II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 140

reiwild
8.
box 14/3
Hin= und Radfahrt sowie zum einmaligen freien Besuche deportirt und 200 verhaftet. — In Folge eine
on gesprochen, bereits wieder vollständig ver
der Kunst= und Gartenbau=Ausstellung. Der Preis der vom General Polavieja erlassenen Aufrufes haben
gessen hat.
selben beträgt einschließlich der Stempelgebühr 45 Lire sich 2000 Aufständische unterworfen.
Arthur Schnitzler hat schon in der Liebelei
die „fixe Idee" seines Gegners von Ehre nicht — und
Weise, daß er mehr als bloße Illusion bot. Kö=
gezeigt, welch ernste Gedanken er durch Bilder aus er bleibt bei seinem „Nein" gegenüber den herzlichen
lich war Herr Klein=Rhoden als gigelhafter
unser modernen Sitten= und Gesellschaftsleben wach¬
Bitten des Offiziers, der nun zu Ende ist und mit
Freund, sehr gut wieder Herr Sick als Arzt Wellner
rufen versteht. „So weit kommts"; das ist einer bedeutungsvollen Warnung scheidet; denn er weiß
Die „Schmiere ward unübertrefflich von ihrem Direktor
das urige und doch wieder klärende Ergebniß dieser
welches Blut in dem Kameraden fließt, und was der
Herrn Max Neumann repräsentirt und sein „Per¬
rusten Gedanken. „Freiwild“ ist nach dieser
sonal", die Damen Hebbel und Nebauer, die
Zwang der Ehre gebietet. Wohin sich Roenning
Richtung hin ein bedeutsames Werk. Was
Herren Sieder (besonders dieser!), Klinger,
wenden wird, überall folgt ihm der seine Ehre ver¬
wiederspiegelt? Eine „einfache Geschichte. Da ist
Martini und Rippert war in jedem Einzelnen
lierende Offizier: und im Café-Garten — eben will
kleinerer Stadt bei Wien ein flottes Offizierkorps
mustergiltig. Herr Naumann hat gezeigt, daß es nicht
das liebende Paar sich zur Abreise rüsten — erfolgt die
untermischt mit leichtlebigem und ernstem Element, in
Begegnung. Noch eine Aufforderung von Seiten des
genügt, Kräfte zu engagiren: sie zu leiten und zu lenken
seinen Reihen ein schneidiger, dem Spiele und der Liebe
ist die größere Kunst
Offiziers: Roenning, wollen Sie sich mit mir schlagen?
huldigender Oberlieutenant, mit hartem Kopf in all
Leute verschiedenster Anschauung begegneten sich
Und ein hartes „Nein" vom Gegner. Da kracht ein
seinen Wünschen, von seiner Ehre Alles, vom Weibe Schuß. Roenning ist todt. Anna aber, die in die
im Beifalle. Was wir zu tadeln hätten, wäre nur
Eines: daß unsere Verhältnisse, unsere Zeitmoral
besonders dem der Bühne in allen Gestalten, nichts Welt ziehen soll, hat nur eine — eine erschütternde
halten; da ist ein junges, in Ehrbarkeit erzogenes
unsere Zeitzustände solche Episoden gebären, wie hier
Frage: „Wohl
Mädchen, das um des Brodes willen zur Bühne ging
uns eine geschildert wird, daß ein solches Vernichtungs¬
Das nur in groben Strichen der Thatbestand
und zu einer sommerlichen „Schmiere jene nied¬
urtheil geschrieben werden konnte und mußte.
des Stückes, das überreich ist an Charakteren
ge Theaterlust athmen soll, die ihre Selbstachtung
und durchaus wahr in jedem kleinsten Zuge aus dem
gefährdet; sie ist besser wie die Andern
modernen Leben, niemals abstoßend durch absichtliche
no darum wird sie verhöhnt, gehetzt,
Schlüpftigkeiten, das aus dem Kreise des Offizier¬
Vermischtes.
„unbrauchbar für die Anziehungskraft des standes wie aus jenem des Bürgerthums die
Das National=Gelübde in Frankreich. In
Theaters entlassen, falls sie, die der Kriti¬
verschiedenwerthigsten Elemente vorführt und Licht und
Wiederholung des Gedankens, dem die Sühne¬
gefiel, nicht mit der halben Gage oder der
Schatten richtig vertheilt. Bürgerthum, Soldatenthun
Kapelle für die Hinrichtung Ludwigs XVI. in
Freundschaft des „Direktors“ sich begnügen will; da und — eine köstliche Einlage
„Schmierenthum
Paris ihre Entstehung verdankt, hat das katholische
auch ein achtbarer Mann aus dem reichen Bürger mit ihren recht verschiedenen Ehrencodices greifen
Frankreich zur Sühne für neuere Frevel auf Grund
tande, der das verlorene, verwaiste Mädchen im elter
ineinander und illustriren unsere Zeit mit verblüffenden
lichen Hause einst kennen lernte und nun ohne jede
eines „National=Gelübdes" vom Jahre 1872 die
Wahrheit.
