8.
Freiwil¬
box 14/3
Aus der Reichshan.
der Kaiser neulich bei Professor Herter ver¬
vorläufig noch strenges Stillschweigen bewahrt. Um so eifriger werden bereits wegen verdachtes..... Mordes verhaftet, dann wieder frei gemenge, so ung
Vermutungen angestell. Es handelt sich möglicherweise um ein Kaiser und abermals verhaftet worden war, jest wieder auf freien Fuß gethat dies an der
Aber darauf kommt es natürlich nicht an: durch eine starrere uns. Der Komiker Enderle des Herrn Kunstadt und der Regisseur
Konfen würde das Stück nur schlechter, nicht besser geworde
Malerische
Finke des Herrn Thomas schlossen sich ihnen würdig an. Auch
sein. Der Dichter wollte Menschen mit Leidenschaften, nicht logische der Heldendarsteller Balduin des Herrn Leitner verdient volle An¬
Was unsere ge=
Maschinen vor uns hinstellen. Er wollte das moderne Menschenleben
dem empfängliche
erkennung. Ob sich der Autor den Theaterdirektor so gedacht hat
zum Gegenstande
packen an einem seiner vitalsten Organismen und ließ zwei typische wie Herr Steinrück ihn gab, weiß ich nicht, jedenfalls Radirer und Mal¬
Vertreter zweier entgegengesetzten Lebensanschauungen auf einander wirkte die Partie in dieser Form ganz gut. Von den Vertretern haben sich wohl
platzen. In der Gestaltung einer der aktuellsten Zeit- und Streit
größerer Rollen machte außer Herrn Bayrhammer, der den Arzt rischen Motiven
fragen ist ihm leider die schwere Aufgabe nicht gelungen, die Suder¬
antiquarisch=archi¬
Wellner verständnißvoll gab, Niemand den Versuch zu wienern, und
radirung lange Ze
mann im „Fritzchen" gelöst hat: das Gedankenmaterial vollständig das war recht gut. Von ihnen verdient Herr Botz (Paul Rönning
gefunden, und die
absorbirend in Handlung umzusetzen. So vorzüglich die Neben in erster Linie genannt zu werden, nächst ihm Herr Schady (Rohn-Stätte dafür zu
personen individualisirt sind, die Hauptpersonen lassen eine psychologische stedt). Aus der Anna Riedel könnte vielleicht noch mehr gemacht werthen Leistungen
Entwickelung und Vertiefung vermissen. Von Anfang an stehen sie werden, als Frl. Niedt aus ihr herauszuholen wußte. Durchaus Karl Köppings bey
wir zur Zeit aber
fertig da. Der Held hat seine Leitartikel längst parat, und auf der angemessen war der Karinski des Herrn Kühn. In kleineren Rollen
der Radirung mi
Bühne geschieht so viel, daß im Innern der Handelnden nur trugen Fr. Rolf und Frl. Hübner, Herr Scholz und Herr wendet und sich
noch wenig geschehen kann. Rönning tritt im ersten und letzten Lucas zum Gelingen des Ganzen bei. Die Regie war gut.
malerisch Schöne
Akte sehr wenig aus der Menge der Nebenpersonen hervor. In
alten Renaissances
Der Aufführung von „Freiwild" ging eine einaktige Plauderen etwa Jahresfrist
ersten Akte hat er seine Lebenslust mit seiner eben überstandenen Krankheit
„Opus I" von Paul Linsemann voraus. Bewegte sich Schnitzlers in angenehmer Er
zu motiviren, die charakteristische Scene mit Anna ist sehr kurz, und später Werk mehr im Gebiete des Leitartikels, so kamen wir bei Linsemann Breslau zum G
beschränkt er sich auf Lächeln und Backpfeifen. Im zweiten Akte ha
ausgewählt. Das
unter den Strich; er ist ein gewandter Feuilletonist, dem es augen
er den ganzen Mund voll zu thun, um über die Duellfrage zu dis
Vorderbleiche, Sa
scheinlich Spaß gemacht hat, einmal ein Feuilleton in Dialogform zu Universitätsbrücke
kutiren — die Scene mit Anna wieder ausgenommen. Und im
schreiben und auf der Bühne sprechen zu lassen. Dem Publikum hat dahinströmende Fl.
