nun, dass sie noch rein von Schuld, fürchtet aber, dem Liebes¬
werben des schmucken Junkers Anselm ebensowenig noch weiter¬
hin widerstehen zu können, als sie einstens Paracelsus von sich
gewiesen hätte, wure er nur zur rechten Zeit in ihre Arme
geeilt. Cyprian macht sich die unangenehme Lehre zunutze
und verspricht, sein Weib künftiger sorgsamer zu hüten. —
Wandelt sich hier das scherzende Spiel in bittere, ernste
Lebenswahrheit, so hat „Die Gefährtin“ einen umgekehrten
Zug. Der treffliche, aber nicht mehr jugendliche Professor
Robert Pilgram hat sich Jahre hindurch hinter einer Hülle
von edler Resignation verkrochen; schon in der ersten Zeit
seiner wenig glücklichen Ehe hat er erkannt, dass seine junge
Lebensgefährtin nicht ihn, sondern seinen jüngeren Freund
Alfred liebt, dass diese Liebe nicht auf halbem Wege stehen
geblieben. Er will dem Glücke der Liebenden nicht hinder¬
lich sein, ja er selbst möchte sie miteinander vereinigen,
stände es in seiner Macht. Aber nun, da seine Frau plötz¬
lich gestorben, erfährt er mit einemmale, dass d#e ver
Angebetete auch Alfred nicht ge### habe, das¬
Alfreds Dirne gewesen Du fällt ## schwere Hülle de
herab, er athmet erleichter auf ein leeres Phantom
ihn genarrt, er durchschan die Lebenskomödie, deren Helden
er solange gespielt. — „Die Gefährtin“ ist eine überfeine
psychologische Studie; in kurzen, wenigen Rückblicken rollen
sich uns Stück für Stück lange Jahre eines verfehlten
Lebens auf. In seiner skizzenhaften Kürze stellt das Stück
allzugroße Auforderungen an Regie und Darsteller. — Von
kecker, frischer Conception ist die Grotesque „Der grüne
Kakadu“. In einer verrufenen Pariser Gastwirtschaft — dem
„grünen Kakadu“ — finden sich verkleidete und unverklei¬
dete Komödianten bunt zusammengewürfelt. Die einen er¬
zählen von haarsträubenden Verbrechen, die sie nie be¬
gangen, die anderen von Tugenden die sie nie besessen.
Wahrheit und Verstellung sind hier oft kaum zu unterscheiden.
Mit diabolischem Humor lässt Schnitzler den einzigen, echten
Strolch für einen „Stümper von Komödianten“ erklären,
wogegen die mit größtem Raffinement vorgetragene Mord¬
geschichte des Schauspielers Henri selbst von seinen Mit¬
spielern geglaubt wird. Plötzlich schlägt das freche Spiel
in blutigen Ernst um; Heuri, der Schauspieler, ermordet
nun wirklich den Herzog, dessen Ermordung er noch eben
mit aller Dreistigkeit erzählt hatte. Das eigenartige, figuren¬
reiche Gemälde hebt sich wirksam von dem blutigen Hinter¬
grunde der französischen Revolution ab, deren mächtige
Ausklänge die Schwüle dieser Kellerluft durchzittern. —
Die Aufführung hat manches Gute; im „Paracelsus“
sogar das Beste, was die oft gewürdigte Regiekunst des
Herrn Directors Lechner in stimmungsvoller Inscenierung
bisher geleistet hat. Als Paracelsus feierte Herr Ma
einen wohlverdienten Triumph; der talentvolle Da#
ist noch selten so vollständig über seiner Rolle gestanden, wie hier¬
Die Zuhörer befanden sich vom Anbeginn unter dem Banne¬
seiner Leistung und überschütteten ihn — leider auch bei
offener Scene — mit lautem Beifall. Nicht mind gefiel
die von Frau Förster mit vollendeter Feinheit verkörperte
Justina, sowie die Cäcilia des Frls. Ulmann, ein Cabinet=“
stückchen von drolliger Launigkeit. Herr Recke war als!
Junker Anselm von ansprechender Herzlichkeit; 6m Cyprian
gab Herr Machold, kleine Details abgerechnet, ganz ent¬
sprechend, mit behaglicher Derbheit, und auch der Doctor si
Topus des Herrn Teller genügte billigen Anforderungen.
„Die Gefährtin“ hat gstern weniger angesprochen;
hier ist alles auf die Figur des Professors Pilgram ge¬
stellt. — Herrn Macholds anerkannte Tüchtigkeit
konnte dieser ungemein schweren und heiklen Rolle doch
nur zum Theile gerecht werden. Herr Recke (Alfred)
und Frau Förster (Olga Merholm) standen auf der Höhe
ihrer Aufgaben. Auch an diesem Werke waren die Spuren
der Lechner'schen Regie unverkennbar; man durfte nur
bedauern, dass sich nicht auch „Der grüne Kakadu“
so liebevoller Sorgfalt zu erfreuen hatte; Herr Halier!
hat uns schon bessere Proben seiner Inscenierungskunst ge¬
geben. Die ersten Scenen giengen im schleppenden Tempo,
bald drohte das Gespenst der Langeweile. Auch die Einzel¬
leistungen waren nicht immer einwandfrei; Das Stück er¬
fordert eben eine stattliche Reihe von Episodisten. Herr!
