II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 447

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hingerissen, und wird im Lause des Maxz in zu den schmeicheihäftesten, die ze ubern
kleinen Stücke für Schnitzler einen entschiedenen
gerade schön gewesen, wie bei ihrer Nach¬


Fortschritt. „Der grüne Kakadu“ mit seinem
folgerin Marie Wilt. Noch inniger verknüpft
verbrechen= und lasterschwangeren Milieu aus
mit der Geschichte der heimischen Musikwelt ist
Theater u. Literatur.
den ersten Tagen der französischen Revolution
der Name Luise Dustmann. Sie hat dem

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freilich paßt, wie manches andere Stück des
alten und dem neuen Hause angehört. Sie war
Autors, nicht ins Burgtheater. Da sieht man
(Originalbericht des „Salon“.)
die erste Elsa, die erste Senta in Wien. Als
leichtfertige Adelige— einer von ihnen wurde
Bertha, als Margarethe, als Fidelio, als
Wien, 8. März 1899.
von Herrn Reimers prächtig herausge¬
Leonore im „Troubadour“ war sie gleich be¬
Komödianten der erbärmlichsten
meißelt
deutend. Ihr mächtiges Organ klang glocken¬
Der alte Wiener widmet den Eingang
Gattung, Dirnen, Gauner und Diebe aller Art
hell durch das weite neue Haus, als sie, bei
seiner heutigen Theaterchronik der Erinnerung
in buntem Durcheinander. Herr Sonnen¬
der Eröffnungsvorstellung im Jahre 1869, die
an sein altes Wien, an die trauten Räume des
thal und Frl. Witt gaben ihr Allerbestes.
Königin der Nacht sang. Unvergessen ist der
längst abgerissenen Kärntnerthortheaters,
In der „Gefährtin“ schuf Sonnenthal im Pro¬
Abend der ersten Vorstellung des „Lohengrin“
das allen Jenen, die in seinen Räumen reinsten
fessor Pilgram eine seiner größten psychologi¬
in Wien, Ander gab die Titelrolle, Beck den
Genuß gefunden, unvergeßlich ist. Zwei der
schen Rollen: von Frl. Bleibtreu wir¬
Telramund, Rosa Csillag die Ortrud. Die Scene
hervorragendsten Sterne des unvergeßlichen
kungsvoll unterstützt, entwickelte der Künstler
an der Kirchenstiege, von der Dustmann und
Theaters, Luise Liebhardt und Luise Dust¬
den Charakter eines Gelehrten, dem die Un¬
Csillag wunderbar zur Geltung gebracht, mußte
mann=Meyer sind in diesen letzten Tagen,
treue seiner verstorbenen Frau kein Geheimniß
auf stürmisches Verlangen wiederholt werden.
die Eine als hochangesehene Gesangsmeisterin
gewesen, der sie aber für besser gehalten hatte,
Auch als Elisabeth war die Dustmann groß;
in London, die Andere im bürgerlich trauten
als sie war. Viel medicinische Psychologie liegt
die Erste aber, die in Wien diese Rolle creirte,
Familienkreise in Charlottenburg, aus diesem
in dem kleinen Drama, viel bittere Wahrheit
wie in mehreren Zeitungen zu lesen war, ist
Leben in die Weiten ewiger Harmonien hinüber¬
über die Ehen, in denen der Gatte weit älter
sie nicht gewesen. Wagners „Tannhäuser“ wurde
geschlummert. Oft und oft haben die beiden
unddreifer ist als die Frau. In „Paracelsus“
hier zuerst im Josephstädter Theater gesungen
großen Künstlerinnen Schulter an Schulter für
schoß Herr Robert als Wunderdoctor Theo¬
und gab damals die Primadonna Emma
die Schönheit im Reiche der Töne gekämpft,
Pyrastus Bombastus den Vogel ab: er war ein
Friedlowsky, welche gegenwärtig in Wien als
in jenen fernen, der Jugend von heute unbe¬
moderner Suggestionskünstler im Kleide des
Witwe des Stadtbaumeisters Adametz lebt, die
greiflichen Tagen, da mit ihnen die Csillag
berühmten mittelalterlichen Arztes und traf,
thüringische Landgräfin. Luise Liebhardt
und die Titjens, Ander, Beck, Stau¬
wie auch Frau Schratt, Herr Krastel
und Luise Dustmann sind den Wienern, die
digl, Schmidt und Erl die Stützen unserer
und Herr Thimig, den Ton der damaligen
sie gehört haben, unvergeßliche Spenderinnen,
Oper waren. Luise Liebhardt war eine
Zeit prächtig. Oftmals haben wir in unseren
edelsten Vergnügens gewesen.
Coloratursängerin seltenster Art, einen für
Besprechungen gegen Schnitzler gewettert: dies¬
Das war eben damals eine andere Zeit.
heutige Verhältnisse ungewöhnlich reichen Rollen¬
mal erkennen wir es aber mit Freuden an,
Bei den drei Einactern von Arthur Schnitzler,
kreis beherrschte sie mit souveräner Macht,
daß „Die Gefährtin" und „Paracelsus“ tiefe
„Paracelsus“, „Die Gefährtin" und
meist in Musikwerken von Mozart, neueren
Gedanken enthalten und daß nichts Verletzendes
Der grüne Kakadu“ die am 1. März
französischen und älteren italienischen Meistern.
diesen günstigen Eindruck stört. Details hat der
im Hofburgtheater zur Erstaufführung
Sie war die Wiener Patti ohne die Präten¬
gelangten, hätte man sich damals nicht unter= junge Autor stets prächtig gezeichnet, charakter¬
sionen und Ambitionen der spanischen Diva.
wenn er sich aus den
Wenn sie sang, vergaß man, daß sie nicht s halten. Und doch bedeuten die beiden ersten scharf geschildert
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