Ka
9. 4. Der gruene kadn ZykIus
——
Ausschnitt aus: Sstiisch Sadosta Nachticmer
5 5. 1912.
...
Schiller=Theater Charlottenburg.
Die Gefährtin. Paracelsus. Der grüne
Kakadu. 3 Einakter von Auer
Den erfolgreichen Dichter an seinem fünfzigsten Geburts¬
tag zu ehren, führte das Schiller=Theater diese drei Einakter
auf, die ihre Schlagkraft bereits kurz nach ihrem Entstehen
1899 im Deutschen Theater glänzend erwiesen haben. Das
Publikum folgte auch gestern mit tiefer Teilnahme den tief
gründige. Lebensbildern, die in ihrer äußeren und inneren
Gegensatzlichkeit so gut einen fesselnden Theaterabend zu be¬
reiten verstehen. Das wirksame Spiel zwischen Schein und
Wirklichkeit, zwischen Träumen und Erwachen, das der Dichter
zum Leitmotiv dieses Dramen=Zyklus genommen, kam in der
sorgsam vorbereiteten und darstellerisch hervorragend gut be¬
setzten Aufführung vollauf zur Geltung.
In der Groteske
„Der grüne Kakadu“ die in Paris am ereignisreichen 14. Juli
1789 spielt, hatte die Regie für ein durchaus stilechtes szenisches
Bild gesorgt, von dem sich die unheilvollen Vorgänge in
prächtig gesteigertem dramatischen Aufbau abhoben.
Von den Darstellern sei mit besonderer Anerkennung
Hans F. Gerhard genannt, der in zwei völlig verschiedenen
Aufgaben seine hohe Fähigkeit, sicher zu gestalten, erwies. Else
Wasa bestrickte in „Paracelsus“ durch ihre natürliche Anmut
und Max Reiner gab den vom Schicksal schwer geprüften
d enttäuschten Professor im ersten Stück mit schlichtem
Ernst. In kleineren Rollen zeichneten sich Conrad Wiene,
Heinz Bernecker, Richard Wirth und Georg Pacschke
aus.
—ch.
box 16/1
Aussthaltt aus: Seicies Anzeiger, Berhin
=n.17. Mal 1912
Theater und Musik.
Schillertheater Charlottenburg.
Des fünfzigsten Geburtstags Arthur##schnitzlers, des erfolg¬
reichen österreichischen Dramatikers, wurde am Milkwoch durch die
Aufführung dreier Einakter gedacht. Die drei kleinen, bereits be¬
kannten Bühnenstücke zeigten die dichterischen Vorzüge ihres Ver¬
fassers im besten Lichte: die Anmut seiner Sprache, die Milde seines
„Gefühls und die Schärfe seiner Gedanken. Dem Wiener Leben ent¬
(nommen ist das erste Stück „Die Gefährtin“; mit zarter Hand
werden die Schleier vom Eheleben des alternden Professors Pilgram
gehoben; erst nach dem Tode seiner jungen Gattin siebt er klar; aus einer
Scheinwelt schmerzlicher opfermütiger Selbsttäuschung erwacht er zur
Wirklichkeit, die ihn wohl entnüchtert, aber auch von Leid befrett. Dabei ist
mit leichter, geschickter Hand Sein und Schein geheimnisvoll miteinander
verwoben; die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschieben
und verwischen sich fortwährend und lassen, nach des Dichters An¬
schauung, alles Geschehen des Lebens nur wie ein Spiel erschein
Nie erkennen sich die Menschen ganz; sie spielen sich und anderr
Komödie vor. Noch stärker tritt diese Lebensauffassung in de
folgenden Einaktern hervor; vor langen Jahren wurden beid
einstmals im Deutschen Theater aufgeführt und regten
Das
Eigenart das literarische Interesse lebhaft an.
„Paracelsus“ läßt den Einfluß, den der berühmte
doktor aus dem sechzehnten Jahrhundert auf seine Mitw
übte in halb heiteren, halb empfindsamen Szenen
Erscheinung treten: mit Geist und Anmut schildert der Dichter, wie
des Paracelsus seelenkündende Macht auch die unbewußten Regungen
aus den Tiefen der Menschenseele heraufquellen und wieder zurückebben
läßt; das Eheglück des Baseler Waffenschmieds, des Meisters Cyprian,
d getrübt;
wird durch diese Künste glücklicherweise nur vorüberg
bald steht es wieder in voller Klarheit und Festi
deren
Völkerschicksale rührt die Groteske „Der grüne
Handlung sich am Vorabend der großen französischen R.
alles spielt in der Spelunke Prospères, des früheren
Komödie, die echten Verbrecher ebenso wie die falschen, die zur 2
der Gäste der nach immer neuen Reizmitteln lüsternen Pariser
Komödie vorspielen; Trug und Wahrheit schillern in grelle
durcheinander, und drobend schaut aus diesem Zeitbild mit
Augen das nahende Unheil. — Das Publikum folgte mit
Anteilnahme dem Dichter auf seinen vielfach verschlungenen
und nahm jedes der drei Stücke mit lebhaftem Beifall auf“ Die
Darstellung war vortrefflich; die Herren Max Reimer, Hans F.
Gerhard, Heinz Bernecker, Conrad Wiene und die Damen Hedwig
Pauly, Else Wasa führten ihre verschiedenen Rollen yörnehm und
die künstlerische Gestaltung der Bühne im allgemeinen“ sondern noch
im besonderen für die lebhaft bewegten Massenbilder,in der Spelunke
„Zum grünen Kakadu“.
