II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 398


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9.4. Der gruehe Kakadu ZykIns
Seite 14.
Wien, Samstag
Fremden-Blatt.
.. März 1899.
Nr. 63.
Und die Weiber in der Spelunke „zum grünen Kakadu“? Der
selten, daß in einer Büchsen, auf welcher Alchermes geschrieben, nur
Wirth Prospére, ein ehemaliger Schauspieler, weiß die blasirte Ccême
eine geschimmelte Holler=Dolgen klebet, die doch der gemeine Mann
von Paris in seine Höhle zu locken, indem er den groben „Sauwirth“
gleichwohl theuer bezahlen muß. .. . Item sind wohl einige zu treffen,
spielt und ihnen von allerlei alten Komödianten wirkliche Verbrechen
die ganz gewissenlos die Arznei zu teuer geben, und etwann eine
vorspielen läßt. Sie benehmen sich alle als Diebe, Räuber, Mörder
Handvoll Heublumen für einen Reichsthaler versilbern.
und entlaufene Galeerensträflinge, und das gibt den feinen Herrschaften
(Die neueste Versicherung.) In San Francisco ver¬
gruselige Sensationen. Ein gewisser Henri ist das Genie des Lokals.
sichert eine Gesellschaft die Schönheit der Frauen. Der Pro¬
Er hat soeben die berüchtigte Leokadie geheiratet, eine Person, die ein
spelt sagt: „Eine Dame kann ihre Schönheit zu jedem beliebigen Preise
Bataillon von Othellos zum Wahnsinn treiben würde. Dabei ist er so
versichern, muß aber eine dieser Taxirung entsprechende Summe be¬
eifersüchtig, wie man nur in den Puppenspielen des Chat noir ist.
zahlen. Die Gesellschaft versichert Damen vom 15. bis 30. Jahr und
Henri also kommt hereingestürzt und erzählt, wie er soeben den Herzog
verpflichtet sich, dann der Versicherten eine Summe zu zahlen, wenn
von Soundso bei seiner Leokadie erdolcht habe. Er macht das so
sie ihre Schönheit durch einen Zufall oder durch Krankheit verlieren
grauenhaft wahr, daß ihm selbst der Wirth aufsitzt. Dabei erfährt
oder — wenn sie sich selbst für häßlich erklären sollte.“ Der letzt¬
Henri, daß der Herzog es wirklich mit Leokadie hat, und da der
genannte Fall dürfte wohl höchst selten sein.
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Herzog gerade in das Lokal kritt, bohrt er ihn kurzer Hand nieder.
Inhaltsverzeichnisf der Vellage.
Die Marquise Sévérine, die unter den Zuschauern ist, findet das Alles
Roman: „Um ein Erbe“. (Schluß.)
Aus dem Gerichtssaale. — Sehens¬
höchst pikant; man sieht nicht jeden Tag einen wirklichen Herzog
würdigkeiten. — Vergnügungsanzeiger. — Ballchronik. — Aus den Vereinen. —
wirklich ermorden. Das frische Blut frischt ihre eigenen Säfte auf und
Verzeichniß der Verstorbenen in Wien. — Fahrplan der k. k. priv. Eisenbahn Wien¬
Afpang. — Eingesendel — Freudenliste. — Inserate.
ein fader Dichter, der sie anflötet, erhält sofort ein Rendezvons.
Leokadie, Sévérine
every woman; die eine so, die andere so.
Es sind eben die Variationen, die das Programm des Abends bilden.
Concert-Direction ALBERT GUTMANN.
Wen
Dabei ist „Paracelsus“ ein feines, poetisches Stück, vielleicht von einem
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Strahl des Lichtes gestreift, das Shakespeare's Imogen umfließt. Aber
es ist etwas zu sehr Kostümstück, auch innerlich. Das Kakadustück ist
Drei
von dem Dichter als Groteske bezeichnet. Etwas“von der Justament¬
Momantik der „butte“, des Montmartre, rumort darin. Auch fehlt es
dem Zeitbilde, so konstruirt es sein mag, nicht an drastischen Zügen.
Nur wird der Zuschauer verwirrt, weil er die Grenzen zwischen Spiel
Phliharmenische
Concerte
und Ernst nicht deutlich genug sieht. Den Zuschauer muß der
am 9., 10. und 11. März, abende ½ 8 Uhr.
Dramatiker immer ins Vertrauen ziehen, und ganz besonders, wenn
er ihn intriquiren will.
Dirigenten:
Im „Paracelsus“ spielte Herr Robert den Wundermann, wie
einen kleinen Mephisto, was ganz interessant aussah. Wer weiß, ob er
Mottl, Stavenhagen, Weingartner.
nicht einmal den großen Mephisto spielen wird. Frau Schratt gab
Orchester;
die Justina mit einer liebenswürdigen Ehrlichkeit. Herr Thimig kam
als fakultätsmäßiger Stadtarzt nicht recht auf den Humor, den ein
Das Kaim-Orchester aus München.
