II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 712

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9.4. Der-gruche Kakann Zuklus
prian geladen, in dessen Haus. Um die ungetreue ehemalige! Abends 2 Opern. Und 5 Hirigenten verlangten jeder
für sich volle Krafteinsetzung bei Lösung dieser Riesen¬
Geliebte zu strafen und Chprian von seiner grundlosen
arbeit. (Theaterproben 2c. haben wir gar nicht ange¬
Eifersucht zu heilen, hypnotisirt er Justina und suggerirt
ihr, daß sie ein sträfliches Verhältniß zu einem Junker führt, da wir über dieselben nicht informirt sind.) Ziehr
Namens Anselm habe, der in dem Stücke eine gar man obendrein in Betrachtung, daß das Orchester
auf Nebenerwerb angewiesen ist, so muß zugegeben
klägliche Rolle splelt. Schließlich macht Paracelsus dem
werden, daß hier nicht Alles in Ordnung ist.
daraus entstehenden Wirrwarr ein Ende, indem er
Justina von dem Bann seiner Suggerirung wieder löst! Angesichts der morgigen „Götterdämmerung=Première
und die Wahrheit aus Licht kommen läßt. Dies ergötz= hätte das Orchester jedenfalls nicht so mit zwei
liche kleine Stück, in hübschen Versen geschrieben, wurde Opern am Sonntag — nach absolvirtem Nachmittags¬
concerte — engagirt werden dürfen. Wir erachten es
flott und gut gespielt. Herr Bäumler als derber
als unsere Pflicht, die Theaterdirection, wie die städ¬
Baseler Waffenschmied, Herr Förstner als Paracelsus,
tischen Dirigenten des Orchesters zu ersuchen, sich iin Zu¬
Fräulein Roland als Justina vertraten ihre Rollen
kunft darüber zu verständigen, wie die Arbeitslast des
bestens. Auch die kleineren Rollen, Cäcilia, Schwester
Institutes, das fünf Herren dient, zu mindern ist. Das
der Justina, der groteske Stadtarzt von Basel, Doctor
Kunstinteresse redet hier auch noch mit, denn bei solcher
Copus, und der Junker Anselm wurden von Fräulein
Inanspruchnahme kann ein Orchester nichts Tadelloses
Franziska Wendt, Herrn de Paula und Herrn
bieten.
Bergen in durchaus befriedigender Weise dargestellt.
Das dritte Stück „Der grüne Kakadu“, als „Groteske“
bezeichnet, war das beste und interessanteste. Es spielt
Kunst und Wissenschaft.
in Paris zur Revolutionszeit, am Abend des 14. Juli,
∆[Bildungsverein in Düsseldorf.] Dem
dem Tage der Erstürmung der Bastille. Wir werden in
die Spelunke eines Monsieur Prospère geführt, der Bildungsverein steht füc nächsten Mittwoch ein großer
Genuß bevor. Unser Mitbürger, Herr Ingenieur Enl
ehemals Theaterdirector war. Seine Kneipe ist eine
Bahlsen, welcher drei Jahre an der Untversität Toklo
Art von Cabaret, aber der sonderbarsten Art. Bei ihm
als Professor thätig war, hat sich erbitten lassen, über
verkehren die ehemaligen Mitglieder seiner Truppe, die
Japan zu erzählen. Der Vortrag wird um so anschau¬
zur Belustigung von sensationsbedürftigen Arlstokraten
licher sein, als die Firma Ed. Liesegang in ihrer großen
hier in der Weise Vorstellungen geben, daß sie Liebenswürdigkeit dazu die wunderschönen Lichtbilder
aus Japan zur Verfügung stellt. Bei dem zu er¬
singiren, Verbrecher zu sein, und die tollsten er¬
wartenden großen Andrang muß der Zutritt ausnahms¬
dichteten Erlebnisse allabendlich erzählen. Eine solche
weise für Mitglieder vorbehalten werden; doch ist beim
Vorstellung, in der sich aber diesmal Spiel und Ernst
Eintritt Gelegenheit geboten, die Mitgliedschaft zu er¬
grausig mischt, wird uns vorgeführt. Auch hier hat
werben.
Schnitzler die Stimmung vorzüglich gegeben. Man
** [Ein neues Stück von Wilbrandt.]
fühlt die unheimliche Schwüle der Situation gleich zu
Das März=Gastspiel Agnes Sormas im Berliner Theater
Anfang, und daß diese Leichtsinnigen auf einem Vulkane
wird auch ein neues Drama von Adolph Wilbrandt,
[„Timandra“, bringen.
