II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 682

9.4. Der gruene Kakadu zuklus
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„OBSERVER“ Nr. 23
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Ausschnitt aus:
vom %
Empfindsame Gäste befanden sich am Montag bei der zweiten
Aufführung von Schnitzlers Groteske „Der grüne Kakadu“ im alten
Theater. Nachdem einige bei Schluß der ersten Aufführung des¬
selben Stückes im neuen Theater gepfiffen hatten, wählten ein
einen
Männlein und Fräulein
paar Dutzend Andere
anderen Weg, um sich bemerkbar zu machen und die Mitbesucher des
Hauses zu belästigen — sie verließen mitten im Sviele das Theater!
Ein paar fingen an, und der Herdensinn that das Uebrige. Sie
hatten nicht das Kunstwerk, sondern nur das Gemeine gesehen, ihre
scharfen Augen hatten die Kunst ihres Gewandes entkleidet und sie hatten
sich nicht im Stücke, sondern in Prospères Kneipe befunden. „Seht nur
hin, für wen ihr schreibt!“ sagt im Faust der Director zum Dichter,
„Wenn diesen Langeweile treibt, kommt jener satt vom übertischten
Mahle, Und, was das Allerschlimmste bleibt, Gar mancher kommt vom
Lesen der Journale. Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Masken¬
festen, Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt; Die Damen geben
sich und ihren Putz zum besten und spielen ohne Gage mit
Beseht die Gönner in der Nähe! Halb sind sie kalt, halb sind
sie roh. Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel, Der eine wilde
Pardon, es könnte uns ergehen wie der unschuldigen
Macht“ —
Aufführung des grünen Kakadus, denn ein Theil unserer Theaterbesucher
hat ja bewiesen, daß die Worte des Directors: „Zwar sind sie an das
noch immer ihre Giltigkeit haben. Schnitzler
Beste nicht gewöhnt.
aber kann dem Theaterdirector mit den Worten des Dichters antworten:
„O sprich mir nicht von jener bunten Menge, bei deren Anblick uns der
Geist einflieht!“
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(Eingesandt.)
Décadence. Als eines der bedeutungsvollsten Zeichen des
Niederganges unserer Sitten, der gänzlichen Erschlaffung unserer
moralischen Energie ist wohl der ungeheuerliche Umstand anzusehen,
daß das heutige Theaterpublicum, Männer wie Frauen, in der
allerdings sehr grotesk gezeichneten und dargestellten Bühnenfigur
eines Mörders, der im jugendlichen Alter seine Tante umgebracht
hat („Der grüne Kacadu“ von Schnitzler) eine lustige Person sieht,
über die es sich bis zum Einteitt vor Lachkrämpfen amüsirt. Und das
sogar unter dem herzbeklemmendh Eindruck der Kunde von dem
grauenhaften Morde, in Wirkl##keit verübt von einem fünfzehnjährigen
Kugben an seiner eigenen
hmutter. Das bühnengerechte Abbild I
e entmenschten Kusden verman Hmderts vondoren
Heiterkeit zu versetzen — ist das Gedankenlosigkeit
fertigkeit? Unfaßbar jedenfalls. Eine der Zuschau
nach Hause, noch ganz erregt vom Lachen und Amuf
Stunde. „Nun, wie hast Du dich amüsirt“ wird
erwartenden Augehörigen gefragt. „Ach, köstlich! ge
er
gar nicht zu sagen. Der“ war aber auch zu komisd
lachen, wirklich. „So“, wind nun weiter gefragt, „we
denn dar?“ Die Antwort lautet: Einen Mörder, der seine Tante
ermordet hat.“ Nun, daß dass lomisch gewesen sein muß, zum Todt¬
lachen geradesn, begreist sich licht, maht waher