II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 123

wild
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zu Nr. 587 der „Breslauer Morgen=Zeitung".
Dienstag, den 15. December 1896.
Gardinen, Portièren, Teppiche, Tischdecken.
Gardinen, direct aus der Fabrik, unerreichte Auswahl, in neuesten Dessins, abgepaßte Fenster in weiß und crème zu
1.75, 2.00, 3.00, sehr lang zu 3.50, 4.00, 5.00 bis 12.00 Mark. Meterweise von 30 Pf. an. Teppiche, Stück 4.50, 5.00, in
Peluche 7.00, 9.00 bis 40 Mark. Portièren, vom Stück Meter 35, 40 bis 75 Pf., abgepaßte von 3.50 das Paar an. Tischdecken,
in gemustert, in glatt mit Bordüren von 2.50 an. Läuferstoffe, Meter von 35 Pf. bis 1.00 Mark. Sämmtliches in nur frischer Waare,
Preise sind aufs niedrigste auf jedem Gegenstande in Zahlen deutlich angegeben.
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M.
Centawer, Breslau, Schmiedebrücke 7 u. 8.
besagte Dame nicht zu dem in solchem Falle besonders beliebten Stande vorschrift ist also das Civilgewand für einen Lumpen, wenn er die ver¬
der reizenden Wittwen“. Sie ist vielmehr noch Fräulein, dafür aber dienten Ohrfeigen kriegt, de rigueur, während zum Niederschießen eine
Malerin, was für Einakter=Zwecke auch nicht ganz von der Hand zu Wehrlosen hinwiederum die Uniform gehört. Die Logik der wohl volizeilichen
weisen ist. „Er“ — Georg — ist Schriftsteller und gerade im Begriffe
Verordnung ist nicht ganz klar, aber sie muß doch die Folge sehr reif¬
zum ersten Mal aufgeführt zu werden. Der Act Linsemann's besteht lichen Nachdenkens sein, da am Sonntag verboten wurde, was am Sonn¬
nun hauptsächlich in der humoristischen Schilderung aller Fähr= und abend erlaubt war.
Schrecknisse, die solch' ein Autor zu bestehen hat, ehe er sein
„Opus 1“ auf die Bühne bringt. Und der Wit dabei ist, daß während
Thalia-Theater. Sonntag, 13. December. „Zwei glückliche
dieser Erzählung, in deren Zwischenpausen Herr Georg dem Cognac seiner Tage." Schwank in 4 Aufzügen von Schönthan und Kadelburg.
Freundin etwas lebhaft zuspricht, die Première vom Stapel geht und
So lange noch die städtische Miethsmisere mit ihrem ständigen
genau so unglücklich verläuft, wie es dem Verfasser in seinen entsetzlichsten Wechsel die Menschen unstet und flüchtig durcheinander wirbeln wird, so
Träumen schwante. Amor aber macht gut, was die spröde Thalia an lange wird es auch Menschen geben, die sich nach größerer Seßhaftigkeit,
nicht
Herrn Georg gefrevelt. An Stelle des Bühnenerfolges bescheert ihm der nach einem Fleckchen Erde „klein, aber mein mit einem Häuschen und
gstens Racker mit dem Pfeil eine Braut, natürlich die Malerin.
einem Gärtchen und mit einer Aussicht sehnen werden, und solange
sehe
Neuartig ist der Scherz weder in Anlage noch Ausführung und auch werden auch in der Nähe der größeren Städte sich reizende Villen¬
gebäude der Humor bleibt ein wenig zu ängstlich an der Oberfläche. Aber der Kolonien mit Thürmchen und Erkern und Säulenhallen ansiedeln. Und
n mit rasch verlaufende Einakter ersetzt das, was ihm an Geist gebricht, durch so lange es auf der Welt noch schreckhafte Tanten aus „Könnichsbarch
findet, flotte Mache und gesunde Laune. Dieses „Opus I“, das vielleicht ein und sonstige lästige Besucher geben wird, während gerade ob der
nun? wirkliches Erlebniß seines Autors ausschmückt, der, Kritiker am Berliner Sonntagsruhe nichts zu bekommen ist, und so lange die neidischen Gäste
Maria „Fremdenblatt", erst kürzlich begonnen hat, die Bretter versuchen, fand sich der Verlegenheit der glücklichen Besitzer freuen, denen sie nebenbei
hier um so mehr eine freundliche Aufnahme, als Herr Botz den munteren noch den Garten zertrampeln und Nachtlogis abnöthigen, so lange
Herrn Georg“ mit vieler Liebenswürdigkeit verkörperte
wird es auch Menschen geben, die allem diesem Trubel, der Mückenplage
Auf Linsemann's „Opus 1“ folgte das „Opus II. Arthur Schnitzlers, und dem Klimbim der Kneipen in der Nähe wieder dadurch zu entgehen
des Dichters der „Liebelei", und dieses benennt sich „Freiwild". Das suchen, daß sie sich in die Oeffentlichkeit der Großstadt zurückflüchten.