dritten Akte kommt er nur dazu, seinen Muth in Wort und That es auch Spaß gemacht. Linsemann nennt sein Werk bescheiden in seiner dunklen
zu beweisen. Hauptaktionen und große Reden lassen seelische Inti
„Plauderei", während er den Titel Lustspiel doch ebenso billig dafür Pappen und weite
mitäten kaum aufkommen. Noch unpersönlicher als Rönning erschein
Häuser, Magazine
hätte haben können wie Skowronnek für seine „Kranke Zeit“.
abgeschiedenen Wir¬
Anna. So ergiebt sich ein Heraustreten des gedanklichen Apparates, wäre ungerecht, das kleine Ding, welches Niemand verletzt und Alle be¬
und giebt der plu¬
das ohne Schuld des Autors um so künstlerischer erscheint, als lustigt, mit einem anderen, größeren Maßstabe zu messen, als der Dahinter aber steig
neueste politische Ereignisse von noch billiger Aktualität unseren Bi¬
Autor selbst. Ein junger Autor hat ein Stück verbrochen, das am Thurnstumpf und
für dasselbe schärfen. Der Beifall des Publikums in der heutigen
Abend der Handlung im „Flora-Theater" aufgeführt werden soll. Fürne grüßen au
lich und originell
Première demonstrirte nicht für den Künstler Schnitzler, sondern gegen Mit viel Galgenhumor erzählt er seiner Zimmernachbarin, einer in ganzen Si¬
den Fall Brüsewitz,
jungen Malerin, die Freuden und Leiden eines „angenommenen der Ober oberhalb
Und doch sieht und fühlt man den Künstler überall im Stück, Dramatikers, seine Todesangst vor der Hinrichtung. Natürlich verpaßt ist die Periode de
wenn man versucht, seiner interessanten urpersönlichen Eigenart durch
er dabei die Zeit der Aufführung, denn die Geschichte muß doch vor uns ihren massen des Strom¬
Vergleiche mit seinen besseren Werken nachzuspüren. Es würde inde
Zedlitzer Weg
Abschluß finden, der darin besteht, daß das Stück durchfällt und der
zu weit führen, diese Spuren hier zu verfolgen. Das Beste an
der Ohleniederung
Autor mit der Malerin Verlobung feiert. Trotz manchen etwas weit Sträuchern des Ur¬
dem Werke ist die Fülle prächtiger Nebenfiguren von strotzende
hergeholten und umständlich vorbereiteten Spaße und einigen recht pappeln, deren kal
Lebensfrische — Gigerl, Offiziere und das ganze Schmierengesindel, blutigen Kalauern unterhielt das Werkchen angenehm von Anfang bis zu ristischen Mistelsch
Wenn uns doch Schnitzler, einer unserer feinsten Humoristen, einma
Ende. Herr Botz in der Hauptrolle spielte und plauderte flott, von Fräulein Wasserfläche des
ein echtes und rechtes Lustspiel bescheren wollte, ohne das krampfhaft
schwimmenden Ba=
Hohenan ganz wirksam unterstützt. Kleine Episoden wurden von
Bemühen um die großen tragischen Probleme
im Format von 14
Frau Gallus und Herrn Höflich nett ausgeführt. Kurios war Serie gedacht, wel¬
Die Aufführung war eine der besten, welche ich bisher im Lobe¬
die Ausstattung des Malerateliers.
Radirungen verwen¬
Hans Hellmann.
