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18. Freiwild
Breslau versetzt werden.
Berlin, 4. November. Die „Nat.-Zeitung die
Hofburg
Karlsruhe, 2. November. [Die ärztliche Be¬
stand der Tennis¬
hier allerdings ein naheliegendes Interesse zu vertreten hat,
Marine hat beschl
handlung des Großherzogs wird, wie die „Karls¬
bemüht sich, die Erörterungen einer in Magdeburg abgehal
ruher Zeitung“ mittheilt, von dem Professor Dr. Fleiner aus Homburg abzuhalte
tenen nationalliberalen Versammlung für ihre Idee
gerade versagt uns
ist, um seinen Abschied einzukommen. Der Maler Rönning ist ein
Theater und Musik.
der Verfasser seiner
reicher, gebildeter, lebensfroher Mann, dem das Leben doppelt schö¬
Doch genug
erscheint, da er eben von einer schweren Krankheit genesen und ver¬
Deutsches Theater.
„Freiwild". Schauspiel in drei Akten von Arthur liebt ist. Er will sein Leben nicht aufs Spiel setzen und lehnt ein spiel für ein Tende
zierstand gerichtet
Duell mit jenem Nichts ürdigen ab. Er habe nur einen Buber
Schnitzler. Erste Aufführung am 3. November. Regie: Emil Lessing.
wie einen Buben gezüchtigt, und ihm seine Ehre wiederzu¬ Karlsruhe!" Nun
Ist das Theater der Ort, um sogenannte brennende Fragen
geben, dazu fühle er keine Verpflichtung. Als ihm dann ge= und eine Aehnlichke
politischer oder sozialer Art zu behandeln? Meiner Ansicht nach
hat der Zivilist sei¬
sagt wird, Karinski wolle mit dem Duell nur der Forn
Ja, — doch unter der Bedingung, daß es mit der Unparteilichkeit
Kameraden. Aber
genügen und werde an ihm vorbeischießen, — ich weiß nicht
geschieht, die aus der mitfühlenden Erkenntniß alles Menschlichen ent¬
springt. Sobald der Autor belehren und überzeugen will, tritt er aus ob hier österreichische Sitten geschildert werden, — wird er sarkastisch Organ. Sie sah
und bleibt bei seiner Weigerung. Ein Freund will ihn nun überreden, des Zivilisten. So
den Grenzen der Kunst heraus.
schnell abzureisen. Der Maler ist naiv genug, erst noch zu fragen, daß er unter die
Schnitzler hat diese Gefahr gekannt, als er sein neues Stück
warum. Als er erfährt, daß Karinski ihn unter allen Umständen ist der zweite Akt
schrieb. Er wollte die Duellfrage dramatisch behandeln, aber
kein Drama über die Duellfrage schreiben Darum hat er einfach zu¬ tödten müsse, sucht er selbst mit ihm zusammenzutreffen, um nicht als kein Stück Drama
Neben der
Feigling vor sich selber dazustehen. Er hat eine Pistole zu sich gesteckt,
gegeben, daß das Duell unter den heiden Verhältnissen ein noth¬
deren Milieu das
denn er will sich vertheidigen. Die Begegnung findet statt, Karinski
wendiges Uebel, oder wenigstens von zwei Uebeln das kleinere
ist nur, die Spam
fordert dreimal Genugthuung, und als ihm diese verweigert wird, er¬
Aber er hat es doch nicht unterlassen können, dem
sei.
schießt er den Gegner. Er selbst geht dann nach Hause, um sich das mildern. Das T
zuzu¬
Gegner des Duells mehr persönliche Sympathien
Leben zu nehmen, — aus Grunden, die mit der Handlung des Stückes bekannt
Dieses Mi߬
wenden, als dem Vertreter des Duells.
Die Darstel¬
in keinem Zusammenhang stehen.
verhältniß einigermaßen auszugleichen, hat er dann diesem letzteren
Stück ja nicht.
Man wird aus dieser knappen Erzählung erkennen, daß die Ab¬
noch zwei sympathische, kluge und ehrenhafte Parteigenossen zugesellt
sicht, Licht und Schatten in moralischem und logischem Sinne gerecht Müller, Rei¬
einen Offizier und einen Arzt. Aber das wiegt nicht schwer in eine
zu vertheilen, nicht ganz erreicht worden ist. Rönning ist ein naiv auch in kleinen
Angelegenheit, in der es sich um rein persönliche Entschließungen han¬
Sauer schien
delt, und so bleibt denn als Facit der Eindrücke, die wir mit nach denkender und empfindender Mensch, Barinski dagegen ein Schlagetodt
ein Soldat, der nur für den Krieg geschaffen erscheint und im Frieden virt.
