II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 613

9•4. Der gruene Kakadn ZukIus


zur nächsten „Woche“!
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Schulen
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Die Theaterwoche.
Ressorts
Arthur Schnitzler ist der letzte Antor, den das Deutsche
isinne zu
Theater in dieser Saison zu Worte kommen ließ. Es waren drei
brechnen
Einakter, von denen der eine, man könnte sagen, im zwanzigsten
unahme¬
Jahrhundert spielt, der zweite in den Tagen der französischen
jedlichen
Revolution, während der dritte einen Wunderdoktor des sechzehnten
.Das
Jahrhunderts, aus dem Schnitzler einen Hppnotiseur macht, auf
#ken die
die Scene bringt. So verschieden das Schicksal der drei Stücke
ite, die
war, so wesentlich unterscheiden sie sich durch ihren Kunstwert.
Festsäle
Der Buchausgabe, die in diesen Tagen erschienen ist, hat der
altung,
Autor ein Wort aus einem der Stücke als Motto vorangesetzt.
ät, die
Es lautet: „Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug." Uns
liothek,
dünkt, als ob der wienerische Doet von seiner Person aus
it. Zu
einen etwas gewagten Schluß auf die Allgemeinheit zieht,
s nicht
sofern in dieser paradoxen Weisheit eine Lebenserfahrung ent¬
billiges
halten sein soll. Oder war der Sinn des Mottos nur der, den
dessen
innersten Gedanken der Einakter wiederzugeben? In der
ich die
„Gefährtin“ war ein Professor von seiner Frau und seinem
hlicher
Assistenten betrogen, er weiß es seit zehn Jahren, läßt sich
unentwegt Hörner aufsetzen und spielt in vollendeter Pose die
ommen
Rolle des Hahnreis. Im „grünen Nakadu“ führen Schmieren¬
hi das
schauspieler in einem berüchtigten Weinkeller vor der erlauchten
nischen
Aristokratie, die, um ihren erschlafften Sinnen neuen Ritzel zu
1d von
schaffen, diese Spelunke mit besonderer Dorliebe aufsucht, eine
sönsten
Komödie auf, hinter der ein blutiger Ernst steckt; und in
gt das
„Paracelsus“ schließlich werden in verwegenem Spiel die innersten
las in
Empfindungen einer keuschen Frauenseele bloßgelegt.
s letzte
Die „Gefährtin“ ist die minderwertigste Gabe des Abends. Ein
tischen
technisches Meisterstück dagegen bedeutet der „grüne Kakadu.“
se und
alais¬
Hier wird mit einer seiltänzerischen Kunst, die an die besten Tage
Sardous gemahnt, Spiel mit Wirklichkeit verschmolzen, ein
narkt,
Alfreskobild, mit einer Sicherheit und Lebendigkeit hingeworfen, mit
Real¬
einer Grazie und einem Witz durchgeführt, die Respekt abnötigen.
Ver¬
en der
Freilich, eine tiefere Pspchologie, eine eigenartige Charakteristik, die
straße.
uns die Menschen offenbart, wird man auch hier nicht suchen dürfen.
5 dem
Das liegt außerhalb von Schnitzlers Kunst, die man deshalb nicht
aus¬
gering zu schätzen braucht. Man hat auch das historische Kolorit
der Groteske, wie Schnitzler seinen Einakter nennt — bemängelt.
gt die
Historisch hin — historisch her, wenn nur die Revolutionsstimmung,
dieser
die der Dichter auf die Bühne bringt, sich mit unseren Vorstellungen
beiden
deckt. Und das ist zweifelsohne hier der Fall. Die blasierte Ge¬
ls die
sellschaft der Julitage ist in wenigen Strichen wandervoll ge¬
zeichnet.
leten¬
In dem letzten der Einakter, in dessen Mittelpunkt der Munder¬
unds¬
erord¬
mann Theophrastus Vombastus Hohenheim, genannt Paracelsus,
jedern
steht, ist das sechzehnte Jahrhundert eigentlich nur durch das
Kostüm erkennbar. Nicht eine Scene, aus der der Geist versunkener
chnen
Zeiten zu uns spricht. Aber eine leichte Anmut und ein charmantes
erung
Spiel mit parfümierten Einfällen beherrscht die Bühne.
ndere
In den lanten Beifall der Zuschauer mischte sich etwas von
9 vor
hren¬
melancholischen Gedanken. Es war das letzte Mal, daß Josef
n die
Kainz in Berlin neue Rollen kreierte. Wollte er uns das Scheiden
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Tummer 8.
besonders schwer machen? Fast schien es so. Den ganzen tiefen#
Inhalt seiner verzaubernden Kunst breitete er noch einmal vor#
uns aus. Wo der Dichter dem Paracelsus beinah alles schuldig
geblieben war, da war der Schauspieler von einer wunderbaren
Größe. Ein Magier stand vor uns, in dessen Augen tausend
geheimnisvolle Rätsel aufleuchteten, ein Gaukler und Mundermann,
der in die dunkelsten Schichten der Seele hinabgestiegen war. Und
wie echt war er in der Groteske als genialer Schauspieler, dessen
Tragödie es ist, mit Leib und Seele an einer Dirne zu hängen.?
Neben Kainz trat in einer realistischen Studie Rudolf Rittner
hervor. Eine Welt trennt diese beiden Schauspieler voneinande#
Aber in der Hingebung an ihre Kunst, in der Echtheit ihre
Mittel und einer genialen Veranlagung, die aus naivem Instink
heraus nicht selten mitten ins Schwarze trifft, berühren sich ihreh
Künstlernaturen. Gespielt wurde auch im übrigen, wie man es
auf keiner europäischen Bühne mehr zu sehen bekommt. Darank
kann nicht gerüttelt werden, daß das Ensemble des Deutschen:
Theaters den Gipfel moderner Schauspielkunst erklommen hat.
Im neuen königlichen Opernhause hat sich eine französische
Truppe eingestellt. Madame Rosa Bruck ist der weibliche Star,
Mr. Deval der männliche. Man muß gegen fremde Gäste
höflich sein. So sei denn konstatiert, daß Madame Brucks äußere
Reize einen währen Angenschmans bieten. Ueber die künstlerischen