8.
Freiwi
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annehmbarkeit derselben ergeben, weil andernfalls dem Staat
zu große Lasten zufallen und die Sicherheitspflege dabei leiden
Feuilleton
Kleines
Deutsches Theater. Dienstag, den 3. November, zum
Schauspiel in drei Aufzügen
ersten Mal: „Freiwild".
von Arthur Schnitzler.
Es war heute gerade so wie im vergangenen Theater¬
jahr, als Herr Schnitzler mit seinem Dreialter „Liebelei" zum
ersten Mal auf der Bühne erschien. Draußen in der Schumann¬
straße ein Wagen nach dem anderen und drinnen im Kunst¬
tempel das eleganteste Publikum, kein Plätzchen leer, als ob
alle Freunde des — wie in einer Zeitung gerühmt wurde —
„so gastfreien Hauses Schnitzler" nicht blos aus Wien
und Berlin, sondern auch von ein paar Zwischen¬
stationen gekommen wären. Es war, wie gesagt,
dieselbe Szenerie wie bei der Premiere von „Liebelei" und
auch Herr Schnitzler ist derselbe Schnitzler geblieben. Nur
hat er diesmal einen Stoff gewählt, der in dieser oberfläch¬
lichen, eigentlich gar nicht ernst zu nehmenden Behandlungs¬
weise so brutal wirkte, daß sich schon dem zweiten Akt
Zischlaute in den Beifall mengten, un dritten Akt aber
Einzelne mit nicht wiederzugebenden Ausdrücken den
Zuschauerraum verließen, während andere am Schlusse den
Applaussalven der Klaque und der naturalistischen Gei߬
sporne, die Herrn Schnitzler zur Partei zählen, energisch
opponirten.
Eine kurze Analyse des Stückes wird genügen, um dem
unbeeinflußten Leser zu sagen, was dieser große Dichter der
Menschheit in seinem neuen Werke enthüllt hat. Erster
Akt: Park in einem Kurorte. Offiziere, die von
Schulden und Weiber reden und dazwischen Kognak,
Allasch und andere schöne Flüssigkeiten trinken. Dazu die
Dämchen des Sommertheaters, der Theaterdirektor, der Kassier,
der Kohn heißt (was doch gewiß komisch ist), und anderes
mehr. Am Schlusse des Aktes wettet der Herr Oberlieutenant
Karinski, die Schauspielerin Riedel werde eine Einladung
zum Souper annehmen. Frl. Riedel nimmt jedoch nicht an
und Herr Paul Rönnig, der am Nebentischchen sitzt, lächelt.
In Folge dessen wird der Oberlieutenant ausfällig
und nachdem er über das Mädchen noch eine spitze Bemer¬
kung gemacht hat, haut ihm Herr Paul Rönnig eine Ohrfeige
herunter. „Das Stück wird ein Schlager!“ rief begeistert
ein Herr in meiner Nähe und dann klatschte er wüthend darauf
los. Zweiter Akt. Zimmer bei Paul Rönnig. Oberlieute¬
nant Karinskis Forderung hat Rönnig abgelehnt, weil nach
seiner Ansicht die Sache erledigt ist. Karinski hat eine Büberei
verübt und er, Rönnig, hat diese Büberei bestraft. Punktum
Auch auf das Zureden seiner Freunde hin bleibt Rönnig stark.
ne
.
zichtet."
Aehnliche Mittheilungen sind auch uns zugegangen.
