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9.4. Der gruene Kakadu Zuklus
Jahresfrst. Das regt den Prosor auf. Wältes die lebertreibung der eiserfächigen Wuch mit
rend er also hier ihn betrog, übte er Verrath großer Bravour ausdrückte. Neben ihm traten
noch Herr Flemming, Herr Mauth und
mit einer Anderen an der Frau, die seine Ge¬
als Herzogin, der der Blutgeruch die Nerven
liebte war. Nein, seine Dirne! Gut daß sie
kitzelt, Frl. Lothar glücklich hervor. Herr
starb. Er jagt den Assistenten aus dem Hau¬
Director Rübsam wurde mit den Genannten
se. Aber die Freundin öffnet ihm die Augen.
Seine Frau habe von der Verlobung gewußt,stürmisch gerufen. Für die sorgsame Regie der
und es sei ihr recht gewesen. „Was sie woll=drei Einacter verdienen die Herren Director
ten, hatten sie auch so.“ Er, der Professor auf Rübsam und Mauth besondere Anerken¬
nung.
seiner moralischen Höhe, der verzeihen und
verzichten wollte, um Beiden nicht im Wege
zu stehen, steht rathlos vor dieser Situation.
Er fühlt eine furchtbare Leere. Ein Kopfschüt¬
teln, dann verläßt er das Zimmer. Es zeigt
die große Kunst Schnitzlers, daß sein Held
nicht lächerlich wird. Wir fühlen mit ihm, so
ist nun einmal das Leben, und der Dichter
zeichnet es, wie es ist. Herr Lübau spielte
den Professor mit gemüthvollster Resignation.
Man fühlte mit ihm jede Seelenregung, jedes
stille, unausgesprochene Empfinden. Neben ihm
wirkten noch Frl. Gigl als Olga und Herr
[Flemming als Assistent sehr verdienstvoll.
Die ruhige, aber intensive Theilnahme Olgas
wurde durch Frl. Gigl überaus fein und ge¬
schickt, mimisch sogar sehr schön ausgedrückt.
Wenn sie nur auch darauf achten wollte, zu
Beginn der Conversation lauter und accen¬
tuier zu sprechen. Das ist um so nothwendi¬
ger, als zumeist die später ins Theater Kom¬
menden einen rücksichtslosen Lärm verursachen,
der es unmöglich macht, leiser geführte Eon
versationen zu hören. Die Darsteller fander
seitens des Publikums rauschenden Beifal
insbesondere Herr Lübau als Beneficiant wur
rde mehrmals gerufen.
D# Das zweite Stück „Paracelsus“ spieb
Theater.
#im sechzehnten Jahrhundert. Sein Held is
der berühmte Charlatan Teophrastus Bombas
Die Gefährtin. — Paracelsus.
stus Paracelsus, der nach langer Abwesenhein
Ua### Der grüne Kakadn.