9. 4. Der gruene kadn ZykIus
——
Ausschnitt aus: Sstiisch Sadosta Nachticmer
5 5. 1912.
...
Schiller=Theater Charlottenburg.
Die Gefährtin. Paracelsus. Der grüne
Kakadu. 3 Einakter von Auer
Den erfolgreichen Dichter an seinem fünfzigsten Geburts¬
tag zu ehren, führte das Schiller=Theater diese drei Einakter
auf, die ihre Schlagkraft bereits kurz nach ihrem Entstehen
1899 im Deutschen Theater glänzend erwiesen haben. Das
Publikum folgte auch gestern mit tiefer Teilnahme den tief
gründige. Lebensbildern, die in ihrer äußeren und inneren
Gegensatzlichkeit so gut einen fesselnden Theaterabend zu be¬
reiten verstehen. Das wirksame Spiel zwischen Schein und
Wirklichkeit, zwischen Träumen und Erwachen, das der Dichter
zum Leitmotiv dieses Dramen=Zyklus genommen, kam in der
sorgsam vorbereiteten und darstellerisch hervorragend gut be¬
setzten Aufführung vollauf zur Geltung.
In der Groteske
„Der grüne Kakadu“ die in Paris am ereignisreichen 14. Juli
1789 spielt, hatte die Regie für ein durchaus stilechtes szenisches
Bild gesorgt, von dem sich die unheilvollen Vorgänge in
prächtig gesteigertem dramatischen Aufbau abhoben.
Von den Darstellern sei mit besonderer Anerkennung
Hans F. Gerhard genannt, der in zwei völlig verschiedenen
Aufgaben seine hohe Fähigkeit, sicher zu gestalten, erwies. Else
Wasa bestrickte in „Paracelsus“ durch ihre natürliche Anmut
und Max Reiner gab den vom Schicksal schwer geprüften
d enttäuschten Professor im ersten Stück mit schlichtem
Ernst. In kleineren Rollen zeichneten sich Conrad Wiene,
Heinz Bernecker, Richard Wirth und Georg Pacschke
aus.
—ch.
box 16/1
Aussthaltt aus: Seicies Anzeiger, Berhin
=n.17. Mal 1912
Theater und Musik.
Schillertheater Charlottenburg.
Des fünfzigsten Geburtstags Arthur##schnitzlers, des erfolg¬
reichen österreichischen Dramatikers, wurde am Milkwoch durch die
Aufführung dreier Einakter gedacht. Die drei kleinen, bereits be¬
kannten Bühnenstücke zeigten die dichterischen Vorzüge ihres Ver¬
fassers im besten Lichte: die Anmut seiner Sprache, die Milde seines
„Gefühls und die Schärfe seiner Gedanken. Dem Wiener Leben ent¬
(nommen ist das erste Stück „Die Gefährtin“; mit zarter Hand
werden die Schleier vom Eheleben des alternden Professors Pilgram
gehoben; erst nach dem Tode seiner jungen Gattin siebt er klar; aus einer
Scheinwelt schmerzlicher opfermütiger Selbsttäuschung erwacht er zur
Wirklichkeit, die ihn wohl entnüchtert, aber auch von Leid befrett. Dabei ist
mit leichter, geschickter Hand Sein und Schein geheimnisvoll miteinander
verwoben; die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschieben
und verwischen sich fortwährend und lassen, nach des Dichters An¬
schauung, alles Geschehen des Lebens nur wie ein Spiel erschein
Nie erkennen sich die Menschen ganz; sie spielen sich und anderr
Komödie vor. Noch stärker tritt diese Lebensauffassung in de
folgenden Einaktern hervor; vor langen Jahren wurden beid
einstmals im Deutschen Theater aufgeführt und regten
Das
Eigenart das literarische Interesse lebhaft an.
„Paracelsus“ läßt den Einfluß, den der berühmte
doktor aus dem sechzehnten Jahrhundert auf seine Mitw
übte in halb heiteren, halb empfindsamen Szenen
Erscheinung treten: mit Geist und Anmut schildert der Dichter, wie
des Paracelsus seelenkündende Macht auch die unbewußten Regungen
aus den Tiefen der Menschenseele heraufquellen und wieder zurückebben
läßt; das Eheglück des Baseler Waffenschmieds, des Meisters Cyprian,
d getrübt;
wird durch diese Künste glücklicherweise nur vorüberg
bald steht es wieder in voller Klarheit und Festi
deren
Völkerschicksale rührt die Groteske „Der grüne
Handlung sich am Vorabend der großen französischen R.
alles spielt in der Spelunke Prospères, des früheren
Komödie, die echten Verbrecher ebenso wie die falschen, die zur 2
der Gäste der nach immer neuen Reizmitteln lüsternen Pariser
Komödie vorspielen; Trug und Wahrheit schillern in grelle
durcheinander, und drobend schaut aus diesem Zeitbild mit
Augen das nahende Unheil. — Das Publikum folgte mit
Anteilnahme dem Dichter auf seinen vielfach verschlungenen
und nahm jedes der drei Stücke mit lebhaftem Beifall auf“ Die
Darstellung war vortrefflich; die Herren Max Reimer, Hans F.
Gerhard, Heinz Bernecker, Conrad Wiene und die Damen Hedwig
Pauly, Else Wasa führten ihre verschiedenen Rollen yörnehm und
die künstlerische Gestaltung der Bühne im allgemeinen“ sondern noch
im besonderen für die lebhaft bewegten Massenbilder,in der Spelunke
„Zum grünen Kakadu“.