II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 711

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bezeichnel, war das beste und interessanteste. Es spielt
Kunst und Wissenschaft.
in Parts zur Revolutionszeit, am Abend des 14. Juli,
dem Tage der Erstürmung der Bastille. Wir werden in
∆ [Bildungsverein in Düsseldorf.] Dem
die Spelunke eines Monsieur Prospère geführt, der
Bildungsverein steht für nächsten Mittwoch ein großer
Genuß bevor. Unser Mitbürger, Herr Ingenieur Emil
ehemals Theaterdirector war. Seine Kneipe ist eine
Bahlsen, welcher drei Jahre an der Universität Tokio
Art von Cabaret, aber der sonderbarsten Art. Bet ihm
als Professor thätig war, hat sich erbitten lassen, über
verkehren die ehemaligen Mitglieder seiner Truppe, die
Japan zu erzählen. Der Vortrag wird um so anschau¬
zur Belustigung von sensationsbedürftigen Aristokraten licher sein, als die Firma Ed. Liesegang in ihrer großen
hier in der Weise Vorstellungen geben, daß sie Liebenswürdigkeit dazu die wunderschönen Lichtbilder
singiren, Verbrecher zu sein, und die tollsten er¬
aus Japan zur Veifügung stellt. Bei dem zu er¬
dichteten Erlebnisse allabendlich erzählen. Eine solche
wartenden großen Andrang muß der Zutritt ausnahms¬
weise für Mitglieder vorbehalten werden; doch ist beim
Vorstellung, in der sich aber diesmal Spiel und Ernst
Eintritt Gelegenheit geboten, die Mitgliedschaft zu er¬
grausig mischt, wird uns vorgeführt. Aus hier hat
werben.
Schnitzler die Stimmung vorzüglich gegeben. Man
** [Ein neues Stück von Wilbrandt.]
fühlt die unheimliche Schwüle der Situation gleich zu
Das März=Gastspiel Agnes Sormas im Berliner Theater
Anfang, und daß diese Leichtsinnigen auf einem Vulkane
wird auch ein neues Drama von Adolph Wilbrandt,
tauzen. Die frivole, verderbte aristokratische Gesellschaft
„Timandra“, bringen.
sist auch diesen Abend in die Spelunke gekommen, um
* [Sarah Bernhardt ausgepfiffen!! In
Stadttheater.
sich zu amüsiren. Sie hören nicht, oder wollen nicht
Berlin war das ein Scherz unserer Camelots, in Paris
hören das Grollen der Revolution, die noch an diesem
„Die Gefährtin“, „Paracelsus“, „Der grüne Kakadn“,
sich aber wirklich und im Theater Sarah
Abend ihren Sieg felern wird. Als aber einer der vor¬
Bernhardt ereignet, daß die Tragödin ausgepfiffen wurde.
drei Einacter von Arthur Schnitzler.
nehmen Herken, der Herzog von Cadignon, aus Eisersacht Frau Bernhardt spielte die Hermione in Raoines
s:] Düsseldorf, den 16. Febr. 1903.
von dem Hauptacteur der Truppe vor ihren Augen] „Andromache“; sie hatte das Drama neu stenirt
Nach den verschiedenen wenig erfreulichen Stücken,
und dazu von Soint Saëns eine Musik componiren
erstochen wird, der triumphirende Gesang der Marseillaise jassen. Bei der oritten Vorstellung ertönten aus den
die uns als „neu“ im Spielplan des Schausptels diesen
von der Straße in den Keller ertönt und der Donner=jetzten Parkettreihen scharfe Pfiffe. Sechs junge Leute
Winter vorgeführt wurden, waren diese drei Einatter von
ruf „Es lebe die Fretheit“ draußen und drinnen wurden sistirt und vor den inspieirenden Polizelbeamten
Arthur Schnitzler eine willkommene Erscheinung. Neu
den Sieg des Volkes von Paris verkündet, das geführt. „Wir bewundern Frau Saray Bernhardt,
sind die Stücke nicht; sie sind längst auf andern Bühnen
fahren die nun geächteten Aristokraten entsetzt zu¬ aber wir sind mit ihrer Auffassung der Hermione nicht
mt Erfolg gegeben. Sie waren uns auch längst ver¬
sammen — sie sind dem Geschicke verfallen, mit dem das einverstanden.“ Die Künstierin, die der Vernehmung
sprochen, doch wollen wir sie jetzt nur mit dem
empörte Volk sie bedroht. In seiner knappen Form ist beiwohnte, erklärte, es sei ein gutes Recht des Zuschauers,
gelinden Vorwurf begrüßen: „Spät kommt ihr, doch dieses Stück ein fesselndes, stark wirkendes Stimmungs¬
zu pfeifen, ebenso wie zu applaudiren. „Seien Sie
ihr kommt!“ — Das zuerst gegebene, kürzeste der
bild aus der Zeit der französischen Revolution. Es versichert, Madame, wir werden pfeifen, so oft Sie die
drei Stücke, „Die Gefährtin“, ist als Schauspiel be¬
Hermione spielen.“ Der Polizeibeamte ließ die Pfeifer
wurde im Ganzen recht gut gegeben. Zur Mitwykung war straflos, da sie erst nach Fallen des Vorhangs gepfiffen,
zeichnet. Es ist der in die denkbar knappste Form
das ganze Personal unseres Schauspiels aufgeboten. Sie
also die Vorstellung nicht gestört hatten.
