8. Freiwil
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sen. — Die diesjährige mündl.
Montag, den 29. März, ihren Anfang
en die schriftliche
kurze Zeit vorhergehen.
ehrendes Wort entgegen und erhält natürlich am
nächsten Tage die Forderung zum Duell. Wird er sie
annehmen? Er thut es nicht, denn er hat recht gethan,
wie er sagt. Mit demselben Rechte, mit welchem Karinsky
dem Mädchen die Ehre abgesprochen, habe er sie jenem
genommen. Aber der Oberlieutenant Karinsky kann, ohne
Genugthuung zu erhalten, des Kaisers Rock nicht länger
tragen. Da Rönning sie ihm hartnäckig verweigert, will
er sie sich selbst verschaffen. Er sucht seinen Gegner auf
und, als dieser auch jetzt noch auf seinem Entschluß ver¬
harrt, knallt er ihn nieder. An der Leiche jammert die
arme Anna Riedel, um die das Alles geschehen und die
nun mit dem Freunde und Verlobten auch das Glück
ihres Lebens verloren hat.
Es ist scheinbar nichts Neues, was uns hier geboten
wird. Die Zahl der Stücke, in denen das Duell eine
Rolle spielt, ist Legion. Und wo es sich um das Duell
handelt, da handelt es sich immer auch um den Begriff
der Ehre. Aber man steht hier doch vor einem neuen
Problem. Die Frage, ob man eine Duellforderung ab¬
lehnen darf, wenn man aus Eltern oder nahe Angehörige
Rücksicht zu nehmen hat, ist auch in dramatischer Form
schon vor Schnitzler behandelt worden, — ob man sie
aber auch aus dem Grunde ablehnen darf, weil man
das Leben so schön findet, weil man das Leben so gern
in vollen Zügen genießen möchte, das ist das Neue an
dem Drama und das ist es, was dem Stück immerhin
ein ganz besonderes Interesse verleiht. Der Verfasser
bejaht augenscheinlich die Frage, sonst hätte er Paul
Rönning nicht mit so idealen und sympathischen Zügen
ausgestattet. Wenn man aber sein Werk als litterarisches
Object beurtheilen will, so ist die Hauptbedingung die,
daß man gänzlich davon abstrahirt, ob man nun jene
bejahende Antwort des Verfassers unterschreiben will oder
nicht. Ja, hat der Dichter nur die Ausgabe, die er sich
Gustav Wesipyn, mit Frl. Elisabeth Karnatz, St. Pauli-Eilbeck.
Willy Hüde mit Frl. Alice Arm, Hamm-Billwärder.
Max Nusbaum mit Frl. Elf Schulz, Hamburg=Altona.
selbst gestellt hat, glänzend gelöst, so erfordert es die
Gerechtigkeit, daß man auch für den Fall, daß man hin¬
sichtlich der Tendenz des Stückes anderer Ansicht ist,
seinem Werke immer seinen Werth beläßt. Leider kann
ich aber nicht behaupten, daß Arthur Schnitzler seine
Aufgabe glänzend gelöst hat.
Paul Rönning könnte der Sohn des Grafen Trast
aus Sudermann's „Ehre sein. Dieser sah nicht ein,
warum er sich einiger „Dummheiten" wegen eine Kugel
durch den Kopf schießen sollte. — Paul Rönning sieht
nicht ein, warum er, da er recht gehandelt, auf das Leben
verzichten sollte. Auch das Geld hat Paul vom Grafen
Trast geerbt. Aber dieser war alt und Paul ist
jung. Und so hat Paul Rönning in seinen Adern doch
auch einen Tropfen vom Binte desjenigen, der innerhalb
der letzten zwanzig Jahre den allergrößten Einfluß auf
die Ingend ausgeübt, — von Friedrich Nietzsche. Wenn
Paul die Welt so schön findet, wenn er rücksichtslos über
die Häupter der andern hinwegschreitet, so ist das Nietzsche's
„Freude und Wille zum Leben" ensowohl wie Nietzsche's
„Grausamkeit. Nur das Schaffen-Wollen der Nietzsche'schen
Philosophie fehlt ihm, da er selbst bekennt, daß er nur
genießen will. Darin aber liegt der Hauptfehler dieser
und der meisten übrigen Figuren dieses Stückes. Wenn
auch in anderm Sinne, so wollen doch auch die Schnitzler¬
schen Officiere und Schauspieler kaum etwas anderes als
„genießen — jeder auf seine Art. Man hört, wie Paul
Rönning von der Schönheit des Lebens spricht; man hört,
wie die Officiere von Sekt und galanten Abenteuern sich
unterhalten, und man bekommt auch einen Blick in das
Leben und das Herz der Mitglieder des Sommertheaters.
