II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 703

9•4. Der gruene Kakaun—Z#klus
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Kleines Feuilleton.
Frankfurt, 6. April.
In. [Mannheimer Brief.] Man schreibt uns vom 6. ds.
aus Mannheim: Es hat ein bischen lange gedauert, bis die
Schnitzler'schen Einakter den Weg in unser Hoftheater fanden.
Nun aber spiellen sie sich harmonisch ab, wie die sein empfundenen
Sätze einer Sonate: Allegro=Adagio=Presto. Und der Erfolg?
„Paracelius“ interessirte die Gefährtin“ exschütterte, „der grüne
Kakaon Aberaschte. Den Abend in seiner Gesammtwirkung darf¬
das Theater zu seinen Ehrenabenden rechnen, an denen Darstellung
und Regie zu gleichen Theilen partizipiren. — Im Apollo=Saal
spielt das Meßthaler=Ensemble ein Programm im modern=realisti¬
schen Geschmack ab. Bis jetzt wurden „Gespenster", „Therese
Raquin“ und „die Haubenlerche“ gegeben. Obgleich es diesen:
Aufführungen an allem äuseren Aufputz, theilweise sogar an den
nothwendigsten Dekorationen und Requisiten gebricht, erhebt sie
doch künstlerischer Ernst und intimes Zusammenspiel weit über das
herkömmliche Niveau. Herr Emil Meßthaler geht, wie wir hören,
für die nächste Saison mit seiner Truppe nach Nürnberg. — Die
bildenden Künste, die sich bei uns vorerst noch total auf die Ma¬
lerei beschränken — Skulpturen und Erzeugnisse des Kunstgewerbes
fehlen ganz — nehmen, wenigstens auf dem Gebiet des Bilder¬
handels einen rechten Ausschwung. Wirklich künstlerischen In¬
teressen trägt aber der Kunstsalon Heckel Rechnung, der eine Kollek¬
iclusive
Für
ktion Thoma vereinigt hat Außerdem interessiren die eigenartig=Porto.
16 weltfernen Landschaftsbilder von Emil Lugo, denen er auch noch
Zahlbar
20 so seltsam=gedankenschwere Titel mitgibt. Hans Rudolf Käser
Voraus.
54 (München) hat mehrere tüchtige Porträts aus der hiesigen Gesell¬
„ 100 schaft und eine Anzahl von liebenswürdigem Geist belebte Skizzen
te ist das
im Kunstverein ausgestellt.
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Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
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Paracelsus.
Versspiel in einem Akt
Die Gefährtin.
Schauspiel in einem Akt
Der grüne Kakadu.
Groteske in einem Akt
Arthur Schnitzler.
Erstaufführung am Residenz=Theater zu Wiesbaden.
Ueber den glänzenden Erfolg wird berichtet:
„Rheinischer Courier“:
Arthur Schnitzler ist neben Hermann Bahr der bedeutendste Ver¬
treter des jungen Wiener Pociengeschlechts. Aber während jener ewig
wechseinde, in allen Farben schillernde, sich selbst ironisirende Weltmensch
im Virtnosenum realistischer Einzeldarstellung meist stecken bleibt, sehnt
sich Schnitzler hinaus aus der sich selbst zersetzenden Decadence¬
gesellschaft in die Welt der Wahrheit und einfachen Natur. Und einmal
wurde diese Sehnsucht Gestalt! es gelang ihm sein Drama „Liebelei“,
eins von den Bühnenwerken unserer Zeit, die auch im neuen Jahr¬
hundert noch bleiben werden. Was die graziös blasirten Anatole¬
seenen als Typus des modernen Stimmungsmenschen so einzig dar¬
stellten, dieser überfeinerte Kultus der nervösen Einzelpersönlichkeit, das
ist in „Liebelei“ überwunden von der einfältigen reinen Liebeskraft
einer aufopfernden Frauennatur, deren Wesen dem Drama jenen un¬
sagbaren lyrischen Dust verleiht, den wir ja auch hier auf uns ein¬
wirken lassen dürften. Aber Schnitzler ist doch moderner Mensch,
h. ein Suchender, Ruheloser, und so tritt er diesmal wieder als ein
anderer vor uns hin mit seinen drei Einaktern. „Paracelsus“. Wie
Traum und Leben, Spiel und Wahrheit geheimnißvoll ineinanderfließen,

zeigt das Drama, dessen Held der berühmte Wunderthäter des 1
Jahrhunderts, Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim
Den Mediziner Schnitzler reizte es, hier die peinliche natur¬
wissenschaftliche Genanigkeit in der Darstellung hypnotischer Experimente
mit jener alten poctisch=romantischen Idee zu verbinden. Zugleich aber
ließ er auch das moderne Problem von der rechten, in innigster Geistes¬
gemeinschaft geheiligten Ehe im Gegensatz zum äußerlich sanktionirten
Sicher ein geistreiches Werk, diese
Rebeneinanderleben anklingen.
drämatisirte Novelette, ein Spiel mit Menschenseelen. Rückhaltlose An¬
ist ein
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erkennung verdient das zweite Werk; „Die Gefährtin“.
in gedämpften Farben gehaltenes Seelengemälde voll feiner Wirklich¬
keitskunst, in seiner Art etwa Sudermanns „Fritzchen“ vergleichbar,
und gleich diesen wirkt es wie ein erschütterndes Erlebnis mit echter
Tragik. Herrn Dr. Rauch aber verdient wieder besonderen Dank, daß
Der diese interessanten, wenn auch nicht leicht zugänglichen Dichtungen
Enns vermittelte.
„Wiesbadener General=Anzeiger“:
Arthur Schnitzler, der Dichter der „Liebelei“, hat mit seinen
drei Einaktern „Paracelsus“, Die Gefährtin" und „Der grüne
Kakadu“ einen neuen litterarischen Erfolg zu verzeichnen. Es war
eine wahre Erquickung, die drei gehaltvollen Stücke nach der reich¬
jhaltigen Schwankernte dieses Winters im Residenztheater begrüßen zu