„Freiwild“, das jeder „strecken kann, der sich die für den Cavalier der Das sind dann zwei glückliche Tage in diesem trauervollen Erdendasein
Gegenwart nöthige Dosis von Herrenmoral angeeignet hat, das ist der in dem vom bewölkten politischen Horizont das größtmöglichste Unhei¬
„Civilist“ der nach seiner persönlichen Vernunft und nicht nach einem droht, und zwei glückliche Tage sind doch wenigstens besser als gar keine,
von Anderen festgelegten Ehrenkoder leben, oder das Mädchen vom Weswegen zu erwarten steht, daß die Menschheit sich durch das traurige
Theater, das anständig bleiben und nur der Kunst dienen will.
Schicksal des braven Friedrich Weinholz nicht wird abschrecken lassen, und
Schnitzler geht mit einer außerordentlichen, theatralischen Kraft, die daß die Baumeister weiter am Erbauen von ländlichen Tusculanen bomben¬
in ihm seit der „Liebele" in ungeahnter Weise gewachsen ist, beiden of
mäßig viel Geld verdienen werden.
aber auf dem Theater meist schüchtern behandelten socialen Fragen energis.
Und so lange ferner der politische Horizont noch immer von düsteren
zu Leibe und beleuchtet sie mit einer wunderbaren, rückhaltslosen Kühn= Wolken vollhängen wird, was ja wohl noch sehr lange der Fall sein wird,
heit. In dieser Hinsicht gemahnt „Freiwild" mehr als einmal an so lange wird das Publikum neben den Stücken, in denen die Ideen und
artige Sudermanns „Ehre", besonders in der durchdringenden Schärfe, mit der Fragen des Tages in mehr oder minder grundlegender Weise behandelt
diese Schnitzler den Wahn gebilden eines bis zur Verrücktheit unvernünftigen werden, auch Stücke verlangen, in denen es mit den höchsten Problemen
straße Sittengesetzes entgegentritt und dafür mit klaren, hellen Worten das der Menschheit verschont wird, in denen einfach gelacht wird, in denen
Auto
ewige, immer währende Recht der Vernunft etablirt. Der dramatischen gutmüthige Onkels mit schnurrigen Tanten in Conflicte kommen, die
g. Er Wirkung nach und in seiner Bedeutung für die Lösung jener wichtigen dann durch einen jungen Mann aus der sonnigen „Wennerstadt" in einer
hen in
Probleme, in denen Zukunft und Vergangenheit, Menschenthum und biederen Rede beigelegt werden, und die sonstigen harmlosen Ver¬
ierzehn Tradition mit einander den wild wogenden Kampf der Gegenwart wickelungen, die nach bewährten Mustern den sogenannten Knoten schürzen
schaft“, fechten, ist „Freiwild entschieden ein Fortschritt gegen „Liebelei", helfen, werden ebenso im geeigneten Momente ohne Alexanders Schwert
geführt als Dichtung aber halte ich das ältere Werk für stärker, denn gelöst werden, um den angenehmeren Verbindungen zu weichen, die
war, es lebt nicht von den Abfällen des Tagesstreites, sondern schöpft zwischen dem Sohn vom „Römischen Kaiser und dreifachen Hausbesitzer
estätigt seine Kraft aus dem ewig fruchtbaren Grunde der menschlichen einerseits und dem lieblichen Villenbesitzerstöchterlein andererseits Natur
ndlung Liebe, während „Freiwild“, wenn einmal die Mauern gefallen sind
und Sitte vorschreiben.