condensirte Roman einer ungleichen Ehe. Der Haupt= Alle, die mitwirkten, zu nennen, hieße, den langen
(=) [Die „Versunkene Glocke“ in London.]
werih beruht in der Stimmung, die der Autor, ein Theaterzettel abschreiben. Es sind Alle, die auftreten,
Eines großen, durchschlagenden Erfolges
feiner Menschenkenner und Psycholog, dem nur aus ein mehr oder weniger episodische Figuren, und wollte man
hatte sich die „Versunkene Glocke“, Märchendrama in
paa. Seonen bestehenden Stücke gegeben hat. Professor
5 Acten von Gerhard Hauptmann, im Deutschen Theater
einige hervorheben, so würde man den anderen Unrecht
Pilgram, ein Mann in reiferem Alter, hat als solcher
in London zu erfreuen. Die mit großen Kosten be¬
thun. — Volles uneingeschränktes Lob verdient Herr
ein sehr junges Mädchen gehetrathet. Das Glück, das
schaffte usstattung wirkte ganz wunderbar, und der
Hugo Walter als Regisseur, der die drei Stücke
Grundton der Aufführung entsprach vollauf demjenigen
er sich von dieser Ehe versprach, ist ihm nur kurze Zeit
trefflich in Scene setzte.
der Dichtung. Herr Taeger verkörperte den Giocen¬
zu Theil geworden. Schon nach zwei Jahren hat er
gießer ganz charakteristisch, der ihm zu Theil werdende
erkannt, daß seine junge Frau ihm nicht das werden
stürmische Beifall war wohlverdient. Die englische
„Martha“ von Flotow. — „Der betrogene Kadl“,
kann, was er erhoffte, die „Gefährtin“ für das Leben.
Presse äußert sich sehr anerkenyend sowohl über die
Oper von Gluck.
Er macht eine bittere Erjahrung, denn er muß es erleben,
Aufführung, als auch über das Drama selbst. Bezüglich
69 Düsseldorf, den 16. Februar 1903.
daß zwischen seiner Frau und seinem Assistenzarzt und
des letzteren bemerkt die „Morning Post“, daß das
ungen Freunde, dem Doctor Hausmann, ein Verhältniß
Zwei Opern auf einmal, beide zusammen fünf Acte
Ringen nach Wahrheit, Licht und Freiheit von Swinburne
entstebt, welches, er scheinbar unbeachtet läßt. Er ist
umfassend, die sich in reichlich 31 Stunden abspielen
in dem Gedicht „Hertha“ viel packender und edler ge¬
mehr kann das Publikum selbst an einem Sonntag=Ischildert worden sei, doch wenn man bei Hauptmann
entschlossen, die Ehe zu lösen, seine Frau frei zu geben,
den Philosophen außer Betracht lassen wolle, bleibe
Abend nicht von dem Theaterleiter verlangen. Natürlich
wenn sie und der junge Freund ihn unabweislich darum
doch ein herrliches, aufrichtiges Märchen, welches nicht
bitten. Wir erfahren beim Begiun des Stückes, daß die
war das Haus ausverkauft. Manchem Besucher aber
darunter leide, daß es auf alter Wahrheit beruhe. Das
hätte vielleicht Weniger mehr bedeutet. Es war des
junge Frau gestorben und eben begraben ist. Der
Drama wird von den „Times“ als das größte Werk
Assistenzarzt war fern, zur Erholung in Scheveningen.
Guten zu viel, was man hören sollte. Und wenn auch
eines großen Dichters und von der „Graphic“ als das
Jetzt ist er, am Abend des Begräbnißtages, zurückgekehrt. die dargereichte Kost leicht bekömmlich war — die Portion
bedeutendste und originellste Drama des Tages be¬
Erst eben vorher hat sich der verwittwete Professorjerschten zu reichlich bemessen. In der letzten Scene zeichnet, welches jeder englische Theaterbesucher sehen
einer Freundin der Verstorbenen, Frau Meerholm, über des zweiten Werkes rüstete man zum Aufbruche= müsse. In ähnlichem Sinne sprechen sich auch „Standard“,
„Telegraph“ und einige andere Blätter aus,“
sein Verhältniß zu seiner Frau und zu seinem Assistenz= Als der Vorhang dann fiel, war das Theater bereits
arzt ausgesprochen, da tritt dieser ein. Nach einer tact= haib leer. „Martha“ von Flotow wurde in dieser.
