8.
Freiwi
box 14/2
et der Staten
ontag
1. Beilage.
genüber dem Verfasser der Biologischen Studien, Rudolf Arndt, Professor der
Psychiatrie an der Universität Greifswald, faßt in der vorliegenden
n „Wider¬
kurzen Schrift mit tapferer Hand in die vielfach unsere gerichtliche
hrten Straf¬
und medizinische Praxis durchziehenden Widersprüche und Kontro¬
eilungen auf
versen ein Arndt rollt hier vor unseren Augen ein überraschendes
4,4). Das
Material praktischer, forensischer Fälle auf und gewährt uns so einen
träge Danzig
tiefen Einblick in seine reiche Thätigkeit als Sachverständiger, die ihn
mit den konkret gewordenen Streitfragen in unmittelbare Berührung
ger an drei¬
bringt. Schutz, sozialer und rechtlicher Schutz für die freie
Individualität und Kampf gegen die Schablone am
harlottenburg
Krankenbett und in der Amtsstube ist die Losung der gehalt¬
orf, Krefeld,
vollen Schrift.
fälle weisen
(118). Die
perverletzung,
Theater und Musik.
Komponenten
betreffenden
Das Duell auf der Bühne.
smaßregeln
In der Hamburgischen Dramaturgie wird in einem Ausfall gegen
gerade die
Voltaire an mehreren Stellen sehr ausführlich die Bühnen=Berechtigung
on Interesse,
der Ohrfeige nachgewiesen. Arthur Schnitzler hat in seinem neuen
sten stehende
Drama, das unter dem Titel „Freiwild" am Deutschen Theater in
Provinzen
der verflossenen Woche in Szene ging, sich an diese Beweisführung
stammt,
Lessings gehalten. Ein Offizier wird geohrfeigt und fordert Satis¬
bis um
faktion; sie wird ihm von dem Beleidiger verweigert, der einem Quodlibet
nders stark
korrekter Menschen gegenüber erklärt, daß er keinen Grund einsehe,
perverletzung
sich von einem schamlosen Verleumder niederschießen zu lassen. Dazu sei¬
inze Osten,
ihm sein Leben zu lieb und teuer, dies Leben, das in schwerer Krank¬
iminalitäts-
heit auf dem Spiel gestanden. Unmittelbar nach dem Bekenntnis, das
die für Ost¬
gegen eine Welt von Vorurteilen sich aufbäumt, erklärt er sich dem
Selbst der
geliebten Mädchen, um dessen willen er den Uebermut eines tollen
Vororte des
Offiziers geahndet hat. Der Leser erkennt, es handelt sich um ein
eine etwas
Duell=Drama — Duell oder nicht Duell, das ist die Frage. Der
gefährlicher
junge Maler entscheidet sich in dem angedeuteten Sinne, er fühlt sich
(20,2) und
erhaben über dem krankhaften Ehrbegriff der Zeit. Aber der nämlichen
ahe (21,7),
Gesellschaft, der er den Fehdehandschuh hinwirft, will er seinen Mut
höher ist
beweisen. So sucht er förmlich eine Begegnung mit dem Beschimpfer,
e nur noch
ohne an sein Mädchen zu denken, ohne sich klar zu machen, daß er
Berlin und
unter dem Dogma eines anderen Ehrbegriffes handelt, der gerade so
den. Allein
thöricht und krankhaft ist, wie der von ihm geleugnete. Die Be¬
liche Ueber¬
gegnung bleibt nicht aus — der Mar wird von dem Offizier nieder¬
Bedrohung
geschossen — und an seiner Leiche bricht ein armes Menschenkind in
trafthaten
die herzzerreißenden Worte aus: Was wird aus mir?
