II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 27

box 14/2
Fre
il
8.
.
astronomisch-meteorologischen Observatorium und nach dem Austritte der genannten Abge¬
ritt, und man müsse
und Mähren, sowie nach dem gleichzeitigen Ausscheiden der
fragen, ob der Minister nicht eine nachträgliche Creditforderung zur
Fortbildungsschulwesen
der Neuschule. Redner gedeihlichen Lösung dieser Angelegenheiten zu beanspruchen gedenke, Kärntner Abgeordneten Ghon und Kirschner der Club
sich zu opfern, und stellt sich dem verachteten Gegner im
zeichnet, und was uns vor Allem an dem Stücke gefiel, sie
der beleidigte Gatte.
Zweikampfe, als die Lösung durch den dritten Mitwisser
gehören alle zur Sache. Da sind keine Episoden=Figuren,
König dessen ver¬
herbeigeführt wird. Dieser, ein in der Hauptstadt lebender
keine verzögernden Nebenseenen, es wird nicht ein Wort ge¬
de Klage des Grafen
Arzt von Ruf, hat sich zuerst auf den formalistischen Stand¬
sprochen, das nicht zum Fortgang der Handlung oder zur
in dem Augenblicke,
punkt des zweiten Freundes gestellt; aber als er sich der
Kennzeichnung der Personen betrüge.
er als einen Mann
wirklichen Sachlage gegenübersieht, den Freund im Zwei¬
Wir befinden uns mitten in den Kreisen der bürger¬
in den Dolch in die
kampfe verwundet und seelisch leidend findet, gibt er einer
lichen Gesellschaft, welche im Duell das Mittel zur Wieder¬
beleidigen darf ihn
verheirateten Freundin des jungen Mädchens, um welches
herstellung der Ehre erblicken. Aber hier steht das Duell in
nicht, wie hie und
der Kampf entstanden ist, leichten Herzens das Geheim¬
zweiter Linie; der Kampf um die Ehre wird durch eine zweite
König Keiner
niß preis. Er selbst hat gegenüber dieser Freundin,
Frage verwickelt. Ein Mann sieht sich in seiner Stellung
des Originals: „Del
die durch seine Schuld die Frau eines ungeliebten Mannes
und in der Aussicht auf die Hand eines angesehenen Mäd¬
für unsere heutige
wurde, einen Treubruch auf dem Gewissen, und er fühn
chens bedroht durch einen einstigen Freund, der mit zwei
en, so wirkte das
ihn durch einen Wortbruch, der nur Gutes stiftet, den Freund
Anderen Mitwisser schimpflicher Handlungen seiner Jugend
akter der spanischen
aus seelischer Bedrängniß rettet und zwei Liebende zusammen
ist. Sie gaben einander damals, als der Schaden, den seine
t, doch packend, und
führt. So wie Sudermann in „Ehre zeigte, daß es verschiedene
Unredlichkeit angerichtet hatte, gutgemacht war, zu seinen
ky's, die reizvolle
Arten Ehre gibt, so beweist Hartleben, daß auch die Ver¬
Gunsten das Ehrenwort, jene Dinge für immer begraben
che den abweisenden
pfändung der Ehre ihre verschiedenen Seiten hat. Uns siel
sein zu lassen. Jener Eine von ihnen, eine tief edle Natur,
treflich zu vereinen
dabei ein bedeutendes Wort ein, welches Sudermann seinen
ist empört darüber, daß dieser Mensch, den er trotz des
der Bühne.
Teja sagen läßt: „Für das, was ich bin, kann ich einstehen,
gegebenen Ehrenwortes verachtet, der Gatte des Mäd¬
uns Otto Erich
was aus mir werden kann, dafür kann ich keine Bürgschaft
chens werden soll, dem er selbst früher eine reine
in Ehrenwort im
übernehmen". Die Charaktere in Hartleben's „Ehrenwort
und, wie er meint, selbstlose Neigung widmete
der besten Damen
sind eben Menschen des wirklichen Lebens, complexe, aus
Er beschimpft den Nebenbuhler vor der Familie,
zu verstehen
Gutem und Schlimmen zusammengesetzte Naturen, wie sie trotz
mit an die Thüren in welche dieser eintreten soll, sieht sich aber durch sein
der ethischen Schablone die Wirklichkeit uns auf jedem Schritte
Ehrenwort gehindert, die Gründe seines Verhaltens aufzu¬
Nichts ist darin
kennen lehrt. Im Schiller-Theater wurden sie auch vorzüglich
klären. Der Andere pocht dagegen höhnisch auf das Wort,
m entferntesten ver¬
dargestellt, ganz besonders war der formstrenge, die Welt
welches seine früheren Freunde zu seinen Gunsten bindet
nn von 32 Jahren,
respectirende Assessor des Herrn Froböse eine naturwahre
Hier läßt uns nun der Dichter einen Blick in das Seelen¬
der Naturalisten und
Figur aus Einem Guß, wie man sie selten auf der Bühne
leben dreier Männer thun, die Alle durch das gleiche Wort für
anders in „Angele¬
sieht, der richtige „Commang=Reiter", wie ein jüngere
einen Unwürdigen gebunden sind, ohne daß es jedoch für
behandelt und eine
Semester in meiner Nähe sich ausdrückte.
Jeden von ihnen die gleiche bindende Kraft hat. Derjenige,
neten ihn ein über¬
Sudermann's „Fritzchen" und Arthur Schnitzlers drei¬
der die edelsten Motive hat und den Kampf zwischen seinen
id eine kühle Herr¬
artiges Drama „Freiwild", der jüngste Erfolg des Deutschen
Worte und der Gefahr, welcher ein geliebtes Wesen dadurch
enschaften beweist er
Theaters, haben manches Verwandte. Der Officier, der,
ausgesetzt ist, am ehrlichsten kämpft, muß sich doch ge¬
mer aber auf alle
einmal thätlich beschimpft, ohne ritterliche Genugthuung
stehen, daß neben der Verachtung für den niedrigen Geg¬
Es spielt in der
nicht weiter leben kann, spielt in beiden Stücken eine wesent¬
ner der selbstische Beweggrund der Liebe sein Verhalten
sprechen eine gehalt¬
liche, aber zugleich in jedem eine sehr verschiedene Rolle.
leitet. Ihm sicht als der zweite Mitwisser ein junger Be¬
ellenweise nicht ganz
In „Fritzchen" liegt die Beschimpfung des jungen Officiers
amter, der Mann strengster Form und peinlichster Correct¬
den es behandelt, die
vor dem Drama selbst. Der Dichter hat sich vor Allem die
heit, gegenüber, der bei allen Sympathien für den Freund
hören dem wirklichen
schen Schärfblick ge¬ dessen Verhalten verurtheilt. Schon ist dieser im Begriffe, Aufgabe gestellt, die furchtbare Unruhe des Jünglings zu