II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 735

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Kak
9.4. Der gruehe-Kakadu — Zyklus
Ausechnltt aus Generalanzeiger fr-Düsseldorf
Düsseldorf
26. MAl 1912
vom:
2 U p —
B


Aufga#e, die leichtlebige Wiers eines eben mihilistisch! In entgegengesetzter Richtung, auf dem waldigen:
Berliner Sommertheater.
umgehnchen Gouverneues dem gefesselten Mörder ge=] Brauhausberg bei Potsdam findet der Reichs¬
Die rückgeschlagene Kühle dieses Lenzmondes, die
genüberzustellen erfordert gans andere Dichterkraft, als hauptstädter wieder ein sehr interessantes Freilichtspirf.
ste hier zur Verfügung stand. Und die Absicht eine Axe'l Delmar hat dort an gutgewählter, idyllischer
##ifre Begeisierung für die Zentralheizung wieder einmal
abgekühlt und die Preise des Spargels in keiner über¬
#tivole Gesellienstpuppe satirischertenantisch zu komplie#Stelle im vorigen Jahr ein Schauspiel vom alten Fritz
eferungsmäßigen Hölzeit so erhöht ##t.
hindert#zieren, führte nur zu taktlosin Unmöglichkeiten. Tie und den Seinen mit viel Erfolg vorgeführt. In diesem
##meswegs, daß das Berimer Sommertheater sich
Darstellung, stand durch Ida Rüst und einzelte andre Jahr — er gibt sich offenbar nicht mit Kleinigteiten
Haupskräfte weit über komt Semmortheater=Nivean. Sosah- hat Napolcons Geist heraufbeschworen, Napolevus
Biederum recht vielfältig ontialtete.
lgibt es möglicherweise doch iin Sommergeschäft nach
sehr körverhft erscheinenden Geist zu Pferde! Der
im Lessingtheater ist, um einem dringenden
Bunsch an der Stelle, wo san alsbald ein neues
[Herr der Welt“ nannte er demgemäß sein Stück
Bedürfnis abzuhelfen eine Wiener Operetten=Gesell¬
Theaterunternehmen das nantnehr gesicherte Deutsche
das er wiederum eigenhändig herstellen mißte da ##
chaft
eingelogen.
Die vorhandenen Oberetten= und
Schauspielhaus“ seinen Lebenlauf beginnen wird.
Preisausschreiben für ein neues vaterländisches Freite####
Possendühnen haben sich in Permanenz erklärt und die
Im üorigen breitet sich Gruß=Berlins sommertheatro=werk neunundsiebzig Dichtungen und Dichtversuche
zeuptrepräsentation des Berliner Theaterwesens gegen¬
lischer Betrieb auch heuer wie im vorigen Jahr, in die
sammenbrachte die nach seiner Mittedlung sämtlich nch
üben dem Fremden übernommen. Im Deutschen
Nachparschaft hinaus, ins F###e aus. In Bernau,
für die Naturbühne geeignet waren.
##eater wird man sich bis Ende Mai ohne Neu¬
dem kleinen schmucken Morksädichen im Norden, das
Mit einem großen Napoleonsbild wird in Ver
n und ohne ein gur Tei der usten Kräfte behelfen: 12, einer nelgen 6.egirh.. pott, wurde mit Jeierlich¬
und Ungegend Reklame für das Potzdamer Spelg#
#o mffigee Webekint# perzeit.
lkeit und viel Opferfreudigkit d#r
Bürgerschaft zum
macht. Der Inhalt ist nichtsdestoweniger gut preusisch¬
##g. Schauspielhaus gebt mehr oder minder abge¬
ersten Mal des Hussitenspiel erneuert.
deuisch. e Konflikt konzentriert sich auf eine märkische
svielte Stücke jetzt zu den billigen Eintrittspreisen, die
scheint in diesem Jahr noch mehr Volks anzuziehen als Adelsfamitie, veren einer Sohn das Genie des =Korsei
im im Winter mehr Ehre machen würden
im vorigen.
bewundert, während die übrigen Gehrr im###
Der Direktor des Neuen Schauspielhauses,
trioten sind. Die Stimmungen der Jahre 18061
Der hohe Reiz liegt wie schon 1911 festgestellt wurde,
derr Halm, fuhr mit etlichen seiner besten Kräfte gen
1813 werden mit Geschmack ausgebeutet.
Süden, um im Münchener Künstlertheater Lorbeeren zu weniger in der ziemlich k##mentionellen Handlung, als
#enten. Den größeren Teil seiner Künstlerschaft sandte in dem hervorragend fesselnten Schauplatz, in den Bil¬
Der verblendete märkische Junler wird zuguterlevt
mittkerweile ins Haus der von einer Direkteein #ndern und Stimmungen unter freiem Himmel. Die be= durch die opfermutige Begeisterung der Seien
iuem einzigen Winter vollkommen herunterdirigierten drängte Stadt liegt in leibhaft vor den Zuschauern.
