II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 516

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9.4. ber pruehe KafZVKInS
Wiener Kunst.
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darüber, glaube ich, kann man heute noch kein begründetes Urteil sprechen. Es ist gut,
daß man solche Werke schon heute auf die Bühne bringt, denn das Interesse des großen
Publikums wird dadurch auf die neue Richtung gelenkt, die sonst wohl kaum beachtet
werden würde. Nur wäre es falsch, wenn man sich aus diesen theatralischen Dar¬
bietungen einen Begriff von dem eigentlichen Wesen der neuen Richtung machen wollte.
Die Aufführungen von „Pelleas und Melisande“ (Neues Theater) und
„Im Innern“ (Alte Urania) ließen kaum einen Hauch von dem Geiste Macier¬
lincks verspüren, und selbst die Darstellungskunst des „Deutschen Theaters“ zeigte
sich den Aufgaben, die Hofmannsthal stellt, nicht im entferntesten gewachsen. Und dabei
ist Kainz, der die Hauptrollen spielte, ein spezieller Verehrer des jungen Wiener Dichters
und hatte sich mit besonderer Liebe in das Studium jener Dichtungen versenkt.
Unsere Schauspielkunst ist für die neuen Aufgaben noch nicht reif, und wer heute
in den Geist der Dichtungen eindringen will, ist ausschließlich auf die Lektüre angewiesen.
John Schikowski.
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WZL.
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Wiener Kunfl.
Arthur Schnitzler. — Hugo von Hofmannsthal.
Wit drei Einaktern hat Arthur Schialer im Wiener Burgtheater einen starken Erfolg
## errungen. Er kam diesmal#ers, als gewöhnlich. Durch seine teise, feine
Kunst, deren tiefstes Wesen Stimmung bedeutet, ging diesmal etwas von großem Zug.
Etwas von der Sehnsucht einer reifen Künstlerseele nach Loslösung vom Bann des All¬
tags und seiner Erscheinungen und dem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Leben
seiner Zeit. So mag er Lust und Freude empfunden haben, im „Paracelsus“ ein
Stücklein Phantasie spielen zu lassen, so mag es ihn gedrängt haben, seine Kraft an dem
Geist der französischen Revolution zu messen, dieser gewaltig=blutigen Groteska der
Weltgeschichte. Beides that er in seiner vorsichtig zugreifenden, im Ausdruck vornehm
abwägenden Art. Im „Paracelsus“ ist ein mehr liebenswürdiger, als tiefer Gedanke
mit anmutiger Grazie verarbeitet. „Paracelsus“ findet auf einer seiner Wanderungen in
dem Städtchen Basel eine ehemalige Jugendliebe wieder, die an einen ehrlichen Waffen¬
schmied vermählt ist, aber Gefahr läuft, sich in einen jungen, hübschen Burschen zu ver¬
lieben. Auf dem Wege magnetischer Suggestion öffnet er dem Schmied die Augen und
befreit zugleich das junge Weibchen von seiner gefährlichen Neigung. Ein hübsches Spiel
mit Traum und Wirklichkeit, das viele schöne und seine Gedanken aufweist. Freilich
hatte man wohl manchmal das Gefühl, hier könnte etwas tieferer Ernst einsetzen, und
die Figur des Paracelsus könnte etwas energischer herausgearbeitet erscheinen. Im An¬
fang sind Ansätze dazu da, dann aber tritt die Charakteristik der Personen gegen die
Anekdote der Handlung in den Hintergrund. — Die Darstellung war eine sehr gelungene.
Herr Krastel gab den Waffenschmied Cyprianus mit Wärme und behäbigem Humor,