II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 1), Paracelsus. Versspiel in einem Akt, Seite 55

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QQuellenangabe ohne Gewähr.)

13 5 1906
Ausschnitt aus:
08
uuleggere .
E vom:
Verein zur Pflege Tramatischer Kunst.
+ Straßburg, 14. Mai.
Micdrei Elnaktern hat der Verein das Quadrat seiner Auffüh¬
rungn diesem Jahre vollendet. Das eine Stück sagt: Du glaubst,
weil dusedelmütig und tapfer bist, ein Aurecht auf Genugtmung zu
haben, das Schicksal antwortet Dir aber: Miß deinen Edelmut an
dem Maßstab der Gemeinheit. Das Stück mit dieser Lehre, die der
Wiener Arthur Schnitzler, der spitzschleifende Essayist, gibt, nennt sich
mit bitterem Hohn ie Gefährtin“. Ein echter Mann, der neben¬
bei Professor ist, hat ein um 20 Jahre jüngeres Weib geheiratet. Er
weiß, daß er den Sinnen seines Weibes nicht den Wunsch der strotzen¬
den Jugend erfüllen kann, und findet sich deshalb mit dem Bewußtsein
ab, daß seine Frau einen jungen Hausfreund liebt und von ihm geliebt
wird. Er hält diese Liebe für echt, duldet, ja beneidet sie. Da stirbt
die Frau, der Schleier wird von seinem Blick weggezogen, die gewöhn¬
liche Liebschaft, das dreieckige dreckige Verhältnis grinst ihm hohn¬
lachend entgegen. Mit einem zum Begräbnis verspätet eingetroffenen
Kranz deckt er die Erinnerung an sein dirnenhaftes Weib. Such is
life! — Und das zweite Stück schildert in glänzenden Versen,
wie sie farbenreich und üppig Oskar Wilde fassen konnte: „Eine
florentinische Tragödie“.
Des Händlers Simone
schöne
goldblonde Bianca wird von ihrem von Geschäften
heim¬
kehrenden Gatten am späten Abend in Gesellschaft des Edlen
Guldo Bardi überrascht. Jugendlicher Leichtsinn und tiefgründige Liebe
im Herzen eines Mannes, der über seinem Kramladen die Kraft nicht
verlor, treten einander gegenüber. In kalter Berechnung, in einem
grausamen Spiele weiß Simone den schnöden Liebhaber vor die Klinge
zu bringen. Die schöne Bianca flüstert dem Liebhaber zu: Töte ihn!
Die Degen klirren, der starke Simone entwaffnet Guido, man greift im
nur vom Flackerkerzenlicht durchzuckten Raume zu den Dolchen. Guldo
unterliegt der starken Hand, die ihm die Gurgel langsam, qualenweidend
zuschnürt — und Bianca stürzt sich an die Brust des Gatten mit den
Worten: „Hätte ich gewußt, wie stark Du bist.“ Das Fragment
Wildes ist ein schwarzer Samtvorhang, in den goldene Verse hinein¬
gestickt sind.
Das dritte Stück ist ein Satyrspiel von Ludwig Ganghofer, das
uns höhnisch zuruft „Das Recht auf Treue?!“ Es gibt
nicht nur ein Recht auf Treue für Gatte und Gattin son¬
dern auch ein Recht auf Treue für den Liebhaber. „Ein jahre¬
lang geübtes Unrecht“ sagt der Liebhaber in dem Stücke, „wird
schließlich ein Recht“. Ein Spruch, der dem Juristen nicht ganz fremd
ist. Waldemar, Josefs treuer Freund, den dieser um keinen Preis missen
will, liebt Frau Kunigunde. Als sie Waldemars überdrüssig wird,
kommt es zum Streit, der den Liebhaber veranlassen soll, aus dem
Hause zu gehen. Er besteht aber auf seinem Recht der Treue und es
wird in drolligen Szenen geschildert, wie Waldemar schließlich durch
Kunigundes schlaues Spiel gar zwei Zimmer im Hause des Gatten
angewiesen erhält, damit er sein Recht auf Treue da noch viel be¬
quemer als früher ausüben kann. Satyre, die am Eingang und Schluß
Tänze aufführen, geben dem Stück den sinnlich symbolischen Rahmen.
In allen drei Stücken wurde sehr gut gespielt, besonders die zwei
letzten fanden durch Melanie Krüger=Michaelis, Marg. Conrad,
Corge, Clewing, der eine ausgezeichnete naturalistische Sterbeszene!
bot, Fritz Schmith und Gustav Schmidt, vorzüglich als humoristisch
wirkender Waldemar, eine treffliche Darstellung.
Sn