II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 500

Ka
9.4. Der gruene fadu zvklus
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Ausschnitt aus: Ketendeesches Cesto¬
Oberten
vom 73.
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1
Wien. Mit den drei Einaktern „Paracelsus“, „Die
Gefährtin“, „Der grüne Kakadu“ die kürzlich im Burg¬
Ltheater gespielt worden sind, ist Arthur Schnitzler an
Kunst und Erfolg hinter dem „Vermächtnis“ zurück¬
geblieben. Nur eine Laune des Autors, kein innerer
Zusammenhang, kein leitender Gedanke, wie etwa in
Sudermanns „Morituri“, hält die drei Stücke zusammen,
die uns in buntem Wechsel durch drei Jahrhunderte,
führen. Ein flüchtiges Bild aus dem Abenteurerleben
des Theophrastus Bombastus von Hohenheim, der nach
mancherlei Fahrten und Fährlichkeiten in seine Vater¬
stadt Basel zurückkehrt, entrollt der „Paracelsus“ Die
geheimen Kräfte der Natur, Suggestion und Hypnose
sind ihm bekannt, und mit ihrer Hülfe schreckt er den
biederen Waffenschmied, der an der Seite der Frau, die
er nicht versteht, hinträumt, aus seiner Ruhe auf, indem
er sie gestehen läßt, was sie nie begangen hat: Untreue;
seine Kunst kehrt sich aber gegen ihn selbst und er muß
erfahren, daß die Frau einst ihn geliebt hat und die
seine geworden wäre, wenn er ausgeharrt hätte. Psycho¬
logisch wohl undenkbar, aber technisch meisterhaft durch¬
Professor, der ruhig und zufrieden neben und mit seiner
Frau lebt, obwohl er weiß, daß sie einem andern an¬
gehört, wie er meint aus Liebe, bis er wenige Stunden
nach ihrem Tode erst erfahren muß, daß sie mit Wissen
nicht die Liebe, sondern nur die Geliebte jenes Mannes
gewesen ist. Und endlich „Der grüne Kakadu“, eine
Spelunke in Paris am Vorabend der Revolution, am
Tage des Bastillensturms, in der die abgestumpften
50 Zeitui Adeligen und Vornehmen das Gruseln lernen wollen Wire
100
und sich von Schauspielern Verbrecherscenen vorspielen 6.
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lassen. Der Scherz wird Ernst, das Spiel wird Wahr= dar
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heit, und der Schauspieler Henry, der seinen entsetzten faus.
„ 1000
Zuhörern soeben mit gräusiger Naturtreue die Komödie
st das
Im Ger vorspielt, als habe er seine junge Frau ermordet, weil
er sie bei einer Untreue ertappte, ersticht diese wirklich,e
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als er hört, daß seine Erfindung nicht erfunden ist.
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Von draußen bricht das Volk, das die Bastille gestürmt
hat, toll und trunken herein und brüllt nach Rache an
dem Adel, dessen Opfer die Ermord#te ist: ein düsteres
Vorspiel der großen Umwälzung.
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vom MN(O
Burgtheater. 710 71
Seit Sudermann mit drei Einactern einen Abend
füllte, hat sich das übrige junge dramatische Deutschland
Eseilt, diesem Beispiele zu folgen. Nun kommt auch Arthur
Schnitzler, der Hauspoet des Burgtheaters, mit einem
Einacterabend, der wieder bewiesen hat, dass er ein wirklicher
Dichter ist. Am stimmungsvollsten hat sich „Die Gefährtin“
erwiesen, trotz des gewagten Vorwurfes, dass ein Gatte dem Ver¬
ehrer seiner verstorbenen Frau seine Untreue gegen diese vorwirft.
05 die drei Einacter Cassa machen werden, ist eine andere Frage,
ind das Burgtheater braucht jetzt Cassen-Dichter mehr als je. ∆
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