II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 54

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Die Gefaehrtin
9.2. J Ukunaa
I. österr. bebordl. konz. e.
Wien, I., C.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopennag.
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom.
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quslienangabe ohne Gewübr.)
Ausschnitt aus:
voma 9. 3. Aboßetersburner Te##unduuns
ser Literatur
stl. Die Gesellschaft von Liebhabern dram
rei Einakter.
brachte Mittwoch, auf ihrem letzten Leseabend,
lich, hat der
Der Saal war nicht so gefüllt, wie gewö
onkurrenz der
„Dramatische“ doch in der Fastensaison die
ser gesellschaft-9
Bockschen Gastspiele, etwelcher Opern und zah
licher Veranstaltungen auszuhalten. Nun, wer einem Fasten=
mittwoch das Bocksche Gastspiel vorzieht, um sich an berufs¬
mäßiger Schauspielkunst zu erbauen, kehrt dennoch gern zu.
den Spiel= und Leseabenden der „Dramatischen“ zurück. Einer
Parauete zeigt auf beiden Seiten — Kunst. Allerdings liegt
auf der einen Seite das edle Maß vollendeter Virtuosität im
freien Spiel, während auf der anderen die dramatische Lektüre¬
noch nicht die mögliche Vollkommenheit erlangt hat, und im
Spiel sich oft Dilettantismus, die zweiwöchentlichen Pausen
zwischen Auftreten und Auftreters aber gewiß geltend machen,
aber künstlerischer Dilettantismus kann seinen großen Charme
haben, und wirklich interessante Stücke von Bedeutung sind bei
ernster künstlerischer Arbeit der Darsteller und einem so bühnen¬
gewandten Regisseur, wie Herr Leuchner einer ist, jedenfalls
ein Vorzug.
Diese, durchaus cum grano salis zu nehmende Parallele,
hat ihre doppelte Nutzanwendung: einerseits für das Bocksche
Lustgastspiel und andererseits für die „Künstler“ des Drama¬
lischen, die im Hinblick auf das so notwendige Maß in Sprache
und Gebärde und auch noch manches andere einen häufigen
Besuch des Alexandra=Theaters nicht scheuen sollten. — Die
reifen Künstler des Dramatischen, an denen es ihm gewiß nicht
fehlt, tun es ohne Frage von selbst.
Mittwoch gab es zuerst einen kleinen Artbur Schnitzler „Die
Gefährnin“. Es ist ein Stück voll feiferiel
Handlung, aber mit so greifbarer, so gewissenhaft scharfer
Zeichnung, wie das in solcher Prägnanz dem ernst=graziösen
Geiste Schnitzlers vor allen gegeben ist. Die Gefährtin ward
nicht geheiratet, statt dessen die unwertige leichte, dirnenhafte
Person, die, wenn auch für kurze Zeit Jugenduft und =schimmer
in des alternden Professors Leben trug. Er hatte sich alsbald
betrogen gewußt, aber zu Verständnis un selbstloser Duldsam¬
keit gereift, der Jugend schweigend ihr Recht gelassen. Seine
Frau ist tot, plötzlich gestorben. Da der Professor nun aber
auch sie betrogen glaubt durch den jugendlichen Betrüger, da
serfüllt sich seine Seele mit Haß und Schmerz und er weist dem
Kollegen und Freunde die Tür. Die Gefährtin ist es, die
verständnisinnige Lebensfreundin, die ihm die letzte Illusion
nimmt, über den moralischen Wert jener Toten, die — gewußt
hatte. Sie gibt ihn nach all den Qualen der Selbstentäußerung,
die um eine Unwürdige gelitten worden, den Lebendigen und
seinem Freunde wieder. Der prächtige Dialog kam im diskreten
und doch warmen Spiel gut zur Geltung.
Nach langer, sehr langer Pause folgte ein ebenso amüsanter
als nachdenklicher Einakter
— aus dem Greisenheim: „Eine
Abrechnung“ von Gustav Wied. Dieses treffliche, mit seelen¬
vollem Humor und auf Grund feinster Beobachtung geschriebene
Stückchen läßt uns einen tiefen Blick in die alten, zusammen¬
geschrumpften, und bei aller Kleinlichkeit, doch nach Liebe,
Sonne und Freundlichkeit dürstenden Altherren=Seelen der
Insassen eines Greisenheims tun. Es liegt soviel wohl¬
wollendes, liebendes Verständnis in der Charakterzeichnung der
mannigfaltigen Typen, so ergreifende und rührende Wahrheit,
daß ein unternehmender Arrangeur mit diesem Stück die
Taschen unseres Greisenheims bis an den Rand füllen könnte.
