8. Freiwild
box 14/3
wegen
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Die verschärfte Controle
Hof= und Personalnachrichten. Die Sonnabend Abend beim gipfeln. Der Vorstand nahm ferner Kenntniß von dem Inhalt des
ird, an der Spitze der Kaiserpaar stattgehabte große musikalische Abendunter-Gesetzentwurfs über die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze,
zu und tadelloser Ver=haltung nahm einen glänzenden Verlauf. Es waren gegen 340 Ein= von den Ausführungsbestimmungen zur Gewerbenovelle und von den
Man macht die Bekanntschaft mit Badegatten, bestehend aus Officieren von den Herren Schady und Höfer dargestellt, verhüten weiter¬
und Civilisten, die einen ganz friedlichen Verkehr mit einander pflegen. Excesse.
schaft.
Die Officiere sind bis auf einen, nämlich den erwähnten Karinski
Und die Folge? Sehr einfach: Karinski, der Geprügelte, will
recht angenehme und harmlose Leute. (Der Oberlieutenant Karinski seine Ehre wieder herstellen. Er fordert den Maler. Der Maler
mber. Zum ersten Male: wurde von Herrn Kühns nicht so gespielt, wie es die Rolle erfordert.
sagt: „Ich habe meine Genugthuung. Ich habe einen Buben ge¬
hnitzler. Regie: Herr Karinski ist ein Mensch, der den nahen Ruin vor sich sieht; der zuchtigt." Er weist auch ein Scheinduell, das man ihm anbietet
das Leben genießen will, so lange es überhaupt noch geht; der sein entrüstet zurück, da er nicht Comödie spielen will. Aber noch eine Folge
Stück mit großem Beifall
Ende entweder im Duell oder im Selbstmord sucht. Er ist ein hat jener unliebsame Vorfall: Der Maler und die Naive
es bei seiner Erstauf
verzweifelter Lebemann; ein Trinker, Spieler und Weiberheld. Und werden ein Paar. Was kümmert es den Maler, ob sich Alles
rtiger Applaus wie bei als wuster Mädchenjäger hat er auch sein Auge auf die Naive des von ihm, dem Ehrlosen, der die Satisfaction verweigert hat,
obetheater gehört worden
Sommertheaters, Anna Redel heißt sie, geworfen, die von Fräulein zurückzieht? Was kümmert es ihn, daß man ihn feig nennt? En
cke: Sie machen auf das Niedt bis auf kleine Ausnahmen gut gespielt wurde. Die Naive zeigt, daß er nicht feig ist. Als man ihm rathet, er soll, so rasch als
anche, die einen größeren aber ist auch in Wirklichkeit recht naiv. Sie kann nicht begreifen, möglich, das Bad verlassen, da Karinski ihm nachstelle, da bleibt er.
ist dies Stück entschieden, daß im Theaterleben die Kunst oft Nebensache ist; daß eine junge Und Karinski, der Verzweifelte, der Gezüchtigte, sucht solange sein
Officier und einem Civi=Schauspielerin weniger durch ihre Kunst als durch ihre Person Wild auf, bis er es findet. Er stößt im Garten des Sommer¬
ficiere und der Civilisten Publikum — natürlich nur feine, reiche Herren — anziehen kann
theaters auf den Maler und schießt ihn wie einen Hund nieder.
den allein schon genügen, und so. Den Luxus, nur durch ihre Kunst auf das Publikum ein
Das Stück wurde, wie erwähnt, mit großem Beifall aufgenommen.