Hause nehmen: „Wohl ist es wahr, daß unter den heutigen Begriffen
nicht einmal in der Armee zu brauchen ist. Doch auch Rönning bekommt
von Standesehre das Duell die Rauferei und den Mord verhinder
seine Schatten, und sie fallen so schwarz aus, daß er nach meiner
aber jene Ehrbegriffe kennzeichnen eine inferiore Menschenklasse.
Meinung nicht mehr als Beweismittel gegen das Duell gelten kann. Er
Da haben wir also das „Quod erat demonstrandum der Partei
ist der erste, der zur Selbsthülfe greift, und zwar in einer Weise, daß jeder
schrift.
— Die
bewaffnete Gegner, Offizier oder Zivilist, ihn sofort unschädlich gemacht
Eine Theaterkritik ist so wenig wie ein Theaterstück der Ort,
„Kaiserhofe
haben würde, einfach auf Grund des Nothwehr=Rechtes. Als Rönning
um soziale Thesen zu erörtern. Darin kann ich dem Verfasser auch
Arrangement in
erfährt, daß Barinski ihn sucht, bewaffnet er sich auch und eilt ihm ent
nicht in Theorien hinein folgen. Nur die Handlung selbst sei hier
gegen, um sich ihm auf offener Straße zu stellen, daß nicht Karinski
feld lag
erörtert
sondern Rönning bei diesem Rencontre erschossen wird, ist Zufall; de¬
— Das
Das Stück spielt in „einem Badeort nicht allzuweit von
Wien“. Man wird bald sehen, warum gerade in Oesterreich. Offizier ist eben schneller mit dem Schießeisen fertig. Hätte der Ver¬
vereins für
fasser also für die Unentbehrlichkeit des Duells plaidiren wollen, en
Abends 6 Uhr
Der Oberlieutenant Karinski und der Maler Rönning kommen
wegen einer Schauspielerin in Streit. Sie ist in allen Ehren hätte seinen „Fall Rönning" nicht zweckmäßiger konstruiren können
predigt wird
die Freundin des Malers, der um ihre Hand wirbt. Karinski Rönning nimmt gewaltsam Genugthuung für die Beleidigung einer
Frau statt irgend ein Gericht oder Ehrengericht anzurufen, Rönning kann Bericht wird Mi
hat sich gerühmt, sie verführen zu können; ein Kamerad, der ihre
ar Für
nicht mit dem Brandmal der Feigheit leben, Rönning führt deshalb frei¬
unerschütterliche Ehrbarkeit kennt, hat gegen ihn gewertet und gewinnt
helms wurde i
die Wette. Der Maler Rönning lächelt darüber. Von Karinski pro- willig und mit größter Eile den Zweikampf herbei, und Rönning hält trotz
von Prof. Reinhol
dem schöne Reden gegen das Duell. Auf der anderen Seite: Ka¬
votirt, giebt er zunächst ausweichende Antworten, als aber der Offizier
Es war die vierte
ausspricht, ein anderer sei ihm bei der Dame zuvorgekommen, schlägt rinski handelt nach der Beleidigung korrekt nach den Grundsätzen
mentes stehen wer
seines Standes. Nur daß er ein Hitzkopf und undisziplinirter Mensch
ihm der Maler ins Gesicht. In Oesterreich tragen die Offiziere zu¬
ist, den die Armee auszustoßen im Begriff ist, läßt Rönnings Sache die dritte ist in A¬
weilen keinen Degen, auch Karinski ist gerade ohne Waffe und so
zweite legt, der Ge¬
günstiger erscheinen. Die Kameraden erkennen Karinskis Schuld an
kommt der Maler zunächst mit dem Leben davon. Eine weitere
Geradezu kläglich ist es aber, daß Karinski ein Scheinduell anbieten die dritte hat
Prügelei wird von den Freunden hüben und drüben verhindert.
läßt. Der Verfasser hat offenbar nichts Besseres zu erfinden ge¬ ruhmgekrönten
Karinski ist Roué, Spieler, Schuldenmacher und Raufbold;
hat schon so viel auf dem Verkel, daß es für ihn die höchste Zeit wußt, um den Officer in unserer Achtung herabzusetzen, und her den diagonal a
Teile
et
18. Freiwild
Breslau versetzt werden.