Meixner hier reichlich gehabt hätte. Im „grünen Kakadu“ war Herr

Sonnenthal der Held. Hat er nicht oft genug als Kean gastirt?
Er spielte die große Szene Henri's mit einschlagender Wirkung,
PROGRAMME:
besonders die letzten Momente. Uebrigens ist er vielleicht ein zu feiner
Psycholog für solche Effekte. Er läuft Gefahr, zu gut zu werden, für
I. Abend Donnerstag 9. März.
den Groteskenstil. Frl. Witt war eine vortreffliche Leokadie. Für ihre
herzlosen Antworten auf Henri's Schwärmereien hatte sie Töne, förmlih
Dirigent: Bernhard Stavenhagen,
wie eine Katze. Herr Zeska spielte den Strolch Grain mit viel Talent
kgl. bair. Hofkspellmeister in München.
und Frau Mitterwurzer hatte als blutschnüffelnde Marquise
Beethover
Leonoren-Ouverture Nr. 3.
etwas Satanisches. Die Herren Reimers Gimnig, Treßler,
Josef Hrydn Arie aus der „Schöpfung“ Miss Lpitan Blauvelt.
Brahms
Thimig, Römpler trugen Weiteres zur Ausmalung der seltsamen
III. Symphonie F-dur. Alerander Petschulkoff.
Peter Tschalkoweky. Violinconcert.
Szenen bei.
L. H—i.
Richard Wagner. Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“.
Allerlei.
(Die Apotheker einst und jetzt.) Bei den Griechen und
II. Abend Freitag 10. März.
Römern standen die „Apotheker“ in einem sehr schlechten Rufe: Horaz
zum Beispiel stellt die „Salbenköche“ mit Gauklern und Bettlern auf
Dirigent: Felix Mottl,
eine Stufe. Im Orient wußte man die Kraft der Apotheker besser zu
grossherzogl. badischer General-Musikdirector in Harlaruhe.
schätzen, schon im frühen Alterthum beschäftigte man sich dort mit
Joh. Seb. Bach Concert für zwei Flöten und Violine mit Orchester,
pharmazeutischen Studien. Als Geburtsstätte der eigentlichen Apotheke
zum Concertvortrag von Felix Mottl.
gilt Bagdad. Wie Hugo Maubach in seinem Buche: „Das Charakter¬
W. A. Mozart..... Variationen für Streichinstrumente aus dem Diverti¬
bild des Apothekers in der Literatur“ ausführt, wurden auch durch die
mento D-dur.
Heotor Berlloz „La Captivo“, für Alt-Solo mit Orchester.
Araber diese Apotheken nach Europa, zunächst nach Spanien, ver¬
Camilla Landi.
pflanzt. Von dort gelangten sie nach Italien. Hier erlebten sie eine
Richard Wagner „Meistersinger“-Vorspiel.
Glanzperiode, in der mit kostbaren, mit Bibelsprüchen und Blumen
Franz Llezt . „Faust“-Symphonie. Tenor-Solo: Herr Sösser. Männer-
bemalten Vasen, wie sie noch heute das Museum von Florenz he¬
chor: Mitglieder des Wiener Männergesangvereines
„Schubertbund“.
wahrt, ein großer Luxus getrieben wurde. Damals bildeten die Apo¬
theker eine eigene Zunft, die Banner und Wappen führten. In
Deutschland führen die ältesten Erwähnungen von Apotheken nicht über
III. Abend Samstag 11. März.
die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts hinaus. Im Jahre 1238 wird
im Beispiel ein Gerardus apothecarius in Lübeck erwähnt, der, wie
Dirigent: Felix Weingartner,
ofter, ein Geistlicher gewesen zu sein scheint. Der Ausdruck „Apotheke“
kgl. preuss. Hofkapellmeister und erster Kapellmeister der Kaim-Concerte
bezeichnete in Süd= und Westdeutschland bis zum 14. Jahrhundert
in München.
etwa dasselbe wie Gade oder Kra,mladen; so wird im Jahre 1301 ein
Richard Wagner „Tannhäuser“-Ouverture.
Tuchladen eine apotbeca genannt und 1290 findet sich ein Bericht,
Siegfried-Idyll.
daß sich in einem Hause 21 Apotheken befänden. Daß auch schon
Franz Llezt „Tasso“ (Symphonische Dichtung).
Concert A-dur.
Ferruccio Busonl.
jene Apotheken unter Aufsicht der Aerzte standen, wird zuerst aus Ulm
L. van Beethoven. Siebente Symphonie A-dur.
(1436) gemeldet. Von Einzelnheiten ist aus jener Zeit noch erwähnens¬
werth, daß dem Berliner Apotheker 1488 das Privileg ertheilt wurde,