II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 452

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Weibchen, dessen Rede und Spiel von Herz zu Herzen
aus
200
ging, war Frau Schratt, neben der die Herren Krastel,
500
Thimig, Frank und das sympathische Fräulein
" 1000
Im Geger
Haeberle sich mit Erfolg des Stückes annahmen. g#¬
Abonnement auf Peitaus größeres Interesse fand das zweite Stück „Die
Abonnenten frei
Gefährtin“, in dem Sonnenthal, seit seinem Risler
#der klassische Typus des modernen Hahnrei, wieder eine
seiner herrlichsten Leistungen bot. Hier handelt es sich
um einen Ehebruch modernster Factur, der fast ohne
Handlung — die Heldin ist todt — sich in sil¬
honettenartig verschwimmenden Bildern abspielt, und
der Dichter zeigt hier die feine psychologische Kunst,
mit der er die zartesten Regungen der Seele zu
zeichnen weiß. Das Stück hatte den stärksten Erfolg des
Abends — neben Sonnenthal thaten sich Fräulein
Bleibtren, Herr Zeska und Herr Gimnig an¬
erkennenswerth hervor — wiewohl das dritte, die
N
Arthur Schnitzler.
Groteske „Der grüne Kakadu“ entschieden die
Palme des Abends verdiente. Mit dieser Dichtung hat
Schnitzler in keckem Wurfe das Beste geboten, das
wir seiner Feder verdanken, und wir fühlen den Geist
Aristophanes' und Beaumarchais' aus der Satire blitzen,
die im Burgtheater leider nicht das richtige Publicum
fand. Geradezu genial und hinreißend ist diese Episode!
aus der Zeit der großen Revolution gestaltet, und die
entzückende Freiheit der Satire zeigt uns den Dichter von
einer ganz neuen und ungeahnt großen Seite. Schade,
daß die Censur dem „Grünen Kakadu“ die zweifellos
schönsten Federn ausgerupft hat — der ganze Kakadu#
muß ein noch ungleich prächtigeres Stück gewesen sein
als jenes, das wir im Burgtheater zu sehen bekamm.
Gespielt wurde die Groteske nicht ganz nach den
Intentionen der Dichtung: das Tempo, das ein stürmisch¬
tolles hätte sein müssen, ging nach dem Metronom der
k. k. Hofschauspiel=Beamten vor sich, aber auch das ver¬
mochte den mächtigen Eindruck nicht zu stören, den das
Meisterstück auf den Hörer machte. Sonnenthal,
Hartmann, Zeska, Reimers und Thimigs
trugen das Stück auf ihren starken Schultern, und neben
ihnen wirkten Frau Mitterwurzer, Fräulein Witt,
Fräulein Ansion und Fräulein Haeberle erfolgreich
mit.
Der Erfolg des Abends war äußerlich nicht so groß,
als die drei Stücke es verdient hätten, aber wir haben unseren
besten Dramatiker damit auf dem Höhepunkt seiner Ent¬
wicklung gesehen, und das ist ein Erfolg, der kein Hände¬
Tlatschen und keine Hervorufe braucht, um zu gelten.—
S
—.—


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Thearer.
Hof-Burgtheater. Wenn ein Mann von Geist und
Herz wie Arthur Schnitzler auf dem Plane erscheint,
Einer, zu dessen menschlicher Ehre nichts besseres gesagt
werden kann, als dass er mit seinem klugen und guten
Wort immer auf Seite der Niedrigen und Schwachen
zu finden ist, dann meinen wir immer, er habe uns etwas
Besonderes zu sagen. Anderen gestatten wir das Theater als
Selbstzweck, ihm durf es nur Mittel zu einem höheren
sein ... so verlangen wir es. Das ist äußerst schmeichel¬
haft und ehrenvoll, bildet gleichzeitig aber auch eine
Einschränkung der dichterischen Freiheit. Warum soll Herr
Schnitzler schlimmer behandelt werden als Herr Fulda
zum Beispiel oder Herr Philippi? Seit wann darf ein
Dichter nur dann dichten, wenn ihm etwas einfällt? Zum
Henker mit solchen Albernheiten! Wohin käme es denn
ber so unbilligen Anforderungen mit der deutschen Literatur?
Herr Schnitzler hat sich das auch gedacht. Morituri
dreitheilige Garderobekasten¬
gemischtes Milieu
kann ich auch. Sonnenthal beneidet Kainz
stücke
um seinen Sudermann ... er soll wieder schlafen können
- und das Publicum detto! Die Leute halten auf Sonnen¬
thal große Stücke, ergo genügt es, wenn man etliche kleine
für ihn schreibt. Auf diese Weise entstanden die drei Ein¬
acter „Paracelsus“, „Die Gefährtin“ und „Der
grüne Kakadu“. Denn ich wette meinen Kopf gegen
die Tantièmen, die Herr Schnitzler dafür erhält — soviel
0 Zeitung
Für
dürfte er ja doch noch wert sein... mein Kopf nämlich —
auch das erstgenannte Stückchen war ursprünglich für
Meister Adolf bestimmi, kam aber dank seiner besseren
Einsicht in andere Hände. Ueber die Güte der drei Piecen
m Geger sind die Meinungen getheilt. Leute, die das Theater vor
dem letzten Stücke verlassen hatten, dürften wahrscheinlich
mement dur
A
dieses für das beste halten, andere, die zu spät kamen,
Abonnenten frei
wieder das erste. Es ist manchmal recht schwer, das
Richtige zu finden. Sonnenthal war ausgezeichnet.
Sein „Güsse mich Leogadie!“ klang so weich wie ein
Gummischuh auf Filzplatten. Roberts schauerlich=schöner
Paracelsus erregte sämmtlichen anwesenden Comtessen die
gewohnte Gänsehaut. Sonst sind noch Frau Schratt,
Frau Mitterwurzer, Fräulein Witt, Bleibtreu,
Haeberle und die Herren Hartmann, Krastel,
Römpler und Zeska lobeweise anzuführen.
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den