Ltanzen. Die frivole, verderbte arlstokratische Gesellschaft
+ [Sarah Bernhardt ausgepfiffen!! In
##ist auch diesen Abend in die Spelunke gekommen, um
Berlin war das ein Scherz unserer Camelots, in Paris
sich zu amüsiren. Sie hören nicht, oder wollen nicht
Stadttheater.

s sich aber wirklich und im Theater Sarah
hat
hören das Grollen der Revolution, die noch an diesem
Bernhardt ereignet, daß die Tragödin ausgepfissen wurde.
„Die Gefährtin“, „Paracelsus“, „Der grüne Kokadu“.
Abend ihren Sieg feiern wird. Als aber einer der vor¬
Frau Bernhardt spielte die Hermione in Racines
drei Einacter von Arthur Schnitzler.
nehmen Herken, der Herzog von Cadignon, aus Eisersucht
[„Andromache“; sie hatte das Drama neu scenirt
s] Düsseldorf, den 16. Febr. 1903.
von dem Hauptacteur der Truppe vor ihren Augen
und dazu von Saini Saëns eine Musik componiren
Nach den verschiedenen wenig erfreulichen Stücken,
erstochen wird, der triumphirende Gesang der Marseillaise
lassen. Bei der dritten Vorstellung ertönten aus den
die uns als „neu“ im Spielplan des Schauspiels diesen
von der Straße in den Keller ertönt und der Donner¬
letzten Parkettreihen scharfe Pfiffe. Sechs junge Leute
Winter vorgeführt wurden, waren diese drei Einacter von
ruf „Es lebe die Freiheil“ draußen und drinnen wurden fistirt und vor den inspieirenden Pollzeibeamten
den Sieg des Volkes von Paris verkündet, da geführt. „Wir bewundern Frau Saray Bernhardt,
Arthur Schnitzler eine willkommene Erscheinung. Neu
fahren die nun geächteten Aristokraten entsetzt zu= aber wir sind mit ihrer Auffassung der Hermione nicht
sind die Stücke nicht; sie sind längst auf andern Bühnen
sammen — sie sind dem Geschicke verfallen, mit dem das einverstanden.“ Die Künstlerin, die der Vernehmung
mit Erfolg gegeben. Sie waren uns auch längst ver¬
empörte Volk sie bedroht. In seiner knappen Form ist beiwohnte, erklärte, es sei ein gutes Recht des Zuschauers,
sprochen, doch wollen wir sie jetzt nur mit dem
gelinden Vorwurf begrüßen: „Spät kommt ihr, doch dieses Stück ein fesselndes, stark wirkendes Stimmungs= zu pfeisen, ebenso wie zu applandiren. „Seien Sie
bild aus der Zeit der französischen Revolution. Es versichert, Madame, wir werden pfeifen, so oft Sie die
ihr kommt!“ — Das zuerst gegebene, kürzeste der
Hermione spielen.“ Der Polizeibeamte ließ die Pfeifer
drei Stücke, „Die Gefährtia“, ist als Schauspiel be¬
wurde im Ganzen recht gut gegeben. Zur Mitwitzkung wars straflos, da sie erst nach Fallen des Vorhangs gepfiffen,
also die Vorstellung nicht gestört hatten.
zeichnet. Es ist der in die denkbar knappste Form
das ganze Personal unseres Schauspiels aufgeboten. Sie
=) [Die „Versunkene Glocke“ in London.]
condensirte Roman einer ungleichen Ehe. Der Haupt“ Alle, die mitwirkten, zu nennen, hieße, den langen
Eines großen, durchschlagenden Erfolges
werth beruht in der Stimmung, die der Autor, ein Theaterzettel abschreiben. Es sind Alle, die auftreten,
hatte sich die „Verfunkene Glocke“, Märchendrama in
seiner Menschenkenner und Psycholog, dem nur aus ein mehr oder weniger episodische Figuren, und wollte man
5 Acten von Gerhard Hauptmann, im Deutschen Theater
paar Seqnen bestehenden Stücke gegeben hat. Professorkeinige hervorheben, so würde man den anderen Unrecht
in London zu erfreuen. Die mit großen Kosten be¬
Volles uneingeschränktes Lob verdient Herr
Pilgram, ein Mann in reiferem Alter, hat als solcher thun.
