II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 439

Kaka
box 15/5
9.4. per pruche Kaaaun ZykIns
Telefon 12801.
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Nr. 36
„OBSERVER
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschuitte, aum Ausschmitt aus: Tette 2onttgondertetzc

N. 3
„OBSERVER“
„ 0/300
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsbericht“ und Personalnachricht
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Theater und Kunst.
1
— Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31a. —
Burgtheater.
[„Paracelsus“ — „Die Gefährtin“ — Der grüne Kakadu“. Drei
Einacter von Arthur Schnitzler1
Ausschnitt aus:
Weil Sudermann seiner Einacter-Trilogie einen
gemeinsamen Titel gegeben und einen gemeinsamen Grund¬
gedanken darin zum Ausdrucke gebracht, werden krampfhafte
kritische Versuche gemacht, bei Schnitzler ein gleiches Leit¬
a# 6½.00
motiv zu entdecken. Können wir uns denn wirklich nicht von
der ewigen Suche nach Anempfindungen emancipiren? Stehen
wir heute vor einem neuen Werke, so fragen wir zunächst
nicht, wie es ist, sondern welchem anderen ist es nachgemacht?
Burgtheater.
Ist es denn wirklich ein so reines Vergnügen, derlei Detec¬
tivedienste zu besorgen? Ueberdies sollte man den Willen
Die drei Einacter Schnitzters reiht eine Grundstimmung
an einander. Das souveräne Spiel der Phantasie wird zur Wirklich¬
den er doch dadurch documentirte,
des Dichters,
keit. Der Mensch geht unwissend und verständnißlos durch das ver¬
daß er keinen gemeinsamen Titel zur Anwendung brachte,
worrene Leben, dessen Sinn ihm in einer tiefen Stunde zur demüthi¬
auch einigermaßen respectiren. So liegt denn weder ein
genden Erkenntniß wird. Paracelsus suggerirt einer Bürgersfrau
äußerer, noch ein innerer Grund vor, die drei Stücke
„den sündhaften Traum, in den Armen eines Junkers geruht zu haben.
Schnitzler's anders als auf ihren absoluten Werth zu
(Aber die Frau sagt in ihrem hypnotischen Traum viel mehr, als
prüfen, der allerdings recht ungleichartig ist. Er steigt genau
PParacelsus ihr in die Seele legte. Aus dem Spiel ist Ernst geworden.
nach der Anordnung am Theaterzettel.
In der „Gefährtin“ erjährt ein Mann, der Jahre lang die
„Paracelsus“ bedeutet nicht mehr als die Dramatifirung
Liebesbeziehungen zwischen seiner Gittin und einem jungen Manne
schweigend geduldet, daß es eine erbärmliche Tändelei gewesen, die
eines hübschen Anekdoteneinfalles, der stark mit psychologischem
seine Gattin in die Arme des anderen geführt — er, der Jahre lang
Einschlage versetzt ist. Die Ausführung ist in die Breite
den Nichtsahnenden gespielt, muß erkennen, daß er wirklich seine
gerathen, die Verdoppelung der vorgeführten Hypnose schmälert
Frau und deren Lieben niemals verstanden habe. Im „grünen
die ohnedies mehr äußerliche Wirkung. Der ganze dumme Be¬
Kakadu“ wird die Revolution in einer Wirthsstube gespielt,
sitzerstolz des Waffenschmiedes Cyprian scheint uns des com¬
während sie sich draußen wirklich ereignet. Aus diesem Gegensatz
plicirten Apparates nicht werth zu sein, der aufgeboten wird, gelusie
zwischen Spiel und Wirklichkeit gewinnen die drei Stücke ihre künst¬
Far um ihn zu brechen. Auch sein Ehegesponsens, das sich durch Ponto.
lerische Kraft. Das rundeste, faltenloseste ist das erste; aber es ist
