II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 449

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9.4. Der griene—dkadu zukius
Telefon 12801.
105

Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
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„OBSERVER Nr. 28
Teleion 12801.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
105
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Nr. 11
„OBSERVER
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Ausschtt aus eelicle Casieru
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
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— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
3.14“ Staak-Hea Surete
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vorn 1/3.71·
Wiener Theaker-Revue.
Meee,
Im Burgtheater hat sich Hauptmann's „Fuhrmann Henschel“ trotz
des Naserümpfens und ästhetischen Entsetzens aller jungen, alten und ältesten
Comtessen doch als zugkräftiges Repertoirstück bewiesen und eingebürgert, ein
Beweis, daß der geistige Fortschritt unserer Zeit sich auch über neunzackige und
neunzöllige Köpfe hinweg Bahn zu brechen weiß. Eine interessante Première fand
am 1. März statt, die drei bereits in Berlin aufgeführten Einacter „Paracelsus“,
„Die Gefährtin" und „Der grüne Kakadu“ von Arthur Schnitzler, die beiden
ersten sind Schauspiele, der dritte nennt sich eine „Groteske“. Der Autor, der in
(Druckfehler=Berichtigung.) In die vorwöchentliche Re¬
seinen bisherigen Stücken sich immer als warmer Anwalt der Frau zeigte, hat
cension der drei Schnitzler'schen Einacter haben sich zwei äußerst
hier eine merkwürdige Schwenkung in's weiberfeindliche Lager gemacht, die zu
sinnstörende Druckfehrer eingeschlichen. In der Besprechung des
denken gibt und jedenfalls als Zeichen seiner fortschreitenden geistigen Entwicklung
Stückes „Die Gefährtin“ heißt es ungefähr um die Mitte: „Darf
im Herzen des nach Geist und Gemüth höchstentwickelten modernen
zu begrüßen ist. Der erste Einacter spielt im Mittelalter zu Lebzeiten des be¬
Menschen noch Platz für die Ehrfurcht sein?“ Statt „Ehrfurcht“ ist
rühmten Arztes Paracelsus und hat das leitende Motiv, daß ein Ehemann der
„Eifersucht“ zu lesen. Einigen Zeilen weiter heißt es: „Und
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Treue und Ehrbarkeit auch der bravsten Frau nie sicher sein daef, es braucht
dann, sie war ihm ja auch eine „Gefährtin“ geworden.“ Richtig
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nur, wie hier, in das Haus des biederen Waffenschmiedes Cyprian ein hübscher
soll es lauten: „Und dann, sie war ihm ja auch nie Gefährtin
Junker zu kommen und die Frau Justina sündigt, wenigstens in Gedanken, mit
PAC
geworden.“

lihm. Das bringt auf ganz ergötzliche und moderne Weise. d. h. durch Hypnose
und Suggestion Paracelsus an's Tageslicht, in den Justina übrigens vor
13 Jahren verliebt war. Der Arzt ist sehr fein als großer Menschenkenner ge¬
zeichnet, leider verzerrte ihn Herr Robert in's seicht Pathetische und albern.
Dämonische. Wie wunderbar wäre hier unser unvergeßliche Mitterwurzer am
Platze gewesen! Herr Krastel und Frau Schratt spielten das Ehepaar
sehr brav. Der zweite Einacter, das moderne Schauspiel „Die Gefährtin“, war
hdie beste Gabe des Abends, mit ätzendem Pessimismus und schonungsloser Psy¬
chologie ist hier der Charakter einer Frau gezeichnet, die übrigens gar nicht vor¬
kommt, da sie vor Beginn des Stückes gerade gestorben ist. Der ergraute Pro¬
fessor Pilgram hat das junge, schöne Mädchen aus heißer Liebe geheiratet, sah
aber bald ein, daß sie nur ein seelenloser, hübscher Schmetterling war. Sie wird
ihm untreu mit einem jungen Collegen von ihm; er duldet es schweigend, da er
meint, daß Beide, jung und schön, aus wahrer Leidenschaft sich gefunden und
durch's Schicksal für einander bestimmt sind. Der junge Freund, Dr. Hausmann,
kommt nach dem Tode in's Haus und nun erfährt Pilgram zu seinem Ekel von
ihm, daß er, Dr. Hausmann, seit zwei Jahren bereits mit einem jungen Mädchen i¬
Bezugs-Bedingungen.
verlobt sei und daß Pilgram's Frau längst darum wußte und vollkommen damit
f. 7.50
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel odel Notizen)
einverstanden war. Der arme Mann hatte also um ein elendes Weib gelitten, das
inclusive
14.—
100
nie wirklicher Liebe fähig war und ihn nur um der Gemeinheit willen betrog.
Porto.
25.—
200
Zahlbar
Aber er ist stark, fühlt sich nun ganz frei von dem unseligen Banne, in den dieses
55.—
im Voraus
500
schändliche Weib ihn zeitlebens geschlagen, und will nun ganz sich und der Wissen¬
„ 100.—
„ 1000
schaft leben. Eine sympathische Freundin der Verstorbenen mildert das grelle,
Im Gegensatze zu anderen Bulenux für Zeitungsausschnitte ist das
aber wahre Licht, welches der Autor hier auf einen so häufig vorkommenden
auch steht es den
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt:
Frauencharakter wirft. Herr Sonnenthal gab den alten Professor mit
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
seiner ganzen bezwingenden Vornehmheit und Wärme, Herr Zeska den jungen
Streber, Frl. Bleibtren die Freundin. Auch im dritten Einacter, der dra¬
matisch genommen, der schwächste ist und der am Tage der Bastillen=Erstürmung
in Paris in einer Schenke spielt, kommt das Weib übel weg; wir sehen hier
Dirnen, die sich jedem Manne an den Hals werfen: eine junge Schauspielerin,
die ihren älteren Mann mit einem Herzog betrügt, wofür dieser erdolcht wird,
eine kokette alte Marquise, die das Treiben in der Taverne überaus interessant“
findet und auch noch ihren Anbeter hat; zum Schluß stürmt das Volk herein,
die Freiheit wird proclamirt und die Aristokraten flüchten sich. Man sieht, es ist
ein freiheitliches Stück, das da auf den Brettern unserer Hofbühne seinen Platz
gefunden hat — wieder ein starkes Zeichen der Zeit! Unter den zahreichen Figuren
sei Herrn Sonnenthal's Schauspieler Heuri hervorgehoben.