Von den Darstellern wären besonders die des Bölling, Helens
und Krakau hervorzuheben, wenngleich auch bei ihnen die
Flüchtigkeit der Vorbereitung zu merken war.
Den Beschluß machte ein nichtiges Ding von Raoul
Auernheimer „In festen Händen“, das bis auf den mit
allzu banaler Sentimentalität wiedergegebenen Schluß in aner¬
kennenswerter Weise zum Vortrag gelangte; doch fehlte dem
Ehepaar die Natürlichkeit des Empfindens, der allerliebsten
Frau im besonderen das sonst doch so leicht zu bewerkstelligende
Stückchen selbstverständlicher Koketterie.
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O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-An itte
Wien, I., Concordiaplatz
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Gent pen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, N. Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peten. rg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
4 Ausschnitt ans###
Testung
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335
— 3. 1907
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Kunst und Wissenschaft.
X Essen, 4. März. Sechste literarische Matinee im Stadt¬
theater. Literarisch waren nur die beiden ersten Einakter dieser
Matinee, Hofmannsthals dramatische Studie „Gestern" und
Schnitzlers Schauspiel „Die Gefährtin". „Die Gouvernante“
ein Lustspiel von Auer=Waldborn, arbeitet mit zu aufdringlicher
Pikanterie, als daß es künstlerisch irgendwie ernstgenommen
werden könnte. Das gemeinsame Band sollte also wehl das
den Werkchen gemeinjame Motiv des Ehebruchs darstellen.
Bei Hojmannskal ist es Andeca, eine Hamletnatur im
Milien der italienischen Renaissance, dem die Treue von seinem
Weibe gebrochen wird. Andrea ist ein Grübler über den Rätseln
der eigenen und der anderen Seele, einer, der getäuscht werden
muß von einem Weibe, das in dunklem Zwange handelt. Wir
sind unis alle ewig fremd, das ist die Geundmelodie dieser im
kostbaren Gewand einer edel dahinströmenden Sprache eine Fülle
tiefsinniger Soglerprobleme beigenden Verse, die zu weich, zu
fein sind, um nicht im grellen Licht der Rampe zu verblasssen
Leider sprach Herr Hart (Andrea) besonders im Anfang so
undeutlich, daß sich weder die leuchtende Schönheit, noch der Ge¬
dankenreichtum der an Goethes klassische Werke gemahnenden
Dichtung ganz enthüllte. Frl. Crenzburg hatte wenig von
der dunkken rätselschweren Weiblichkeit, die der Dichter wollte
Auch im übrigen konnte man außer der Ausstattung, die Herrn
von Korff mit den vorhandenen kümmerlichen Mitteln nicht
übel gelungen war, wenig von dem besonderen Geist verspüren,
der Seelensohnsucht mit Schönheit sättigt.
Mit Schnitzlers „Gefährtin“ erleben wir die Dragödie ein##
alten Professors, der eine junge Frau mihm, die ihn betrog. Um
den Betrug hat er gewußt und ihn verstehend verziehen. Da¬
offenbart ihm, wo er die jung Gestorbene begraben hat, der
Liabhaber, daß er seit zwei Jahren verlobt ist. Und durch eine
Freundin erfährt er, daß seine Frau um diese Verlobung wußten
und trotzdem.... Diese Erkenntnis, daß sie eine Dirne war#
zerstört seine Fassung, nimmt ihm die Kraft und den Willen zun
Arbeit, die ihm der Verlust nicht nehmen konnte.
Herr Wach gab den Professor Pilpram mit der schlichten
kunst, die dieser Charakter erfordert und Frl. Hammer paßta¬
sich ihm mit sicherem Siilgefühl an. Der Lielfaber des Herrn
Eckhof ließ bei aller Reserve, die ihm die Stunde auferlegte,
doch sehr geschickt die Skrupellosigkeit des jungen Lebemanns
hr Konkrast zu der ernsten Lebensauffassung das Betrogenem
durchblicken. Auch hier hatte Herrn v. Korfst Regie ein ebenso
stimmungsvolles, wie schlichtes Bühnenbit eschaffen.