Freiwild
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8.
muß sich darüber
richtig zu bewerthen sei und
der
Unrecht der Lohnverkürzung betheiligen. et auch ein
Thalia-Theater.
Zum ersten Male:
Freiwild.
Schauspiel in 3 Akten
von
Arthur Schnitzler.
Der Name Arthur Schnitzler's ist noch nicht
lange bekannt. Es war in der zweiten Hälfte der vorigen
Theatersaison, als das große Publikum ihn zum ersten
Male zu hören bekam. Blickt man von dem Standpunkt,
auf dem wir heute stehen, blicken wir von unseren Tagen,
die uns doch seit Beginn des letzten Herbstes manches
interessante neue Stück gebracht haben, auf die Theater¬
saison 1895—1896 zurück, so muß man allerdings gestehen,
daß es im damaligen Winter mit der deutschen Litteratur
und der deutschen Bühne recht traurig aussah. Wohl
ging auch damals eine größere Menge von neuen Werken
jeglicher Art über die Pretter, die die Welt bedeuten,
aber kein einziges fand Gnade vor dem Publikum und
der hohen Kritik, abgesehen von Arthur Schnitzler's
Schauspiel „Liebelei“. Wie ein frischer Luftzug kam es
damals aus Berlin zu uns herüber, als wir hier
in den Blättern lasen, daß endlich einmal wieder ein
Stück einen großen Erfolg gehabt habe. Flink war man
mit den größten Hoffnungen bei der Hand. Man forschte
nach den früheren Werken des bis dahin im Publikum
noch ganz unbekannten Verfassers; man fand, daß als
größeres Werk bisher nur die Novelle „Sterben" von
ihm erschienen war, aber das hinderte nicht, ihm eine
glänzende Laufbahn als dramatischer Schriftsteller zu
prophezeien. Warum sollte es ihm denn nicht ebenso
ergehen können, wie vor Jahren Sudermann? Waren
dessen Romane und Novellen denn wirklich schon allge¬
wurde über unruhig sein, denn
rechtigt seien, der Zusicherung, es solle später erwogen werden,
was zu verbessern sei, zu trauen. Als Sieger oder Besiegter
mein verannt, bevor er mit seinem Drama „Die Ehre
den unerhörten Erfolg errung? So stürmisch wurde
Schnitzlers „Liebelei“ nun freilich nicht von aller Welt
aufgenommen. Aber wenn man die Dinge betrachtet,
wie sie heute liegen, so haben beide Dramen doch wenig¬
stens das gemein, daß man heute wesentlich kühler über
sie denkt. Man läßt ihnen ihre Bedeutung, aber man
ist auch nicht blind gegen ihre Schwächen, und was ihre
Verfasser angeht, so ist man sich über Sudermanns
große Vorzüge und große Fehler längst einig, und von
Arthur Schnitzler's dichterischer Persönlichkeit kann
man sich wohl nach seinem neuesten Drama „Freiwild“
wenn auch noch kein abschließendes, so doch ein etwas
klareres Bild machen.
Das dreiaktige Schauspiel „Freiwild," das
gestern Abend in unserem Thalia-Theater gegeben wurde,
hat bei seiner Erstaufführung in Berlin nur getheilten
Beifall gefunden. Hält man das Verhalten des Publikums
im Zuschauerraum für allein maßgebend, so müßte man
allerdings sagen, daß es dem Stücke bei uns in Hamburg
anders erging. Das Publikum klatschte nach jedem Akte
lebhaften Beifall und am Schlusse hätte es nichts lieber
gesehen, als daß der Verfasser selbst vor den Rampen er¬
schienen wäre. So aber pflegt es bei Premieren ja in
den meisten Fällen zu gehen, wenn der Autor einen
einigermaßen bekannten Namen besitzt. Mann kann es
daher auch ohne Schen aussprechen: Die außerordentlich
warme Aufnahme, die das Publikum der gestrigen Novität
bereitete, beweist für deren Güte und litterarische Be¬
deutung nur sehr wenig. Alles in Allem: Das Stück ist
nicht uninteressant, bedeutet aber keineswegs einen Fort¬
schritt in Schnitzler's Entwicklung, ebensowenig wie sein
Erscheinen als ein litterarisches Ereigniß gelten kann.
Wenn es einen größeren Erfolg davontrug, so liegt das
daran, daß sein Inhalt, daß das Thema, welches es be¬
Sitzung,
be
rathe ge¬
handelt, für den Augenblick
besitzt. Es behandelt
In einem kleinen Bad
sich ein Sommertheater.
vornehmsten Besuchern die
eigentlich mehr die Bezeich
gehören die Officiere der Ge¬
den Schauspielerinnen hat
herausgebildet, ja, nicht
seiner „Künstler erzielt de
Einnahmen und Erfolge,
Persönlichkeit der weibliche
Je fescher deren Auftreten an
deren Verhältniß zu den Of
der Bühne ist, um so größe
Die erste Liebhaberin Anna,
für ihn gar keinen Werth
schneidigen Lieutenants,
lieutenant Karinsky sich ihr
knüpfen. Sie betrachten sie
„frei" erjagen kann. Sie
ihren Kolleginnen eine Aus¬
zu unerfahren und zu neu
auch ist ihr Herz einem jung
Kavalier, Paul Rönning,
fahrenheit es sich selbst geste
reiner Liebe ergeben. Pan
voll bewußt, daß er sie liebt
und rein ist, darum aber du
sie beschimpft. Als der Obe
Gegenwart sich rühmt, daß
doch nichts anderes sei al
vom Theater, da spri¬
in's
Innerste
entrüst¬
mit seinem Handschuh ins
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8.
muß sich darüber
richtig zu bewerthen sei und
der
Unrecht der Lohnverkürzung betheiligen. et auch ein
Thalia-Theater.