sichern. Nun kommt dem zuwirken, darf sich, wie der Herr Director des Sommertheater¬
Charakteristisch ist es, daß das Publikum, als der Maler dem
nämlich jene unglückselige (Herr Steinrück) die Naive belehrt, nur eine Hofschauspielerin ge¬ Karinski einen Faustschlag ins Gesicht versetzte, laut „Bravo" rie¬
ficier und einem Civilisten
statten. Da ist die fesche Soubrette Pepi Fischer, prächtig und und minutenlang applaudirte
fiel. Die Gemüther sind humorvoll von Fräulein Jurberg dargestellt, ein ganz andere
Es ist wahr, derartige Officiere, wie den Karinski, giebt es auch
ein Stück, in welchem ein Mädel! Die ist eine Zugkraft ersten Ranges, obwohl sie einen bei uns. Ueberall giebt es solche verzweifelte Menschen. Aber es
rt wird, ohne demonstra¬ Bräutigam am Theater hat, den melancholischen Komike
sei zur Ehre der österreichische und der deutschen Officiere nach¬
Enderle (Herr Kunstadt). Die ist immer fidel. Auch die zweit
gesagt: Es giebt nur wenig, sehr wenige Karinskis, die meisten
gebahren gewisser Officiere, Liebhaberin Käthchen Schätz, sehr gut von Frl. Rolf gespielt, ver
greichen den Officieren Rohnstedt und Vogel in dem Stücke
Front machen? Der steht die Kunst. Sie hält es sogar mit dem Herrn Director. Doch
Rohnstedt ist ein ehrenhafter Mann vom Scheitel bis zur Zehe.
diese Absicht hinweisen
wen geht das etwas an? Das kommt überall vor. Unsere Schau=Er ist Charakter= und Gemüthsmensch. Er ist besonnen und klug
spielerinnen sind durchschnittlich ja leider so gestellt, daß sie von ihre
Autor schildert und
Vogel ist ein harmloser Kamerad, der die Gemüthlichkeit und Fröhlich¬
ne Gott sei Dank in der geringen Gaze kaum ihre Garderobe bezahlen können. Der Herr keit liebt
so häufig antreffen. Director hat Recht: „Bin ich denn dazu da, meine Schauspielerinnen
Vor diesem Schauspiel wurde die Plauderei in einem Acte
en, wie der Karinski im zu ernähren?“ Aber die Raive ist nun einmal so naiv und kann
„Opus I" von Paul Linsemann gegeben. Die Regie war ebenfalls
und im Grunde genommen es nicht begreifen, daß man am Theater nicht blos Künstlerin sei¬
in den Händen des Herrn Niedt. In diesem gefälligen, unterhalten¬
scheinen mag, nicht zu ver= darf. Sie haßt den Karinski, der ihr nachstellt. Sie haßt de
den Stuck konnte Herr Botz als Georg sein ganzes, reiches Talent
Dafür erhalt er von Director, der ihr seine Lebensweisheit octroyiren will. Im Stillen entfalten. Diese Rolle war, wenn wir uns trivial ausdrücken wollen
liebt sie den reichen Maler Paul Rönning. Herr Botz fand sich mi
Ohrfeige. Daß Karinsk
für Herrn Botz wie geschaffen. Frl. Hohenau (Clara) ist als
miere agiren, beleidigt, ist der Rolle des Malers ziemlich gut ab. Nur im zweiten Acte ward er zu
treffliche Partnerin zu erwahnen
oh nennen. Daß aber ein theatralisch. Er legte da nicht die Natürlichkeit an den Tag, die wie
Das kleine Stück fand ungetheilten Beifall, den es auch verdiente
läutigam, noch der Bruder, bei ihm bisher so sehr loben mußten. Im Stillen liebt auch der Es soll ja nur eine harmlose Plauderei sein. Und das ist es. E¬
dem Officier eine Obreige Maler die Schauspielerin. Und es trifft sich, daß er mit unterhält für den Augenblick und wird sofort vergessen, sobald der
huldigen. Wo käme man dem Oberlieutenant Karinski zusammenkommt; daß Karinsk
Vorhang gefallen ist.
derartiges Gebahren zur der Naiven Uebeles nachsagt. Da regt sich in dem Maler de
Zum Schlusse heben wir die vortreffliche Regie des Herrn Nied
Zorn. „Bube!" ruft er und schlägt den Officier ins Gesicht. Die
in beiden Stücken hervor. Alles klappte. Nur die Soufleuse sprach
Freunde des Malers, ein Arzt (Herr Bayrhammer) und ein
halt des Stückes ein.
etwas zu laut. Das verleidet dem Publikum den Genuß. M.