Ort der
Das Stück des Herrn Schnitzler hat bei unserem Publikum und
mt, daß
der Berlinischen Kritik eine sehr herzliche Aufnahme gefunden. Ich
als um¬
kann leider dem Votum nicht beistimmen. Ich messe den Dichter der
Statisti
„Liebelei" mit zu hohem Maße, als daß ich die neue Arbeit mit jenen
echer, also
freundlichen, tröstenden Worten abthun könnte, die er anläßlich der
ische Aus¬
Aufführung von Seiten der guten Freunde hören durfte. Vielleicht
ist ihm ein größerer Dienst erwiesen, wenn man ihm ungeschminke
sagt, daß der künstlerische Teil seines neues Werkes recht bedenklicher
Natur ist. Es ist ein brav gezimmertes Thesenstück, in dem nur
karger Raum für tiefe, dichterische Art offen gelassen ist. Ich wenigstens
Zeistes bleibe kalt bis an das Herz bei der nüchternen Dialektik, mit der
sich die Vertreter verschiedener Anschauungen über die Berechtigung
eifswald,
oder Nichtberechtigung des Zweikampfes streiten, — mag man in
) Mk.
politischen Leitartikeln das Für und Wider des Duells erörtern, für
am Gang
den Dichter wird bei diesem Stoff wenig herausspringen.
i Freiheit
Schnitzlers Drama füllen akademische Debatten über den
beteilig
Einzelnen
Zweikampf; an die Stelle der seelischen Vertiefung und intimen
sind diese
Charakteristik tritt kluges, allzukluges Reden. Wenn der Dichter auf
heraus
diesen Einwand hin noch einmal sein Werk betrachten würde — er
immung zu
müßte zugeben, daß er einer theoretischen Frage seine beste Kunst
chtlichen
geopfert hat. Um es brutal auszudrücken: die langatmigen Aus¬
g mit all
einandersetzungen sind schon räumlich der differenzirten Ausgestaltung
rer tref¬
seiner Menschen im Wege. So kommt es auch, daß keine einzige
Problemen
Figur tiefer gefaßt ist, daß abgesehen von einigen dürftigen Episoden,
biete, der
chten, ich gab. Ob ich ihm Geld gegeben? Ob er mich des Abends begleitet,
ob er bei mir gewohnt habe? Und immer näher drangen die
ärgsten
Und fürchterlichen an mich ein, es riß und zerrte in einem Kauf
Freiwi
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et der Staten
ontag
1. Beilage.
genüber dem Verfasser der Biologischen Studien, Rudolf Arndt, Professor der
Psychiatrie an der Universität Greifswald, faßt in der vorliegenden
n „Wider¬
kurzen Schrift mit tapferer Hand in die vielfach unsere gerichtliche
hrten Straf¬
und medizinische Praxis durchziehenden Widersprüche und Kontro¬
eilungen auf
versen ein Arndt rollt hier vor unseren Augen ein überraschendes
4,4). Das
Material praktischer, forensischer Fälle auf und gewährt uns so einen
träge Danzig
tiefen Einblick in seine reiche Thätigkeit als Sachverständiger, die ihn
mit den konkret gewordenen Streitfragen in unmittelbare Berührung
ger an drei¬
bringt. Schutz, sozialer und rechtlicher Schutz für die freie
Individualität und Kampf gegen die Schablone am
harlottenburg
Krankenbett und in der Amtsstube ist die Losung der gehalt¬
orf, Krefeld,
vollen Schrift.
fälle weisen
(118). Die
perverletzung,
Theater und Musik.
Komponenten
betreffenden
Das Duell auf der Bühne.