Nebenabsicht, aber mit warmer Theilnahme ihren Flug
Nach Tagen eines närrischen Zustandes, unwürdig
Basilika auf dem Montmatre im nördlichen
ins Leben verfolgt. Dieses reine Mädchen glaubt der
einer Bühne, die der Kunst und nicht dem Sinnen¬
Paris erbaut. Am 17. Januar sind seit dem Ge¬
zier mürbe zu machen, dieses will er zum Spiel¬
rausch der Karnevalsorgien dienen soll, hat gestern das
lübde 25 Jahre verflossen und nun ladet der
zeuge wie so viele anderen — und hier prallter Deutsche Theater einen in seiner Geschichte beispiel¬
Kardinal=Erzbischof von Paris die französischen
b. Und den in einem Cafegarten anwesenden, über
losen Erfolg gehabt. Das Stück und die ganz
Katholiken zur Erneuerung desselben ein. Es ist
eine verdemüthigte Wiederkehr von der verschlossenen Thür vorzügliche Aufführung wurden mehrmals mit nicht
hier nicht der Ort, die stilistische Form zu beur¬
der Künstlerin lächelnden Freund des Mädchens fordert er
endenwollendem Beifall aufgenommen. In der Auf¬
theilen, in welcher das Gelübde durch die Mont¬
mit heftigem Wort heraus und nennt das um ihr
führung offenbarte sich eine gefestigte Kunstanschauung.
Wir fühlten Herrn Victor Naumanns Verständniß martre Kirche gelöst wurde — die Urtheile darüber
tliche Achtung kämpfende Weib mit einem gemeinen
Namen. Da wird der erregte Civilist thätlich — und
heraus. Die Regie des Herrn Stolberg funktionirte
sind sehr verschieden —, es kommt nur darauf an,
wie am Schnürchen. Von den Darstellern erregte in
die Katastrophe ist gegeben. Es kommt zur Forderung
festzustellen, daß eine neue große katholische Kund¬
der Rolle der Anna als Dedutantin Fräulein Anna
der Civilist nimmt sie nicht an, er will die Züchtig¬
gebung in einem Theile des Seinebabels stattfindet,
Behrens besonderes Interesse. Die Dame bring
ung, die er einem solchen Schänder weiblicher Ehr¬
da seine Bevölkerung noch mit zu den gottentfremdetsten
von Leipzig und Kassel Routine mit, die nie versagt
angethan, das bleiben lassen, was sie ist. Und Anna
gehört. Nach Departements und durch Gruppen
Aber sie ist auch eine ganze Künstlerin, sie hat Seele.
die Schauspielerin, kann seiner Liebe ihre Liebe
der verschiedenen Stände will man am 17. d. das
Ein starkes Talent, eine bescheidene Künstlerin. Sie
nimmer verbergen. Sie thut Alles, um ein Duell zu
katholische Frankreich auf dem Montmatre vertreten
spielte vortrefflich. Herr Schmidt-Häßler als der
vermeiden. Sie will mit dem Geliebten fort als seine
lassen; an diesem Tage liest der Kardinal=Erzbischof
Braut — zum Leidwesen der Schmiere, für die sie jetzt kritische Held des Stückes, als Oberlieutenant
eine Messe, verbunden mit feierlichen, natürlich, da
Karinski, war wieder ganz an seinem Platze. Man
eine „Zugkraft wäre... Beide wollen fort. Doch
lernte ihn von einer neuen Seite kennen. Und einer
nun beginnt die Hetze gegen Paul Roenning — der
wir in Frankreich sind, absolut inoffiziellen Gebeten,
sehr glücklichen Abend hatte Herr von Lenor, der
Civilist wird zum Freiwild. Allen Vorstellungen zum
für den Wiederzusammentritt der Kammern. Nach¬
Trotze, nichtachtend die ergreifenden Darlegungen des nicht nur prächtig spielte, der überzeugte: ein
mittags findet dann um halb 3 Uhr in der
Offizier von Ehre, Gefühl, Herz. Und flott und fein
als Kartellträger fungirenden, endlich als Mensch zun
genannten Kirche die Erneuerung des National¬
gab Herr Kirsch den Husarenlieutenant: für solche
Menschen redenden und die Ehrenfrage zur Daseins¬
Gelübdes statt.
frage erhebenden Offiziers Rohnstedt, verweigert Rollen ist er geschaffen mit Gestalt, Spiel und Organ
Englisch als Weltsprache. Der Londoner
Die bedeutungsvolle Gestalt des Paul Roennin
Rönning auch selbst die Schein=Satisfaktion
Professor Mahaffy plaidirt in der letzten Nummer
Er will keine Komödie, ihn kümmert die Existenz und verkörperte Herr Pablau in einer so vollendeten