Theater gesehen habe; namentlich was die Nebenrollen betrifft. Die
von der Aufnahme
Partien der Pepi Fischer (Frl. Jurberg), des Poldi Grehlinger
Verwirklichung wie
Drucke ist ein mä
(Herr Marx) und des Husarenlieutenants Vogel (Herr Höfer)
auf echtes China¬
werden kaum irgendwo besser und echter dargestellt werden als be¬
emergedrucke au
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der Kaiser neulich bei Professor Herter ver¬
vorläufig noch strenges Stillschweigen bewahrt. Um so eifriger werden bereits wegen verdachtes..... Mordes verhaftet, dann wieder frei gemenge, so ung
Vermutungen angestell. Es handelt sich möglicherweise um ein Kaiser und abermals verhaftet worden war, jest wieder auf freien Fuß gethat dies an der
Aber darauf kommt es natürlich nicht an: durch eine starrere uns. Der Komiker Enderle des Herrn Kunstadt und der Regisseur
Konfen würde das Stück nur schlechter, nicht besser geworde
Malerische
Finke des Herrn Thomas schlossen sich ihnen würdig an. Auch
sein. Der Dichter wollte Menschen mit Leidenschaften, nicht logische der Heldendarsteller Balduin des Herrn Leitner verdient volle An¬
Was unsere ge=
Maschinen vor uns hinstellen. Er wollte das moderne Menschenleben
dem empfängliche
erkennung. Ob sich der Autor den Theaterdirektor so gedacht hat
zum Gegenstande
packen an einem seiner vitalsten Organismen und ließ zwei typische wie Herr Steinrück ihn gab, weiß ich nicht, jedenfalls Radirer und Mal¬
Vertreter zweier entgegengesetzten Lebensanschauungen auf einander wirkte die Partie in dieser Form ganz gut. Von den Vertretern haben sich wohl
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fragen ist ihm leider die schwere Aufgabe nicht gelungen, die Suder¬
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mann im „Fritzchen" gelöst hat: das Gedankenmaterial vollständig das war recht gut. Von ihnen verdient Herr Botz (Paul Rönning
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absorbirend in Handlung umzusetzen. So vorzüglich die Neben in erster Linie genannt zu werden, nächst ihm Herr Schady (Rohn-Stätte dafür zu
personen individualisirt sind, die Hauptpersonen lassen eine psychologische stedt). Aus der Anna Riedel könnte vielleicht noch mehr gemacht werthen Leistungen
Entwickelung und Vertiefung vermissen. Von Anfang an stehen sie werden, als Frl. Niedt aus ihr herauszuholen wußte. Durchaus Karl Köppings bey
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noch wenig geschehen kann. Rönning tritt im ersten und letzten Lucas zum Gelingen des Ganzen bei. Die Regie war gut.
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scheinlich Spaß gemacht hat, einmal ein Feuilleton in Dialogform zu Universitätsbrücke
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dritten Akte kommt er nur dazu, seinen Muth in Wort und That es auch Spaß gemacht. Linsemann nennt sein Werk bescheiden in seiner dunklen
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„Plauderei", während er den Titel Lustspiel doch ebenso billig dafür Pappen und weite
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hätte haben können wie Skowronnek für seine „Kranke Zeit“.
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Und doch sieht und fühlt man den Künstler überall im Stück, Dramatikers, seine Todesangst vor der Hinrichtung. Natürlich verpaßt ist die Periode de
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Abschluß finden, der darin besteht, daß das Stück durchfällt und der
zu weit führen, diese Spuren hier zu verfolgen. Das Beste an
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Autor mit der Malerin Verlobung feiert. Trotz manchen etwas weit Sträuchern des Ur¬
dem Werke ist die Fülle prächtiger Nebenfiguren von strotzende
hergeholten und umständlich vorbereiteten Spaße und einigen recht pappeln, deren kal
Lebensfrische — Gigerl, Offiziere und das ganze Schmierengesindel, blutigen Kalauern unterhielt das Werkchen angenehm von Anfang bis zu ristischen Mistelsch
Wenn uns doch Schnitzler, einer unserer feinsten Humoristen, einma
Ende. Herr Botz in der Hauptrolle spielte und plauderte flott, von Fräulein Wasserfläche des
ein echtes und rechtes Lustspiel bescheren wollte, ohne das krampfhaft
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Hohenan ganz wirksam unterstützt. Kleine Episoden wurden von
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Frau Gallus und Herrn Höflich nett ausgeführt. Kurios war Serie gedacht, wel¬
Die Aufführung war eine der besten, welche ich bisher im Lobe¬
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Theater gesehen habe; namentlich was die Nebenrollen betrifft. Die
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(Herr Marx) und des Husarenlieutenants Vogel (Herr Höfer)
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