smaßregeln
In der Hamburgischen Dramaturgie wird in einem Ausfall gegen
gerade die
Voltaire an mehreren Stellen sehr ausführlich die Bühnen=Berechtigung
on Interesse,
der Ohrfeige nachgewiesen. Arthur Schnitzler hat in seinem neuen
sten stehende
Drama, das unter dem Titel „Freiwild" am Deutschen Theater in
Provinzen
der verflossenen Woche in Szene ging, sich an diese Beweisführung
stammt,
Lessings gehalten. Ein Offizier wird geohrfeigt und fordert Satis¬
bis um
faktion; sie wird ihm von dem Beleidiger verweigert, der einem Quodlibet
nders stark
korrekter Menschen gegenüber erklärt, daß er keinen Grund einsehe,
perverletzung
sich von einem schamlosen Verleumder niederschießen zu lassen. Dazu sei¬
inze Osten,
ihm sein Leben zu lieb und teuer, dies Leben, das in schwerer Krank¬
iminalitäts-
heit auf dem Spiel gestanden. Unmittelbar nach dem Bekenntnis, das
die für Ost¬
gegen eine Welt von Vorurteilen sich aufbäumt, erklärt er sich dem
Selbst der
geliebten Mädchen, um dessen willen er den Uebermut eines tollen
Vororte des
Offiziers geahndet hat. Der Leser erkennt, es handelt sich um ein
eine etwas
Duell=Drama — Duell oder nicht Duell, das ist die Frage. Der
gefährlicher
junge Maler entscheidet sich in dem angedeuteten Sinne, er fühlt sich
(20,2) und
erhaben über dem krankhaften Ehrbegriff der Zeit. Aber der nämlichen
ahe (21,7),
Gesellschaft, der er den Fehdehandschuh hinwirft, will er seinen Mut
höher ist
beweisen. So sucht er förmlich eine Begegnung mit dem Beschimpfer,
e nur noch
ohne an sein Mädchen zu denken, ohne sich klar zu machen, daß er
Berlin und
unter dem Dogma eines anderen Ehrbegriffes handelt, der gerade so
den. Allein
thöricht und krankhaft ist, wie der von ihm geleugnete. Die Be¬
liche Ueber¬
gegnung bleibt nicht aus — der Mar wird von dem Offizier nieder¬
Bedrohung
geschossen — und an seiner Leiche bricht ein armes Menschenkind in
trafthaten
die herzzerreißenden Worte aus: Was wird aus mir?
Ort der
Das Stück des Herrn Schnitzler hat bei unserem Publikum und
mt, daß
der Berlinischen Kritik eine sehr herzliche Aufnahme gefunden. Ich
als um¬
kann leider dem Votum nicht beistimmen. Ich messe den Dichter der
Statisti
„Liebelei" mit zu hohem Maße, als daß ich die neue Arbeit mit jenen
echer, also
freundlichen, tröstenden Worten abthun könnte, die er anläßlich der
ische Aus¬
Aufführung von Seiten der guten Freunde hören durfte. Vielleicht
ist ihm ein größerer Dienst erwiesen, wenn man ihm ungeschminke
sagt, daß der künstlerische Teil seines neues Werkes recht bedenklicher
Natur ist. Es ist ein brav gezimmertes Thesenstück, in dem nur
karger Raum für tiefe, dichterische Art offen gelassen ist. Ich wenigstens
Zeistes bleibe kalt bis an das Herz bei der nüchternen Dialektik, mit der
sich die Vertreter verschiedener Anschauungen über die Berechtigung
eifswald,
oder Nichtberechtigung des Zweikampfes streiten, — mag man in
) Mk.
politischen Leitartikeln das Für und Wider des Duells erörtern, für
am Gang
den Dichter wird bei diesem Stoff wenig herausspringen.
i Freiheit
Schnitzlers Drama füllen akademische Debatten über den
beteilig
Einzelnen
Zweikampf; an die Stelle der seelischen Vertiefung und intimen
sind diese
Charakteristik tritt kluges, allzukluges Reden. Wenn der Dichter auf
heraus
diesen Einwand hin noch einmal sein Werk betrachten würde — er
immung zu
müßte zugeben, daß er einer theoretischen Frage seine beste Kunst
chtlichen
geopfert hat. Um es brutal auszudrücken: die langatmigen Aus¬
g mit all
einandersetzungen sind schon räumlich der differenzirten Ausgestaltung
rer tref¬
seiner Menschen im Wege. So kommt es auch, daß keine einzige
Problemen
Figur tiefer gefaßt ist, daß abgesehen von einigen dürftigen Episoden,
biete, der
chten, ich gab. Ob ich ihm Geld gegeben? Ob er mich des Abends begleitet,
ob er bei mir gewohnt habe? Und immer näher drangen die
ärgsten
Und fürchterlichen an mich ein, es riß und zerrte in einem Kauf