II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 590

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9.4. Der Brnene KakadnZykIus
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hervorgebracht, von denen man bleibende Eindrücke sich geschlossene Individualität kann überhaupt nie kommt,
erhielt. Selbst Hermann Sudermann mit der etwas ersetzt werden. So kann wohl ein anderer Darsteller schüchtern
Berliner Plauderei.
verwaschenen Symbolik seiner „Drei Reiherfedern“ an Josef Kainz' Platz treten, er kann auch ein tüchtiger Schwank
Berlin, 17. Juni.
und Ludwig Fulda mit dem wattirten Pathos seines Künstler sein, aber er wird nie Josef Kainz sein lan einen
— Seitdem Johann Strauß gestorben ist singt
„Herostrat“ dürften auf Grund dieser beiden Dramen und deshalb muß man dessen Scheiden von Berlin kals Verfa
und klingt es überall in Berlin von seinen Walzern.
allein kaum den Anspruch erheben lönnen, in der auf's Tiefste bedauern. Aber so beliebt und gefeiert dadurch
Im Zoologischen Garten und im Ausstellungspark,
papierenen Ruhmeshalle des Konversationslexikons! Kainzheute auch ist, Richard Kahle wares nicht minder, motiv de
oder wo sonst noch preußische Militärkapellen einen anständigen Sitzplatz zu erhalten. Nur Ger= als er im Jahre 1871 an's kgl. Schauspielhaus kam. unter ein
spielen, suchen sie die weichen Melodien des Wiener hart Hauptmanns erschütterndes Volksstück „Fuhr= Heinrich Laube hatte ihn ein paar Jahre an das und Mißy
Meisters mit möglichst einschmeichelnder Anmuth zu mann Heuschel“ und Arthur Schnitzlers genial hin= Leipziger Stadttheater gebracht und nun sollte er in lustig erd
Gehör zu bringen, soweit bei einer preußischen Mi= geworfener Einakter „Der grüne Kakadu“ ragen Berlin der Nachfolger des gewaltigen Dessoir die üblich
litärkapelle von Anmuth überhaupt die Rede sein leuchtendhervoraus dem Wustalberner und gespreizter werden. Die schwierige Aufgabe gelang dem jungen den Kau
kann. Im neuen königlichen Operntheater, das von Mittelmäßigkeit, die sonst der verflossenen Spielzeit Schauspieler gleich auf den ersten Wurf und fast nie derbeiden
den Berlinern immer noch „bei Kroll“ genanntlso recht den Stempel aufgedrückt hatte. „Fuhrmann
hat so jubelnder Beifall einen Theatersaal durchtobt, für drei,
wird, geht allabendlich die „Fledermaus“ in Szene! Henschel“, mit dem Hauptmann an eine seiner aller= als bei Kahles erstem Auftreten als Narziß im königsl von Wie
und seit acht Tagen tritt auch noch des todten Walzer= frühesten und tiefsten Dichtungen, an das „Friedens=lichen Schauspielhause. Ob der kleine Mann dann kum leich
königs Bruder Eduard Strauß mit seiner Kapelle inlfest“ anknüpft, ist ein tragisches Volksstück, wie „der später den Franz Moor spielte oder in Herzog Albatf Laune d
der Brauerei Friedrichshain auf und macht die Biberpelz“ ein komisch=satirisches Volksstück war.] mächtigen Ritterstiefeln über die Bühne schwamm# freundlich
Wiener Walzer im fernsten Osten Berlins populär.]U#re Berliner Possenschriftsteller jagen schon sei, das Publikum vergötterte ihn einfach. Allzu langaskonnter
Selbst das fürchtbare „Ist denn kein Stuhl da für
n Jahrzehnten „mit heißem Bemüh'n“ dem dauerte diese Begeisterung freilich nicht, denn balditige Kräf
meine Hulda“ ist, momentan wenigstens, durch die Vousstück nach, ohne mehr zu Stande zu bringen, als empfand man, daß das Temperament Richard Georg:
„schöne blaue Donau“ in den Hintergrund gedrängt einen thöricht=sentimentalen Mischmasch. Sie sollten Kahles doch nur in seinem Kopf und in seinen Trotzdem
worden und auch die kleinen Damen aus der Kon= nur auf Gerhart Hauptmanns Wegen wandeln, dann Stimmbändern steckte und daß sein wunderbar] Jarno ka
fektionsbranche, die jeden Donnerstag draußen in könnten wir — vielleicht wieder ein gutes Volksstück klangvolles Organ im Grunde nur ein tönendes Erz) das Spu
Halensee ihr Tänzchen machen, schwärmen jetzt mehr und auch eine gute satirische Posse bekommen. Aber war und eine klingende Schelle. Er war und blieb! führt das
für Strauß, als für das bewährte Komm Karlie= dazu gehören freilich Dichter, — und das sind eben
ein deklamirender Rhetoriker, die vorwärts drängende durch R#
ken“ mit dem traulichen Refrain „Kille, kille, Pan=unsere Possenschriftsteller nun eben nicht. Wir haben und immer Neues gebärende Zeit verstand er kaum
den vor
kow“ Man sieht, auch wir verderbten Reichshaupt= ja überhaupt fast gar keine Dichter mehr, sonderni noch und so scheidet er heute als ein fast Vergessener hat. Dies
städter sind noch eines idealen Aufschwunges fähig, nur noch „Autoren“
von derselben Bühne, auf der er einst wie ein leuch= Link den
Mit dem Schluß dieser Spielzeit scheiden zwei Dar¬
und wenn Karl Millöcker nur erst gestorben ist, wird
tendes Meteor aufgeflammt war.
