Gefaehrtin
9.2 Dienenenen eee
box 14/7
—
ais
16.Jan.
Achresse: Berlin
Theater und Musik
Einakter=Abend im Künstlertheater.
Ein, gutes Stück als Auf¬
„Die Gefährtin“.
takt. Schnitzlers typuches Stück. Wie Ibsen, rolli
er rückwärts die Ereignisseauf, immer Neues und
wieder MNeues ans Licht bringend, Woraus bei Ibsen Entwicklung,
Läutetungkurz Erhik resultiert (Ethik auf psychologischem Wege;
das hät ey wie kein anderer gekonntj. woraus bei Ibsen all dieses
rosultert daxaus zieht der Wiener Stimmungen! Pardon, er will
noch etwas anderes: Befreiung der Toten, neues Leben! Er ist fast
ein Philosöph — denkt er!! — „das Leben geht weiter“ lehrt
Schnitzler. „Wie recht er hat! Nichts, aber auch wirklich nichts
läßt sich dagegen einwenden!“ „Das Leben ist stärker als der Tod!“
lehrt Schnitzler. „Das heißt,“ fügt er zu, „wenn Olga Merholm#
ihm hilft.“
„Wie necht er hat! Solche Weisheit entwindet dem Kritiker die
Feder, die rächend schalten will. Ich verstumme.“
Aber, was bleibt, sind die Stimmungen. Drückend. lastend
zuerst, Sommerabend, schwül Mondlicht. Tigerkäfig, ein Raub¬
tier rennt auf und nieder. Raubtier? Nur deshalb heiß ich's so,
weil ein solches den Kerker am schwersten erträgt. Dann, später,
Zorn des Tigers, verhaltene Sehnenkraft, und ständiges Bibbern
der Nerven im Publikum, weil — nämlich — er könnte doch durch
die vierie Wand fortbrechen. Schließlich tut or's aber doch nicht.
Sprengt ein anderes Gitter zur Freiheit. Es weht Zugluft durch
lastende Schwüle, wenn auch keine Gardine sich rührt.
Der Käfig wird ganz aufgetan. Solches zu bezeugen, läßt
Schnitzler „ihn“ alle Tüven abschließen. Dramatische Antithese.
1
Gar nicht so übel.
Ein Tiger kommt im Stück nicht vor, ein Käfig auch nicht.
Aber das (Raub-) Tier im Käfig war Bassermann. Mehr
zu sagen, wäre Ueberfluß.
Als einen wackeren Dompteur grüße ich Emil Lind an
Regiepult.
Emilia Unda, welche die Olga Merholm gab, erpegte Nau¬
gierde und Interesse durch Eigenart, die sie — vielleicht — hat
Sie sollte einen Maeterlinkregitationsabend geben.
„Die syttliche Forderung". Okto Erich war
kommener Dichter, als er die „Lore“ schrieb. Und auch
heyim um den „Lore“=Bezirk und seine Nachbargebiete. Hier
lacht man nur. Und doch: es ist ein sozialaufklärendes Stück.
Doch bei Hartleben heißt aller soziale Fortschritt: In Philistros
Nun wohl: In Philistros! Ich mache mit.
Albert Bassermann. Sachse, sitllich; ernster, gereif
Mensch, aber mir warmblütigem Herz; das hat er Ein Stier¬
waldkopf. Allüren der kleinstädtischen Formlosigkeit. Weiß nichts
mit dem Zylinder anzufangen. Behält die Handschuhe an. Aber
wie er sie anbehält!! Köstlich der Umschwung. Eine mißliche Stelle
wie er im Takte hüpft. Vor Uebertreibungen warne ich hier. Er
verlege sie ins letzte Stück. Kostbar seine stürmische Zärtlichkeit
zuletzt. Und das „Blech!“ auf die sittliche Forderung.
Eise Bassermann, ais Rita Revera. Die Rita war sich
voll und ganz, die Revera glaubt man ihr weniger [Internationake#.
Konzertsängerin). Schlimm, wenn sie ernsthaft auf ihr Selbstän¬
digkeit stolz zu sein hat. „Kreuz Teufel, so was lieb' ich!“ Aber
das ist Hartlebens Schuld.
Martha Stern war ein reizendes Kammermädchen. Hier ist
Ersatz für Traute Dumke=Carlsen!
„Eine Partie Piket“. Es sollte wohl eine Karikatur
auch literavisch sein, wurde es aber nicht. Was Barnowsky mit den
„Beiden Klingbengs“ gelungen ist, die Parodie auf altertümliche
Aufführungen, das bekam Emil Linds Regie nicht sertig. Schade.
Nein, schlimm!
Nur Albert Basssermann schwang sich zur groteskon Kari¬
kalur auf. In Maske wie Spiel grotesk. Wie er im Gedichtnis
nachsucht und die Spinnenfinger winbelt, ist er beredt. Wie er
langgliedvig, dürr auf die verschwundene Handtasche fahndet, ist
er mehr als putzig. Aber nur er taugte zu etwas.
Bruno Ziener war ein guter Morcier für das Publikum
vor hundert Jahren, ohne Inonie gegen sich und seine Rolle, bei
Charlotte Schulz ging dieses Manko noch weiter. Arthur
#lich indiffenent. Ich auch.
Shhr#
Werne: Hirsch.
