II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 6

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9. I. „ S nnn
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Bildung tiefer stehende und daher nicht für sie passende Ver¬
„Voigt“
lobte, der Forstgehilfe
Alles liebe, gute
Bekannte aus Leihbibliotheksromanen!
Jetzt fehlt
nur noch — Wer? — „Er!“, der Geistige! Im Schnee ver¬
Für 50 schüttet, wird er in Gestalt eines wandernden (— von Redaktion ####
100 zu Redaktion wandernden? —) Schriftstellers von den biederen;
200 Forstleuten aufgefunden, und so kommt er, d. h. er wird herein=ar
500 getragen, die Handlung, das eherne, schnurrbartbewaffnete Schickfal, aus.
" 1000 wird auf die Bühne getragen. „Er und Sie", das ewige
das
In
Paar, diesmal Trude und Hans genannt, verstehen sich sofort
Abonnem
den
wundervoll. Furchtbar interessant! O seliger Benedix, bist
Abonnent
Du noch immer nicht todt?! Holde Phrasen von „Menschen¬
beglückung“, von „sozialem Liebeswerk“, von „Lebenausfüllen“.
und „Kräfte bethätigen“, wo „draußen“ so viel Kräfte „ge¬
braucht“ werden — na, wenn das nicht modern ist?! — flüstert
man geheimnißvoll. Trude hört athemlos zu; sie hat ein schreck¬
liches Loos getroffen, im Winterschlaf hat sie bis jetzt gelebt,
och niemals Berlin und — man denke! — noch niemals elektrisches
Licht gesehen. Das arme Kind! Die horchende, alte Taute
murmelte etwas wie „Quatsch!“ Sehr richtig! schallt es als
infernalisches Echo aus der litterarischen Loge; denn dieser in
ewigem Kampfe mit dem Gerichtsvollzieher stehende Dichtersmann,
dieser unpraktische, unklare und, was das Schlimmste ist, als
Mensch unbedeutend erscheinende Seribifax, wird niemals
im Stande sein, aus eigener Kraft sich ein Haus
dazu
zu gründen, viel weniger vermögen, Anderen
verhelfen. Trotz alledem
oder vielleicht gerade
zu
darum! — verliebt sich das welt= und menschenunkundige
Mädchen in den Beschnurrbarteten, der nach des Dichters Willen
die geistige Freiheit personifiziren soll, in Wirklichkeit sie jedoch
durch seine unbedeutende, nichtssagende Individualität kläglich
herabsetzt. Trude erfährt von ihm, daß er morgen nach
Berlin reisen will, und, um ihm nahe zu bleiben,
ist sie entschlossen, dort eine Stellung als Kindergärtnerin an¬
zunehmen, wahrscheinlich um sich an dem „sozialen Liebeswerk“
zu „bethätigen“. Papa Förster schnuppert einen Augenblick be¬
denklich, als ob er den Braten röche, dann aber, als ihm das
Töchterchen vorlügt, daß sie nur, um die Welt kennen zu
lernen, hinaus wolle, beruhigt er sich und giebt seine
der
Einwilligung, vorausgesetzt, daß „Franz Voigt“
Verlobte nichts einzuwenden habe. Dieser aber läßt sich nicht
irreführen, rasend vor Eifersucht giebt er zwar scheinbar, um
einen offenen Bruch mit der Geliebten zu vermeiden, seine Ein¬
da¬
willigung, schleicht sich jedoch in ihre Kammer,
mit er
edurch ihre gewaltsame Entehrung sich
sichere — ein ebenso praktischer, als gemüthvoll denkender
moderner Romeo! Am nächsten Morgen erfährt Papa Ahrens
das Gräßliche und in tragischer Entrüstung über den infamen
Bengel, der sich allzu vorzeitig in die Blutsverwandtschaft ein¬
drängen will, greift er zum — Schwert? — nein, zum Stock.
d. h. zu Hieben kommt,
Allein, bevor es zum Aeußersten,
hat sich Trude in
ihrer einsamen Kammer das
Leben genommen. Schluß! Merkwürdiger Weise in dem Augen¬
bück „Schluß", wo das eigentliche Drama beginnen müßte.
„Winterschlaf“ nennt der Verfasser sein Werk, doch es will
uns bedünken, als ob nicht „Trude“, sondern Max Dreyer
und mit ihm der Direktor des Deutschen Theaters
hielten.
Wenn die
einen unheimlichen Winterschlaf
moderne dramatische Kunst am Erdboden kleben, nichts anderes
sein will, als photographisches Handwerk, so verlangen wir
wenigstens naturgetreue Wiedergabe der Oberfläche des Lebens,
da wir nicht in seine geheimnißvollen Tiefen hineingeführt
werden sollen. Was jedoch Max Dreyer uns
nur werthloser Schein, ein Trank aus
bietet,
der uralten Benedix'schen Milchflasche mit einem Schuß
moderner Realistik, die Oberfläche der Oberfläche! Uns scheint,
als ob Herr Brahm bisher mehr geschäftliches Glück als
litterarischen Blick besessen habe; er hatte die Ehre genießen ##
dürfen, kämpfend und fördernd für Hauptmann und Sudermann
einst in die Schranken zu treten, und diese Ehre, die ihm das
Schicksal erwies, verblendete ihn. Fortan glaubte er zu hoch zu
stehen, um in ehrlichem, heißem Bemühen wahrhafte
Dichter zu suchen. Daher ist er einsam geblieben; seit „Jo¬
hannes" und Hauptmann's „Erholungs“=Dichtung „Schluck und
Jau“ ist ihm ein deutscher Poetenerfolg nicht mehr beschieden
die Kätzchen
Die Löwen sind verstummt,
gewesen.
miauen. Es ist hart, was wir sagen, jedoch nie ist
die Wahrheit gelind gewesen, und wir bekennen e
soffen: Unsere Kritik wird das große Erbe der litterarischen
Revolution der verflossenen neunziger Jahre gewissenhaft,
voll eifersüchtiger Strenge zu verwalten wissen, ob auch unsere
Stimme die Stimme des Predigers in der Wüste ist. Die Dar¬
stellung war vorzüglich wie immer. Rittner, Sauer
Nissen Frau v. Poellwitz und Frl. Sarrow ver¬
schwendeten ihr Bestes. Zum Schluß wurde uns Schnitzler's#
„Paracelsus“ wieder einmal vorgesetzt, mit Emanuel Reicher¬
in der Titelrolle. Auch dieser große Künstler vermochte ebenso
des wei
wenig wie einst Kainz das todte Werk Saule
Ueberschätzten, lebendig zu galbänffiren.