II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 28

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8. Freiwild

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welche der begeister solvente Trouillot, hat sich
neeseen. Waldungen in der Bukowina bereits der Fall sei. Der kratische Arbeiterschaft ihre Zustimmung zu den Beschlüssen der
Redner erörterte eingehend die nachtheiligen Folgen einer zu in¬
Erneuerung des Senate
heutigen Versammlung ausspricht. Ein Arbeiter kritisirte sodann sehr
tensiven Abholzung für die ganze Umgebung des betreffenden scharf die Haltung des Jungczechen=Clubs bei der letzten und es wurde die
schildern, dessen Gewissen mit dem dreifachen Betruge an
ein Duell dessen Existenz als Officier vernichtet sei, weist denn auch der Gru-
dem Kameraden und dessen häuslicher Ehre, an den Eltern
er die Zumuthung weit von
sich und setzt sich lieber der
selbst wenn der V.
und an der Braut belastet ist, und es kam ihm weniger
Rache des Gegners aus, der ihn denn auch bei der ersten
die Comödie eines
darauf an, die Berechtigung des Zweikampfes zu prüfen,
Begegnung und der erneuten Weigerung, sich zu schlagen, Officier in den M
von dessen Möglichkeit für den jungen Mann noch
auf der Straße niederschießt. Der tödtlich Getroffene sinkt, wie für jeden Officie¬
die Erhaltung seiner Ehre abhängt, wenn schon
vor den Augen der Geliebten zusammen. „Gehen Sie!
Große Meisterschaft hat
sein Leben verloren sein soll. In dieser spannen¬
sagt ihr der Arzt, und mit ihrer verzweiflungsvollen Frage:
Schilderung der Sphär
„Wohin?" fällt der Vorhang.
den Seelenschilderung liegt der eigentliche Werth des
verlegt hat. Mit knap
Eine Frage bleibt auch das Drama. Sind die allein¬
Stückes, welches zugleich ein interessantes Gegenstück zu dem
tärischen Lebemänner
das Duell verwerfenden Grafen Traft desselben Dichters ist
stehenden jungen Mädchen, die ihr cynischer Director der
Sommerbühne in den
Schnitzler stellt den Zweikampf selbst zur Discussion, und
Schande in die Arme wirft, indem er fragt: „Glauben Sie
Wien“ gezeichnet. Der
zwar in dem stärksten modernen Contrast zwischen Offi¬
vielleicht, daß ich meine Mitglieder ernähren soll?", das
sein Verhältniß zu den
cieren und Bürgerlichen. Durch diese scharf zugespitzte
Freiwild, oder ist damit der Bürgerliche gemeint, welcher
die Rede ist, so bezeich
Fragestellung wird die äußere dramatische Wirkung erhöht, die
nach der anscheinenden Meinung des Autors, der gewalt
riesig sparsam; verehre
Lösung der Frage aber nicht gefördert. Er läßt einen thätigen Rache des Officiers preisgegeben sein soll, wenn er
die Mädeln vom Theat
leichtsinnigen Officier für ein beschimpfendes Wort über
auf dessen Begriffe von Genugthuung nicht eingeht? Der
Hermann Müller vorzu¬
eine anständige Schauspielerin von einem jungen Bürger¬
Dichter hat es unterlassen, eine solche Folgerung zu ziehen,
gespielt, ein Cabinetsti
lichen, der sie ehrlich liebt, ohrfeigen, aber diesem die
aber den Zuhörern drängt sie sich in dem einen oder
Frau Gisela Schneider
Genugthuung mit den Waffen verweigern. Die Gründe
andern Sinne auf und führt leicht zu tendenziöser Auf¬
einem jungen Wiener K
mit denen der junge Mann sein Verhalten gegenüber seinen
fassung, wozu der empörende Fall Brüsewitz in Karlsruhe
der, von Eifersucht gepla
Freunden zu rechtfertigen sucht — er habe einfach einen
einen naheliegenden Anhaltspunkt gibt. Allein dieser Vor¬
einhergeht. Das im
Buben gezüchtigt und keine Lust, sein Leben um eine
fall, bei dem in Bürgerlicher wegen einer Lappalie von
Gegnern wurde von R
Buden willen aufs Spiel zu setzen, das Duell
einem Officier auf der Stelle erstochen wurde, ist
gestellt, und in Fräulein
sei Dummheit — erinnern, wenngleich in
dem
mit dem des Schnitzler'schen Dramas nicht zu ver¬
strenge junge Schauspi
ganzen Stück das Wort „Ehre" nicht vorkommt, doch
gleichen. Wer das Duell verwirft, kann es nur thun,
lernten wir ein tüchtiges
weil er aus sittlichen und rechtlichen Gründen die Selbst
stark an Falstaffs Definition davon: „Ehre beseelt mich
falt wurde in dieser
vorzudringen, mag sein. Wenn aber Ehre mich beim Vor
hilfe verurtheilt. Aber so darf der Sachverhalt nicht ver¬
auf das einheitliche Fest¬
dringen entseelt, was dann? Kann Ehre ein Bein an
schoben werden, daß dem Einen zugestanden wird, eine Un¬
geachtet und die Erfüllu¬
setzen? Nein. Oder einen Arm? Nein. Oder den Schmerz¬
bill mit der Faust zu rächen, während man dem Andern
Anzahl vorzüglicher öster¬
einer Wunde stillen? Nein. Ehre versteht sich also nich
das gleiche Mittel der Abwehr verweigert. Vollends erscheint
selbst namhafte Schauspi¬
auf die Chirurgie? Nein. Was ist Ehre? Ein Wort?
es unbillig und in allzu starken Widerspruche mit der ge¬
kleineren Rollen harmoni¬
Die Freunde, die an dem jungen Manne irre werden und
schichtlichen Entwicklung, wenn man damit beginnen will
denen der österreichische
von denen der Eine, diesmal der „Comment=Reiter" mit
bei dem Soldaten, dem der Degen das Symbol der Ehr¬
der beliebte Komiker
Wiener Mundart (Herr Hanns Fischer), ihm verächtlich den
und seines Berufes ist, den Begriff des Zweikampfes aus
Rollen verwendet, in de
cken kehrt, behandeln denn auch die Sache nur aus dem
doch ihr künstlerischer W
zumerzen. Es wird schon viel gewonnen sein, wenn es ge¬
Gesichtspunkte des Muthes. Feige aber will und soll
lingt, im Heere die gewaltthätige Sitte auf die schwersten
volle Wiener Autor
unser Held auch nicht sein; denn als ihm ein auffallend
Fälle der Ehrenkränkung einzuschränken und die bürger¬
und der Berliner Auffü¬
vorurtheilsfreier militärischer Secundant des Herausforderer¬
lichen Elemente unter einander von der Pflege des alten mehr die glänzenden Sei¬
die Zumuthung stellt, ein Scheinduell einzugehen, weil ohne ständischen Vorurtheils abzuhalten. Darum erscheint uns Schwächen des Dramas