II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 141

8.
Freiwild
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... Telegraphen¬
zu für im vollen Umfung zur weiteren Schuldentilgung zu verwenden, verwaltung fortgesetzt. Die Ansätze
ür die Einnahmen, zu¬
Sie sang auch die von ihren unmittelbaren Vorgängerinnen, den gehört zu denjenigen, bei welchen
an sich besinnen muß,
Fris. Stark und Vollmar, meist ausgelassene große Arie (im III. Act) wo eigentlich der Mangel steckt — das ill heutzutage schon etwas
namentlich im Adagio recht schön und wurde zweimal gerufen. Die heißen. Wie die Leser der Allgemeinen Zeitung sich erinnern, ist
astrolle Arie selbst ist wenig bedeutend, fast ebenso wie die vorhergehende das „Freiwild" ein höchst „actuelles Stück: ein Civilist (Herr
lais Ballade der Frau Reich, die von Frl. Blank hübsch gesungen Pahlau) ohrfeigt einen Officier (Hr. Schmidt-Häßler), der in
for", wurde. Beide sind eben nur da, um den unbedeutenden Rollen niederträchtiger Weise die junge tugendhafte „Naive" eines Sommer¬
ga¬
der dominirenden Partie der Fluth gegenüber etwas mehr Relief theaters (Frin. Behrens) beschimpft, weil sie dem zweifelhaften
zu geben. Auch das Duett mit Fenton, dem Hr. Mikorey dies Reiz seiner Persönlichkeit nicht unterlag, und wird von ihm, weil
mal eine bessere Stimme lieh, gelang sehr gut, nur in der äußerst er ihm aus Gründen der reinen und der praktischen Vernunft die
indo¬
schwierigen Cadenz mit dem melodieführenden Violinsolo klangen die Satisfaction verweigert, über den Haufen geschossen; er wird
Stimmen nicht ganz rein zusammen. Noch eins: Frl. Schloß somit selber zum „Freiwild", weil er sich eines Mädchens, das
stand müßte jünger geschminkt sein oder Frl. Blank älter, um als nach den Begriffen einer verrotteten Gesellschaft und ihres eigenen
tanen Tochter derselben gelten zu können. Vermuthlich vom Textdichter Standes zum „Freiwild" für die Lüste des nächsten besten Jägers
ndere Mosenthal selbst rühren die Charakteristiken her: „Frau Reich
gehört, anzunehmen wagt. Gegen diese Jäger doppelter Art
in der wohlerhaltene hübsche Frau von 35 Jahren, lustig und gutmüthig, richtet sich die Tendenz des Stücks; die Motive der Satis¬
dieser Anna Reich: 18 Jahre, heiter, doch gefühlvoll." Die HH. Fuch¬
factionsverweigerung, welche den zweiten Act ausfüllen, sind
vohnt (Fluth), Bausewein (Reich), Knote (Spärlich) und Th. Mayer sein eigentlicher Kern. Ein Regimentskamerad des „Jägers",
hafte, (Cajus) wirkten an gewohnter Stelle mit gewohntem Erfolg. Die (Hr. v. Lenor) in dessen Brust neben der Stimme des Standes¬
Auf unter der Leitung Richard Strauß besonders schwungvoll vor bewußtseins auch die reinen und warmen Menschenthums spricht
Jeth
getragene Ouverture — eine wie wir wenige haben! — wurde von ein weiterer Officier (Hr. Kirsch), der die joviale Frohnatur des
sah, dem gut gefüllten Hause lebhaft applaudirt.
Husaren=Officiers mit dessen Correctheit in Ehren= und Standes¬
dien
— Deutsches Theater. Der Dichter der „Liebelli¬
lachen vereinigt, ein bis zum Schwachsinn fader Geck (Hr. Klein¬
Arthur Schnitzler, ist sehr rasch nach seinem ersten Erfolge Rhoden), dem die Aufgabe zugewiesen ist, den „überwundenen
mit einem zweiten Werk auf den Bühnen erschienen, dem „Frei¬ Standpunkt der „satisfactionsfähigen Gesellschaft" zu vertreten,
wild"; es ist in Berlin und Wien mit lebhafter Beachtung auf¬
und ein Arzt (Hr. Sick) der dasselbe, aber mit etwas mehr Ver¬
elte
genommen worden — daher ist es auch den Lesern der Allgemeinen stand und Würde thut, sowie endlich das in all seiner Jämmerlich¬
Prag Zeitung bereits bekannt —, aber hier wie dort hat man auch con- keit heitere und erheiternde Völkchen einer „Schmiere" vervollständigen
ende statirt, daß das zweite die Höhe des ersten nicht erreicht. Die das Personal des Stücks. Zu dem Besten an demselben gehören gerade
gestrige Premiere im Deutschen Theater dürfte dieses Urtheil auch die Scenen, in welchen dieses Völkchen sich vor seinem Kunstinstitut
für München festgelegt haben, obwohl das Stück eine recht warm
tummelt, wie denn überhaupt die genrehafte Ausmalung und Aus¬
Aufnahme gefunden hat; der Beifall war sogar zum Theil außer stattung des Milieus Schnitzlers Stärke ist. Die dramatische Ver¬
icht ordentlich zah — bis zu fünfmaligem Heben des Vorhangs na¬
wicklung und Lösung dagegen leidet an sehr wesentlichen Mängeln.
dem ersten Act —, aber er trug einen stark verstandesmäßiger
Der oh-feigende Philosoph vergißt, daß seine Art von Selbsthülfe
Charakter und galt vielleicht zum größeren Theil der Tendenz der
sich mit der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung ebenso wenig
Dichtung als dieser selbst. Wenn statt der stark literarisch durch verträgt, wie die eines Mannes, der Ehrenhändel mit der Waffe
setzten Zuhörerschaft der Premiere erst einmal ein Sonntagspublicum auszutragen pflegt; er vergißt, daß dem von ihm tödtlich Beleidigten
das Haus füllt, wird dieses Mißverhältniß wohl noch stärker zu
sein Leben subjectiv genau so viel werth sein kann und darf, wie
Tage treten. Immerhin hatten auch die tüchtige Leistung der ihm das seinige — auch objectiv betrachtet ist der Werthunterschied
Regie (Hr. Oberregisseur Stollberg) und die wackere Dar¬ nicht allzugroß — und er ist endlich inconsequent genug,
ß. stellung ihren Antheil an dem Erfolg, und das Stück selber dem Gegner, den er durch die Verweigerung der Satisfaction
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ende de