II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 347

9.3.
Der Fruen
Kakadu
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Bühne und Welt.
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riechen kann. Es fehlt aber auch nicht an malerischer Wirkung. Die helle Maiensonne, die in
Benschels Kellerwohnung hineinstrahlt (im 2. Akt), schafft ein Stück Hoesie der Armut, das man sich
wohl ansehen kann. Und die Künstler des Burgtheaters haben sich mit einer wahren Passion in die
Rollen „hineingelegt“, die Hauptmann so dankbar zu schreiben weiß. Den Fuhrmann Heuschel giebt
Adolf Sonnenthal. Um vollkommen objektiv seine Leistung zu beurteilen, müßte ich andere Dar¬
steller dieser Rolle zum Vergleich herbeiziehen können, was mir aber nicht möglich ist, da ich keine
andern Darsteller des Henschel gesehen habe. Auch verfüge ich über zu wenig Kenntnis der
schlesischen Volkssprache, um das Sonnenthalsche Schlesisch auf das Maß seiner Richtigkeit
hin beurteilen zu können. Geborene Schlesier, die ich darüber befragte, äußerten sich zurück¬
haltend. Doch ist das schließlich nicht von maßgebender Bedeutung. Wenn das Ohr sich
an die überhaupt nicht sofort ganz klare Sprechweise Sonnenthals und überdies auch noch an
sein Schlesisch akkomodiert hat — und das geschieht sehr bald im ersten Akt — dann steht man
im Banne dieses Künstlers, aus dem man auch nicht mehr entlassen wird. Der Hersönlichkeit
dieses Meisterdarstellers vornehmer Gestalten aus der Gesellschaft, der Charmeurs der Salons,
lag ja die Rolle des Heuschel ursprünglich so ferne als nur möglich. Kurz angebundene Rauheit
war Sonnenthals Sache nicht, den Ton traf Bernhard Baumeister immer besser. Allein seine
Darstellung Henschels leidet nicht darunter, daß er ihn weicher, wärmer giebt als Hauptmann
ihn wohl gedacht haben mag; Sonnenthals Spiel kommt keinen Atemzug lang in Widerspruch
mit den Worten, die er zu sagen, und in die kurzen Sätze, die Heuschel dem Stile des Stückes
gemäß oft mehr zu spielen als zu sprechen hat, weiß er den ganzen Charakter des grundgütigen
und so unbeholfenen Mannes hineinzulegen. Sein Naturalismus läßt nichts zu wünschen übrig;
im ersten Akte ißt er auch kutschermäßig, indem er große Bissen mit seiner Gabel aufstochert!
Und je weiter sich die tragische Handlung steigert, umsomehr tritt Heuschel aus sich heraus, um
sein tiefes Gemüt zu verraten. Ins Spiel mit Hanne im zweiten Akt fällt nicht ein Tropfen
Sinnlichkeit; diesem Manne glaubt man es wirklich, daß ihn keine andere als die rein wirt¬
schaftliche Erwägung zur Ehe mit seiner früheren Magd veranlaßte. Und in der großen Seene
mit seinem Schwager im Kaffeehaus wächst Sonnenthals Spiel zu gewaltiger Kraft emper.
Gurgelnd im Zorne bringt er seine Worte hervor; die furchtbare Qual, die ihm die Ent¬
täuschung durch Hanne bereitet, zittert ihm am ganzen Leibe. Man glaubt selbst den Schraub¬
stock seiner hand zu spüren, mit der er den Ankläger Hannes festhält. Und vollends im fünften
Akt — Heuschel als Nachtwandler, wie von den Furien gepeitscht, von Fieberfrost geschüttelt, die
Angen starr, wie ein Mensch, der eine fire Idee nicht losbekommen kann — dieses Spiel ist
einer der Gipfelpunkte Sonnenthalscher Kunst in der Cragödie... Die Leistung Lotte Witts als
Hanne wird allgemein als eine kongeniale gerühmt und anerkannt. Sie spricht den Dialekt ge¬
treuer, unser Wiener Ohr braucht daher mehr Zeit, sich an ihn zu gewöhnen. Ihre jugendlich¬
kräftige Erscheinung kommt ihrer Darstellung der vielumworbenen Magd sehr zugute; ihr hohes und
dabei eigentümlich singendes, doch hell tönendes Organ klingt wie Musik, wenn Fräulein Witt
einmal viel zu sprechen hat. Aber man be¬
wundert noch viel mehr ihre meisterliche Cha¬
rakteristik der Magd. Wie sie im ersten Akt nach¬
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Frau Henschel: „Wenn ich nu starbe, thätst du se heirote?“