II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 443

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9. 4. Der pruene kakadn zykIus
erwacht — bis die Sonne sinkt. Warum bis Abend nur? fragt; scheint ihm unglaublich, de
Cyprian. Paracelsus:
so rasch vergessen könne.
Feuilleton.
Es ist genug;
diese Verlobte schon lang
Ihr werdet froh sein, wenn die Sonne sinkt
Und wenn sie aller Frauen beste wär.“
einen dah enun, der
Nun, als Justina erwacht, wendet sie sich zu dem Abschied
Wiener Thealer.
glaubt er) die Thür. Ab
nehmenden Anselm und sagt, wie hohe Zeit es gewesen, daß
gewußt, und Olga scheid
Von J. Wassermann.
er ging.
wird Ihnen den Frieden
(Burgtheater: Paracelsus“. Die Gejährtin" „Der grüne
„Wärt ihr nur eine Nacht noch hier geblieben,
fern von Ihnen diese Fr
Kaladu“, drei einaktige Stücke von Arthur Schnitzler. Erste
So wären minder schuldlos wir geschieden.“
Hause gestorben ist.“
Aufführung am 1. März 1899).
Ihrer Schwester Cäcilia räth sie, den Junker zu vergessen,
Es ist charakteristisch
und so erst, in Ueberraschung, finden sich diese beiden. Auf
Mit diesen drei Stücken, von denen die beiden ersten als
sich so schwer nacherzählt
Paracelsus weisend aber sagt sie, daß sie nur diesen wirklich
„Schauspiele" bezeichnet sind, das dritte „Groteske“ genannt
und Durchsichtigkeit ein
geliebt habe, lange noch, nachdem er gegangen. Wäre er in
wird, hat Arthur Schnitzler einen beträchtlichen Schritt und,
Dialog der „Gefährtin“
jener Nacht, da er die Stadt verließ, zurückgekommen, sie hätte
wie nachher gezeigt werden soll, nach der für ihn einzig möglichen
stoß folgen unerbittlich
ihm nichts verweigern können.
Entwickelungslinie vorwärts gethan. Diese drei Arbeiten sind
ist reinlich, von der Präci
„Wer weiß, wie viele Fenster in der Stadt
ein Produkt schärfster künstlerischer Selbstprüfung. Ein durch¬
dem gleichsam die Brette
Allnächtlich offen stehn für Einen, der nicht kommt“
dringender Kunstverstand weiß hier mehr um alle Phasen der
fügt sie hinzu. Und Paracelsus geht mit den Worten:
andern, fortgezogen wer
Intuition, um alle Trügnisse der Impression, als es für ein
Es war ein Spiel ——-
stellung des Herrn Son
natürlich=freies Gestalten gut ist. Aber derselbe Kunstverstand
Mit wilden Söldnerschaaren spielt der Eine,
an Ergrübeltein anhaftet.
geht auch unerbittlich in's Gericht, wo es sich darum handelt,
Ein Anderer spielt mit tollen Abergläubischen.
sich das so zutragen? sind
heterogene Elemente auszuschalten oder dem verführerischen
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
und das blos Logische n
Sentiment zu entgehen. Hohe Ideale und der ernste Wille zu
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
mäßig an.
ihnen verbindet sich mit einem fast nervösen Wissen um die
Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Die Groteske: „Der
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Grenzen des eigenen Könnens.
der drei Einakter, spielt an
Wir wissen nichts von Andern, nichts von uns.
Ich gebe hier zunächst den Inhalt der drei Stücke. „Para¬
Wir spielen immer, wer es weiß ist flug.
Draußen die Revolution
celsus“ spielt in Basel, zu Beginn des 16. Jahrhunderts, im
„Die Gefährtin“ ist ein modernes Stück, nahezu ein
in der Spelunke des Pros
Hause des Bürgers Cyprian, dessen Gattin Justina dem Theo¬
tragisches Proverbe. Professor Pilgrams Frau ist gestorben.
Verbrecher als Komödiant
phrast Paracelsus früher, da er sich noch Hohenheim nannte, eine
Die letzten Beileidsbesucher entfernen sich unter gleichgültigem
kommen die müßigen Ade
glühende Neigung entgegengebracht hatte. Dies erloschene
Geschwätz. „Der hat seine Frau nie geliebt!“ meint Kollege
beschimpfen und bedrohen
Gefühl flammt wieder auf, als sie hört, wer der Wunderdoktor
Werkmann im Gehen. Der Diener bringt einen verspäteten
lohenden Aufruhrs zu ent
ist, der mit seinen zauberischen Heilkünsten ganz Basel in Erreg¬
hat Leocadie geheirathet,
Kranz. Er ist von Pilgrams Assistenten Hausmann, der bis
ung versetzt. So tief wirkt die aufwühlende Erinnerung in ihr,
ihn. Ohne daß er die Wa
jetzt in einem Nordseebad auf Urlaub war. Der Professor legt
daß sie dem Liebeswerben des Junker Anselm gegenüber zum
in der erschütterndsten Wei
den Kranz auf die Veranda, von wo aus man die abendliche
ersten Male schwankt. Da kommt Cyprian selbst und bringt
Herbstlandschaft einer Wiener Sommerfrische überblickt. Nun
von Cadignan ermordet h
Paracelsus als Gast. Er erzahlt von den wunderbaren Kuren
eindringenden Volkes erfä
kommt Olga Merholm, die Freundin der Verstorbenen, und
des Doktors und möchte in seinem eigenen Haus auch etwas,
ankommenden Herzog auf
bittet den Professor um gewisse Briefe, die sie selbst im Schreib¬
wenn auch nur zum Spaß, davon sehen.
tisch sucht. Doch der Professor weiß schon Alles, glaubt wenig¬
„Denn hat man solchen Gast ins Haus geladen,
Mertesee
stens Alles zu wissen. Seine Frau war ihm schon langst keine
So eig#er was er kann.“
Piraceljus versetzt Justina in einen tiefen hypnotischen Schlaf.
Gefährtin mehr; er weiß es. Von wem jene Briefe stammen,
oft sogar „Variété“ im fe
er weiß es. Doch er erfährt viel mehr. Der Assistent kommt.
und erwachend, flieht sie ihren Mann, den sie mit Junker
kunftsbedeutung, fehlt de
Seine Erschütterung über den Todesfall geht nicht über das
Anselm betrogen zu haben glaubt. Alles Bitten und Beschwören,
Geschaute. Es ist eine E
um ihr reiches Beiwerk zu
aller Zorn des Cyprian vermögen den Zauberer nicht, den Wahn
Konventionelle hinaus. Durch eine unvorsichtige Wendung
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I
ist, in die blutrothe Nacht
zu bannen. Erst als die Worte Justinas ihn selber unsicher
erfährt der Professor, daß der Geliebte seiner Frau sich in dem

machen und Anselms Dazwischenkunft ihn verwirrt, befiehlt er fernen Seebad verlobt hat. Er ist sichtlich überrascht, peinlich
zu malen, ist er doch nicht
Justina, zu schlafen, befiehlt ihr, wahr zu sein, wenn sie überrascht. Er bekundet eine spöttische Theilnahme daran. Esl baut. Man erfährt zu fr
KA
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