II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 31

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8. Freiwi

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hichten ganz besonders hart ja selbst nicht ihre Verbreitung den Verlegern behördlicherseits Stadt Berlin außer dem Kaufpreise noch für die Brunner¬
ungsfähigen Philiste denn verboten ist, sondern daß letztere vom Revier=Polizeibureau in haltung und Beleuchtung, die Kanalisation u. s. w. zu machen
Kampfe gegen die Sozial der Elisabethstraße sogar den Bescheid erhalten haben, sie haben würde Eine besondere Beschleunigung dieser auch von
Revolutionär sagen, der ängstlich nach dem Beifall der „Wohl¬
nur so thue, zum gemeinsamen Souper mitzubringen. Paul Rönning
gesinnten schielt. Als ob es nur einen physischen Muth gäbe und
senschaft.
der dem Mädchen in aufrichtiger Verehrung ergeben ist, hat die
Genugthuung, daß der übermüthige Kavallerie=Offizier mit seinem als ob es nicht lebensmuthiger wäre, sich und dem Theuersten,
Arthur Sch
rechen Ansinnen abgewiesen worden ist. Er lächelt und das was man hat, ein gesundes, kräftiges Glück zu ertrotzen
Theater zum
Es ist möglich, daß unter den heutigen Zuständen — und da¬
Lächeln erbittert den Oberlieutenant; der Offizier verlangt ein
suchte für sein We¬
ist die herbste Lehre in Schnitzler's Drama — Paul Rönning
Erklärung für dies Lächeln. Die verweigert der Zivilis¬
ste Beleuchtung
und es kommt zum Skandal. Wäre Paul Rönning dem Mordgeschoß des Offiziers nicht entgangen wäre. Das ist
aber nicht gewiß; und um einer im höchsten Grade selbst¬
der überlegene Mann, er hätte jetzt schon
wirklich
at, dem „Lokal¬
seinen Muth schwerlich an einem höchst Gleichgiltigen thätigen Eitelkeit willen versucht es Rönning nicht einmal,
de erbauliche Bei¬
bewiesen, der unverkennbar Raufhändel suchte. Im Rauf wie sich und das Glück seines Mädchens anders zu behaupten,
Der Artikelschreib¬
im Duellkomment wird die Frage persönlichen Muthes nicht ent= als daß er auf die brutalste Gewalt vertraut; und
könnte bei uns nie
so wird er zum Verräther an dem Bertrauen, das seine Ver¬
chieden. Aber Herr Rönning will Leuten imponiren, an derer
müthliche Bonhon
Meinung einem wirklich Freien nichts gelegen wäre; und als lobte ihm entgegengebracht hatte. Der Oberlieutenant ist es,
Schauspiel wir
der Lieutenant die Mädchen vom Theater wie Freiwild be der den verhaßten Rönning niederschießt; für ihn ist der Duell¬
Simpelei ein
verweigerer ebenfalls „Freiwild". Mit diesem pessimistischen Ge¬
trachtet und das Fräulein Riedel als „Bühnenmensch
Geist an sich zu
beschimpft, wird er von Rönning geohrfeigt. Von seinem danken und mit der verzweifelten Frage von Anna Riedel: „Was
Wirkungen; und
Temperament kann sich der gelassenste Philosoph hinreißen wird nun mein Loos?" schließt das Stück. Ein trübseliger Kampf,
Kastengesetz unter
ein trübseliges Ende. Vom echten, revolutionären Muth, der
lassen; und Rönning brauchte nicht geduldig zu fragen: Kann
ht nur in unwesen
ein bübischer Vorwurf ein braves Mädchen an seiner Ehre zukunftsfreudige Perspektiven eröffnet, ist in dem Drama nicht
die Rede. Schnitzler's seine Genrekunst gab sich poesievoller
pörersinn freien Menschenränken
Der Offizier, der nach österreichischem Brauch im Bade als in dem Drama Liebelei. Dieser Kunst ist der Verfasser
ssengesetze abwägen, so
der Schilderung österreichischer Offizierstypen, des
dienstfreier Mann nicht den Degen zu tragen braucht, ist nun
am. Die Personen, die
sich nirgend auf Neuland mit einem Spazierstock bewaffnet. Er kann die Züchtigung, die wienerischen Treibens in einem Badeort, in einer kernigen
ihm widerfahren, nicht mit einem Säbelhieb beantworten. Er Liebesszene treu geblieben. Der Hauptsache nach hat er
ben gelegentlich aber in
aber nicht ein tiefgründiges Seelengemälde geschaffen, sondern
will sein anrüchiges Ansehen im Zweikampf heilen.
schwanken zwischen zwei
Dies Duell lehnt Rönning und und entschieden ab. Sein vielmehr ein klug zugespitztes, sauber gearbeitetes Theaterstück
Teufel überwunden
Leben hat neuen reichen Werth; er hat sich mit Anna Riedel ver= gefertigt, das durch den Schein von Aktualität noch besonders
Kragen.
held ist Paul Rönning in lobt und beschließt, mit ihr nach Wien zu reisen, und der Ver- wirksam wurde.
Durch eine Fülle prächtig geeigneter Wiener Typen glänzte
achtung der Kreise, in denen er bisher verkehrte
sch verlangter Vorurtheils
rtheil befangen. Er wird trotzen. Aber er entrinnt diesem Kreise nicht. Zuviel diesmal die Darstellung. So treffenden Episodenfiguren, wie sie
Haus Fischer in der Gestalt des Wiener Halbkretins und
und regairt andererseits von dem Blute der Menschen, die er zu verachten
„Hausherrnsohn" Poldi Grehlinger, Hermann Müller
glaubt, lebt in dem seinen. Aller eitle Egoismus des Klassen
jener Klasse, aus der er
als gutmüthig=beschränkter ungarischer Lieutenant, Gisela
befangenen bäumt sich in ihm auf. Man hat ihm gedroht
Karinski lauert ihm wie ein sprungbereites Raubthier auf. Man Schneider als leichtblütige Soubrette ausarbeiteten, be¬
bt es ein Sommertheater,
Grundsätzen des diederen hat seinen physischen Muth bezweifelt und der „überlegene gegnet man in Berlin kaum irgendwo anders, als auf dem
Herr Thielscher allerdings wußte
itet. Die Herren Offiziere Mönning" lebt auf einmal wieder in abgethanen Welten. Er Deutschen Theater.
mit der grell satirischen Studie eines Theaterdirektors nichts an¬
Theater, nur die Raine, will vor dem wilden verzweifelten Lieutenant stand halten
hare von Prostitution noch und wenn der ihn mit dem Säbel überfällt, will er ihn zufangen. Seiner Possenkomik fehlen Witz und Schärfe. Wohl
mit dem Revolver niederknallen. So grausam die Logik zu sehr norddeutsch legte der treffliche Sauer den Ober¬
Größenbewußtsein auf
des Offiziers, so kraß das System ist, noch dem er handelt, so lieutenant Karinski an. Durch warmen Ton gewannen Rittner
Hitzig, verwegen, wie er ist
die doch liegt doch Methode darin. Was aber soll man zu einem geistigen (Rönning) und Nissen.
te ein, die Spe¬