Jahre hindurch begnügt, rein platonisch zu sündigen und Zahlbar
trotzdem das wenigst bedeutende. Das zweite spürt den zartesten
im Voraus
deren schließliche Läuterung nicht weiter reicht als bis zu der
seelischen Wirrnissen nach, aber es gewinnt nicht den täuschenden Schein
des Lebens. Das dritte ist ein grotesker Gedanke, der in einem
Selbsterkenntniß: „Wenn Du mich hütest, kannst Du mirs#e ist dus
glänzenden Truc gipfelt; aber man wünschte ihm mehr Verwegenheit!
vertrauen“ vermag uns nicht theaterwarm zu machen. Ueber=sieht es den
in der Gestaltung, mehr bunte Fülle und freche Lustigkeit. Die Vor¬
dies sind die Verse des Stückes bis auf die wirklich schönenydern.
züge der Stücke lie#en in den Qualitäten, die Schnitzler bisher stets
Gedankenreihen des „Paracelsus“ über das Leben als Spiel
dankenswerth bekundete: in der seinen Grazie des Dialoges, in der
in Form und Inhalt etwas stark alltäglich. Sie klingen nicht
edlen Wä me der Empfindung, in der Vornehmheit und Klarheit seines
nach in uns, sie haben kaum die Musik einer guten Prosa.
Denkens und in der unablässigen Gewissenhaftigkeit der technischen
Auch die Darstellung verdarb Vieles. Einzig Frau Schratt
Gestaltung. Gespielt wurde vortrefflich. Sonnenthal fand in
traf den rechten, spießbürgerlich=lieben Ton. Herr Krastell
dem zweiten und dritten Act ergreifende Töne; Rober: gab dem
polterte sich wieder einmal aus. Fräulein Häberle und
30 Paracelsus seine dämonische Ueberlegenheit; wenn ihm der Künstler
100 noch die behagliche Lustigkeit des Quacksalbers liehe, der sich an seinen
Herr Frank erschöpfen ihre ganze Kunst darin — hübschi
200 Streichen herzlich freut, wäre das Bild vollkommen. Fein und ange¬
auszusehen. Was soll man schließlich zu dem „Paracelsus“
500 nehm war Frau Schratt, voll graziöser Bosheit Frau Mitter=
des Herrn Robert sagen, der über eine hohle Mephisto¬
1000 wurzer. Die Herren Hartmann, Krastel, Zeska, Thimig sas
Variante nicht hinauskam und nicht einmal die äußersten
inund Treßler durchwärmten ihre Seenen mit ihrem liebenswürdigen
ontouren des überlegenen Humors, der in diesem Großmeister
honne Humor.
· R .
tt iher- Jan
der Boheme steckt festhalten konnte?
boiinenten trei die aufgegebenen Themen zu ergänzen #ller zu ändern.
„Die Gefährtin“ hinterläßt in uns sehr gemischte Ge¬
fühle. Wir können die Bewunderung über die virtuose
Technik des Stückes nicht los werden, so sehr wir uns auch
von den Vorgängen selbst und den Menschen, die sie erleben,
abgestoßen fühlen. Die Scenenführung aber, die Art, in
welcher aus jedem Effecte zwingend der nächst höhere heraus¬
wächst, wird nicht leicht in einem zweiten Stücke gleich treff¬
lich nachzuweisen sein. Wie die ohnedies stark wurmstichigen
Illusionen dieses unglaublichen Herrn Professors über seine
todte Gattin in wenigen Minuten mit stark pointirten Ab¬
sätzen abwärts führen, das ist meisterhaft gemacht. Frau
Eveline betrügt ihn mit seinem eigenen Assistenten, den sie
liebt in ihrer Art. Frau Eveline weiß, daß ihr Geliebter
sich mit einer anderen verlobt hat, ohne daran weiter Anstoß
zu nehmen. Frau Eveline wird nur durch einen vorzeitigen
Tod daran gehindert, doppelten Ehebruch zu begehen. Frei¬
lich kann nur ein so erschrecklich bornirter Edelmüthiger,
mie Siaten Grnfafur auft an
EE

Sa
1
W