Saison schon gegeben, es bleibt zu notiren, daß für Frau
vollen Beileidsbezeugung theilt er dem Professor im
Langen eine Kölner Altistin Fräulein Cankl in der
Lause der Unterredung mit, doß er sich mit einem jungen
Mädchen verlobt habe, und das dies schon seit zwei Jahren
Rolle der „Nancy“ einsprang und gut gesiel, und daß
sich die Umbesetzung der „Plumkett“=Partie der Wieder¬
seine Absicht gewesen sei. In der Ueberzeugung, daß Haus¬
mann ihn sowohl wie seine Frau beirogen habe, weist er
gabe nicht besonders förderlich erwies. Herrn Josef
[Passy=Cornets Organ langte für die Aufgabe, die
ihm empört mit harten Worten die Thür. Dann erfährt er
Herr Savitsch bisher löste, nicht ganz aus. Auch der
von Frau Meerholm, weiche es durch Briefe beweisen kanu,
„Richter“ des Herrn Robertson war nicht allzu
welcher Art das Verhältniß der Beiden war, daß seine
Frau um Hausmanns Verlobung seit zwei Jahren interessant. Herr Hansen, Fräulein Domenego
brillirten natürlich wieder als „Lyonel“ und „Lady“.
wußte. Frau Meerholm geht und der Einsame, der
Glucks Einacter „Der betrogene Kadi“,
nun die ganze Wahrheit erfuhr, kehrt restguirt zu
seinem arbeitsvollen Berufe zurück. — Herr Maxi=seiner edlen Musik wegen unlängst wieder ausgegraben
und auch vor zwei Jahren bei uns gegeben, amüsirt zwar
milian gab den Professor Pilgram in durchaus zu¬
das Publikum, zieht aber doch nicht mehr; — Herr
treffender Auffassung, in bester Weise den ernsten Mann,
[Fröhlich wendete seine feinsinnige Auffassung ver¬
der Entsagung gelernt hat, charakterisirend. Auch Herr
geblich daran, die Hörer ernstlich zu fesseln. Gespielt und
Bergen traf als Assistenzarzt Dr. Hausmann den
gesungen wurde recht flott. Fräulein Nabert, die
richtigen Ton und Fräulein Franziska Wendt
„Fatime“, Fräulein Förster, die „Zelmira“, und
zeigte in der Rolle der Frau Meerholm die Spannwelte
Fläulein Neueudorff in der Carricaturrolle der
ihres Talents, das nicht auf das Fach der „Naiven“
„Omega“ boten durchweg Gutes, Herr Hansen
beschränkt ist.
Darnach kam „Paracelsus“, ein Versspiel mehr heiterer reüssirte als „Nuradin“, Herr Roberison war als
„Färber Omar“ etwas trocken, Herr Richter spielte
Art, als Inermezzo. Das Stück spielt in Basel zu Beginn
den „Kadi“ mit vielem Humor. Und das Orchester —
des 16. Jahr##deris. Arthur Schnitzler, der von Beruf
hielt aus! Eigentlich war das an der ganzen Vor¬
Arzt ist, hat die Wirkung der Hypnose und der Suggestion
stellung am Meisten zu bewundern. Es genügt, wenn
in dem geschickt ersonnenen Stück als Motiv verwerthei
wir auführen, was die Mitglieder des städtischen
und den mysterlösen Theophrastus Bombastus Paracelsus,
den mittelalterlichen Theosophen, zum Träger der Hand= Orchesters hier innerhalb der letzten acht Tage
lung gewählt. Als Student hat dieser ein lieblichessöffentlich leisteten, um unser Erstaunen über die
Bajeler Fräulein, Justina genannt, geliebt. Sie hat ihmAusdauer der Musiker zu erklären: Sonntag (den
aber einen Waffenschmk), Cyprian genannt, der ihr eine8. Feb.) 2 Opern, Montag „Rheingold“, Dinstag
bessere Versorgung bot, vorgezogen. Als er nun nach „Walküre“, Mittwoch Musikvereinsprobe, Donnerstag
Jahren wieder nach Bosel kommt und allerlei wunderbare Abonnementsconcert, Freitag „Siegfried“, Samstag
Hellungen verrichtet, kommt er nuch, dem Meister Cy=(Somphonteconcert, Sonntag Nachmittagsconcert und