Auf keiner Seite ein ernstes männliches Wollen. So hat
Schnitzler auch keine Individuen von Fleisch und Blut
geschaffen, sondern gewisse schablonenhafte Typen der
menschlichen Gesellschaft, an denen man im Leben kalt
Montark is
und interesselos vorüber
nun gar auf der Bühne
Die einzige Gestal¬
greift, ist Anna Ried
Verhältnissen heraus, die sie
da sie verdienen muß, um
dieser Figur, die freilich v.
warmes Leben zu verleihen.
schien sie sich bei dem er
ebensowenig zu fühlen, wie
Paul Rönning bei dem ewi¬
rung. Insofern aber war
bevorzugt, als sie von dem
typisch österreichische Person
aber der Fall bei den Zient
Rohnstedt (Hr. Hallenstein
Allen drei Herren merkte na
Dialect und Wesen nicht so
sie sich aber nach Kräften her
machen, was zu machen wär,
bei den Herren Bozenhar
werden, welche den „Ehrenico
treten hatten. Indem ich z
spielertruppe des Sommerthea
spielte den Director Schne¬
gisseur Finke, Frl. Engl die
Frl. Schäffer die zweite Li
indem ich aller dieser und
Director Adolf Steinert
zugleich darauf hinweisen, 1
lebige Schauspielertruppe
im „Wilhelm Meister" ein
wegs unter allen Unständ¬
das aber keineswegs so leicht
übertroffen werden kann.
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sen. — Die diesjährige mündl.
Montag, den 29. März, ihren Anfang
en die schriftliche
kurze Zeit vorhergehen.
ehrendes Wort entgegen und erhält natürlich am
nächsten Tage die Forderung zum Duell. Wird er sie
annehmen? Er thut es nicht, denn er hat recht gethan,
wie er sagt. Mit demselben Rechte, mit welchem Karinsky
dem Mädchen die Ehre abgesprochen, habe er sie jenem
genommen. Aber der Oberlieutenant Karinsky kann, ohne
Genugthuung zu erhalten, des Kaisers Rock nicht länger
tragen. Da Rönning sie ihm hartnäckig verweigert, will
er sie sich selbst verschaffen. Er sucht seinen Gegner auf
und, als dieser auch jetzt noch auf seinem Entschluß ver¬
harrt, knallt er ihn nieder. An der Leiche jammert die
arme Anna Riedel, um die das Alles geschehen und die
nun mit dem Freunde und Verlobten auch das Glück
ihres Lebens verloren hat.
Es ist scheinbar nichts Neues, was uns hier geboten
wird. Die Zahl der Stücke, in denen das Duell eine
Rolle spielt, ist Legion. Und wo es sich um das Duell
handelt, da handelt es sich immer auch um den Begriff
der Ehre. Aber man steht hier doch vor einem neuen
Problem. Die Frage, ob man eine Duellforderung ab¬
lehnen darf, wenn man aus Eltern oder nahe Angehörige
Rücksicht zu nehmen hat, ist auch in dramatischer Form
schon vor Schnitzler behandelt worden, — ob man sie
aber auch aus dem Grunde ablehnen darf, weil man
das Leben so schön findet, weil man das Leben so gern
in vollen Zügen genießen möchte, das ist das Neue an
dem Drama und das ist es, was dem Stück immerhin
ein ganz besonderes Interesse verleiht. Der Verfasser
bejaht augenscheinlich die Frage, sonst hätte er Paul
Rönning nicht mit so idealen und sympathischen Zügen
ausgestattet. Wenn man aber sein Werk als litterarisches
Object beurtheilen will, so ist die Hauptbedingung die,
daß man gänzlich davon abstrahirt, ob man nun jene
bejahende Antwort des Verfassers unterschreiben will oder
nicht. Ja, hat der Dichter nur die Ausgabe, die er sich
Gustav Wesipyn, mit Frl. Elisabeth Karnatz, St. Pauli-Eilbeck.
