8. Freiwild
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auf Congressen sich, wie bisher, auf „Gew.
guirt und zwanglos, wogegen Herr Homann
Weiter läßt Paul Rönning den Beleidiger der von lieutenant Rohnstedt, der ältere Kamerad des Rauf
Angel.
als Husarenlieutenant nicht frei war von Gesuchtheit,
lasse unter ihm geliebten und hoch geachteten Schauspielerin nicht boldes und Frauenverleumders Karinsky, doch auch
In den Theaterdirector legte Herr Brahm mancher
dieser ist von einer schweren Unterlassung nicht fre
kommen. Er schlägt ihn auf den Mund.
Menschen
Im Beginn des zweiten Actes erfahren wir, daß zu sprechen. Denn andernfalls hätte er als älterer dem Leben abgelauschten Zug hinein. Die Herren
inne¬
baut er die Secundanten des Karinsky bei Rönning ge- Officier, der überdies mit dem excessiven Charakter Flashar, Bozenhard und Peters und die Damen
iner Spitze wesen, von diesem aber kurzer Hand abgelehnt seines jüngeren Kameraden genau bekannt ist, es Doré (als Schauspielerin Anna Riedel) und Eng
das Duell worden sind. Rönning hat einen Buben, der ihm nie zugeben dürfen, daß, nach bereits erfolgter Ab¬ (als Soubrette Fischer) hatten zwar nirgends Ge¬
mit einem über den Weg gelaufen ist, gezüchtigt wie er es ver= weisung des Kellnerjungen von Seite des Fräulein legenheit zu einem selbständigen Hervortreten, doch
fügten sie sich wirksam in den Rahmen des Ganzen.
abschließt, dient, damit ist der Fall für ihn erledigt. An diesem Riedel, Karinsky selbst sich auf den Weg macht
ganz un¬ Entschlusse hält er auch seinen Freunden gegenüber um der wehrlosen Schauspielerin seinen Willen Die scenischen Anordnungen waren im Allgemeinen
ungsvollster fest, nachdem diese ihm unverhohlen ausgesprochen, aufzunöthigen. Was Paul Rönning betrifft, so so getroffen, daß der Zuschauer einen ziemlich wahr
daß er sich damit auch für sie unmöglich gemacht hat er die Sympathie, die er durch sein mannhaftes heitsgemäßen Begriff von den Verhältnissen des
Stiche ge
Eintreten für die Ehre der Schauspielerin erworben, auf Schmierenkomödiantenthums gewinnen konnte. Viel
hat. Er habe nur in Erfüllung einer Pflicht
das allergründlichste wieder dadurch verscherzt, daß er es leicht gerade darum haben von Seiten verschiedener
entwickeln somit im guten Rechte gehandelt,
jugendliche dafür sich todtschießen lassen, das steht zwar ganz in der Ordnung findet, daß der an dem Schauspieler sich Stimmen wider dieses Stück er¬
eine Augen nicht nach seinem Geschmack, dazu ist ihm sein Handel mit betheiligte Andere, Oberlieutenant Ka¬ hoben, die im „Freiwild eine wider den ganzen
haberin des Leben zu lieb. Das Gleiche erklärt er auch einem rinsky, die Consequenzen seiner Handlungsweise voll Stand gerichtete Verunglimpfung erblickten. Nicht
Kameraden des geoh feigten Karinsky, der zu Rönning ertrage, es jedoch ablehnt, auch seinerseits mit Unrecht. Denn in einer Zeit, die so schnell bereit
geworfen,
g erfahren, mit dem Vorschlag kommt, dem Letzteren wenigstens ein Gleiches zu thun. Soll dieser Rönning ist, das Einzelne und Ausnahmsweise zu verall¬
use aus zu ein Scheinduell zu bewilligen, da anderen Falles wirklich als so erhaben über alle Vorurtheile gemeinern, ist es nicht klug, Handhaben zu bieten,
rpflichtet er jenem nichts übrig bleibe, als sich glattweg eine stehend gedacht werden, als es der Autor wünscht, so die geeignet sind, das Ansehen eines ganzen Standes
Bröde Dame Kugel in den Kopf zu schießen. Rönning erklärt muß er auch vernünftig genug sein, um sich zu tiefer zu drücken, der von dem Uebergewicht ererbter
gemeinsamen kühl, keine Ursache zu haben, den Herrn daran zu sagen, daß ein Mann, vollends ein Officier, der Vorurtheile ohnehin noch mancherlei Behinderung
junge, der hindern. Im dritten Art wird Rönning von Karinsky niedrig genug ist, von einer Dame, weil sie ihn ab= und Anfechtung zu erleiden hat.
