II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 611

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9.4. ber prnekadn zkIus
—dr gsse beider Par¬
davon mehr Lärm gemacht, als die sittliche Bedeutung
Fordneten Jürgensen am 25. Januar d.-S#te) in
gir thatsächlichen Vorgänge verdient. Als Mubewerber tritt
Aussage des Herrn Haussen vor dem Apenrader Amtsgericht
neben dem Protestantismus der Altkatholizismus auf, zu
eine an Größenwahnsinn grenzende Selbstüberschätzung vo
dem Manche übertreten, weil die Kultusformen des
geworfen, natürlich aber unter formellen Protest gegen die
Betzteren ihnen vertrauter sind. In Wien und
Annahme, als ob Herr Hanssen so etwas gesagt haben könne.
dessen Vororten haben in letzter Zeit kleinere Gruppen
Das wird sich ja bald herausstellen. Auch die Theilnahme
sich der protestantischen Kirche angeschlossen. So fand am
an dem schleswig=holsteinschen Telegramm für Professor Klaus
vorletzten Sonntag in der Dorotheenkirche eine Uebertritts¬
lichen Gesundheitsamtes gegen die großartige Bazillenkultur
bezeichnet. Die Idee, die dem Einakter zu Grunde liegt,
einzuschreiten. Da wurde es allerdings ganz plötzlich ganz
ist fast tragisch zu neunen — ein Gelehrter, der ein Fanatiker
anders — der schwarze Graben verschwand von der Bild¬
der Arbeit und zugleich ein Lebensphilosoph von durchdringender
fläche, es konnte ihn kurze Zeit darauf Jeder, ohne belästigt
Wahrhaftigkeit und überlegener Klugheit ist, hat als alternder
zu werden, in „Nasenschein“ nehmen.
Mann ein junges Weib geheirathet. Er weiß, daß er nicht
Fürst Bismarcks Abschied vom Grunewald gestaltete sich
ldauernd glücklich werden kann, aber er will für ein oder zwei
wehmüthig, aber für die Empfindungsweise des eisernen
Jahre dem Schicksal ein wirkliches Glück abtrotzen, und er
Kanzlers recht bezeichnend. Zwei Tage vor seiner Abreise
jlebt, nachdem das Verhältniß zu seiner Frau längst erkaltet
list, halb und halb in dem Wahn, daß ihm das geglückt ist.
aus Berlin, am 27. März 1890, traf John Booth den
Fürsten zum letzten Male im Grunewald. Indem der Fürst
Die Beiden verstehen sich seit langen Jahren nicht
ihn der in seiner Begleitung befindlichen Dame vor¬
mehr, er glaubt, daß seine Frau von einer tiefen Leiden¬
schaft zu seinem jungen Assistenten ergriffen, ist und er fühlt,
stellte, sagte er: „Gnädigste Frau Gräfin, hier kann ich
daß er dieser Neigung Nichts in den Weg legen kann. Aber
Ihnen den berufensten Zeugen meiner Thätigkeit im Grune¬
er ist der Ueberzeugung, daß beide edel und rein sind, daß
wald vorstellen.“ Als John Booth darauf lebhaft erwiderte:
sie nach Befreiung seufzen, um sich wirklich angehören zu
„Aber Durchlaucht, was wäre aus uns ohne Ihre mächtige
— und da wird es ihm
können. Die Frau stirbt plötzlich
und schützende Hand geworden?!“ — antwortete Bismarck,
klar, daß er sich an eine Unwürdige gekettet hatte, die sich
die Hand an die Mütze legend: „Ich habe nur den Willen
selbst wieder an einen Unwürdigen verschenkt hat. Sein
meines Allerhöchsten Herrn ausgeführt.“
Daß die Ausführung dieses Willens nicht ganz leicht
Gelehrtenheim ist beschmutzt, und in dieser Erkenntniß
bricht er nieder. Der an sich dankbare Stoff ist in einen
gewesen sein kann, geht aus dem Umstande hervor, daß sich
Einakter zusammengepreßt, er leidet darunter, weil Vieles
der Fürst wiederholt dahin geäußert hat, „daß ihm beim
nicht genügend motivirt werden konnte. Man versteht nicht,
Bau des Kurfürstendammes unzählige Schwierigkeiten in
den Weg gelegt worden seien, mehr als alle Diplomaten
weshalb eine Frau eingeführt ist, die von dem Geheimniß,
daß die Verstorbene und ihr Geliebter den weltentrückten und
Europas ihm je in einer Sache bereitet hätten“. Daß aber
der Grunewald dieser unerhörten Ansirengungen des großen
resignirten Gelehrten nur aus roher Sinnenlust betrogen,
Keuntniß hatte; es werden wohl dunkle Andeutungen ge¬
Mannes wirklich werth war, das möchten wir unseren Lesern
in einigen folgenden Schilderungen darlegen. In der Kolonie
macht — aber verständlich wird die Figur nicht.