Berlin, 4. November. Die „Nat.-Zeitung die
Hofburg
Karlsruhe, 2. November. [Die ärztliche Be¬
stand der Tennis¬
hier allerdings ein naheliegendes Interesse zu vertreten hat,
Marine hat beschl
handlung des Großherzogs wird, wie die „Karls¬
bemüht sich, die Erörterungen einer in Magdeburg abgehal
ruher Zeitung“ mittheilt, von dem Professor Dr. Fleiner aus Homburg abzuhalte
tenen nationalliberalen Versammlung für ihre Idee
gerade versagt uns
ist, um seinen Abschied einzukommen. Der Maler Rönning ist ein
Theater und Musik.
der Verfasser seiner
reicher, gebildeter, lebensfroher Mann, dem das Leben doppelt schö¬
Doch genug
erscheint, da er eben von einer schweren Krankheit genesen und ver¬
Deutsches Theater.
„Freiwild". Schauspiel in drei Akten von Arthur liebt ist. Er will sein Leben nicht aufs Spiel setzen und lehnt ein spiel für ein Tende
zierstand gerichtet
Duell mit jenem Nichts ürdigen ab. Er habe nur einen Buber
Schnitzler. Erste Aufführung am 3. November. Regie: Emil Lessing.
wie einen Buben gezüchtigt, und ihm seine Ehre wiederzu¬ Karlsruhe!" Nun
Ist das Theater der Ort, um sogenannte brennende Fragen
geben, dazu fühle er keine Verpflichtung. Als ihm dann ge= und eine Aehnlichke
politischer oder sozialer Art zu behandeln? Meiner Ansicht nach
hat der Zivilist sei¬
sagt wird, Karinski wolle mit dem Duell nur der Forn
Ja, — doch unter der Bedingung, daß es mit der Unparteilichkeit
Kameraden. Aber
genügen und werde an ihm vorbeischießen, — ich weiß nicht
geschieht, die aus der mitfühlenden Erkenntniß alles Menschlichen ent¬
springt. Sobald der Autor belehren und überzeugen will, tritt er aus ob hier österreichische Sitten geschildert werden, — wird er sarkastisch Organ. Sie sah
und bleibt bei seiner Weigerung. Ein Freund will ihn nun überreden, des Zivilisten. So
den Grenzen der Kunst heraus.
schnell abzureisen. Der Maler ist naiv genug, erst noch zu fragen, daß er unter die
Schnitzler hat diese Gefahr gekannt, als er sein neues Stück
warum. Als er erfährt, daß Karinski ihn unter allen Umständen ist der zweite Akt
schrieb. Er wollte die Duellfrage dramatisch behandeln, aber
kein Drama über die Duellfrage schreiben Darum hat er einfach zu¬ tödten müsse, sucht er selbst mit ihm zusammenzutreffen, um nicht als kein Stück Drama
Neben der
Feigling vor sich selber dazustehen. Er hat eine Pistole zu sich gesteckt,
gegeben, daß das Duell unter den heiden Verhältnissen ein noth¬
deren Milieu das
denn er will sich vertheidigen. Die Begegnung findet statt, Karinski
wendiges Uebel, oder wenigstens von zwei Uebeln das kleinere
ist nur, die Spam
fordert dreimal Genugthuung, und als ihm diese verweigert wird, er¬
Aber er hat es doch nicht unterlassen können, dem
sei.
schießt er den Gegner. Er selbst geht dann nach Hause, um sich das mildern. Das T
zuzu¬
Gegner des Duells mehr persönliche Sympathien
Leben zu nehmen, — aus Grunden, die mit der Handlung des Stückes bekannt
Dieses Mi߬
wenden, als dem Vertreter des Duells.
Die Darstel¬
in keinem Zusammenhang stehen.
verhältniß einigermaßen auszugleichen, hat er dann diesem letzteren
Stück ja nicht.
Man wird aus dieser knappen Erzählung erkennen, daß die Ab¬
noch zwei sympathische, kluge und ehrenhafte Parteigenossen zugesellt
sicht, Licht und Schatten in moralischem und logischem Sinne gerecht Müller, Rei¬
einen Offizier und einen Arzt. Aber das wiegt nicht schwer in eine
zu vertheilen, nicht ganz erreicht worden ist. Rönning ist ein naiv auch in kleinen
Angelegenheit, in der es sich um rein persönliche Entschließungen han¬
Sauer schien
delt, und so bleibt denn als Facit der Eindrücke, die wir mit nach denkender und empfindender Mensch, Barinski dagegen ein Schlagetodt
ein Soldat, der nur für den Krieg geschaffen erscheint und im Frieden virt.
