II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 132

8.
Freiwil
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„Gar nichts. Warum frägst Du denn?
„Weil Du nicht so heiter bist wie auf unserem Wege zum Bahn¬
hof und die Pferde in Deiner Zerstreutheit nach einer anderen
Richtung lenkt. Du bist so still und nachdenkend — ist etwas ge¬
schehen:
„Nein.
„War Besuch da?
„Mr. Everleigh.
„Ah!“ rief Valentin mit komischem Ernst aus. „Mein gelehrter
Nebenbuhler. Er gab Dir hoffentlich in seiner Unterhaltung keine
Ursache zur Reue, einen einfältigen Soldaten geheirathet zu haben,
der Insekten, besonders Gelsen, als eine unnöthige Plage betrachtet.
„Sei nicht thöricht," rief Dorothe halb ärgerlich, halb belustigt.
„Und was erzählte er Dir?" fragte Valentin in ernsterem Tone.
„Die traurige Geschichte seiner Schwester. Vielleicht ist sie es, die
mich verstimmt.
So wiederhole sie nicht, lassen wir das, ich möchte Dich nicht
traurig sehen.
Dorothea bemühte sich, den Druck, der ihr Gemüth belastete, ab¬
zuschütteln und ihre Stimmung zu heben, aber es ging nicht. Wenn
sie sonst kaum Zeit fand, die Fülle der Gedanken, die auf sie ein¬
stürmten, in Worte zu kleiden, so dachte sie heute verwundert nach,
was sie früher so sehr belustigt hatte, um dasselbe Thema anzu¬
schlagen.
(Fortsetzung folgt.)
Thalia-Theater.
„Freiwild.
Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
Die Hauptmann's und „Sudermann's", vor allen Ibsen und
Björnson haben doch mit ihren Bühnenerfolgen die Urtheilskraft des
Publikums abzuschwächen verstanden oder sagen wir seinen Sinn dahin
suggerirt, daß es sich nur sehr schwer Bühnenarbeiten anderer Drama¬
tiker zuneigt, viel weniger Geschmack daran findet. Nun hat jedoch
Arthur Schnitzler bei den gegnerischen Kritikern über realistische dra¬
matische Arbeiten mit seinem Schauspiel „Liebelei keinen Erfolg
gehabt, sie wurden durch seinen süßlichen Dialog abgestoßen, seine
Detailmakerei fesselte nicht das Interesse der Zuschauer. Dennoch
wurde ihm für seinen ersten Versuch eine aufmunternde Anerkennung
und der zweiten dramatischen Schöpfung Schnitzlers, welche Donnerstag
Abend vor dem Hamburger Publikum erschien, wurde dieselbe Ehrung
zu Theil, da sie aber ein aktuelles Interesse besitzt, nämlich die Duell¬
frage behandelt, so war die Anerkennungsspende eine eius reichlichte.
Der Verfasser nennt sein neuestes Schauspiel „Freiwild, als
welches er die weiblichen Mitglieder einer Bühne unweit Wien von
den Offizieren der kleinen Garnison bezeichnen läßt. Des Theater¬
direktors Einnahmen hängen von dem mehr oder minder frivolen Auf¬
treten und dem mehr oder minder freundschaftlichen Verhältnisse der

Schauspielerinnen zum Offizierskorps ab. An der ersten Liebhaberin
Anna Riedel (Fr. Doré) prallen alle Liebenswürdigkeiten der
Lieutenants ab, sie liebt einen jungen, reichen Kavalier Paul
Könning (Herr Nhil), der sie wieder liebt, obgleich sich Beide es
noch nicht gestanden. Oberlieutenant Karinsky (Herr Witt)
rühmt sich Paul Könning gegenüber, die Novize in der Schauspielkunst
doch noch an seinen Siegeswagen bringen zu können. Könning ver¬
theidigt die Ehre seiner Geliebten und aus dem dabei entstehenden Wort¬
wechsel erfolgt schließlich eine Forderung zum Duell, welche Könning
hartnäckig nicht annimmt, so daß sein Gegner sich gezwungen hält,
ihn niederzuschießen. Anna Riedel stürzt an der Leiche nieder und be¬
weint ihr verlorenes, erträumtes Glück. Die Motivirung der Duell¬
ablehnung ist eigentlich unberechtigt, übrigens ist auch die Nichtan¬
nahme einer Forderung schon früher als Sujet für Bühnenstücke mi߬
braucht worden. Der Konflikt in der Handlung stößt wiederum ab,
im Dialog hat sich der Verfasser schon etwas muthiger bewiesen und
dafür sagen wir ihm unsere Anerkennung. Die Darstellung war eine
recht erfreuliche Frau Doré spielte lebendig und gab der Anna Riedel
einige schöne Charakterzüge, Herr Nhil und Herr Witt machten aus
ihren Rollen, was irgend möglich war, auch die Herren Hallen¬
stein (Rohmstedt) und Homann (Vogel) eiferten ihnen darin nach.
Anerkennung verdienen auch die Herren Bozenhard und Flashar,
sowie die Darsteller der Schauspieltruppe, Herr Brahm als Direktor,
Herr Gönner, Regisseur Finke, Fräulein Engl, Pepi Fischer, und
Fräulein Schäffer, Käthchen Schütz,
Herrn Direktor Steinert's Regieführung bewährte sich wiederum
in rühmlicher Weise.
Wissenschaft und Litteratur.
Kunst,
alles gut. Dieses Sprichwort findet in weitesten
Ende ge¬
dung auf die uns vorliegende Nr. 53 des „Häus¬
Sinne seine An¬
welcher mit derselben nicht nur einen Jahrgang,
lichen Rathgeber
ium seines Beslebens abschließt. In dieser Num¬
sondern ein D
auch der versöhnlich ausklingende Schluß des
mer befindet
Trystedt „Schatten der Vergangenheit", der Leser
Romans von
Häuslichen Rathgebers" während der Dauer eines
und Leserinne
erhalten hat. Dem bereits mit Nummer 1 des
Jahres in
eginnenden, figurenreichen Original=Roman „Schloß
Jahrganges
der berufenen Feder von Julius Rasch, wird von
Lichtenegg
günstigeres Prognostikon gestellt. — Das der Nr. 53
Kennern ein
Verzeichniß des verflossenen Jahrganges beweist die
beigegebene
Nützlichkeit dieses Blattes zur Evidenz Es enthält,
Reichhaltigt
herauszugreifen, 67 Rezepte für Getränke, 205 Koch¬
um nur
für Backwerk, Hunderte von Handarbeiten und Mode¬
rezepte, 78
Probenzimmern gratis und franko vom Verlage;
beschreibun
weiß, Berlin W. 30, Elsholzstraße 19, zu beziehen.
Robert St.
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