II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 481

box 15/5
9.4. Der gruehe Kakadn zvkIns
im Hauptzwecke auch die hänger der 67er Gesetze bekannte und dafür Solge Ulüg.kiufen seitens der liveralen Partei begrußt, den Saal. Där

S
denn wir sind nun gottlob so sehr gut erzogen; und wir be= licher Rath anbietet, lockt ihn nicht. Dies ist ein Costümstück.
PTOl¬E,dürfen der Illusionen, an die wir uns doch nicht mehr halten Ein Vorposten, an dem eben nicht viel liegt, wenn er ver¬
können. Sie zerrinnen stündlich. Wir aber leben davon, daß wir toren geht.
„Die Gefährtin“ spielt in der Gegenwart. Professor Pil¬
sen Tagen. An## C(uns für das eine Trugbild, das uns eben entschwand, einen
gram hat eben seine Frau begraben. Zehn Jahre haben sie neben¬
neuen Regenbogen an die graue Wolkenwand unseres Lebens
ie Gefährtin Schauspiel;
einander gelebt. Zwei davon waren Jahre des Glückes. Seine
träumen.
Drei Einacter von Arthur
Gefährtin war sie nie. Er war zu alt, sie aber mochte nicht
Gemeinsam ist ihnen Eines: in die Welt des Scheines
zum erstenmale aufgeführt am
mit ihm dahin, wo sie an seiner Seite hätte fußen können. Er
drängt sich in allen Dreien die Wirklichkeit. Sie gewinnen somit
899.)
weiß das. Er weiß auch, daß sie ihn mit dem Jüngeren, mit
ihre Kraft aus jenem Gegensatz, aus der die Kunst überhaupt
sund Otto Erich Hartleben ist
ihre besten Wirkungen zieht. Sie sind vornehm in ihren Mitteln seinem Assistenten betrogen hat. Aber, hoffentlich war sie mindestens
## Einactercyklus heraus¬
und technisch mit jener vollendeten Sauberkeit gemacht, die an dem mehr als ein Spielzeug. Er hat immer erwartet, die Beiden
den Stucken mit einem Gesammt¬
würden vor ihn treten, ihre Freiheit und ihre ehrliche Vereinigung
in, die ihnen eigentlich nicht sich allen Lobes werth ist. Denn wer in der Form hudelt, der
vielleicht nicht eben schwer sudelt gern auch am Geiste. Es ist ein wohlthuendes Gefühl, fordernd. Damit ist es nun nichts. Aber auch jene Illusion,
immung oder Empfindung, wie einen Mann bei der Arbeit zu sehen, der jeden Handgriff sicher die ihm die ehebrecherische Frau rein erscheinen ließe, muß zer¬
hat und mit unfehlbarer Fertigkeit immer das thut, was der rinnen. Die Wahrheit dringt durch den Schein. Sie war auch
dem Assistenten nicht die Gefährtir; die hat er sich eben erst im
kpielen sie. Sehr ungleich sind Augenblick fordert.
Seebad fürs Leben gefunden. Und sie wußte darum; sie
Am schwächsten in diesem Dreiklang ist wohl „Paracelsus“.
in einer Reihe ernsthaft zu
schien sich selber nicht zu gut dafür, wofür sie der Betrogene,
(Talent ist vielleicht für diese Zeit: Beginn des sechzehnten Jahrhunderts. Ort: Basel. Schau¬
der am Leben wissende Gatte eigentlich doch noch zu gut gehalten
imt. Ihm gerathen die ersten platz: Das Haus eines reichen Waffenschmiedes, der mit seiner
Frau in einer ehrbar gesättigten Ehe lebt. Der große Markt= hatte. Wir haben halt immer noch eine zu hohe Meinung von
in einer Geschlossenheit, die
schreier, der in dieser Stadt seine Lehrjahre verbracht, spricht den Weibern. Und mit dieser Erkenntniß, daß er keine Gefallene,
ihrung der Handlung aufthut.
wieder zu, erregt die Menge durch die Wunder seiner suggestiven daß er eine Dirne neben sich gehabt, und daß er den Deckmantel
sch und mannigfaltig; Beides
für ein unsauberes und den Betheiligten vollkommen klares
Kunst. Als Gast kommt er ins Haus des Waffenschmiedes,
seine Stoffe mehr aus, als
ie Kraft liegt, echt dichterisch, dessen schönes Weib einmal den jungen Schüler gerne, sehr gerne Spiel gewesen sei, bleibt der Professor allein. Auch aus dem
ine Einacter so durchaus er=gesehen. Nun bedrängt sie ein Junker mit seiner Grabe heraus dringt die Erkenntniß, sie, die so traurig ist
der denn doch der Wunsch nach und die auch dorthin leuchtet, wo man in sich gerne etwas
sie, in
nd kunstvoller Rhythmus des Werbung,
Schatten möchte, nur so viel, daß eben eine kleine, heimliche
einem heißeren Glück schläft, als das ihr der Gatte
Illusion zusammengekauert Raum fände. Es ist ein verzagtes und
aber liegt in einem stillen gibt. Paracelsi Kunst bringt Offenbarung; in den Schein eines
ein müdes Stück: mit eitel Stacheln, die schmerzen und aufreizen.
ich sein — und er kann es ehelichen Glückes zieht er die sündigen Gedanken, die durch die
icht mehr; freudig — aber das Seele der jungen Frau geistern, und bringt so den Gatten zur Aber, es ist voll Maß und weiser Oekonomie und von einer
vornehmen Schlichtheit. Reich an glücklichen Wendungen und
keine Kraft kehren? Müdigkeit Einsicht seiner Pflicht im höheren Sinne. Niemals hat er
Worten, bezwingend in seiner Art. „Der grüne Kakadu" und
Faust gebraucht hat, weil er geahnt, daß es derlei gebe. Dann, nachdem Paracelsus noch
„Die Gefährtin“ — zwischen ihnen muß man schwanken, und sie
reinschlagen. Ein elegisch ver= die Schwester des Rüstmeisters mit jenem Junker vereinigt, der
ßen, das gerne zürnen möchte, ihrer Schwägerin nachgestellt, zieht der Unstete weiter. Die sind die schönen und weithin sichtbaren Marksteine, die Schnitzler
wir regen uns nicht mehr auf, Stelle des zweiten Stadtarztes von Basel, die ihm ein lob= bisher seinem Schaffen aufgerichtet hat.