soll z. B. einer der beiden Postgehilfen, die den Vorgang
und als ihm einer derselben deutlich zu erkennen giebt, daß
er mit einem „Feigling" in Zukunft nicht mehr verkehren
kann, lächelt er nur. Dann kommt Fräulein Riedel, gegen
die sich die Welt (oder vielmehr die Theaterwelt in ähnlicher
Weise gewendet hat, wie jetzt gegen Rönnig, und obwohl sie
seiner Werbung entgegnet: „Ich lieb Sie ja nicht
wird sie endlich doch seine Braut. Der Akt schließt
mit einem Versuch des Oberlieutenants Rohnstedt,
Rönnig nochmals zum Duell zu bewegen. Er hält
ihm vor, daß Karinski quittiren muß, wenn dieses
Duell nicht stattfindet, daß er dann ruinirt ist, und bittet ihn,
doch die Forderung anzunehmen. Es wird dafür gesorgt
werden, daß ihm dabei nichts passiren kann. (!!!) Die Ant¬
wort ist auch jetzt „Nein" und Rohnstedt geht mit einer
Wartung, die Rönnig bewegt, die geplante Abreise aufzu¬
geben. Er will bleiben, er fürchtet sich nicht. Der dritte
Akt wird zum größten Theile durch Geplauder der Herren und
Damen des Sommertheaters gefüllt. Unter Anderem räth
der Director seinem Regisseur, die Choristen zu entlassen und
nur Chornen zu verwenden, sowie dafür zu sorgen, daß
die schönsten Bein immer nach vorn kommen. Nachdem er
ihm noch empfohlen hat, sich besagte Beine aufzuschreiben,
wenn er sichs nicht merken kann (der Herr in meiner Nähe,
für den das Stück einen Schlager bedeutet, ruft „Bravo!"),
tritt Herr König mit Fräulein Riedel auf. Nochmalige War¬
nung eines Freundes, Bitten der Braut. Aber Rönnig bleibt fest.
Und nun erscheint Oberlieutenant Karinski. „Ich frage Sie
noch einmal, ob Sie mir Genugthuung geben wollen?"
„Gehen Sie mir aus dem Weg!" erwidert Rönnig. Paff —
da liegt er. Der Offizier hat einen Revolver gezogen und
das „Freiwild niedergeschossen.
Der Leser dürfte sich nach dieser Inhaltsangabe
wohl selbst sagen, daß hier ein krasser Stoff, mit dem
auf die Leidenschaften des Tages spekulirt wird, in
wenig künstlerischer Weise verarbeitet wurde. „Freiwild
ist kein Drama, sondern eine Nebeneinanderstellung
zweier Szenen, denen eine gewisse rohe Theater¬
wirkung nicht abzusprechen ist: erst die Ohrfeige, dann
Und um diese zwei Szenen
das Niederschießen.
herum ist allerlei überflüssiges, auf das feinere Empfinden
theilweise peinlich wirkendes Geplauder angebracht, damit
eben ein Stück daraus wurde.
Ich empfehle Herrn Direktor Brahm als nächste Novität
für das Deutsche Theater: „Die Ermordung des Justizraths
Levy." Erster Akt: „Die That in der Mohrenstraße. Zweiter
Akt; „Gefangennahme des Mörders Werner durch den Gen¬
darmen". Dritter Akt: „Werner im Zuchthaus oder, was vielleicht
noch wirksamer: „Hinrichtung". Da auch diese drei Szenen
Horne i
und seiner uner
haftesten Symp.
aufrichtig betra¬
kein Stück geben
über die Krimir
dritten Akt dür¬
Von den
Nissen, Fisch¬
Birinsfeldt,
lobend hervor¬
lichste, um
gestalten, aber
Herrn Ritter,
österreichischen
meinten, daß es
werden.
an
die Sängerinne
Scheresche¬
Den Damen,
Klinwoh=Sch
wohlwollenden
bereitet. Eine
dient, wenn ab
kassa wird
und giebt den
Leitun, A.
schülerinnen,
vorderhand
Vollendung is
rastlos weiter
Die größere
Künstlerthum
ständniß und
und völltönen
Frl. Dirne
Accenten nach
leichte, anmuth
zum Tremulire
kämpfen. Da
durch diesen
folgenden „D
Veilchen" von
Tongebung ka
zu schöner Ge¬
scheint umgekeh=
im Traum
klang sogar
auch hier, trot
In dem leichte
mann machte
Schwierigkeit
ausströmte, kl.
gelang Ander
Freiwi
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annehmbarkeit derselben ergeben, weil andernfalls dem Staat
zu große Lasten zufallen und die Sicherheitspflege dabei leiden
Feuilleton
Kleines
Deutsches Theater. Dienstag, den 3. November, zum
Schauspiel in drei Aufzügen
ersten Mal: „Freiwild".
von Arthur Schnitzler.