in seine Vaterstadt Basel heimkehrt, wo seine
Jugendgeliebte den reichen, ehrsamen Wassen¬
0 Von Arthur Schnitzler.
Der erfolgreichste Dichter Jung=Wiens, schmied Cyprian geheiratet, der ihn als
kam gestern auf unse= Schwindler verachten zu dürfen glaubt. Der
Artl
#obgenannten drei Einac= dadurch gereizte Paracelsus rächt sich, indem er
tern zu Wort, von denen das erste die tiefste Frar Justina hypnotisirt und ihr suggerirt,
und bedeutendste Wirkung übte. Es ist auch je habe sich mit einem Junker, der ihr hofirt,
literarisch das bedeutendste, ein modernes Ge# beigangen. Erwacht will sie den vermeintlichen
sellschaftsbild, während uns der Dichter mit Fehltritt eingestehen und bringt damit den
den beiden anderen in vergangene Jahrhun= protzig sicheren Cyprian aus seiner Ruhe, bis
derte zurückversetzt. Allen drei Einactern ge= Paracelsus, der selbst irre wird und nicht weiß,
meinsam ist es, daß sie uns in ein Halbdun= obs Suggestion oder Wirklichkeit, sie wieder
kel drängen, in die Welt der Träume, in eine einschläfert und Justina dann gestehen läßt,
feingestimmte Dämmerung der Gefühle. Sie daß sie eine brave Gattin sei, der der Gatte
vertrauen könne, wohlgemerkt, wenn er sie
wecken Stimmungen, verschmähen es aber Lö¬
hüte. Das in schönen Versen geschriebene
sungen, Befriedigung zu bringen; sie regen
Stück mit der in aller Unschuld sich schuldig
Fragen an, ohne die Lösung zu finden, und
Fühlenden übt großen Reiz und brachte den
im „Paracelsus“, läßt dieß der Dichter selbst
Hauptdarstellern, den Herren Lübau (Para¬
verkünden, indem er dem Helden das Wort
celsus), Orell (Cyprian) und Frl. Gigl
in den Mund legt
(Justina), sowie den übrigen Mitwirkenden.
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Frl. Just und den Herren Edgar (Stadt¬
Wahrheit und Lüge, Sicherheit ist nirgends.
arzt) und Berg (Junker Adelmus) stürmi¬
Wir wissen nichts von Andern, nichts von
schen Beifall. Besonders wirksam spielten
uns,
drei Erstgenannten, von denen Herr Orell dem
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Cyprian prächtige Gestaltung gab.
Die Hörer folgten mit Interesse dem Dichter,
„Der grüne Kakadn“ ist der Name
der ihnen zum Schlusse die warme Befriebi¬
einer Pariser Spelunke, in welcher zur Zeit
gung versagt. Dem meisten Verständnisse be¬
der großen Revolution gerne hochgeborene
gegnete „Die Gefährtin", literarisch ein kleines
Herren und Damen verkehrten, und sich von
GTDHN
A
9.4. Der gruene Kakadu Zuklus
Jahresfrst. Das regt den Prosor auf. Wältes die lebertreibung der eiserfächigen Wuch mit
rend er also hier ihn betrog, übte er Verrath großer Bravour ausdrückte. Neben ihm traten
noch Herr Flemming, Herr Mauth und
mit einer Anderen an der Frau, die seine Ge¬
als Herzogin, der der Blutgeruch die Nerven
liebte war. Nein, seine Dirne! Gut daß sie
kitzelt, Frl. Lothar glücklich hervor. Herr
starb. Er jagt den Assistenten aus dem Hau¬
Director Rübsam wurde mit den Genannten
se. Aber die Freundin öffnet ihm die Augen.
Seine Frau habe von der Verlobung gewußt,stürmisch gerufen. Für die sorgsame Regie der
und es sei ihr recht gewesen. „Was sie woll=drei Einacter verdienen die Herren Director
ten, hatten sie auch so.“ Er, der Professor auf Rübsam und Mauth besondere Anerken¬
nung.
seiner moralischen Höhe, der verzeihen und
verzichten wollte, um Beiden nicht im Wege
zu stehen, steht rathlos vor dieser Situation.
Er fühlt eine furchtbare Leere. Ein Kopfschüt¬
teln, dann verläßt er das Zimmer. Es zeigt
die große Kunst Schnitzlers, daß sein Held
nicht lächerlich wird. Wir fühlen mit ihm, so
ist nun einmal das Leben, und der Dichter
zeichnet es, wie es ist. Herr Lübau spielte
den Professor mit gemüthvollster Resignation.
Man fühlte mit ihm jede Seelenregung, jedes
stille, unausgesprochene Empfinden. Neben ihm
wirkten noch Frl. Gigl als Olga und Herr
[Flemming als Assistent sehr verdienstvoll.
