II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 40

Paracelsus
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Der Film. Berlin
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Theaterschau
imnerinmumtsnanmntsnimnnstnnnkuhhmenmkaunmemmimnssiimhminnenniinimnemmntt.
Ein Moissi-Abend.
Moissi hat eine große Berliner Gemeinde, aber er kommt
nur sehr selten, und dann sind es gewöhnlich festliche Tage.
Moissi als Gast. Er spielt nicht mehr so wie sonst in
diesem Tolstoistück alle anderen in Grund und Boden, aber
er spielt doch so, daß er merklich über ihnen steht.
Moissi spielt auch Schnitzler, aber im Vergleich zu
Bassermann verliert hier Moissi etwas, er ist zu sehr ein

Arbeiter an seiner Kunst, er gibt zuviel Ziseliertes, Heraus¬
Dr. Max Goldschmiet
Büro für Zeitungsausschnitte
gearbeitetes, daß manches Menschliche dabei verloren geht.
BERLIN N 4
Teleton: Norden 3051
Im Vergleich zu Bassermann ergreift dieser mehr die rein
imenschlichen Züge, während Moissi eben auch Schauspieler
Husschnitt aus:
W.
(bei aller Menschlichkeit bleibt.
Fränkischer Courier, Nürnberg
*
*—
8.Nov. 1924
Ganze mehr eine Studie als eine Komödie nennen —
Intimes Theater: Gastspiel Moissi.
gibt Moissi den Wanderburschen, der in die Familie
eines russischen Bauern hineingrät, dort die von
.n. Nürnberg, 6. Nov.
Alkohol beherrschten Vorgänge miterlebt und schlie߬
Am Donnerstag begann Alexander Moissi sein
lich selber in die Fänge des Schnapsteufels gerät; von
it Spannung #warretes Gastspiel im Intimen
Handlung kann man nicht sprechen, wohl aber bietet
Theater. Er brachte zwei Stücke mit die man
dieser Wanderbursche dem Künstler besondere Mög¬
sonst selten sieht: Schnitzlers einaktiges Vers¬
lichkeiten, seine Kunst zu zeigen. Moissis eigenes We¬
spiel: „Paracelsus“ und Lev Tolstois Dorf¬
sen spiegelt sich wider in dem weichen, von der Eigen¬
komödie „Er ist an allem schuld“. In dem ersten
art des Slawen völlig erfüllten Charakter des Land¬
Spiel hatte der Gast den berühmten Wunderdoktor
streichers. Es stimmte erheiternd und traurig zu¬
Paracelsus zu geben, der das Weib desreichen, stol¬
gleich, wie er in der Gestalt des heruntergekommenen
zen Waffenschmieds Cyprian in hypnotischen Schlaf
Bummlers seine angeblich vornehme Abstammung
versenkt und dem Gatten dabei zeigt, wessen sein Weib
herauskehrt in der gezierten Sprache mit den falschen
fähig sein könnte, — wenn nicht alles Traum wäre.
Betonnugen, in dem konventionellen Benehmen, wie
Aber Traum und Wachen, Wahrheit und Lüge fließen
er durch den Alkohol in Ekstase gerät und ein russi¬
ineinander, Sicherheit ist nirgends, meint Paracelsus:
sches Freiheitslied singt, wie er nach dem Diebstahl
„Wir wissen nichts von anderm, nichts von uns.
sich selber demütigt und lautlos verschwindet; alles in
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug“. Eine
allem eine Beherrschtheit des Tones, ein förmliches
Schnitzlersche Spielerei wenn man will, doch bietet
Aufgehen in sich selbst und ein auf Innerlichkeit des
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die Figur des Paracelsus Probleme, sie ist nicht nur
Tones gestelltes Spiel, wie man es eben nur bei
von hi
rischem Interesse, sondern auch menschlich
Künstlern von besonderem Schlage trifft; daß Moissi
interess
ant
die hervorragenden Kolbenheyerschen
es nicht vermeidet oder nicht vermeiden kann mit
Romane haben die Gestalt des seltsamen Weisen
seinen Rollen etwas zu kokettieren, wurde schon betont,
Paracelsus wundervoll geschildert. Bei Schnitzler
aber merkwürdig ist es, daß er damit keineswegs aus
spielt Paracelsus mit Menschenseelen; über sie hat er
seinen Rollen fällt, sondern daß man diese Koketterie
nach der Annahme des Dichters vollkommene Gewalt.
als eine Selbstverständlichkeit empf#idet und hin¬
Moissi verstand es, die Figur mit den Schleiern des
nimmt. Es ist klar, daß er die Stücke und Rollen
Geheimnisses zu umwinden, in seiner wundervollen
nach seinem persönlichen Geschmack wählt. Was die
weichen, ruhigen und klingenden Sprache das Wesen
Darstellung durch unsere einheimischen Künstler be¬
des wissenden Seelenkünders anzudeuten freilich nicht
trifft, so durfte die Aufführung des Schnitzlerschen
ohne daß eine Dosis Koketterie mit in das Spiel ge¬
Spiels, bei dem die Herren Barg, Hetting und
worfen wurde so daß das Gewollt=Schauspielerische,
Costa neben den Damen Schild und Ober¬
wenn auch auf keineswegs nuangenehme Weise, einem
länder beteiligt waren, den Vorrang beanspruchen
ins Bewußtsein trat. Moissis Spielweise hat etwas an
vor der Darstellung der Tolstoischen Komödie, bei
sich, was tatsächlich zwischen Traum und Wachen
welcher Frl. Sohns so ziemlich daneben geriet.
schwebt; wie er in sich hineinlächelt, wie er sich ins
Eher konnten Frl. Haagen und Herr Alster be¬
stehen; doch war auch ihnen nicht ohne Einschränkung
Pathetische erhebt um den Ton fast unpermerkt wie¬
der zu senken, das ist erstaunlich; er versteht es, sein
zuzustimmen. Das Publikum ließ sich durch das Spiel
Spiel in dem Herzen des empfindsamen Zuschauers
Moissis zu stürmischem Beifall hinreißen.
mitklingen zu lassen. In der Komödie Tolstois, die
41. —
sich gegen den Alkohol richtet, — man möchte das 1
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