II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 2), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 31

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Die Gefaehrtin
g enen eteese
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Deuisches Kunstier-Theater.
Albert=Bassermann=Abend.
Ein Albert=Bassermann=Abend war es, den das
Deutsche Künstlertheater gestern in drei mehr
oder minder bejahrten und bekannten Einaktern
zusammengestellt g#rte, um dem schauspielerischen
„star“ der Barn###skybühnen, wermutlich während
Zeit, da mar im Stammhause, dem Lessing¬
er, den drezmaligen Gangmach Damaskus zu
.
n gedenks in der Kurfürsterstraßen=Filiale
nheit zu vielseitig Betatigung seiner
erschaft zu geben. Bei diesem löblichen Be¬
ikam diesmal eine zwar et###emischte,
eicht verbauliche Unterhaltsamkert hetzaus,
s Publikum in guter Stimmung uns mit
ers lebhaften Beifallsbezeigungen nach dem
en Stück folgte.
Das war Otto Erich Hartlebens einst vielge¬
spielte „Sittliche Forderung", der keck
hingeworfene Scherz, der voll drastischer Liebens¬
würdigkeit und ohne jede bissige Scharfe die Be¬
kehrung eines braven Rudolstädters durch eine in
Berlin zur berühmten Liedersängerin und
Lebedame gewordene Heimatfreundin zeigt.
Er
um sie als
kommt,
vermeint¬
5
lich
reuige Sünderin nach Rudolstadt
heimzuholen, und sie behält ihn in Berlin. Nicht
ihr Gatte im traulichen heimischen Städtchen wird
erden, sondern ihr Liebster im Kunst= und
ensstrudel der Weltstadt. Das ist die sorglos
usgeschnellte Pointe des Spaßes, der auch
te noch zündet, wenn der Rudolstädter von
einem Berliner Genie so prächtig gespielt wird,
wie gestern von Bassermann. Die natürliche, mit
den einfachsten Mitteln arbeitende Komik, die der
Künstler für die drollige Gestalt aufbrachte, die
n karikaturistischen Strich verschmähende
heit, die kein blödes Zerrbild, sondern
nen echten, im Grunde gar liebenswerten
dter Bürgersmann aus diesem noch in
gshafte Schwärmerei für seine Erna=Rita
enden Herrn machte, brachten selbst die in¬
en überholten Momente des Stückchens zu
Wirkung, und der selige Otto Erich hätte
diesem schleunig entsittlichten Philister sicherlich
ein herzhaftes Prosit zugerufen.
Etwas schwieriger war es für Bassermann,
dem uralten, aus dem Französischen stammenden
Einakter: „Eine Partie Piquet“ neues
Leben einzublasen. Schon als Friedrich Haase vor
Jahrzehnten das Stück auf all seinen Gastspiel¬
reisen mitschleppte, kam es uns ziemlich alt¬
modisch vor, und der mit starker Absichtlichkeit
primitiv gehaltene szenische Rahmen, den man
den überwundenen Spiel gestern lieh, schwächte
diesen Eindruck nicht ab. Bassermann aber war
ganz und gar nicht Friedrich Haase. Er gestaltete
den alten Chevalier von Rocheferrier mit seinem
Aristokratenstolz, seiner Reiz= und Streitbarkeit,
die sich zudem noch für Liebenswürdigkeit aus¬
gibt, völlig aus Eigenem. Sehr charakteristisch,
mit feinem Humor, aber mehr, wie wir ihn uns
heute denken, als wie er in den Rahmen
des Stückes paßt, um durchweg ergötzlich zu
wirken. Friedrich Haase hatte für diese Grand¬
seigneurs seine eigne Note und eine beschwingte,
leis weibische Grazie, die ihnen einen ganz eigen¬
artigen komödiantischen Reiz verlieh.
Den Anfang des Abends bildete Arthur Schnitz¬
lers Schauspiel: „Die Gefährtin“ dessen
melancholisch=tuerischer Art, die ##it ernsten Mo¬
tiven und Gedanken spielt, ohne sie dramatisch
zu gestalten, man trotz Bassermanns feiner Dar¬
stellung des durch späte Erkenntnisse eines eben
zum Witwer gewordenen, gepeinigten Ehemanns
kaum noch Geschmack abgewinnen kann.
Else Bassermann als verführerische Sanges¬
und Lebenskünstlerin unterstützte in Hartlebens
Lustspielchen ihren Gatten nach Kräften, neben
ihr machten sich die Herren Ziener, Willi Grun¬
wald, Charlotte Schultz und — abgesehen von
einer gewissen Unfreiheit — auch Emilia Unda
in Schnitzlers „Gefährtin“ um die bescheidenen
schauspielerischen Aufgaben des Abends verdient.
Julius Keller.