Zum ersten Male:
Freiwild.
Schauspiel in 3 Akten
von
Arthur Schnitzler.
Der Name Arthur Schnitzler's ist noch nicht
lange bekannt. Es war in der zweiten Hälfte der vorigen
Theatersaison, als das große Publikum ihn zum ersten
Male zu hören bekam. Blickt man von dem Standpunkt,
auf dem wir heute stehen, blicken wir von unseren Tagen,
die uns doch seit Beginn des letzten Herbstes manches
interessante neue Stück gebracht haben, auf die Theater¬
saison 1895—1896 zurück, so muß man allerdings gestehen,
daß es im damaligen Winter mit der deutschen Litteratur
und der deutschen Bühne recht traurig aussah. Wohl
ging auch damals eine größere Menge von neuen Werken
jeglicher Art über die Pretter, die die Welt bedeuten,
aber kein einziges fand Gnade vor dem Publikum und
der hohen Kritik, abgesehen von Arthur Schnitzler's
Schauspiel „Liebelei“. Wie ein frischer Luftzug kam es
damals aus Berlin zu uns herüber, als wir hier
in den Blättern lasen, daß endlich einmal wieder ein
Stück einen großen Erfolg gehabt habe. Flink war man
mit den größten Hoffnungen bei der Hand. Man forschte
nach den früheren Werken des bis dahin im Publikum
noch ganz unbekannten Verfassers; man fand, daß als
größeres Werk bisher nur die Novelle „Sterben" von
ihm erschienen war, aber das hinderte nicht, ihm eine
glänzende Laufbahn als dramatischer Schriftsteller zu
prophezeien. Warum sollte es ihm denn nicht ebenso
ergehen können, wie vor Jahren Sudermann? Waren
dessen Romane und Novellen denn wirklich schon allge¬
wurde über unruhig sein, denn
rechtigt seien, der Zusicherung, es solle später erwogen werden,
was zu verbessern sei, zu trauen. Als Sieger oder Besiegter
mein verannt, bevor er mit seinem Drama „Die Ehre
den unerhörten Erfolg errung? So stürmisch wurde
Schnitzlers „Liebelei“ nun freilich nicht von aller Welt
aufgenommen. Aber wenn man die Dinge betrachtet,
wie sie heute liegen, so haben beide Dramen doch wenig¬
stens das gemein, daß man heute wesentlich kühler über
sie denkt. Man läßt ihnen ihre Bedeutung, aber man
ist auch nicht blind gegen ihre Schwächen, und was ihre
Verfasser angeht, so ist man sich über Sudermanns
große Vorzüge und große Fehler längst einig, und von
Arthur Schnitzler's dichterischer Persönlichkeit kann
man sich wohl nach seinem neuesten Drama „Freiwild“
wenn auch noch kein abschließendes, so doch ein etwas
klareres Bild machen.
Das dreiaktige Schauspiel „Freiwild," das
gestern Abend in unserem Thalia-Theater gegeben wurde,
hat bei seiner Erstaufführung in Berlin nur getheilten
Beifall gefunden. Hält man das Verhalten des Publikums
im Zuschauerraum für allein maßgebend, so müßte man
allerdings sagen, daß es dem Stücke bei uns in Hamburg
anders erging. Das Publikum klatschte nach jedem Akte
lebhaften Beifall und am Schlusse hätte es nichts lieber
gesehen, als daß der Verfasser selbst vor den Rampen er¬
schienen wäre. So aber pflegt es bei Premieren ja in
den meisten Fällen zu gehen, wenn der Autor einen
einigermaßen bekannten Namen besitzt. Mann kann es
daher auch ohne Schen aussprechen: Die außerordentlich
warme Aufnahme, die das Publikum der gestrigen Novität
bereitete, beweist für deren Güte und litterarische Be¬
deutung nur sehr wenig. Alles in Allem: Das Stück ist
nicht uninteressant, bedeutet aber keineswegs einen Fort¬
schritt in Schnitzler's Entwicklung, ebensowenig wie sein
Erscheinen als ein litterarisches Ereigniß gelten kann.
Wenn es einen größeren Erfolg davontrug, so liegt das
daran, daß sein Inhalt, daß das Thema, welches es be¬
Sitzung,
be
rathe ge¬
handelt, für den Augenblick
besitzt. Es behandelt
In einem kleinen Bad
sich ein Sommertheater.
vornehmsten Besuchern die
eigentlich mehr die Bezeich
gehören die Officiere der Ge¬
den Schauspielerinnen hat
herausgebildet, ja, nicht
seiner „Künstler erzielt de
Einnahmen und Erfolge,
Persönlichkeit der weibliche
Je fescher deren Auftreten an
deren Verhältniß zu den Of
der Bühne ist, um so größe
Die erste Liebhaberin Anna,
für ihn gar keinen Werth
schneidigen Lieutenants,
lieutenant Karinsky sich ihr
knüpfen. Sie betrachten sie
„frei" erjagen kann. Sie
ihren Kolleginnen eine Aus¬
zu unerfahren und zu neu
auch ist ihr Herz einem jung
Kavalier, Paul Rönning,
fahrenheit es sich selbst geste
reiner Liebe ergeben. Pan
voll bewußt, daß er sie liebt
und rein ist, darum aber du
sie beschimpft. Als der Obe
Gegenwart sich rühmt, daß
doch nichts anderes sei al
vom Theater, da spri¬
in's
Innerste
entrüst¬
mit seinem Handschuh ins