agegen gegen die es anrennt, nichts mehr sein kann, als ein Theaterstück von
Gespielt wurde das lustige Ding lustig und flott. Herr Kunat
, eine gestern. Aber noch ragt die Zwingburg, die Kastengeist und Ritterdünkel machte den tragikomischen Villenbesitzer, und Herr Will den reiselustigen
Sardou errichtet haben, trotzig in die Lüfte. Noch ist der Lump, der rauflustig guten Onkel, Herr Strial war der harmlose Wiener Junge auf der
leute, auf's Terrain tritt, in den Augen der „Cavaliere besser, als der Ehren=Studienreise, und Herr Barna, der wüthige Ostpreuße, der seinen Hut
manche mann, der seinem Gewissen mehr vertraut, als dem zweifelhaften Aus= wiederhaben wollte, Fräulein Frey legte in die Tante den ganzen länd¬
lichkeit, gange des modernen Gottesgerichtes. Und da wohl noch eine geraume lichen Humor des östlichen Zipfels der Monarchie und Fräulein Wendt
Dor¬
Zeit vergehen dürfte, ehe die Vernunft den Wahn besiegt haben wird, so stellte den fidelen Berliner Backfisch vor, von dem schon die Alten sagten.
rioden sei uns das neue Schauspiel Schnitzler's herzlich willkommen als muthiger, In diesem lustigen Ensemble thaten denn auch die übrigen Mitspielenden
ahrheit starker Helfer im Streite.
brav ihre Pflicht, und es erscheint uns als kein geringes Lob, wenn man
Schuld
Ja, „Freiwild“ ist ein Tendenz-Drama, aber ein gutes Drama mit einer Vorstellung nachsagen muß, daß kein einziger besonders ausfiel,
seltener guten Tendenz, im übrigen keineswegs ohne dichterische Qualitäten sondern alle an ihrem Platze bemüht waren, das Ganze zu unter¬
berhaupt, wenn in diesem Stücke die Tendenz die Kunst bisweilen über¬ Am beste aber, das muß zum Schlusse natirt werden spielte die
das wuchert, so liegt das weniger am Wollen oder Können des Autors, als Hauptperson im Theater, und das ist bekanntlich das Publikum. Seine
Zug vielmehr an dem Stoffe, den er sich nun einmal erwählt hatte.
Lachsalen unterbrachen mehrfach die Vorstellung so kräftig, daß im
An diesem Stoffwahl kann man so recht die Wahrheit des Wortes Spiel eine kleine Pause eintreten mußte, und nach den Abschlüssen folgte
Fragen erkennen, daß Dichter oft Propheten sind. Jeder, dem die Thatsache nicht ein brausender Beifall, der auf der Bühne ebenso freudig berühren mußte,
sagen vertraut ist, daß „Freiwild“ längst vor dem berüchtigten Brüsewitz= wie seine Ursachen dem Publikum Freude gemacht hatten.
in Ereignisse six und fertig war, mußte denken, daß Schnitzler au
espitzt, diesem charakteristischen Vorkommnisse für sein neuestes Werk inspiri¬
Concordia=Theater. Sonntag, den 13. December 1896. Höhere
ch ein war. Wer freilich die „Liebelei" und Schnitzlers persönliche Vornehmheit Töchter, Posse mit Gesang in vier Akten von W. Mannstädt und R
kennt, weiß ton außer Stande zu solchem Thun. Die „Actualität" des Schott, Musik von G. Steffens. Der Besuch war in anbetracht des
Schnitzler'schen Dramas, die seiner Bühnenwirksamkeit noch weiter zu Hilfe nahen Weihnachtsfestes ein mäßiger, desgleichen der Beifall, der dem
se im kommt, verdankt lediglich dem Zufalle ihr Entstehen, der es wollte, daß tollen Stück gespendet wurde, obgleich die Aufführung im Allgemeinen be¬
genden wenige Wochen, nachdem ein Dichter ein Brüsewitz=Stück erdacht hatte, friedigend verlief. Von den männlichen Darstellern zeichneten sich Herr Förster
ter ein Brüsewitz sein Bubenstück vollführte.
(Dr. Schumann), Herr Winkelmann (Flunder), Herr Bauer (Fridolin).
altung
Die rabtaten Gegner, die Schnitzlers „Freiwild" aus politischen sowie Herr Sand (der Gelegenheitsdichter), der gleichzeitig die Regie
digen Gründen sicherlich finden wird, sollten übrigens die Unparteilichkeit des hatte, vortheilhaft aus. Von den Damen gefiel Frl. Else Härting als
und Autors anerkennen. Dem Lumpen im Offiziersgewande, dem Spieler höhere Tochter Lilli durch die Anmuth ihrer Erscheinung und die naive
.
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