H. E. W.
de Karte an an derselben Stelle ereilt, wo die Ohrfeige gefallen gewiesen hat, Uebles zu sprechen, nicht sie, sondern
kurz ab¬ ist. Dreimal wiederholt Karinsky an Rönning die nur sich selbst beschimpft und dieses Bewußtsein macht
Concert.
den Restau¬ Frage, ob er ihm Genugthuung geben wolle. Drei- jede andere Satisfactionsnahme überflüssig. Hat er
Herr Caesar Schwormstädt gab gestern seinen
dann hören mal antwortet dieser mit „nein!" Beim dritten aber erst einmal zugeschlagen, dann steht es nicht
Ad sicher sei, „Nein, während er zugleich festen Schrittes auf den mehr in seiner Macht, über sein ferneres Thun selbst zweiten Kammermusikabend; an der Spitze des Pro¬
tung dessen Officier losgeht, erhebt dieser den Revolver, es willig zu entscheiden, dann muß er sich dem Her= gramms stand die schöne Sonate für Pianoforte und
Seet, die fällt ein Schuß und mit diesem zugleich auch kommen fügen, oder er muß behandelt werden, wie Violoncell -dur p. 99 von Brahms, ein viel¬
gespieltes und gehaltvolles Werk, dem Herr Julius
ihn der Geschlagene auch thatsächlich behandelt hat.
Aber dem Rönning.
Die Darstellung bewegte sich in einem frischen Spengel und der Concertgeber eine sorgfältige und
Es wäre unrichtig, dem Verfasser zu bestreiten, daß
dem Kellner.
erschlossener er mit geschickter Berechnung vorgegangen ist und Tempo und bot, wenn wir von der Behandlung befriedigende Ausführung zu Theil werden ließen
wird von Wirkungen erzielt hat, die stark auf die Nerven des Wiener Dialects absehen, die, bis auf einige Herr Schwormstädt ist ein Cellist, der über einen
men, u. a. fallen. Doch die Mittel, deren er sich hiezu bedient, vereinzelte Ausnahmen, ziemlich ungnädig ausfiel, großen und klangvollen Ton und eine durchaus
s Fräulein sind nicht die des Kunstdramas vornehmen Stils, im Ganzen wie im Einzelnen viel des respectable technische Fertigkeit gebietet. In seinen
sondern die des Effectstückes groben Kalibers. Verdienstlichen. Herr Witt spielte den unange¬ Spiel vereint sich mit der Kraft des Tons gesundes
am Neben
kehrt sich Ohrfeige und Todtschlag sind, so wenig als in der nehmen Herrn Karinsky mit großer Verve und hielt männliches Empfinden. Herr Spengel, als Brahms¬
s Karinsky, gesitteten Gesellschaft, so wenig auch im literarischen ihn in der ganzen Anlage so, daß das Folgende spieler in seinem Element, ist einer der Musiker,
Pas es wohl Kunstwerk Recht oder Unrecht beweisende ganz gut als Ausfluß seiner Charactereigenschaften die in die Mysterien dieses Componisten völlig ein¬
de bestimmen, Documente. Das sind die guten Gründe der erscheinen konnte. Was die Gestalt des Rönning geweiht sind, und wenn sich Herr Spengel an das
Inn mit unter Rowdies, und denen mögen sie überlassen Sympathisches an sich hatte, hatte sie lediglich der Clavier setzt, um Brahms zu spielen, so darf
Persönlichkeit und dem warmherzigen Spiel des man überzeugt sein, daß seine Seele in Hingebung an
sei, daß sie bleiben. Der einzige Mann in dem Stücke
verweigere, der im Wesen und in seinen Anschauungen den An= Herrn Rhil zu danken. Als Oberlieutenant Brahms schmitzt, daß sein ganzes Fühlen und Denken,
forderungen der guten Sitte näher kommt, ist Ober=Rohnstedt gab sich Herr Hallenstein distin¬ sein Ich, in der Musik jenes Meisters untertaucht.
