
mit der sie vorbereitet, gegliedert,
wird. Die deutsche Literatur ist
Dramen des Gefühls. Sie ist
Dramen des geistig kontrolliert
bleibt außerordentlich, wie Schn
seelische Leidenschaften: Revoluti
nisch aufsaugt, so daß sie — im W
lichkeit und Spiel — nur szenisch
Weil Schnitzler die menschliche Ber
er aufwühlende Erlebnisse als
geben, ohne den Takt zu verletzen
einige Billigkeiten und überpoin
Dieser schwingende, elastische
Übersicht, Klarheit und Dispositio
Gliederung, die dem Schauspieler d
Im Lessing=Theater gab es Löchen
Darsteller nichts hatten, woran sie
mit ihrem Gehör nach dem Stic
glücklich waren, wenn sie es in
Immerhin setzte sie Derr Klöpf
Tantenmörder Grain durch.
parodierte zwar die Marquise,
war gekonnt.
3b
Es ist schwer, gerade
schreiben, wo über dem
der Geist der Trianon
hebt. Aber je heft
Rotter ablehnt, je schro
Brahms der Praxis the
will, desto rücksichtslosen
seine eigene Begabung
allem für Strindberg,
Ehrgeizes, aber nicht di
Engagement eines hä
tef
den Regisseurs raten.