Die ruhige, aber intensive Theilnahme Olgas
wurde durch Frl. Gigl überaus fein und ge¬
schickt, mimisch sogar sehr schön ausgedrückt.
Wenn sie nur auch darauf achten wollte, zu
Beginn der Conversation lauter und accen¬
tuier zu sprechen. Das ist um so nothwendi¬
ger, als zumeist die später ins Theater Kom¬
menden einen rücksichtslosen Lärm verursachen,
der es unmöglich macht, leiser geführte Eon
versationen zu hören. Die Darsteller fander
seitens des Publikums rauschenden Beifal
insbesondere Herr Lübau als Beneficiant wur
rde mehrmals gerufen.
D# Das zweite Stück „Paracelsus“ spieb
Theater.
#im sechzehnten Jahrhundert. Sein Held is
der berühmte Charlatan Teophrastus Bombas
Die Gefährtin. — Paracelsus.
stus Paracelsus, der nach langer Abwesenhein
Ua### Der grüne Kakadn.
in seine Vaterstadt Basel heimkehrt, wo seine
Jugendgeliebte den reichen, ehrsamen Wassen¬
0 Von Arthur Schnitzler.
Der erfolgreichste Dichter Jung=Wiens, schmied Cyprian geheiratet, der ihn als
kam gestern auf unse= Schwindler verachten zu dürfen glaubt. Der
Artl
#obgenannten drei Einac= dadurch gereizte Paracelsus rächt sich, indem er
tern zu Wort, von denen das erste die tiefste Frar Justina hypnotisirt und ihr suggerirt,
und bedeutendste Wirkung übte. Es ist auch je habe sich mit einem Junker, der ihr hofirt,
literarisch das bedeutendste, ein modernes Ge# beigangen. Erwacht will sie den vermeintlichen
sellschaftsbild, während uns der Dichter mit Fehltritt eingestehen und bringt damit den
den beiden anderen in vergangene Jahrhun= protzig sicheren Cyprian aus seiner Ruhe, bis
derte zurückversetzt. Allen drei Einactern ge= Paracelsus, der selbst irre wird und nicht weiß,
meinsam ist es, daß sie uns in ein Halbdun= obs Suggestion oder Wirklichkeit, sie wieder
kel drängen, in die Welt der Träume, in eine einschläfert und Justina dann gestehen läßt,
feingestimmte Dämmerung der Gefühle. Sie daß sie eine brave Gattin sei, der der Gatte
vertrauen könne, wohlgemerkt, wenn er sie
wecken Stimmungen, verschmähen es aber Lö¬
hüte. Das in schönen Versen geschriebene
sungen, Befriedigung zu bringen; sie regen
Stück mit der in aller Unschuld sich schuldig
Fragen an, ohne die Lösung zu finden, und
Fühlenden übt großen Reiz und brachte den
im „Paracelsus“, läßt dieß der Dichter selbst
Hauptdarstellern, den Herren Lübau (Para¬
verkünden, indem er dem Helden das Wort
celsus), Orell (Cyprian) und Frl. Gigl
in den Mund legt
(Justina), sowie den übrigen Mitwirkenden.
„Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Frl. Just und den Herren Edgar (Stadt¬
Wahrheit und Lüge, Sicherheit ist nirgends.
arzt) und Berg (Junker Adelmus) stürmi¬
Wir wissen nichts von Andern, nichts von
schen Beifall. Besonders wirksam spielten
uns,
drei Erstgenannten, von denen Herr Orell dem
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Cyprian prächtige Gestaltung gab.
Die Hörer folgten mit Interesse dem Dichter,
„Der grüne Kakadn“ ist der Name
der ihnen zum Schlusse die warme Befriebi¬
einer Pariser Spelunke, in welcher zur Zeit
gung versagt. Dem meisten Verständnisse be¬
der großen Revolution gerne hochgeborene
gegnete „Die Gefährtin", literarisch ein kleines
Herren und Damen verkehrten, und sich von
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