und zwar in einem kleinen Wiener Windbeutel (Herr Marx), und die Freunde des Officiers
des Sommertheaters kennen, der Oberlieutenant Rohnstedt und der Lieutenant Vogel, ausgezeichnet
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Die verschärfte Controle
Hof= und Personalnachrichten. Die Sonnabend Abend beim gipfeln. Der Vorstand nahm ferner Kenntniß von dem Inhalt des
ird, an der Spitze der Kaiserpaar stattgehabte große musikalische Abendunter-Gesetzentwurfs über die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze,
zu und tadelloser Ver=haltung nahm einen glänzenden Verlauf. Es waren gegen 340 Ein= von den Ausführungsbestimmungen zur Gewerbenovelle und von den
Man macht die Bekanntschaft mit Badegatten, bestehend aus Officieren von den Herren Schady und Höfer dargestellt, verhüten weiter¬
und Civilisten, die einen ganz friedlichen Verkehr mit einander pflegen. Excesse.
schaft.
Die Officiere sind bis auf einen, nämlich den erwähnten Karinski
Und die Folge? Sehr einfach: Karinski, der Geprügelte, will
recht angenehme und harmlose Leute. (Der Oberlieutenant Karinski seine Ehre wieder herstellen. Er fordert den Maler. Der Maler
mber. Zum ersten Male: wurde von Herrn Kühns nicht so gespielt, wie es die Rolle erfordert.
sagt: „Ich habe meine Genugthuung. Ich habe einen Buben ge¬
hnitzler. Regie: Herr Karinski ist ein Mensch, der den nahen Ruin vor sich sieht; der zuchtigt." Er weist auch ein Scheinduell, das man ihm anbietet
das Leben genießen will, so lange es überhaupt noch geht; der sein entrüstet zurück, da er nicht Comödie spielen will. Aber noch eine Folge
Stück mit großem Beifall
Ende entweder im Duell oder im Selbstmord sucht. Er ist ein hat jener unliebsame Vorfall: Der Maler und die Naive
es bei seiner Erstauf
verzweifelter Lebemann; ein Trinker, Spieler und Weiberheld. Und werden ein Paar. Was kümmert es den Maler, ob sich Alles
rtiger Applaus wie bei als wuster Mädchenjäger hat er auch sein Auge auf die Naive des von ihm, dem Ehrlosen, der die Satisfaction verweigert hat,
obetheater gehört worden
Sommertheaters, Anna Redel heißt sie, geworfen, die von Fräulein zurückzieht? Was kümmert es ihn, daß man ihn feig nennt? En
cke: Sie machen auf das Niedt bis auf kleine Ausnahmen gut gespielt wurde. Die Naive zeigt, daß er nicht feig ist. Als man ihm rathet, er soll, so rasch als
anche, die einen größeren aber ist auch in Wirklichkeit recht naiv. Sie kann nicht begreifen, möglich, das Bad verlassen, da Karinski ihm nachstelle, da bleibt er.
ist dies Stück entschieden, daß im Theaterleben die Kunst oft Nebensache ist; daß eine junge Und Karinski, der Verzweifelte, der Gezüchtigte, sucht solange sein
Officier und einem Civi=Schauspielerin weniger durch ihre Kunst als durch ihre Person Wild auf, bis er es findet. Er stößt im Garten des Sommer¬
ficiere und der Civilisten Publikum — natürlich nur feine, reiche Herren — anziehen kann
theaters auf den Maler und schießt ihn wie einen Hund nieder.
den allein schon genügen, und so. Den Luxus, nur durch ihre Kunst auf das Publikum ein
Das Stück wurde, wie erwähnt, mit großem Beifall aufgenommen.
