II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 51

jeder tragen, daß sie ihre eigenen Richter
den.
kraft des hohen Sittlichkeitsbewußtseins, das in ihnen ruht.
„Zähme Deine Schimpflust, die Gemeinheit Deiner Natur,
Tschandale!" so ruft der Khatria! „Für jeden Hauch,
mit dem Du die Welt verpestest, zahlst Du mit
Deinem Blut. Für jede Lästerung werfe ich und
wirft auch Du Dein Leben in die Wageschale.
Dagegen kämpft der Brahmane für die innere Befreiung.
Jener will zuerst die Anderen bessern, dieser zuerst sich selbe¬
zähmen. Neben der Brahmanen= und Kriegermoral giebt
es aber noch eine Moral der Schudra, eine kleine, dürre
Armen- und Alltagsmoral, die sich schlecht und recht durchs
Leben hinzuschwindeln sucht und von der Hand in den Mund
lebt. Auf das gegenseitige Schimpfen und Lästern will und
kann der Schudra nun ein für alle Mal nicht verzichten,
und wenn das Maulwerk nicht mehr ausreicht, dann haut man
sich eine Ohrfeige herunter. Aber das ist ja nicht so gefährlich.
Man geht alsdann zum wohlbestallten Richter und Kadi,
und der einsichtige Mann verurteilt den Missethäter zu
fünfzehn Mark Geldstrafe, und die Geschichte ist glatt und
gut geordnet. Ich für meine Person begreife und versteht
den Brahmanen und Kshatrina, wie auch den Schudra;
aber jede dieser Moralen hat ihre Logik in sich, die man,
nicht wirr und bunt der Kraut und Rüben durchein¬
ander werfen kann, wie das Arthur Schnitzler
in seinem neuesten, vom „Deutschen Theater" auf¬
geführten Schauspiel „Freiwild" thut. Schnitzler maßt
sich da an, im Namen der „modernen Weltanschauung
gegen das Duell, gegen die Thranschauungen der Krieger¬
kaste Widerspruch einzulegen, aber die moderne Welt¬
anschauung hat allen Grund, diesen ganz und gar unge¬
schulten Denker von ihren Rockschößen sich abzuschütteln.
Echte Brahmanen, wie Sokrates, Saadi, Schopenhauer, haben
ein Recht, gegen den Zweikampf aufzutreten, auch ein echter
Schudra mag sich seiner Haut wehren, so gut, wie er kann, und
sich darauf steifen, daß er nur fünfzehn Mark zu bezahlen
braucht, wenn er seinen Gegner ohrfeigt — aber der
Schnitzlersche Held ist wie sein geistiger Vater ein Wirrkopf,
eine arme jämmerliche Tschandalennatur, die einige Schlag¬
worte der Brahmanenmoral wie auch der Kriegermoral auf¬
gegriffen, doch nicht verstanden hat und ihre Eselsgestalt mit
gestohlenen Löwenhäuten ausstattet. Der „Fall Rönning"
liegt sehr einfach. Unser Held liebt eine kleine Schau¬
spielerin. Ein Offizier, ein reyer, brutaler Patron, ergeht
sich in seiner Gegenwart in beschimpfenden Ausdrücken über
die Dame seines Herzens, worauf Rönning ihn anspringt
und ihm ins Gesicht schlägt. Der Offizier fordert ihn zum
Duell heraus, doch Rönning erklärt sich für einen
prinzipiellen Gegner des Duells und weist die Heraus¬
forderung zurück. Darauf wird ihm bedeutet, daß
der Offizier sich erschießen muß, wenn er ihm nicht den
Zweikampf, auch nur einen Zweikampf des leeren Scheines,
gewährt. Mag sich doch der Lump erschießen, antwortet
Rönning, ich wüßte nichts, was mir gleichgiltiger ist. „Aber
der Mann wird Dich in seiner Erregung auf offener
Straße überfallen und niedermachen!" Darauf steckt
Rönning einen Revolver in die Tasche. Beim
nächsten Zusammentreffen ist der Offizier jedoch
mit dem Schießinstrument rascher bei der Hand, und
so kommt unser Held bei dem Cowboy-Handel am Schlimmsten
zu Schaden. Daß das eine Wirklichkeitsgeschichte sein kann,
leugne ich natürlich nicht, aber ich erhebe Widerspruch
dagegen, daß Arthur Schnitzler seinen Helden als
einen Träger einer höheren modernen Weltanschauung aus¬
giebt, daß er unsre Teilnahme für ihn gewinnen will. Mir
ist es zum Schluß ebenso gleichgiltig gewesen, daß
Rönning erschossen wird, wie es Rönning gleichgiltig
ist, wenn sich der Leutnant Karinski tot machen
muß. Und ich habe meine guten Gründe dafür.
Denn Arthur Schnitzler ist gar kein Duellgegner,
sondern er weiß nicht, was er redet. In jedem
Augenblick stellt er sich mit der That auf den Duellstand¬
punkt, und mit den Worten kämpft er dagegen an. Er
und sein Held gehören zu den wackeren Leuten, die für sich
das Recht des Schusses in Anspruch nehmen, aber Zeter
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den Gegner anwendet, aber wenn auch dieser Lump jagt,
dann schlägt er die Hän über dem Kopf zusammen und
ruft alle Götter zu Zeugen für eine solche Gemeinheit auf
und wundert sich wer weiß wie, daß ein
Mensch solche Worte in den Mund nehmen kann.