Willy Hüde mit Frl. Alice Arm, Hamm-Billwärder.
Max Nusbaum mit Frl. Elf Schulz, Hamburg=Altona.
selbst gestellt hat, glänzend gelöst, so erfordert es die
Gerechtigkeit, daß man auch für den Fall, daß man hin¬
sichtlich der Tendenz des Stückes anderer Ansicht ist,
seinem Werke immer seinen Werth beläßt. Leider kann
ich aber nicht behaupten, daß Arthur Schnitzler seine
Aufgabe glänzend gelöst hat.
Paul Rönning könnte der Sohn des Grafen Trast
aus Sudermann's „Ehre sein. Dieser sah nicht ein,
warum er sich einiger „Dummheiten" wegen eine Kugel
durch den Kopf schießen sollte. — Paul Rönning sieht
nicht ein, warum er, da er recht gehandelt, auf das Leben
verzichten sollte. Auch das Geld hat Paul vom Grafen
Trast geerbt. Aber dieser war alt und Paul ist
jung. Und so hat Paul Rönning in seinen Adern doch
auch einen Tropfen vom Binte desjenigen, der innerhalb
der letzten zwanzig Jahre den allergrößten Einfluß auf
die Ingend ausgeübt, — von Friedrich Nietzsche. Wenn
Paul die Welt so schön findet, wenn er rücksichtslos über
die Häupter der andern hinwegschreitet, so ist das Nietzsche's
„Freude und Wille zum Leben" ensowohl wie Nietzsche's
„Grausamkeit. Nur das Schaffen-Wollen der Nietzsche'schen
Philosophie fehlt ihm, da er selbst bekennt, daß er nur
genießen will. Darin aber liegt der Hauptfehler dieser
und der meisten übrigen Figuren dieses Stückes. Wenn
auch in anderm Sinne, so wollen doch auch die Schnitzler¬
schen Officiere und Schauspieler kaum etwas anderes als
„genießen — jeder auf seine Art. Man hört, wie Paul
Rönning von der Schönheit des Lebens spricht; man hört,
wie die Officiere von Sekt und galanten Abenteuern sich
unterhalten, und man bekommt auch einen Blick in das
Leben und das Herz der Mitglieder des Sommertheaters.
Auf keiner Seite ein ernstes männliches Wollen. So hat
Schnitzler auch keine Individuen von Fleisch und Blut
geschaffen, sondern gewisse schablonenhafte Typen der
menschlichen Gesellschaft, an denen man im Leben kalt
Montark is
und interesselos vorüber
nun gar auf der Bühne
Die einzige Gestal¬
greift, ist Anna Ried
Verhältnissen heraus, die sie
da sie verdienen muß, um
dieser Figur, die freilich v.
warmes Leben zu verleihen.
schien sie sich bei dem er
ebensowenig zu fühlen, wie
Paul Rönning bei dem ewi¬
rung. Insofern aber war
bevorzugt, als sie von dem
typisch österreichische Person
aber der Fall bei den Zient
Rohnstedt (Hr. Hallenstein
Allen drei Herren merkte na
Dialect und Wesen nicht so
sie sich aber nach Kräften her
machen, was zu machen wär,
bei den Herren Bozenhar
werden, welche den „Ehrenico
treten hatten. Indem ich z
spielertruppe des Sommerthea
spielte den Director Schne¬
gisseur Finke, Frl. Engl die
Frl. Schäffer die zweite Li
indem ich aller dieser und
Director Adolf Steinert
zugleich darauf hinweisen, 1
lebige Schauspielertruppe
im „Wilhelm Meister" ein
wegs unter allen Unständ¬
das aber keineswegs so leicht
übertroffen werden kann.