II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 649

9.4 Der-aruene KakaduZ#klus
5
„OBSEKVEN
L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnschrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom 77
Theater und Musik.
* Hamburg, 7. September. Die ersten Premièren
rächte uns für diese Saison das Altonaer Stadttheater.
in drei kleinen Schnitzlerschen Einaktern, die zwar nicht über¬
haupt zum ersten Male auf der Bühne erschienen, aber doch
den Hamburgern hier zum ersten Male vorgeführt wurden.
Man wählt ja hier auf dem Gebiete des Schauspiels in den
meisten Fällen nur solche Stücke welche bereits anderswo ihre
Feuerprobe bestanden haben. Man hatte aber immerhin mehr
Recht, diese Stücke „Paracelsus“, „Die Gefährtin“
„Dergrüne Kakadu“ hier als Erstaufführungen zu be¬
zeichnen, als etwa Harilebens „Der Abschied vom Regiment“
welchen das Thalia=Theater am Montag als Première aus¬
bot, obwohl es im vorigen Winter uns in einem Zyklus im
Carl Schultze=Theater in recht guter Aufführung geboten wurde.
Ich brauche des Inhalts der Schnitzlerschen Stücke nicht Fr¬
wähnung zu thun, da sie bereits gelegentlich ihrer Berliner und
Wiener Aufführungen besprochen wurden, sondern nur kurz über
Eindruck und Aufführung am hiesigen Platze zu berichten.
habe die Empfindung gehabe, daß der Beifall
Ich
velcher gespendet wurde, nicht immer zum großen Theile auf
Rechnung der Dichtungen zu setzen war, sondern mehr der
per Oarstellung galt, an der sich wenig aussetzen ließ. Im „Pa¬
acelsus“ spielte die Titelrolle ein neues Mitglied unserer###
Bühne, Herr Kirch, der ausersehen ist, Herrn Wagner als ?“
Ar
rsten Liebhaber zu ersetzen, der für diese Saison nach Berlin 11#n.
Wlibersiedelte. Herr Kirch spielte seine Rolle mit feiner Charak¬
keristik und bewies sich wie bei seinem ersten Auftreten als ist aus
Ab Egmont als eine gluckliche Erwerbung. Herr Otto gab eine###en den
Ablebenswahren Cyprian, Herrn Mylius als Doktor Copus und
Fräulein Bauer als Justina gelangen ihre Rollen vorzüglich.
„Die Gefährtin“ bot in der Aufführung ein reizvolles Klein
gemälde. Meisterhaft war Herr Otto als Professor Pilgram,
Herr Leisner als Doktor Hausmann und vor Allem Frau
Otto=Körner in der psycholegisch komplizirten Rolle der Olga
Werholm Am wenigsten glücklich war die Aufführung der
Groteske „Der grüne Kakadu“, die in der Gesammtstimmung
von vornherein zu lärmend genommen wurde; darum ging
Vieles von den Darbietungen der Hauptdarsteller verloren.
box 16/
der die
Stadt=Theater in Altona.
heimeilt. Inzw
Gestorbenen, ### in
(„Schnitzler=Abend“.)
haben will, zurückzu
Die Altonaer Bühne sieht auf einen künstlerisch für keinen Dritten best
wahrhaft glanzvollen Premièren=Abend zurück, an
Auseinandersetzung zwi
dessen Gelingen der Verfasser der drei Einacter,
Frau — und
Arthur Schnitzler, die Regie, die gestern schwierige sich. Der Professor w
Aufgaben löste, und die Darsteller gleichen Antheil eines Mannes, seines
haben. Wer Arthur Schnitzler ist, sollte nachgerade hat es seit lange
selbst in Hamburg allgemein bekannt geworden sein. und diesem Manne
Man ist versucht, um dieses einen gerechten, um dieses er war zu feige, d
einen wirklichen Dichters willen den Oesterreichern ihre Kerkers zu öffnen.
sämmtlichen literarischen Sünden zu vergeben. Schnitzler,
muthlos um die Wahr
den man in den ersten Jahren seines Schaffens nur
heit zu fordern. Und
für einen außergewöhnlich geistvollen und gewandten
Paare hin, ein alternd
Causeur, später zwar für einen geborenen, feinsinsigen,
Murh fand, feiner tun
ader der Decadence ganz und gar verfallenen Dramatiker
zu sein, und auch nicht
halten konnte, hat sich wunderbar vertieft und ge= Assistent kommt an; er
kräftigt.
er ist nicht mehr der dialogisirte und ins ist ja der eigentliche
Deutsche übersetzte Prevost, er spielt nicht mehr Fang= Schonung empfängt er ih
ball mit den seelischen Ewpfindungen von
mit keinem Worte zu
Demimondainen und gefallenen Gesellschaftsdamen; gegangenen soll es be
ein echter Dichter, greift er ins Vollleben der Mensch=Verfährt er, aus dem e
heit und packt es da, wo es am interessantesten und daß dieser sich untern
wo seine geheimen Triebkräfte am schwierigsten zu er= schon seit Jahren liebt
gründen sind. Mehr als die bekannten Dramen Was nun folgt,
Schnitzler's, „Freiwild“, „Vermächtniß“, „Liebelei“ 2c. beschreiben. Von Zorn
haben seine überaus zahltlichen kleinen dramatischen den „Freund
Episoden, Dialogskizzen, wie
n den Büchern ist das Maß
„Anatol“, „Die Frau des Weisen“, niedergelegt sind, Freundin theilt dem Faf
gezeigt, daß der Dichter ein feiner Menschenzeichner, dies Alles gewußt, daß
ein bis zum Rafsinement geschickter Dramatiker, ein
und mit Recht sagt
Meister der Gesprächsform und überaus eieganter Seichtheit einer Na
Stilist
t. In wenigen seiner Arbeiten aber war
gegangenen „Gefährtin
wirkliche Tiefe und in wenigen auch Wucht. Die drei könne. Verstände e
Einacter, die gestern in so herrlicher Darstellung über daß dieses Wesen, das
die Breiter gingen, haben gezeigt, daß Schnitzler eine Fremde, seines
auf dem Wege ist, Beides zu erringen, zum Theil schon! Das Stück endet, wie e
errungen hat. Bezüglich Schnitzler's sehen wir uns sich auf, und es ist
heute einem Dichter gegenüber, berufen, den ersten zeit= Herr werden wird. Di
genössischen Größen der Literatur an die Seite zu treten tiefe Lebensepisode, die b
Am charakteristischsten für das originelle Talent
aus wahrhaftig ist, fand
Schnitzler's i unter den drei Einactern der mittlere:
In äußeren Momenten
„Die Gefährtin“. Diese Arbeit, die zugleich auch die hauses wunderbar treffe
künstlerisch vollendetste unter den dreien ist, weist alle licht, die Kränze, das fl
Vorzüge der bekannten dramatischen Episoden des Dichters einte sich zu großer Wirh
auf: Herrliche Menschenzeichnung, raffinirt geschickter fand in Alexander Ott
Aufbau, zeisterhafter Dialog und zarte Stimmungen, Rolle steht und fällt di
zugleich aber auch eine Tiefe, wie sie nur wenigen an= Charaktere sind neben
deren Schöpfungen des Autors eigen ist. In dieser! Professor mit einer Ver
kleinen Episode spielt sich ein ganzes und schweres innigste Verständniß ent
Menschenschicksal ab. Unsere dramatischen Fabricanten im Erkennen der ganzen