II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 17

aracelsus
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9. 1 .
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„OBSERWEDt Auschnit
Nr. 88
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 12.
Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Deusche Tageszeilung, #
Ausschnitt aus:

72
vom:

— Schiller=Theater. Zum ersten Male: „Unter blonden
Bestien“, Komödie in einem Akt von Max Dreyer; „Der
Thor und der Tod“ von Hugo von Hofmannsthal;
„Paracelsus“ Vorspiel in 1 Akt.von Arthur Schnitzler;
(Poot festum“, Lustspiel in 1 Akt von Ernst Wichert.
Die 4 Einakter, von denen ein Teil bereits auf einer andern
Berliner Bühne mit Erfolg aufgeführt worden ist, fanden gestern
im Schiller=Theater den lebhaften Beifall des Publikums. Vor
allen Dingen war es das Lustspiel Ernst Wicherts, das durch
seinen liebenswürdigen Humor sich die volle Gunst der Stamm¬“
zuhörerschaft erwarb. Hofmannsthals dramatischer Skizze „Der
Thor und der Tod“ brachte sie nicht ganzdas gleiche liebevolle Ver¬
ständnis entgegen, wiewohl auf die Inszenierung auch dieses
Stückes viel Sorgfalt verwendet war und Herr Letiinger, inclusive
der den Thoren spielte, sich alle Mühe gab, ein eindringlicher Porto.
Interpret seiner Rolle zu sein. In dem Einakter „Paracelsus“ Zahlbar
war es neben Herrn Lettinger in der Titelrolle vor allem Herr n Voraus.
Pategg, der den Cyprian mit überzeugender Lebenstreue dar¬ #ist das
stellte. In Herrn Paeschke und Fräulein Wulf hatte der icht es den
Künstler verständnisvolle Partner.## Agunzen ouer zu andern.
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
Leben des In- und Auslendes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
Dunaseere dnatis uund fnanco.
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Ausschnitt aus: Täglichs Hundschau,
vom: — 72
Cheater und Musik.
Schiller-Theater.
Zwischen zwei übermütigen Lustspielen, Max
Dreyers „Unter blonden Bestien“ das
ergötzlich phrasendreschendes und im Trüben
fischendes Virtuosentum zur verdienten Abfuhr
Ernst
kommen läßt und des verblichenen
Wicherts bekanntem leichten Lustspiel „Post
sentum“ kamen gestern zwei sinnigere kleine
Für
Werre zur Wiederaufführung. Das erste war
H. v. Hofmannsthals „Der Thor und der inclusive
Tod“, in litterarischen Kreisen auch schon seit Porto.
acht Jahren bekannt. Es läßt vor einem wankel¬ Zahlbar
„ 1
mütigen, zweifelnden und verzweifelnden Menschen, * Voraus.
der nichts im Leven voll gekostet zu haben sich be¬ te ist das
Abonn
klagt, dem jeder „Wert“ unter den Händen zer=teht es den
Abonm
ronnen ist, den „Tod“ mit seinem Gefolge von lern.
Verstorbenen, der Mutten, der Geliebten und
einem Freunde jenes „Thoren“ erstehen. Durch saltend die
Inhalts
blätt
diese wird ihm begreiflich, daß es nur an ihm ge= lorgen¬
wodure.
legen habe, wenn ihm heute sein Dasein nichtig und Zeitung“
schaftliche
Leben
würdelos erscheine, daß nur er dessen Güter, dessen djese Mit¬
theilung
Ideen nicht zu ergreifen, nicht zu erfüllen
verstanden habe. Das Versspiel ist nicht
ohne einen müden, melancholischen, languiben
Formreiz; die Rhythmen fallen matt, welk, bleich
dahin wie Blätter im Herbstwald. Darin liegt,
vor allem beim Lesen, eine nicht geringe Anziehung;
darin liegt aber auch das, was das Spiel auf der
Bühne recht unkörperlich und — seien wir offen —
langweilig erscheinen läßt. Es ist zu wenig Substanz,
zu wenig konkrete Anschauung in dieser kopf¬
hängenden, greisenhaft matten „Jugend“poesie"
man lechzt, wenn man von ihr kommt, nach
Macht, nach Kraft, nach Wintergarten und selbst
nach Stierkämpfen. Darum bleibt wenig von der
ganzen Wortfülle im Gedächtnis haften; es ist
wesentlich nur „Stimmung“, was dem Hörer über¬
mittelt wird, und ich bin fest überzeugt, daß
mancher im Schiller=Theater überhaupt aus dem
Ganzen nicht klug geworden ist. Dennoch ist es
ein hohes Verdienst vom Schillertheater auch solche
immerhin literarisch=wertvollen Sachen seinem
Publikum mit unter die Hausmannskost zu mischen.
Herr Lettinger hat den „Thoren“ vortrefflich
gesprochen; durch seine gute seelische Versbehandlung
fiel auch Herr Polom als Kammerdiener auf. Das
zweite der inhaltsvolleren Spiele war der vom
Deutschen Theater her bekannte „Paracelsus“
Arthur Schnitzlers, in dem schon der öfters¬
von Schnitzler behandelte Stoff: das Ineinander¬
spielen von Scherz und Ernst in allen Erdendingen, von
Traum und Leben, von Täuschung und Wahrheit
berührt wird. Frl. Wulf, Herr Pategg und
Herr Lettinger trugen hier besonders zur
P. Mahn.
szenischen Wirkung bei.