8.
Freiwild
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Senden
die das Schmierenleben kennzeichnen, alle seine Menschen auf den
Ellfeld der
einen Duellpunkt hin in ihren Aeußerungen zugeschnitten sind. Den
Koppel-Ell
Bedenklichkeiten des Thesenstückes vermochte auch er nicht zu entgehen.
Wie schmächtig und inhaltsleer stehen seine Gestalten vor uns — keine dies zur
daß Herr
einzige, deren Seele uns bewegt und näher tritt: Kulissengeschöpfe,
Leistungen
die wir vergessen, sobald das Rampenlicht erloschen ist. Arthur
Schnitzler hat einmal in einem kleinen Kreise aufstrebender Künstler
die Zukunft der modernen Bühne dahin erörterte, daß für die große
Menge der Cirkus oder die Alfresco=Kunst, für die feineren
Dr.
Geister das intime Theater sich ergeben würde. Darunter wollte
er jene letzte Kunst verstanden wissen, die nur dem verwöhnten, bracht.
Musikprod
Geschmack zugänglich ist. In einem kleinen, zu diesem Zweck besonders
dekorirten Raume, wo weder die Nüance des Wortes, noch der Miene
Richard
gerückt we
verloren gehen würde, sollten Dichtungen zur Darstellung gelangen,
Studien
deren reiner, durchgeistigter Gehalt alles Theatralische auszuschließen
Eindrücke
hätte. Ich fürchte, er ist von solchem Kunst=Ideal weiter denn je ent¬
haltigkeit
fernt, heute wo er sich nicht scheut, sein Drama mit einem Revolver¬
Produktion
schuß zu enden. Der Schuß auf der Bühne! Ueber eine so fatale
als dem
Geschmackwidrigkeit müßte ein Autor seines Ranges hinaus sein
Männer,
Wenn ich Schnitzlers Drama zu den Werken zähle, denen nur ein
kurzes Saison-Dasein beschieden ist, so bin ich mir gleichwohl bewußt, demselben
führen kön¬
daß sich in seinem Drama eine ganze Menge seiner Züge finden. Ja,
der erste Aufzug in seiner intimen Milieu-Zeichnung versöhnt einiger¬
geliefert,
maßen mit dem theatralischen Aufgebot der folgenden Akte. Das
in Aeuße¬
Stück wurde im Deutschen Theater so meisterhaft gespielt, daß ein
naiver Zuschauer über die innere Leere hinweggetäuscht werden konnte, teilen.
und uns
Wie würde wohl das Schicksal dieses Stückes oder der „Morituri
begnadete
sich gestaltet haben, wenn sie zum Beispiel im Theater des Westens
Es
oder im Lessing=Theater zur Aufführung gelangt wären?
unseres
Die Herrn Rittner, Müller und Fischer standen im Vordertreffen
will die
während Herr Sauer nicht aus mangelndem Können, sondern
das Gefe
seiner norddeutschen Art gemäß aus seiner Rolle herausfiel. Er
Werken
spielte einen verlumpten norddeutschen Junker, während Schnitzler
Tag ist
einen jener Leutnants-Typen seiner österreichischen Heimat gezeichnet
hat, deren wildes, rassengekreuztes Blut sie zu den verwegensten ist etwas
Streichen hinreißt. Diese Gestalten enthalten einen Zug tiefer Tragik worden
und sind vielleicht nicht ganz so unsympathisch, wie Herr Sauer an¬ will. W
Eigenart
nimmt. Irre ich hierin nicht, so wäre am Ende die Tragödie
tragischer ausgefallen, wenn der Dichter den Leutnant zur centralen artiges
Rassinen
Gestalt seines Dramas genommen hätte. —
Einige Wochen vorher wurde im Schiller-Theater das Duelle Orchester
Drama Otto Erich Hartlebens aufgeführt; Gründe äußerer Natur daß mi
Platthei¬
verhinderten eine Besprechung. Ich möchte heute wenigstens mit ein
triviale
paar Sätzen auf das Werk zurückkommen. Im Wesentlichen gilt für
kommt
Hartleben das nämliche, was über Schnitzler gesagt worden ist.