Hause nehmen: „Wohl ist es wahr, daß unter den heutigen Begriffen
nicht einmal in der Armee zu brauchen ist. Doch auch Rönning bekommt
von Standesehre das Duell die Rauferei und den Mord verhinder
seine Schatten, und sie fallen so schwarz aus, daß er nach meiner
aber jene Ehrbegriffe kennzeichnen eine inferiore Menschenklasse.
Meinung nicht mehr als Beweismittel gegen das Duell gelten kann. Er
Da haben wir also das „Quod erat demonstrandum der Partei
ist der erste, der zur Selbsthülfe greift, und zwar in einer Weise, daß jeder
schrift.
— Die
bewaffnete Gegner, Offizier oder Zivilist, ihn sofort unschädlich gemacht
Eine Theaterkritik ist so wenig wie ein Theaterstück der Ort,
„Kaiserhofe
haben würde, einfach auf Grund des Nothwehr=Rechtes. Als Rönning
um soziale Thesen zu erörtern. Darin kann ich dem Verfasser auch
Arrangement in
erfährt, daß Barinski ihn sucht, bewaffnet er sich auch und eilt ihm ent
nicht in Theorien hinein folgen. Nur die Handlung selbst sei hier
gegen, um sich ihm auf offener Straße zu stellen, daß nicht Karinski
feld lag
erörtert
sondern Rönning bei diesem Rencontre erschossen wird, ist Zufall; de¬
— Das
Das Stück spielt in „einem Badeort nicht allzuweit von
Wien“. Man wird bald sehen, warum gerade in Oesterreich. Offizier ist eben schneller mit dem Schießeisen fertig. Hätte der Ver¬
vereins für
fasser also für die Unentbehrlichkeit des Duells plaidiren wollen, en
Abends 6 Uhr
Der Oberlieutenant Karinski und der Maler Rönning kommen
wegen einer Schauspielerin in Streit. Sie ist in allen Ehren hätte seinen „Fall Rönning" nicht zweckmäßiger konstruiren können
predigt wird
die Freundin des Malers, der um ihre Hand wirbt. Karinski Rönning nimmt gewaltsam Genugthuung für die Beleidigung einer
Frau statt irgend ein Gericht oder Ehrengericht anzurufen, Rönning kann Bericht wird Mi
hat sich gerühmt, sie verführen zu können; ein Kamerad, der ihre
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nicht mit dem Brandmal der Feigheit leben, Rönning führt deshalb frei¬
unerschütterliche Ehrbarkeit kennt, hat gegen ihn gewertet und gewinnt
helms wurde i
die Wette. Der Maler Rönning lächelt darüber. Von Karinski pro- willig und mit größter Eile den Zweikampf herbei, und Rönning hält trotz
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dem schöne Reden gegen das Duell. Auf der anderen Seite: Ka¬
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Es war die vierte
ausspricht, ein anderer sei ihm bei der Dame zuvorgekommen, schlägt rinski handelt nach der Beleidigung korrekt nach den Grundsätzen
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seines Standes. Nur daß er ein Hitzkopf und undisziplinirter Mensch
ihm der Maler ins Gesicht. In Oesterreich tragen die Offiziere zu¬
ist, den die Armee auszustoßen im Begriff ist, läßt Rönnings Sache die dritte ist in A¬
weilen keinen Degen, auch Karinski ist gerade ohne Waffe und so
zweite legt, der Ge¬
günstiger erscheinen. Die Kameraden erkennen Karinskis Schuld an
kommt der Maler zunächst mit dem Leben davon. Eine weitere
Geradezu kläglich ist es aber, daß Karinski ein Scheinduell anbieten die dritte hat
Prügelei wird von den Freunden hüben und drüben verhindert.
läßt. Der Verfasser hat offenbar nichts Besseres zu erfinden ge¬ ruhmgekrönten
Karinski ist Roué, Spieler, Schuldenmacher und Raufbold;
hat schon so viel auf dem Verkel, daß es für ihn die höchste Zeit wußt, um den Officer in unserer Achtung herabzusetzen, und her den diagonal a
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et