schaffte Ausstattung wirkte ganz wunderbar, und der
ein sehr junges Mädchen gehelrathet. Das Glück, das
Hugo Walter als Regisseur, der die drei Stücke
Grundton der Aufführung entsprach vollauf demjenigen
er sich von dieser Ehe versprach, ist ihm nur kurze Zeit
der Dichtung. Herr Taeger verkörperte den Glocken¬
trefflich in Scene setzte.
gießer ganz charakteristisch, der ihm zu Theil werdende
zu Theil geworden. Schon nach zwei Jahren hat er
Istürmische Beifall war wohlverdient. Die englische
erkannt, daß seine junge Frau ihm nicht das werden
„Martha“ von Flotow. — „Der betrogene Kadl“,
Presse äußert sich sehr anerkennend sowohl über die
kann, was er erhoffte, die „Gefährtin“ für das Leben.
Oper von Gluck.
Aufführung, als auch über das Drama selbst. Bezüglich
Er macht eine bittere Erfahrung, denn er muß es erleben,
6 Düsseldors, den 16. Februar 1903.
des letzteren bemerkt die „Morning Post“, daß das
daß zwischen seiner Frau und seinem Assistenzarzt und
Ringen nach Wahrheit, Licht und Freiheit von Swinburne
Zwei Opern auf einmal, beide zusammen fünf Acte
Jungen Freunde, dem Doctor Hausmann, ein Verhältniß
in dem Gedicht „Hertha“ viel packender und edler ge¬
umfassend, die sich in reichlich 3½ Stunden abspielen
Tentsteht, welches, er scheinbar unbeachtet läßt. Er ist
schildert worden sei, doch wenn man bei Hauptmann
mehr kann das Publikum selbst an einem Sonntag¬
entschlossen, die Ehe zu lösen, seine Frau frei zu geben,
den Philosophen außer Betracht lassen wolle, bleibe
Abend nicht von dem Theaterleiter verlangen. Natürlich
doch ein herrliches, aufrichtiges Märchen, welches nicht
wenn sie und der junge Freund ihn unabweislich darum
war das Haus ausverlauft. Manchem Besucher aber
darunter leide, daß es auf alter Wahrheit beruhe. Das
4 bitten. Wir erfahren beim Beginn des Stückes, daß die
Drama wird von den „Times“ als das größte Werk
junge Frau gestorben und eben begraben ist. Der hätte vielleicht Weniger mehr bedeutet. Es war des
eines großen Dichters und von der „Graphic“ als das
Assistenzarzt war fern, zur Erholung in Scheveningen. Guten zu viel, was man hören sollte. Und wenn auch
bedeutendste und originellste Drama des Tages be¬
Jetzt ist er, am Abend des Begräbnißtages, zurückgekehrt.] die dargereichte Kost leicht bekömmlich war — die Portion
zeichnet, welches jeder englische Theaterbesucher sehen
Erst eben vorher hat sich der verwittwete Professorferschten zu reichlich bemessen. In der letzten Scene
einer Freundin der Verstorbenen, Frau Meerholm, über des zwelten Werkes rüstete mau zum Aufbruche=müsse. In ähnlichem Sinne sprechen sich auch „Standard“,
sein Verhältniß zu seiner Frau und zu seinem Assistenz=] Als der Vorhang dann fiel, war das Theater bereits „Telegraph“ und einige andere Blätter aus.“
arzt ausgesprochen, da tritt dieser ein. Nach einer tact= halb leer „Martha“ von Flotow wurde in dieser
vollen Beileidsbezeugung theilt er dem Professor im Saison schon gegeben, es bleibt zu notiren, daß für Frau
Lause der Unterredung mit, daß er sich mit einem jungen Langen eine Kölner Altistin Fräulein Cankl in der
Mädchen verlobt habe, und daß dies schon seit zwei Jahren Rolle der „Nancy“ einspreng und gut gefiel, und daß
seine Absicht gewesen sei. In der Ueberzeugung, daß Haus= sich die Umbesetzung der „Piumkett“=Partie der Wieder¬
gabe nicht besonders förderlich erwies. Herrn Josef
mann ihn sowohl wie seine Frau betrogen habe, weist er
[Passy=Cornets Organ langte für die Aufgabe, die
ihm empört mit harten Worten die Thür. Dann erfährt er
Herr Savitsch bisher löste, nicht ganz aus. Auch der
von Frau Meerholm, welche es durch Briefe beweisen kann,
„Richter“ des Herrn Robertson war nicht allzu
welcher Art das Verhältniß der Beiden war, daß seine