Müßte man Hartlebens litterarische Position nach dem „Ehren¬
sympho¬
wort entscheiden, es wäre damit traurig bestellt. Es ist künstlerisch
wohl das Schwächste, was er der Oeffentlichkeit übergeben hat — machen
musikali
aber wer soviel Vortreffliches wie er geleistet hat, besitzt genug Humor,
Hofthea
um eine aufrichtige Meinung hören zu können. Auch bei Hartleben
Mit
ist es ein Maler, der gegen das Duell wettert. Aber Hartlebens
bekannt
Held ist weniger eigensinnig, als der Schnitzlersche; was er mehrer
Schon
Akte hindurch treuherzig und mit den bekannten Redensarten ver¬
brüstige
fochten, giebt er letzten Endes auf. Der Effekt ist ein zerschossener Arm
und ein herbeidepeschirter Arzt. Der zerschossene Arm hat romantische
doch n.
Fieber=Phantasien zur Folge, während jener Arzt, der ein Jugend¬
aus se¬
freund des Malers ist, das gegebene Wort als nichtig anerkennt¬
seiner
und bricht. Wäre dieser gute Mann früher gekommen, das Drama
werk¬
hätte ein paar Akte weniger. Hartlebens Ruhm würde dadurch nicht
enttäuf¬
geringer — und die deutsche Litteratur nicht ärmer. Wenn dem
sonders
Stücke ein Litteraturwert trotz des vielgerühmten Dialoges nicht zu¬
gesprochen werden kann, so besitzt es doch einige theatralische Szenen wie He
und vergleicht man es mit dem, was sonst auf unseren Bühnen Verein¬
gespielt wird, so muß dem Schiller-Theater die Aufführung als ein ein Un
auf da
besonderes Verdienst angerechnet werden. Vielleicht findet die Leitung
meinen
jetzt den Mut, Hartlebens „Hanna Jagert" auf den Spielplan zu setzen.
wiegen
Die Aufführung war recht anständig, ja soweit das männliche
Seele
Geschlecht in Betracht kommt, über Erwarten gut Sehr böse und
verstimmend wirkte Fräulein Detschi, deren gespreizte Provinzmanieren ein we
denn doch der Regie zu ernster Kritik Anlaß geben sollten.
E. N.
„Die goldene Eva“ nennen die Herren Schönthan und
Koppel-Eilfeld ihr neuestes Bühnenkind, dessen Bekanntschaft durch eine
das Lessing=Theater vermittelt wurde. Soviel mir von dem was
nen
Freiwild
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die das Schmierenleben kennzeichnen, alle seine Menschen auf den
Ellfeld der
einen Duellpunkt hin in ihren Aeußerungen zugeschnitten sind. Den
Koppel-Ell
Bedenklichkeiten des Thesenstückes vermochte auch er nicht zu entgehen.
Wie schmächtig und inhaltsleer stehen seine Gestalten vor uns — keine dies zur
daß Herr
einzige, deren Seele uns bewegt und näher tritt: Kulissengeschöpfe,
Leistungen
die wir vergessen, sobald das Rampenlicht erloschen ist. Arthur
Schnitzler hat einmal in einem kleinen Kreise aufstrebender Künstler
die Zukunft der modernen Bühne dahin erörterte, daß für die große
Menge der Cirkus oder die Alfresco=Kunst, für die feineren
Dr.
Geister das intime Theater sich ergeben würde. Darunter wollte
er jene letzte Kunst verstanden wissen, die nur dem verwöhnten, bracht.
Musikprod
Geschmack zugänglich ist. In einem kleinen, zu diesem Zweck besonders
dekorirten Raume, wo weder die Nüance des Wortes, noch der Miene
Richard
gerückt we
verloren gehen würde, sollten Dichtungen zur Darstellung gelangen,
Studien
deren reiner, durchgeistigter Gehalt alles Theatralische auszuschließen
Eindrücke
hätte. Ich fürchte, er ist von solchem Kunst=Ideal weiter denn je ent¬
haltigkeit
fernt, heute wo er sich nicht scheut, sein Drama mit einem Revolver¬
Produktion
schuß zu enden. Der Schuß auf der Bühne! Ueber eine so fatale
als dem
Geschmackwidrigkeit müßte ein Autor seines Ranges hinaus sein
Männer,
Wenn ich Schnitzlers Drama zu den Werken zähle, denen nur ein
kurzes Saison-Dasein beschieden ist, so bin ich mir gleichwohl bewußt, demselben
führen kön¬
daß sich in seinem Drama eine ganze Menge seiner Züge finden. Ja,
der erste Aufzug in seiner intimen Milieu-Zeichnung versöhnt einiger¬
geliefert,
maßen mit dem theatralischen Aufgebot der folgenden Akte. Das
in Aeuße¬
Stück wurde im Deutschen Theater so meisterhaft gespielt, daß ein
naiver Zuschauer über die innere Leere hinweggetäuscht werden konnte, teilen.