Es war heute gerade so wie im vergangenen Theater¬
jahr, als Herr Schnitzler mit seinem Dreialter „Liebelei" zum
ersten Mal auf der Bühne erschien. Draußen in der Schumann¬
straße ein Wagen nach dem anderen und drinnen im Kunst¬
tempel das eleganteste Publikum, kein Plätzchen leer, als ob
alle Freunde des — wie in einer Zeitung gerühmt wurde —
„so gastfreien Hauses Schnitzler" nicht blos aus Wien
und Berlin, sondern auch von ein paar Zwischen¬
stationen gekommen wären. Es war, wie gesagt,
dieselbe Szenerie wie bei der Premiere von „Liebelei" und
auch Herr Schnitzler ist derselbe Schnitzler geblieben. Nur
hat er diesmal einen Stoff gewählt, der in dieser oberfläch¬
lichen, eigentlich gar nicht ernst zu nehmenden Behandlungs¬
weise so brutal wirkte, daß sich schon dem zweiten Akt
Zischlaute in den Beifall mengten, un dritten Akt aber
Einzelne mit nicht wiederzugebenden Ausdrücken den
Zuschauerraum verließen, während andere am Schlusse den
Applaussalven der Klaque und der naturalistischen Gei߬
sporne, die Herrn Schnitzler zur Partei zählen, energisch
opponirten.
Eine kurze Analyse des Stückes wird genügen, um dem
unbeeinflußten Leser zu sagen, was dieser große Dichter der
Menschheit in seinem neuen Werke enthüllt hat. Erster
Akt: Park in einem Kurorte. Offiziere, die von
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Dämchen des Sommertheaters, der Theaterdirektor, der Kassier,
der Kohn heißt (was doch gewiß komisch ist), und anderes
mehr. Am Schlusse des Aktes wettet der Herr Oberlieutenant
Karinski, die Schauspielerin Riedel werde eine Einladung
zum Souper annehmen. Frl. Riedel nimmt jedoch nicht an
und Herr Paul Rönnig, der am Nebentischchen sitzt, lächelt.
In Folge dessen wird der Oberlieutenant ausfällig
und nachdem er über das Mädchen noch eine spitze Bemer¬
kung gemacht hat, haut ihm Herr Paul Rönnig eine Ohrfeige
herunter. „Das Stück wird ein Schlager!“ rief begeistert
ein Herr in meiner Nähe und dann klatschte er wüthend darauf
los. Zweiter Akt. Zimmer bei Paul Rönnig. Oberlieute¬
nant Karinskis Forderung hat Rönnig abgelehnt, weil nach
seiner Ansicht die Sache erledigt ist. Karinski hat eine Büberei
verübt und er, Rönnig, hat diese Büberei bestraft. Punktum
Auch auf das Zureden seiner Freunde hin bleibt Rönnig stark.
ne
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zichtet."
Aehnliche Mittheilungen sind auch uns zugegangen.
soll z. B. einer der beiden Postgehilfen, die den Vorgang
und als ihm einer derselben deutlich zu erkennen giebt, daß
er mit einem „Feigling" in Zukunft nicht mehr verkehren
kann, lächelt er nur. Dann kommt Fräulein Riedel, gegen
die sich die Welt (oder vielmehr die Theaterwelt in ähnlicher
Weise gewendet hat, wie jetzt gegen Rönnig, und obwohl sie
seiner Werbung entgegnet: „Ich lieb Sie ja nicht
wird sie endlich doch seine Braut. Der Akt schließt
mit einem Versuch des Oberlieutenants Rohnstedt,
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doch die Forderung anzunehmen. Es wird dafür gesorgt
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für das Deutsche Theater: „Die Ermordung des Justizraths
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