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auf Congressen sich, wie bisher, auf „Gew.
guirt und zwanglos, wogegen Herr Homann
Weiter läßt Paul Rönning den Beleidiger der von lieutenant Rohnstedt, der ältere Kamerad des Rauf
Angel.
als Husarenlieutenant nicht frei war von Gesuchtheit,
lasse unter ihm geliebten und hoch geachteten Schauspielerin nicht boldes und Frauenverleumders Karinsky, doch auch
In den Theaterdirector legte Herr Brahm mancher
dieser ist von einer schweren Unterlassung nicht fre
kommen. Er schlägt ihn auf den Mund.
Menschen
Im Beginn des zweiten Actes erfahren wir, daß zu sprechen. Denn andernfalls hätte er als älterer dem Leben abgelauschten Zug hinein. Die Herren
inne¬
baut er die Secundanten des Karinsky bei Rönning ge- Officier, der überdies mit dem excessiven Charakter Flashar, Bozenhard und Peters und die Damen
iner Spitze wesen, von diesem aber kurzer Hand abgelehnt seines jüngeren Kameraden genau bekannt ist, es Doré (als Schauspielerin Anna Riedel) und Eng
das Duell worden sind. Rönning hat einen Buben, der ihm nie zugeben dürfen, daß, nach bereits erfolgter Ab¬ (als Soubrette Fischer) hatten zwar nirgends Ge¬
mit einem über den Weg gelaufen ist, gezüchtigt wie er es ver= weisung des Kellnerjungen von Seite des Fräulein legenheit zu einem selbständigen Hervortreten, doch
fügten sie sich wirksam in den Rahmen des Ganzen.
abschließt, dient, damit ist der Fall für ihn erledigt. An diesem Riedel, Karinsky selbst sich auf den Weg macht
ganz un¬ Entschlusse hält er auch seinen Freunden gegenüber um der wehrlosen Schauspielerin seinen Willen Die scenischen Anordnungen waren im Allgemeinen
ungsvollster fest, nachdem diese ihm unverhohlen ausgesprochen, aufzunöthigen. Was Paul Rönning betrifft, so so getroffen, daß der Zuschauer einen ziemlich wahr
daß er sich damit auch für sie unmöglich gemacht hat er die Sympathie, die er durch sein mannhaftes heitsgemäßen Begriff von den Verhältnissen des
Stiche ge
Eintreten für die Ehre der Schauspielerin erworben, auf Schmierenkomödiantenthums gewinnen konnte. Viel
hat. Er habe nur in Erfüllung einer Pflicht
das allergründlichste wieder dadurch verscherzt, daß er es leicht gerade darum haben von Seiten verschiedener
entwickeln somit im guten Rechte gehandelt,
jugendliche dafür sich todtschießen lassen, das steht zwar ganz in der Ordnung findet, daß der an dem Schauspieler sich Stimmen wider dieses Stück er¬
eine Augen nicht nach seinem Geschmack, dazu ist ihm sein Handel mit betheiligte Andere, Oberlieutenant Ka¬ hoben, die im „Freiwild eine wider den ganzen
haberin des Leben zu lieb. Das Gleiche erklärt er auch einem rinsky, die Consequenzen seiner Handlungsweise voll Stand gerichtete Verunglimpfung erblickten. Nicht
Kameraden des geoh feigten Karinsky, der zu Rönning ertrage, es jedoch ablehnt, auch seinerseits mit Unrecht. Denn in einer Zeit, die so schnell bereit
geworfen,
g erfahren, mit dem Vorschlag kommt, dem Letzteren wenigstens ein Gleiches zu thun. Soll dieser Rönning ist, das Einzelne und Ausnahmsweise zu verall¬
use aus zu ein Scheinduell zu bewilligen, da anderen Falles wirklich als so erhaben über alle Vorurtheile gemeinern, ist es nicht klug, Handhaben zu bieten,
rpflichtet er jenem nichts übrig bleibe, als sich glattweg eine stehend gedacht werden, als es der Autor wünscht, so die geeignet sind, das Ansehen eines ganzen Standes
Bröde Dame Kugel in den Kopf zu schießen. Rönning erklärt muß er auch vernünftig genug sein, um sich zu tiefer zu drücken, der von dem Uebergewicht ererbter
gemeinsamen kühl, keine Ursache zu haben, den Herrn daran zu sagen, daß ein Mann, vollends ein Officier, der Vorurtheile ohnehin noch mancherlei Behinderung
junge, der hindern. Im dritten Art wird Rönning von Karinsky niedrig genug ist, von einer Dame, weil sie ihn ab= und Anfechtung zu erleiden hat.