9.2 Dienenenen eee
box 14/7
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ais
16.Jan.
Achresse: Berlin
Theater und Musik
Einakter=Abend im Künstlertheater.
Ein, gutes Stück als Auf¬
„Die Gefährtin“.
takt. Schnitzlers typuches Stück. Wie Ibsen, rolli
er rückwärts die Ereignisseauf, immer Neues und
wieder MNeues ans Licht bringend, Woraus bei Ibsen Entwicklung,
Läutetungkurz Erhik resultiert (Ethik auf psychologischem Wege;
das hät ey wie kein anderer gekonntj. woraus bei Ibsen all dieses
rosultert daxaus zieht der Wiener Stimmungen! Pardon, er will
noch etwas anderes: Befreiung der Toten, neues Leben! Er ist fast
ein Philosöph — denkt er!! — „das Leben geht weiter“ lehrt
Schnitzler. „Wie recht er hat! Nichts, aber auch wirklich nichts
läßt sich dagegen einwenden!“ „Das Leben ist stärker als der Tod!“
lehrt Schnitzler. „Das heißt,“ fügt er zu, „wenn Olga Merholm#
ihm hilft.“
„Wie necht er hat! Solche Weisheit entwindet dem Kritiker die
Feder, die rächend schalten will. Ich verstumme.“
Aber, was bleibt, sind die Stimmungen. Drückend. lastend
zuerst, Sommerabend, schwül Mondlicht. Tigerkäfig, ein Raub¬
tier rennt auf und nieder. Raubtier? Nur deshalb heiß ich's so,
weil ein solches den Kerker am schwersten erträgt. Dann, später,
Zorn des Tigers, verhaltene Sehnenkraft, und ständiges Bibbern
der Nerven im Publikum, weil — nämlich — er könnte doch durch
die vierie Wand fortbrechen. Schließlich tut or's aber doch nicht.
Sprengt ein anderes Gitter zur Freiheit. Es weht Zugluft durch
lastende Schwüle, wenn auch keine Gardine sich rührt.
Der Käfig wird ganz aufgetan. Solches zu bezeugen, läßt
Schnitzler „ihn“ alle Tüven abschließen. Dramatische Antithese.
1
Gar nicht so übel.
Ein Tiger kommt im Stück nicht vor, ein Käfig auch nicht.
Aber das (Raub-) Tier im Käfig war Bassermann. Mehr
zu sagen, wäre Ueberfluß.
Als einen wackeren Dompteur grüße ich Emil Lind an
Regiepult.
Emilia Unda, welche die Olga Merholm gab, erpegte Nau¬
gierde und Interesse durch Eigenart, die sie — vielleicht — hat
Sie sollte einen Maeterlinkregitationsabend geben.
„Die syttliche Forderung". Okto Erich war
kommener Dichter, als er die „Lore“ schrieb. Und auch
heyim um den „Lore“=Bezirk und seine Nachbargebiete. Hier
lacht man nur. Und doch: es ist ein sozialaufklärendes Stück.
Doch bei Hartleben heißt aller soziale Fortschritt: In Philistros
Nun wohl: In Philistros! Ich mache mit.
Albert Bassermann. Sachse, sitllich; ernster, gereif
Mensch, aber mir warmblütigem Herz; das hat er Ein Stier¬
waldkopf. Allüren der kleinstädtischen Formlosigkeit. Weiß nichts
mit dem Zylinder anzufangen. Behält die Handschuhe an. Aber
wie er sie anbehält!! Köstlich der Umschwung. Eine mißliche Stelle
wie er im Takte hüpft. Vor Uebertreibungen warne ich hier. Er
verlege sie ins letzte Stück. Kostbar seine stürmische Zärtlichkeit
zuletzt. Und das „Blech!“ auf die sittliche Forderung.
Eise Bassermann, ais Rita Revera. Die Rita war sich
voll und ganz, die Revera glaubt man ihr weniger [Internationake#.
Konzertsängerin). Schlimm, wenn sie ernsthaft auf ihr Selbstän¬
digkeit stolz zu sein hat. „Kreuz Teufel, so was lieb' ich!“ Aber
das ist Hartlebens Schuld.
Martha Stern war ein reizendes Kammermädchen. Hier ist
Ersatz für Traute Dumke=Carlsen!
„Eine Partie Piket“. Es sollte wohl eine Karikatur
auch literavisch sein, wurde es aber nicht. Was Barnowsky mit den
„Beiden Klingbengs“ gelungen ist, die Parodie auf altertümliche
Aufführungen, das bekam Emil Linds Regie nicht sertig. Schade.
Nein, schlimm!
Nur Albert Basssermann schwang sich zur groteskon Kari¬
kalur auf. In Maske wie Spiel grotesk. Wie er im Gedichtnis
nachsucht und die Spinnenfinger winbelt, ist er beredt. Wie er
langgliedvig, dürr auf die verschwundene Handtasche fahndet, ist
er mehr als putzig. Aber nur er taugte zu etwas.
Bruno Ziener war ein guter Morcier für das Publikum
vor hundert Jahren, ohne Inonie gegen sich und seine Rolle, bei
Charlotte Schulz ging dieses Manko noch weiter. Arthur
#lich indiffenent. Ich auch.
Shhr#
Werne: Hirsch.