sichern. Nun kommt dem zuwirken, darf sich, wie der Herr Director des Sommertheater¬
Charakteristisch ist es, daß das Publikum, als der Maler dem
nämlich jene unglückselige (Herr Steinrück) die Naive belehrt, nur eine Hofschauspielerin ge¬ Karinski einen Faustschlag ins Gesicht versetzte, laut „Bravo" rie¬
ficier und einem Civilisten
statten. Da ist die fesche Soubrette Pepi Fischer, prächtig und und minutenlang applaudirte
fiel. Die Gemüther sind humorvoll von Fräulein Jurberg dargestellt, ein ganz andere
Es ist wahr, derartige Officiere, wie den Karinski, giebt es auch
ein Stück, in welchem ein Mädel! Die ist eine Zugkraft ersten Ranges, obwohl sie einen bei uns. Ueberall giebt es solche verzweifelte Menschen. Aber es
rt wird, ohne demonstra¬ Bräutigam am Theater hat, den melancholischen Komike
sei zur Ehre der österreichische und der deutschen Officiere nach¬
Enderle (Herr Kunstadt). Die ist immer fidel. Auch die zweit
gesagt: Es giebt nur wenig, sehr wenige Karinskis, die meisten
gebahren gewisser Officiere, Liebhaberin Käthchen Schätz, sehr gut von Frl. Rolf gespielt, ver
greichen den Officieren Rohnstedt und Vogel in dem Stücke
Front machen? Der steht die Kunst. Sie hält es sogar mit dem Herrn Director. Doch
Rohnstedt ist ein ehrenhafter Mann vom Scheitel bis zur Zehe.
diese Absicht hinweisen
wen geht das etwas an? Das kommt überall vor. Unsere Schau=Er ist Charakter= und Gemüthsmensch. Er ist besonnen und klug
spielerinnen sind durchschnittlich ja leider so gestellt, daß sie von ihre
Autor schildert und
Vogel ist ein harmloser Kamerad, der die Gemüthlichkeit und Fröhlich¬
ne Gott sei Dank in der geringen Gaze kaum ihre Garderobe bezahlen können. Der Herr keit liebt
so häufig antreffen. Director hat Recht: „Bin ich denn dazu da, meine Schauspielerinnen
Vor diesem Schauspiel wurde die Plauderei in einem Acte
en, wie der Karinski im zu ernähren?“ Aber die Raive ist nun einmal so naiv und kann
„Opus I" von Paul Linsemann gegeben. Die Regie war ebenfalls
und im Grunde genommen es nicht begreifen, daß man am Theater nicht blos Künstlerin sei¬
in den Händen des Herrn Niedt. In diesem gefälligen, unterhalten¬
scheinen mag, nicht zu ver= darf. Sie haßt den Karinski, der ihr nachstellt. Sie haßt de
den Stuck konnte Herr Botz als Georg sein ganzes, reiches Talent
Dafür erhalt er von Director, der ihr seine Lebensweisheit octroyiren will. Im Stillen entfalten. Diese Rolle war, wenn wir uns trivial ausdrücken wollen
liebt sie den reichen Maler Paul Rönning. Herr Botz fand sich mi
Ohrfeige. Daß Karinsk
für Herrn Botz wie geschaffen. Frl. Hohenau (Clara) ist als
miere agiren, beleidigt, ist der Rolle des Malers ziemlich gut ab. Nur im zweiten Acte ward er zu
treffliche Partnerin zu erwahnen
oh nennen. Daß aber ein theatralisch. Er legte da nicht die Natürlichkeit an den Tag, die wie
Das kleine Stück fand ungetheilten Beifall, den es auch verdiente
läutigam, noch der Bruder, bei ihm bisher so sehr loben mußten. Im Stillen liebt auch der Es soll ja nur eine harmlose Plauderei sein. Und das ist es. E¬
dem Officier eine Obreige Maler die Schauspielerin. Und es trifft sich, daß er mit unterhält für den Augenblick und wird sofort vergessen, sobald der
huldigen. Wo käme man dem Oberlieutenant Karinski zusammenkommt; daß Karinsk
Vorhang gefallen ist.
derartiges Gebahren zur der Naiven Uebeles nachsagt. Da regt sich in dem Maler de
Zum Schlusse heben wir die vortreffliche Regie des Herrn Nied
Zorn. „Bube!" ruft er und schlägt den Officier ins Gesicht. Die
in beiden Stücken hervor. Alles klappte. Nur die Soufleuse sprach
Freunde des Malers, ein Arzt (Herr Bayrhammer) und ein
halt des Stückes ein.
etwas zu laut. Das verleidet dem Publikum den Genuß. M.
und zwar in einem kleinen Wiener Windbeutel (Herr Marx), und die Freunde des Officiers
des Sommertheaters kennen, der Oberlieutenant Rohnstedt und der Lieutenant Vogel, ausgezeichnet