H. E. W.
de Karte an an derselben Stelle ereilt, wo die Ohrfeige gefallen gewiesen hat, Uebles zu sprechen, nicht sie, sondern
kurz ab¬ ist. Dreimal wiederholt Karinsky an Rönning die nur sich selbst beschimpft und dieses Bewußtsein macht
Concert.
den Restau¬ Frage, ob er ihm Genugthuung geben wolle. Drei- jede andere Satisfactionsnahme überflüssig. Hat er
Herr Caesar Schwormstädt gab gestern seinen
dann hören mal antwortet dieser mit „nein!" Beim dritten aber erst einmal zugeschlagen, dann steht es nicht
Ad sicher sei, „Nein, während er zugleich festen Schrittes auf den mehr in seiner Macht, über sein ferneres Thun selbst zweiten Kammermusikabend; an der Spitze des Pro¬
tung dessen Officier losgeht, erhebt dieser den Revolver, es willig zu entscheiden, dann muß er sich dem Her= gramms stand die schöne Sonate für Pianoforte und
Seet, die fällt ein Schuß und mit diesem zugleich auch kommen fügen, oder er muß behandelt werden, wie Violoncell -dur p. 99 von Brahms, ein viel¬
gespieltes und gehaltvolles Werk, dem Herr Julius
ihn der Geschlagene auch thatsächlich behandelt hat.
Aber dem Rönning.
Die Darstellung bewegte sich in einem frischen Spengel und der Concertgeber eine sorgfältige und
Es wäre unrichtig, dem Verfasser zu bestreiten, daß
dem Kellner.
erschlossener er mit geschickter Berechnung vorgegangen ist und Tempo und bot, wenn wir von der Behandlung befriedigende Ausführung zu Theil werden ließen
wird von Wirkungen erzielt hat, die stark auf die Nerven des Wiener Dialects absehen, die, bis auf einige Herr Schwormstädt ist ein Cellist, der über einen
men, u. a. fallen. Doch die Mittel, deren er sich hiezu bedient, vereinzelte Ausnahmen, ziemlich ungnädig ausfiel, großen und klangvollen Ton und eine durchaus
s Fräulein sind nicht die des Kunstdramas vornehmen Stils, im Ganzen wie im Einzelnen viel des respectable technische Fertigkeit gebietet. In seinen
sondern die des Effectstückes groben Kalibers. Verdienstlichen. Herr Witt spielte den unange¬ Spiel vereint sich mit der Kraft des Tons gesundes
am Neben
kehrt sich Ohrfeige und Todtschlag sind, so wenig als in der nehmen Herrn Karinsky mit großer Verve und hielt männliches Empfinden. Herr Spengel, als Brahms¬
s Karinsky, gesitteten Gesellschaft, so wenig auch im literarischen ihn in der ganzen Anlage so, daß das Folgende spieler in seinem Element, ist einer der Musiker,
Pas es wohl Kunstwerk Recht oder Unrecht beweisende ganz gut als Ausfluß seiner Charactereigenschaften die in die Mysterien dieses Componisten völlig ein¬
de bestimmen, Documente. Das sind die guten Gründe der erscheinen konnte. Was die Gestalt des Rönning geweiht sind, und wenn sich Herr Spengel an das
Inn mit unter Rowdies, und denen mögen sie überlassen Sympathisches an sich hatte, hatte sie lediglich der Clavier setzt, um Brahms zu spielen, so darf
Persönlichkeit und dem warmherzigen Spiel des man überzeugt sein, daß seine Seele in Hingebung an
sei, daß sie bleiben. Der einzige Mann in dem Stücke
verweigere, der im Wesen und in seinen Anschauungen den An= Herrn Rhil zu danken. Als Oberlieutenant Brahms schmitzt, daß sein ganzes Fühlen und Denken,
forderungen der guten Sitte näher kommt, ist Ober=Rohnstedt gab sich Herr Hallenstein distin¬ sein Ich, in der Musik jenes Meisters untertaucht.
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