Grunewald giebt das Denkmal des Fürsten Zeugniß von
Das wundersam abgetönte Spiel von Hermann Nissen
der Dankbarkeit, die die Bewohner der Kolonie dem eigent¬
täuschte namentlich gerade über diese Schwächen des Stückes
hinweg, auch Lotti Sarrow fand zu Herzen gehende
lichen Schöpfer der letzteren, die so recht eigentlich an die
Schöpfung des Deutschen Reiches anknüpfte, für alle Zeiten
Töne, die Regie war vortrefflich, so daß der Autor bereits
R. C.
vor dem ersten Einakter mehrfach vor der Gardine erscheinen
bewahren.
konnte.
Was allerdings Herr Schnitzler mit dem zweiten Einakter
Deutsches Theater. Es scheint, daß am Ende der
„Der grüne Kakadu“, den er eine „Groteske“ nennt,
eigentlichen Theatersaison sich selbst die vornehmsten Bühnen
bezweckte, dürfte wahrscheinlich nur ihm allein bekannt ge¬
Berlins dazu hergeben, dramatische oder besser theatralische
worden und gewesen sein. Wir wurden in die Schreckens¬
Allerweltsmenschen zu Worte kommen zu lassen. So wartete
szenen des — um einen beliebten Ausdruck zu gebrauchen —
gestern Abend das Deutsche Theater mit drei Ein¬
„fin de siécle“, des achtzehnten Jahrhunderts geführt.
aktern von Arthur Schnitzler auf, eine Art von
Wollte Herr Schnitzler eine Satire schreiben, die
Ragout, zu dessen Verständniß ein abgehärteter Gaumen
vielleicht dem Geschmack des Galerienpublikums ent¬
und ein fast ertödteter Geschmack gehören. Es soll
wollte er sich lustig machen über die
spricht,
von vornherein gesagt werden, daß Herr Arthur
geschmacklose Sitte, die heute noch in Paris in unter¬
Schnitzler eine außerordentlich geschickte Hand besitzt, daß er
geordneten Kneipen herrscht, das Publikum durch die
ein Mann ist, der das ausgezeichnet versteht, was die Fran¬
allerrohesten, niedrigsten Anziehungsmittel anzulocken, wo
zosen höflich mise en scène und wir Deutsche etwas grob¬
blasirte Leute, die einen Nervenkitzel brauchen, mit den grauen¬
körniger, aber treffender „Mache“ nennen. Der erste Einakter
vollsten Schattenseiten des menschlichen Daseins spielen? Es
„Die Gefährtin“ wird als „Schauspiel in einem Akt“
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diese Weise werder
ein zuverlässige Deupp
gesorgt ist, und wir erreich
in dem Begriff Kolonisation
Vorbereitung von Kultur
wird eine solche Einrichtun
Vorgang dafür bereits vor
den erfolgreichen Versuch
lohnt sich nicht, auf die
jedenfalls hatte Herr Schn
Pöbel zujubelte, und es t
Pöbel in gewissen Fällen G
frisirt ist oder nicht
Jedenfalls hat der Autor b
von dem inneren, ursächlich
emeuten keine Kenntuiß hat;
äußerlich — Sippe von
Komödianten, die er
sehen; ob aber gerade di
stellungswerth ist, darüber m
eigenen literarischen Gewiss
trottelten Repräsentanten de
dem Auswurf der Zuchthäuse
unwahr und degoutirend.
thatsächlich Leute gefunden,
Zerrbild freuetischen Beifall
sein möchten, mögen
Massen= Inszenirung von
dufteten Individuen, die
die Krone aufsetzten, muß ein
Publikums gefallen haben —
darüber wollen wir nicht
schwendete seine große Ku
er fand Beifall bei Ste
augenblickliche Situation
aber brachte uns die Gest
Tagen in dem Prozeß Guth
Moabit geschmückt hatten.
entzückend wie immer, sie ist
eine große Komödiantin.
Zum Schluß aber war
gespart. Es spielte zu Basel
an einem schönen Junimo
nichts gemerkt, wenn es
Theaterzettel angegeben
eine Nichtigkeit, ein kleiner
heitscherz, der sich augensche
und ähnliche Dinge lusti
Verfasser ihn ins Mittelg
scheinlich nur den Zweck, un
Heims in wunderseltsam
Kostumen erscheinen zu lasseng
Stückes trotz der klugen Ang
— und schon oft dagewesen.