II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 356

Der
ruene Kakadu
9. 3 4essesenesenereneeteee
Dienstjubiläum. Am 16. Mürz feierte der Ober¬
magistratsrat Otto Nentwich in Reichenberg sein
25jähriges Dienstzubiläum.
Artur Schnitzler und die Gegenrevolution.
Einzelne Pariser##hatten die Mitteilung
gebracht, daß nebenstapp und ###itz ein
Schriftsteller „Bamens* Schnitzler i der Spitze
der deutschreaktionären Bewegung siehe. Die
„Liberté“ erklärte hieraus# daß es sich um Artur
Schnitzler handeln müsseldessen Stück „Der grüne
Kakadu“ vom Theatitz Asitoine her in bester
Erinnerung sei Die „Agence Radio“ veröffent¬
lichte sogar ch Interview mit Antoine, der sich
über Arkut Schnitzlers literarische Bedeutung
sehr freundlich aussprach und über seine politischen
Beziehungen nichts zu wissen erklärte, aber nach
der „Agence Radiv“ doch hinzugefügt haben soll,
er halte es für durchaus nicht unwahrscheinlich,
daß sich Schnitzler an der Spitze der neuen revo¬
lutionären Bewegung befindet. Frankreich häl
Schnitzler offenbar für einen Berliner.
Ein Dresdner Rubens „verwundet“. Bei der
## in Dresden wurde in de
Vorwärts, Berlin
4
2 3. Jan. 1926
Der grüne Kakadu, das ist der Name eines berühmten Pariser
Kellerlokals, und am Abend der französischen Revolution, am
14. Juli 4789 läßt der Wiener Dichter Artur Schnitzler hier
eine prächtige spannende Groteske handeln zwischen dem Volk und
seinenübermütigen Herren, ein Spiel zwischen Scherz und
„Ernst, voll Liebe und Mord, ein Spiel vom Leben. Gestern
vermittelte es der Rundfunk unter der Regie von Alfred Braun
in einer der besten Schauspielaufführungen, die er je sandte. Das
Zusammenspiel war hervorragend — am allerstärksten Paul
Bildt — und die dur.g eine sehr geschickte Aufstellung der Sprecher
erreichte akustische Wirkung beflügelte wohl auch die armseligste
Phantasie zur Vorstellung des jeweiligen Szenenbildes. Es ist
zwar richtig, daß solche Vorstellungen immer nur ein Ersatz sind,
aber im Hinblick darauf, daß der Genuß des Originals den meisten
Menschen aus materiellen und anderen Gründen versagt ist, sei der
Ersatz willkommen, besonders, wenn er auch künftig das gestrige
literarische und darstellerische Niveau hält. Die Forderung nach
Originalfunkspielen bleibt deshalb bestehen.
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Tagespresse
Wien
39.11. 1933
OKALIS
Sneater -Kunse
Firmin Gemier gestorhen

Firmin Gemier, der bekannte
Pariser Schauspieler und Theater¬
mann, ist, wie aus Paris ge¬
meldet wird, im Alter von
63 Jahren gestorben. Er war dem
Wiener Puhlikum vor allem in
seiner Eigenschaft als Gründer
des „Welttheaters“ bekannt, eines
Unternehmens, das den Zwec
haben sollte, nach dem Ende des
Weltkrieges die ehemals feind¬
lichen Völker durch gegenseitigen
Austausch dramatischer Produkte
und Gastspiele einander wieder
näher zu beingen. In Verfolgung
dieser Idee weilte Gemier im
Jahre 1925 in Oesterreich, Deutsch¬
land und Ungarn, um die füh¬
renden Bühnenleiter zu dem von
ihm einberufenen internationalen
Kongreß des Weltbundtheaters
nach Paris im Jahre 1928 ein¬
zuladen. Als Vertreter Oester¬
reichs weilte damals Direktor
Herterich in Paris... Das Welt¬
theater blieb ein schönes Projekt,
das niemals eine praktische Ver¬
wirklichung fand.
Firmin Gemier stammte aus
kleinen Verhältnissen. Er war
ursprünglich Schlosserlehrling wie
Atexander Girardi und war wie
dieser von einem unbezwinglichen
Drang zur Bühne beseelt. Nach
bedeutenden Erfolgen als Dar¬
steller wurde er Direktor und Re¬
gisseur des Theatre Libre und
später Leiter des Theater Odeon.
Gemier, der eine Realisierung
seines Welttheaters in den von
ihm vorgesehenen Ausmaßen und
Formen trotz seinen lebhaftesten
Bemühungen und einer ausge¬
dehnten Propagandatätigkeit nicht
durchsetzen konnte, ließ es sich
gleichwohl angelegen sein, das
Pariser Theaterpublikum mit den
Werken ausländischer dramatischer
Dichter bekannt zu machen. Er
war es, der unter anderem
Schnitzlers „Grünen Kakadu“ und
Gerhart Hauptmanns „Weber“ in
Paris zur Aufführung brachte.
Sein Ideenreichtum, der ihn zu
immer neuen Plänen und Unter¬
nehmungen veranlaßte, wirkte be¬
fruchtend auf das Pariser Theater¬
leben und machte ihn zu einer der
interessantesten Erscheiungen der
internstionalen Bühnenwelt.