Außer Napoleon werden Vater Jahn, Fonau#
Komischen Oper. Das Stück, das er hierfür zu verien= Ihre Ziegelmanern und =Tirme sind Zeugen der alten
dere Zeitgestalten aufgeboten. Das alles kör
den hatie, ist ein weitaus mehr effektsuchendes als effelt Zeiten. Festlich Volk drängt aus dem Stadttor, auf dem
zu einem ausgesprochenen Post-festum=Kitsch
Es heißt „Die Spiele Ihrer inaengrünen Au## das Sc#itzenfest zu feiern. Reigen¬
machendes Spiel.
Aber Delmar vermeidet das Allzuwohlfeile
Exzellenz“ stammt von der verstorbenen #tänze mit Gesang der Voltsmenge, der vielen farben= Licht und Schatten vernünftig zu verteilen
sekels und dem sonst etwas literaturfähigeren Rudo###fröhlich gekleideten Kinder und der Pairizierjugend eine eigene Gabe für Gelegenheitsspiele dieser
Strauß (nicht zu verwechsein mit dem südwestdeutschen hehen wieder an. Die unnschahmliche Natürlichkeit mit mächtiger Helfer aber ist der grüne deutsch
der sieh eing ins aubere fügt, unter der wirklichen Früh= wald im Sonnenschein, Beim ersten Aufreiten seiner
Erzähler Emil Strauß).
lingssonne, entzückt auch verbärtete Großstädterherzen.
Man könnte diese „vier Alte“ (ein Untertitel fehlt
„Herrn der Welt erwärmte man sich sehr, ungrachter
der herben deutschen Maienkühle
deichnenderweise) schlichtweg einen Sommerschmarren
Frischer Maienwind spielt ruhelos im unterschied¬
sinnen, wenn sie nicht etwas Komplizierteres wären, lichen Grün des reichen Baumwuchses, den die beneidens¬
Ir den Theatern der Stadt zeigte sichs, daß Arspur
ohne aber darum etwas Wertvolleres zu sein. Der ent# werten Vernauer so nahe vor ihren Türen und Toren
der seine Wiener Poet, seinen Ge¬
schiedene Wunsch einen Schlager zu verfortigen, ist nicht haben. Ein Rasenhügel, in alter Buchen= oder Eichen¬
ücklich gewählt hat, als er
# verkennen. Die Tragik der russischen Revolutions= stamm geben prächtige Stützpunkte für das Spiel. Vom
die Mitte des Mai=Mondes fallen ließ. Nun sollte
*
####atiker dünkte diesem Autorenvaar grade gut genug,
wirklichen ragenden Turm hernieder singt der Türmer
der neuen, nicht unlöblichen Sitte sein fünfzigster Ge¬
Spannung zu bereiten und sie mit etwas Unsitten=Lust¬
sein Tagelied stößt ins Horn. ruft Warnungen herab
burtstag von den Bühnen festlich begangen werden. Gal
piel=Pikanterie zu versetzen. Außerdem aber verrieten
und wird erstaunlich leicht verstanden. Dann sprengen war aber in gegenwärtiger Jahreszeit keine dazu in
gewisse Brusttöne volksfreundlicher Empärung, gewisse berittene Bürger über die Stadtbrücke wüst=wilde stande, als zwei volkstümliche, an die man keine sehr
Versuche, höhere Gesellschaft zu kennzeichnen, und ge¬
Hussitenreiter stürzen aus dem Buschwerk. Auf überfall hohen künstlerischen Forderungen stellen darf. Das
wisse aus beidem sich ergebende — Längen, daß eine
und Ausfall und Reitersucht folgt endlich wieder ein Schillertheater brachte immerhin eine würdige Auf¬
döher gemeinte Nebenabsicht hemmend hinzugetreten sei.
anmutig festlicher Aufzig. Alt=Vernau ist wieder führung des „Grünen Kakadu“ und anderer Einalter
So wurde diese Nihllistentragitomödie weder ein einmal gerertet und Ren=Vernau wird stan der zustande. Im Neuen Volkstheater gab es eine Dar¬
ichtiger „Reißer“, noch etwas Lustspielbastes, sondern schlimmen Böhmen die mit Recht allüberall so beliebtensstellung von „Literatur“ und „Liebelei“, die an wichtigen
Hoß eine sensationell sein wollende Stillosigkeit. Die Bersiner zu vielen friefsichen Juvasionen heranziehen Stellen weniger an Festvorstellungen als an provin
Gesellschaftsschilderung bleibt äußerst unergiebig. Die sehen.
zielles Alltags=Sommertheater gemahnte, Rost.