Das Duell der höflichen Formen weist er mit Entrüstung
zurück, um zu guter Letzt.... auf ein Cowboy-Duell
einzugehen. Jeder von den beiden Gegnern steckt sich einen
Revolver in die Tasche, aber statt daß sie ihre Sache still
unter sich im Grunewald abmachen, laufen sie auf die
offene Straße hin aus und schießen auf einander los. Ist
das jedoch kein Diell? Ein guter braver Schudra würde
auch hier wenigstens der Logik seiner Moral treu geblieben
sein und hätte die Polizei und den Herrn
Kadi zu seinem Schutze aufgerufen. Aber Leute,
die nicht wissen, was sie thun, Wirrköpfe
nimmt man nicht ernst. Natürlich haben diejenigen, welche
auf dem Standpunkt der Khatria=Moral stehen, das Recht,
lächelnd über die Tendenz dieses Schauspiels hinwegzugehen,
und können sagen, daß nicht ein einzelner verkommener
Offizier, der durch sein ganzes Wesen allem Ehrbegrif¬
der Kriegerkaste ins Gesicht schlägt, deren Ideale in
Mißansehen zu bringen vermag, wie auch die Brahmanen
den Herrn Rönning weit von sich abweisen. Der
Offizier ist ein echter und rechter Tschandale, und der
Schnitzlersche Helo ist es nicht minder. Tschandalen prügeln
sich und schlagen sich tot, und wir wollen ins um der Ge¬
sittung, um der Menschheit willen freuen, wenn alle
Tschandalen aus der Welt verschwunden sind. Ueber
Schnitzler als Künstler habe ich diesmal nichts zu sagen.
Er ist ganz hinter dem Tendenzapostel verschwunden, und so
habe ich es nur mit seinen Gedanken und Meinungen zu
thun. Es ist Tschandalen=Weisheit, die er predigt¬
fort
damit
Julius Hart.
* Man schreibt uns aus Lübeck: Das hier soeben auf¬
geführte vieraktige Schauspiel „Das höchste Gesetz"
von T. Szafranski brachte eine von Verständnis zeugende
Durchführung des Grundgedankens, daß es „des Menschen
höchstes Gesetz ist, für das Wohl und Glück der Familie zu
wirken". Die grellen Kontraste menschlichen Elends
in der Wohnung eines ideal veranlagten Menschen,
des Mechanikers Freder, der aus glücklichen Ver¬
hältnisse durch die Einflüsterungen eines sozialistischen
Agitators gerissen worden ist, sind dem Leben abgelauscht.
Der Schluß des Dramas, der in der patriarchalischen Wohnung
eines kleinbürgerlichen Beamten spielt, wirkt im Gegensatz zu
den modernen Machwerken auf diesem Gebiet durchaus ver¬
söhnend. Der gesunde Kern, der in dem Stück nicht zu ver¬
kennen ist, sowie die gewandte Zeichnung der Charaktere er¬
weckte lebhaften Beifall. Außer Herrn Direktor Erdmann
und den Hauptdarstellern, die mit ganzer Seele bei der Sache
waren, wurde auch der Verfasser mehrfach stürmisch hervor¬
gerufen.
Allerlei
Der Herzog von Malakow, früherer Marschall
Pélissier, nahm einst als Gast in Schottland an der Fasa¬
nenjagd in Strathfeldsayn Teil. Man hatte den ganzen
Tag geschossen, aber der Abend brach an, ohne daß der Er¬
oberer des Malakowthurmes auch nur ein einziges Fasäulein
getroffen hätte. Er war furchtbar ärgerlich über seine leere
Jagdtasche, und sein Gastgeber fühlte, daß der Herzog sehr
schlechter Laune sein würde, wenn man ihm nicht die Möglich¬
keit gäbe, irgend etwas zu tödten. Endlich wurde ein Fasan
aufgetrieben und mit zusammengebundenen Füßen an eine etwa
30 Meter entfernte Stange eknüpft. Der Herzog nahm seine
Aufstellung mit einer Doppelinte. Man glaubte, er werde
nun sein Gewehr zweimal auf den Fasan abfeuern. Zum
größten Erstaunen der Jagdgesellschaft lud aber der Herzog
sein Gewehr, marschierte bis zur Stange, legte an, so daß die
Mündung beinahe den Kopf des Fasans berührte, und schoß
beide Läufe mit den Worten ab: „He coquin!" Am nächsten
Tag erzählte der Herzog von Wellington einem Wildwächter,
daß der Herzog von Malakow ein großer Mann sei, der 500
Araber, Männer, Frauen und Kinder, in einer Höhle zu Tode
geräuchert habe. Der Wildhüter antwortete trocken: „Ganz
wahrscheinlich, Ihro Gnaden; dem kann man Alles zu¬
trauen.



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