Malcher hatte auch mit der Rolle des Heuri größten Er¬
folg; von reizender, prickelnder Frische und Aufgeräumtheit
werben des schmucken Junkers Anselm ebensowenig noch weiter¬
hin widerstehen zu können, als sie einstens Paracelsus von sich
gewiesen hätte, wure er nur zur rechten Zeit in ihre Arme
geeilt. Cyprian macht sich die unangenehme Lehre zunutze
und verspricht, sein Weib künftiger sorgsamer zu hüten. —
Wandelt sich hier das scherzende Spiel in bittere, ernste
Lebenswahrheit, so hat „Die Gefährtin“ einen umgekehrten
Zug. Der treffliche, aber nicht mehr jugendliche Professor
Robert Pilgram hat sich Jahre hindurch hinter einer Hülle
von edler Resignation verkrochen; schon in der ersten Zeit
seiner wenig glücklichen Ehe hat er erkannt, dass seine junge
Lebensgefährtin nicht ihn, sondern seinen jüngeren Freund
Alfred liebt, dass diese Liebe nicht auf halbem Wege stehen
geblieben. Er will dem Glücke der Liebenden nicht hinder¬
lich sein, ja er selbst möchte sie miteinander vereinigen,
stände es in seiner Macht. Aber nun, da seine Frau plötz¬
lich gestorben, erfährt er mit einemmale, dass d#e ver
Angebetete auch Alfred nicht ge### habe, das¬
Alfreds Dirne gewesen Du fällt ## schwere Hülle de
herab, er athmet erleichter auf ein leeres Phantom
ihn genarrt, er durchschan die Lebenskomödie, deren Helden
er solange gespielt. — „Die Gefährtin“ ist eine überfeine
psychologische Studie; in kurzen, wenigen Rückblicken rollen
sich uns Stück für Stück lange Jahre eines verfehlten
Lebens auf. In seiner skizzenhaften Kürze stellt das Stück
allzugroße Auforderungen an Regie und Darsteller. — Von
kecker, frischer Conception ist die Grotesque „Der grüne
Kakadu“. In einer verrufenen Pariser Gastwirtschaft — dem
„grünen Kakadu“ — finden sich verkleidete und unverklei¬
dete Komödianten bunt zusammengewürfelt. Die einen er¬
zählen von haarsträubenden Verbrechen, die sie nie be¬
gangen, die anderen von Tugenden die sie nie besessen.
Wahrheit und Verstellung sind hier oft kaum zu unterscheiden.
Mit diabolischem Humor lässt Schnitzler den einzigen, echten
Strolch für einen „Stümper von Komödianten“ erklären,
wogegen die mit größtem Raffinement vorgetragene Mord¬
geschichte des Schauspielers Henri selbst von seinen Mit¬
spielern geglaubt wird. Plötzlich schlägt das freche Spiel
in blutigen Ernst um; Heuri, der Schauspieler, ermordet
nun wirklich den Herzog, dessen Ermordung er noch eben
mit aller Dreistigkeit erzählt hatte. Das eigenartige, figuren¬
reiche Gemälde hebt sich wirksam von dem blutigen Hinter¬
grunde der französischen Revolution ab, deren mächtige
Ausklänge die Schwüle dieser Kellerluft durchzittern. —
Die Aufführung hat manches Gute; im „Paracelsus“
sogar das Beste, was die oft gewürdigte Regiekunst des
Herrn Directors Lechner in stimmungsvoller Inscenierung
bisher geleistet hat. Als Paracelsus feierte Herr Ma
einen wohlverdienten Triumph; der talentvolle Da#
ist noch selten so vollständig über seiner Rolle gestanden, wie hier¬
Die Zuhörer befanden sich vom Anbeginn unter dem Banne¬
seiner Leistung und überschütteten ihn — leider auch bei
offener Scene — mit lautem Beifall. Nicht mind gefiel
die von Frau Förster mit vollendeter Feinheit verkörperte
Justina, sowie die Cäcilia des Frls. Ulmann, ein Cabinet=“
stückchen von drolliger Launigkeit. Herr Recke war als!
Junker Anselm von ansprechender Herzlichkeit; 6m Cyprian
gab Herr Machold, kleine Details abgerechnet, ganz ent¬
sprechend, mit behaglicher Derbheit, und auch der Doctor si
Topus des Herrn Teller genügte billigen Anforderungen.
„Die Gefährtin“ hat gstern weniger angesprochen;
hier ist alles auf die Figur des Professors Pilgram ge¬
stellt. — Herrn Macholds anerkannte Tüchtigkeit
konnte dieser ungemein schweren und heiklen Rolle doch
nur zum Theile gerecht werden. Herr Recke (Alfred)
und Frau Förster (Olga Merholm) standen auf der Höhe
ihrer Aufgaben. Auch an diesem Werke waren die Spuren
der Lechner'schen Regie unverkennbar; man durfte nur
bedauern, dass sich nicht auch „Der grüne Kakadu“
so liebevoller Sorgfalt zu erfreuen hatte; Herr Halier!
hat uns schon bessere Proben seiner Inscenierungskunst ge¬
geben. Die ersten Scenen giengen im schleppenden Tempo,
bald drohte das Gespenst der Langeweile. Auch die Einzel¬
leistungen waren nicht immer einwandfrei; Das Stück er¬
fordert eben eine stattliche Reihe von Episodisten. Herr!
Malcher hatte auch mit der Rolle des Heuri größten Er¬
folg; von reizender, prickelnder Frische und Aufgeräumtheit