und uns
Wie würde wohl das Schicksal dieses Stückes oder der „Morituri
begnadete
sich gestaltet haben, wenn sie zum Beispiel im Theater des Westens
Es
oder im Lessing=Theater zur Aufführung gelangt wären?
unseres
Die Herrn Rittner, Müller und Fischer standen im Vordertreffen
will die
während Herr Sauer nicht aus mangelndem Können, sondern
das Gefe
seiner norddeutschen Art gemäß aus seiner Rolle herausfiel. Er
Werken
spielte einen verlumpten norddeutschen Junker, während Schnitzler
Tag ist
einen jener Leutnants-Typen seiner österreichischen Heimat gezeichnet
hat, deren wildes, rassengekreuztes Blut sie zu den verwegensten ist etwas
Streichen hinreißt. Diese Gestalten enthalten einen Zug tiefer Tragik worden
und sind vielleicht nicht ganz so unsympathisch, wie Herr Sauer an¬ will. W
Eigenart
nimmt. Irre ich hierin nicht, so wäre am Ende die Tragödie
tragischer ausgefallen, wenn der Dichter den Leutnant zur centralen artiges
Rassinen
Gestalt seines Dramas genommen hätte. —
Einige Wochen vorher wurde im Schiller-Theater das Duelle Orchester
Drama Otto Erich Hartlebens aufgeführt; Gründe äußerer Natur daß mi
Platthei¬
verhinderten eine Besprechung. Ich möchte heute wenigstens mit ein
triviale
paar Sätzen auf das Werk zurückkommen. Im Wesentlichen gilt für
kommt
Hartleben das nämliche, was über Schnitzler gesagt worden ist.
Müßte man Hartlebens litterarische Position nach dem „Ehren¬
sympho¬
wort entscheiden, es wäre damit traurig bestellt. Es ist künstlerisch
wohl das Schwächste, was er der Oeffentlichkeit übergeben hat — machen
musikali
aber wer soviel Vortreffliches wie er geleistet hat, besitzt genug Humor,
Hofthea
um eine aufrichtige Meinung hören zu können. Auch bei Hartleben
Mit
ist es ein Maler, der gegen das Duell wettert. Aber Hartlebens
bekannt
Held ist weniger eigensinnig, als der Schnitzlersche; was er mehrer
Schon
Akte hindurch treuherzig und mit den bekannten Redensarten ver¬
brüstige
fochten, giebt er letzten Endes auf. Der Effekt ist ein zerschossener Arm
und ein herbeidepeschirter Arzt. Der zerschossene Arm hat romantische
doch n.
Fieber=Phantasien zur Folge, während jener Arzt, der ein Jugend¬
aus se¬
freund des Malers ist, das gegebene Wort als nichtig anerkennt¬
seiner
und bricht. Wäre dieser gute Mann früher gekommen, das Drama
werk¬
hätte ein paar Akte weniger. Hartlebens Ruhm würde dadurch nicht
enttäuf¬
geringer — und die deutsche Litteratur nicht ärmer. Wenn dem
sonders
Stücke ein Litteraturwert trotz des vielgerühmten Dialoges nicht zu¬
gesprochen werden kann, so besitzt es doch einige theatralische Szenen wie He
und vergleicht man es mit dem, was sonst auf unseren Bühnen Verein¬
gespielt wird, so muß dem Schiller-Theater die Aufführung als ein ein Un
auf da
besonderes Verdienst angerechnet werden. Vielleicht findet die Leitung
meinen
jetzt den Mut, Hartlebens „Hanna Jagert" auf den Spielplan zu setzen.
wiegen
Die Aufführung war recht anständig, ja soweit das männliche
Seele
Geschlecht in Betracht kommt, über Erwarten gut Sehr böse und
verstimmend wirkte Fräulein Detschi, deren gespreizte Provinzmanieren ein we
denn doch der Regie zu ernster Kritik Anlaß geben sollten.
E. N.
„Die goldene Eva“ nennen die Herren Schönthan und
Koppel-Eilfeld ihr neuestes Bühnenkind, dessen Bekanntschaft durch eine
das Lessing=Theater vermittelt wurde. Soviel mir von dem was
nen