in sich fin
unsere königliche Oper auch vor seinem „Bettel= steller von Berlin, die so recht die gewaltige Wand¬
Es wird jahrein jahraus in Berlin ziemlich viel zu gehen
studenten“ nicht zurückschrecken. Sie hat mit der lung charakterisiren, die im Lauf der letzten zwanzig
Wiener Kunst importirt, die jedoch keineswegs immer Schmerze
„Fledermaus“ so glänzende Einnahmen gemacht, Jahre die Schauspielkunst und der Geschmack des
einen künstlerischen Gewinn bedeutet. Um so mehr seligkeit.
daß sie gar nicht begreift, wie man die Operetten so Publikums durchgemacht haben. Josef Kainz siedelt freut man sich denn, wenn einem dabei ausnahms= Limonad
„Der
lange Zeit für nicht hoffähig halten konnte, voraus= an's Wiener Burgtheater über und Richard Kahle weise ein se recht urwüchsiges, vollsaftiges Talent
gesetzt, daß es wirklich zugkräftige Operetten sind. zieht sich ganz von der Bühne zurück. Wer Kainz ist,
jetzt Aben
begegnet. Hausi Niese die gestern im Neuen Theater
Sonst freilich —

weiß Jedermann, während außerhalb Berlins stürmisch begrüßt wuree, hat den Berlinern schon im
verlassen
mancher der Jüngeren Richard Kahle kaum noch dem
Blickt man jetztauf die öffentlichen Anschlagsäulen,
vorigen Sommer gezeigt, daß sie die beste Wiener
sinnigen
Namen nach kennen dürfte. Josef Kainz ist durch und
von denen ie Plakate der Berliner Bühnen bis auf
Soubrette seit der Gallmayer ist. Sie ist ein weib¬ schweigen
eine ganz kleine Anzahl verschwunden sind, so müssen durch der moderne Künstler, dessen nervöses Tem¬
Abend t
licher Komiker und drolligster Humor und be¬
theils w
strickende Liebenswürdigkeit vereinigen sich in ihr mit
selbst pessimistische Gemüther zu der Ueberzeugung perament jeder Bühnenfigur ein ganz individuelles,
einfachster Natürlichkeit. Die Rolle, in der sie gestern
kommen, daß es thatsächlich Sommer geworden ist. charakteristisches Gepräge gibt, gleichviel, ob er
sperrt w
Die Hoftheater spielen zwar noch und auch das den Romeo oder Carlos, den Franz Moor oder ihr Gastspiel begann, war von ihrem Bräutigam namentl
Deutsche Theater“ bleibt noch bis zum Schluß des Richard III. spielt. Die Berliner Bühne verliert in Josef Jarno auf's Glücklichste ihrer Eigenart ange=waren,
Monats geöffnet, um uns das Scheiden von Josef ihm einen Künster von so ausgesprochener Eigenart, paf worden. Er hat den Schwank „Die Wahr= dort steht
Kainz möglichst schwerzu machen Aber die anderen daß er in de That nie ersetzt werden kann. Der altel sagerin“ zusammen mit Gustav Rickelt geschrieben, Nähe de
größeren Privatbühnen sind geschlossen und die Sai= Gemeinplatz, aß Alles und Jeder ersetzlichist, ist ja einem Mitgliede des hiesigen Residenztheaters. Hausil die Poste
somistio=gutwie heendet. Sie hat nicht viel Werke###othöricht un unwahr, wie nur möglich. Eine inNiese spiell eine resolute Wienerin, die nach Berlinl jedemet