II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 357

Der
fruene Kakadu
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9.3. ei mamad
„OBSERVER
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WIEN: I., WOLLZEILE 11
NUGTELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
190
Nenes Wiener
vom:
2 5 JULI 934
Richard Bennett kommt nach Wien.
Gespräch mit dem berühmten amerikanischen Schauspieler.
Von unserem Londoner Korrespondenten.
London, im Juli. [des Impresarios in dem letzten Anna=Sten=Film „Nana“, der
nach Zolas gleichnamigem, sehr frei bearbeiteten Roman kürzlich
Richard Bennett hat es eigentlich gar nicht notwendig, für
als Sprungbrett für die eigenartige russische Schauspielerin
seinen Namen Reklame zu machen. Das besorgen schon seine
gedreht wurde. „Nana“ oder „The Lady of the Boulevards“, wie
drei schönen Töchter Barbara, Joan und Konstanze, die über
der Film in London heißt, fand die divergierendste Kritik aller
Hollywood hinaus zu weltberühmten Stars avanciert sind. Papa
Filme in der letzten Londoner Saison. Manche waren von der
Bennett, der heute nach Wien kommt, um ein Stück für Amerika
exotischen Schönheit Anna Stens, die mit Kortner in dem
zu erwerben, ist der Welt nur so nebenbei bekannt, obwohl er
berühmten „Karamasoff“=Film im deutschen Atelier debütiert
seit vierzig Jahren Amerikas populärster Schauspieler ist. Seine
hatte begeistert, andere suchten vergeblich im Spiel und
größten Erfolge waren, wie er selbst meint, seine drei Töchter,
Handlung die Sensation zu entdecken, die angekündigt war. Ein¬
die er für die Bühne erzogen und beim Film eingeführt hat, stimmig begeistert wurde nur Richard Bennetts Leistung als
weil sie alle drei so bildhübsch und obendrein so klug und tüchtig Nanas Manager aufgenommen.
sind, daß jede andere Karriere für sie verfehlt gewesen wäre.
„Dieser Film war unbedingt einer der interessantesten
meiner ganzen Karriere“, meint Bennett, als wir auf sein
„Zuerst haben sie mit mir Shakespeare=Rollen gespielt“,
Repertoire zu sprechen kommen, das so umfangreich ist, daß er
erzählt Bennett kurz vor seiner Abreise nach Wien. „Viele Jahre
lang waren wir in einem Ensemble auf Tournee durch die sich nur vage erinnert vor ein paar Jahren einmal entdeckt zu
Vereinigten Staaten. Wir sind bis hinauf nach San Francisco haben, daß er ungefähr fünfhundert verschiedene Gestalten auf
und noch weiter in den Westen gekommen und haben „Hamlet“ der Bühne und im Film dargestellt hat. „Anna Sten wurde
„Romeo und Julia“ und „Sommernachtstraum“ auf frisch ge= zwei Jahre lang für Hollywood trainiert. Zwei Jahre lang hat
bunten sie nichts gemacht als eine hohe Gage bezogen und darauf
zimmerten Bretterbühnen vor einem malerisch
Auditorium von Fallenstellern, Jägern und Cowboys gespielt. gewartet, bis der Tonmixer, der Kameramann, der Friseur und
Ein paar Monate später wieder am Broadway in New=York alle übrigen Experten des Studios sie für würdig befunden
hatten, ins Scheinwerferlicht zu treten. Bis dahin mußte sie nur
vor einer Mauer weißer Hemdbrüste und einem blasierten
Publikum, das sich Shakespeare=Dramen nur ansehen wollte, um proben, sich schminken, Kostüme probieren, ihre Haare legen,
sie auch gesehen zu haben. Heute aber ist das amerikanische englisch lernen. Die Arbeit war nicht einfach. Als sie schließlich
im Studio aufnahmsbereit war, begannen erst die Schwierig¬
Publikum eines der besten, das sich ein Schauspieler nur
wünschen kann. Die Begeisterung ist ehrlich und groß, wenn keiten, die ihre eigensinnigen Ideen aufbrachten. Aber letzten
eine gute Klassikeraufführung veranstaltet wird, und der Durch= Endes war der Film ein Sensationserfolg und hat somit alle
Strapazen der Mitwirkenden gelohnt. Manchmal ist man in ein
schnitt der mobernen Bühnenliteratur ist absolut hochwertig. Die
paar Wochen mit irgendeinem Großfilm fertig, weil zufällig
Konjunktur, die vor dem großen Wallstreetkrach für jeden mittel¬
alles klappt, ein andermal dauert ein relativ kleinerer Film
mäßigen Glücksritter bestand, der keinen Tau vom Theater hatte,
ebensoviele Monate. Hollywood? Nein, das ist wohl der Charakter
ist in den Depressionsjahren einer Baisse gewichen, die eine
des Films überhaupt. In Amerika, ebensowie in England oder
reinigende Wirkung hatte und das Publikum endlich wählerischer
Frankreich. Wahrscheinlich ist es in Wien geradeso. Nach dem,
machte. Freilich sind die leichten Lustspiele die größten feassen¬
was mir meine Töchter von ihren Besuchen in Oesterreich er¬
erfolge geblieben, speziell, wenn die Musik zündend und originell
zählt haben, muß dieses Land ein Dorado für die Filmarbeit
ist. Sie müssen aber witzig sein, ohne den Humor mit Gewalt
sein. Ich komme zum erstenmal hin und kann leider nur drei
herbeizuziehen. Die Wiener Autoren haben in diesem Genre
oder vier Tage bleiben. Ich möchte noch Schlußverhandlungen
zahllose Erfolge zu verzeichnen gehabt, und der kontinentale
wegen eines Stückes führen, das ich im Herbst in New=York und
Einfluß manifestiert sich auch in den Spitzenleistungen der
später auch in London spielen werde. Der amerikanische Titel
amerikanischen Filmindustrie, die unter dem Einfluß der
steht schon fest: „The red cat“ („Die rote Katze"). In Wien, glaube
hervorragendsten europäischen Regisseure, Schauspieler und
ich, lief es unter dem Titel „Nacht vor dem Ultimo“.“
Autoren so groß geworden ist.“
Das Gespräch über Wien erinnert Bennett auch daran,
Richard Bennett filmt jetzt zum erstenmal in Europa. In daß er schon viele Stücke Wiener Autoren in Amerika viele
hundertmal gespielt hatte. Unter anderen auch Artur Schni#lors
Paris und in London dreht Gregory Ratoff einen von ihm
selbst verfaßten Kriminalfilm, in dem Bennett wieder eine seiner „Grünen Kakadu“, mit dem er lange Zeit ganz Am##il
berühmten grandseigneural=biederen Rollen spielt, ähnlich der bereist hat.
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