II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 399

9. 4
box 15/5
DerBruche Kakaau—Z#king
S
hörbar werden, kann sich entfalten in seiner wundersam ge¬
wenigen Stunden begraben.
fügten Instrumentirung. Die Liebe ist in diesen drei Stücken
unter den Reden der Zurückgel
, Feuilleton.
nicht mehr Inhalt, Farbe und Rahmen des Gemäldes, sie ist
für treulos gehalten, aber er d
eine schöne Frauengestalt in reinen Linien auf einen großen
ewiger Liebe verbunden. So ha
(ChK
Hintergrund gemalt, Ausblicke in die Tiefen der Landschaft
Groll über eine gebrochene
Burgtheater.
werden sichtbar. Ein Schatten ist sie, der Abends durch ver¬
Mann, nicht mehr forderte. Ab
(„Paracelsus“ — „Die Gefährtin“ — „Der grüne Kakadu“ von
lassene Zimmer wandelt und den verborgenen Sinn der
da steigt aus den Enthüllungen
Arthur Schnitzler. Zum erstenmale aufgeführt am 1. März 1899.)
Ereignisse enthüllt, dann wieder eine kleine Staffagefigur im
Frau empor. Man sieht sie,
aufregenden Tumult großer Gestalten. Fast überall aber ist
Durchaus verschieden an Erfindung, Form und Ge¬
Mondaine, ohne tieferes Fühlen
sie etwas Gewesenes, etwas, darüber die Menschen hinaus¬
danken sind die drei Theaterstücke von Arthur Schnitzler,
auf einen amusanten Genuß
gelebt haben, und wenn das Spiel beginnt, stehen sie da, um
und je besteht für sich allein. Sie haben keine verbindende
nun einmal gestattet zu sein
sich zu besinnen, um die Bedeutung geschehener Dinge in
Grundk keine ursprünglich vorhandene und keine nach¬
diesem Hause gelebt, an der S#
sich zu versammela.
träglich angeleimte, und sie sind auch nicht mittels eines
groß denkenden Mannes, hat sich
gemeinsamen Titels aneinandergeschnallt, wie das einer
gelassen, wer weiß in wie viel
Da ist im „Paracelsus“ der seelensatte Schwertfeger, der
besseren Verwerthung zuliebe mit Einactern manchmal gemacht
ist die Erkenniniß in diesem
bürgerliche Ehemann, der ernste Mensch, wie man ihn heute
wird. Dennoch sind sie als ein Ganzes anzusehen und vor¬
ehrlicher Mensch selbst in seinen
nennt. Er freut sich, daß er einst über den landflüchtigen
läufig nicht voneinander zu trennen, da sie zusammen
immer zu Ueberschätzungen sich
Paracelsus den Sieg davongetragen, daß er die Braut heim¬
eine Wegscheide im Entwicklungsgange Schnitzler's bedeuten.
Vollendung ist dieses weit ausg
geführt, die Jener geliebt. Und weil er sie kleidet, weil er
Mit einer sachten Biegung entfernt er sich hier aus dem Bezirk
kleinen Act gedrängt, mit einer
sie ernährt, geht er in jener dreisten Sicherheit des Besitzes
verliebter Probleme. Der Bannkreis persönlicher Schicksale
Alles, was gewesen und was ge
dahin, in jenem beschränkten Hochmuth, der sich auf nichts
gibt ihn frei, und gerüstet, wie er jetzt ist, mit reif gewordenen
von einer poetischen Wehmuth
anderes als auf den unentwegten Broterwerb gründet. Wie
Gefühlen, von besiegten Schmerzen aufgeklärt und vom er¬
völlig Enttäuschte, völlig Auf
viele Schwertfeger gibt es überall, und wie oft glauben sie,
wachenden Mannesalter der Erkenntnisse ermuthigt, schickt er
Gedächtniß der Gestorbenen dien
über die brotlosen Künstler, über die Gaukler und Zauberer
sich an, Grenzen zu überschreiten, welche etwa noch zwischen
er den Kranz des Liebhabers au
zu triumphiren Paracelsus aber, der nach Jahren wieder¬
ihm und der großen Fülle des Lebens bestanden. Schon aus
dann das Zimmer von Außen al
kehrt, zeigt diesem Manne, wie er mit einem Wort den
einigen seiner letzten Novellen, aus der „Frau des Weisen“
vielleicht, als das Grab erledigt
ganzen häuslichen Herd in Trümmer schlagen könnte. Er läßt
und aus „Die Todten schweigen“ könnte man die Vorzeichen
ihn einen tiefen Blick in die Frauenseele thun, dort hinein, wo¬
Am stärksten hätte Schnitzle
dieser inneren Wandlung constatiren. Besonders deutlich aber
hin die Schwertfegerssonst niemals sehen können. Eine Ahnung
wirken müssen, wenn dieser präch
teitt das Alles in den drei Stücken hervor, welche wir zu¬
dämmert in dem soliden Bürger auf, von jenen Menschen,
humoristische Einfall richtig ver
litzt gesehen. Es ist in jedem von ihnen wie ein Aufbruch
welche mit ihrem Zauber ein ewiges Duften in ein Mädchen¬
verkommene Gesellschaft des „a
von der Wichtigkeit der Liebe zu anderen Wichtigkeiten, nicht
leben bringen; ein leises Verstehen jener höheren Art zu be¬
am Vorabend der Revolution m
zu größeren vielleicht, aber zu anderen. Sie ist darin nicht
sitzen und zu erober.. Man würde nur noch ein paar
Diese verluderten Aristokraten
als der starke ungetheilte Accord vernehmbar, der
schärfere Accente wünschen, und daß dieser Paracelsus nicht
fersten Geräusche des Zusammenb
alle Töne der Welt
seinem
Strom ver¬
gar so vereist wäre, daß er sich fühlender, menschlicher, direct
Bau des Staates in allen Fuge#
schlingt, sondern als eine schlichte Melodie, welcher
betheiligter gäbe, daß diese Frau unter dem hypnotischen
was vorgeht. Sie sitzen in der S
sich alle begleitenden Stimmen des Lebens gesellen; als ein
Wahrheitsbefehl stärkere Dinge, die letzten Dinge sagen möchte.
und mit der Lust der Verfallsze
Lied, das uns im Herzen aufwacht, das uns im Ohr liegt,
In der „Gefährtin“ gleitet die Frau nur noch als
lassen sie sich von Komödianten
uns mit allen Erinnerungen, die es weckt, überallhin be¬
Schatten vorüber. Sie ist gestorben. Da draußen, wo man
vorspielen. Derweil berennt
gleitet. Dabei kann der volle Reichthum der Daseinsmusik! vom Balkon auf den kleinen Friedhof blickt, wurde sie vor! Bastille, das dumpfe Dröhn